Benutzer:Sahal:Königin
Gyne, Gynomorphe, Königin
Die Begrifflichkeiten für eine Königin oder eine "reproduktiv tätige Ameise" innerhalb eines Volkes sind leider nicht klar definiert und werden je nach Autor unterschiedlich genutzt... mit der Folge: man kann sich herrlich missverstehen.
Zu diesem Thema findest Du eine Erläuterung und Empfehlung unter einheitliche Definition. Der Verfasser folgt hier der Empfehlung und nutzt den Terminus "Königin" für eine reproduktive tätige Imago.
Die Königin
Die Königin nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der Ameisenstaates ein. Der Begriff Königin ist jedoch nicht wörtlich zu nehmen oder gar auf die in der menschlichen Gesellschaft praktizierten Monarchie zu beziehen...
Die Bezeichnung "Mutter" würde es schon besser treffen, ist jedoch nicht gebräuchlich und in der Zoologie definitiv falsch! Die aus dem Griechischen stammende Bezeichnung Gyne trifft es hier schon wesentlich besser und bezeichnet eine Frau, und somit ein fortpflanzungsfähiges weibliches Individuum.
Eine weitere Bezeichnung ist angelehnt an die Imkerei: hier wird die Bienenkönigin als „Weisel“ bezeichnet. Hieraus leitet sich die Bezeichnung „weisellose oder entweiselte Kolonien“ für Ameisenvölker ab, deren Königin gestorben ist oder entfernt wurde.
Reproduktion
Die Rolle der Königin in einem Ameisenstaat beschränkt sich in der Hauptsache auf die Reproduktion, dh durch fortlaufende Eierproduktion für den Nachwuchs zu sorgen. Nach der Gründungsphase sorgt die Königin nicht mehr selbst für die Brut, sondern überlässt diese Aufgabe den Arbeiterinnen. Das hat den großen Vorteil der Ressourcen-Einteilung: die Königin kann sich als fortpflanzungsfähige Imago mit aller Kraft auf diese Aufgabe konzentrieren. Besonders ausgeprägt ist dieses bei den (nicht verwandten) Termiten: Die Ovarien der immer gynomorphen Königin schwellen auf ein hundertfaches an und produzieren mehrere tausend Eier pro Tag.
Ameisenköniginnen erreichen diese Legeleistung bei weitem nicht und bleiben auch aus eigener Kraft mobil... wobei die Legeleistung der gynomorphen Königin wesentlich höher als die der ergatoomorphen Königin ist.
Pheromone
Bei einigen Ameisenarten sondert die gynomorohe Königin ein besonderes Pheromon/Hormon ab, welches bei den Arbeiterinnen eine eigene Produktion von Nachwuchs unterdrückt, dh die Ovarien der Arbeiterinnen können keine Eier bilden. Andere Arten zeugen bereits Nachwuchs, der keine oder nur rudimentäre Ovarien besitzt. Weitere Pheromone bewirken, daß die Königin von den Arbeiterinnen mit speziellen Futtersekreten aus Proteinen oder proteinhaltigen Futterbrocken gefüttert wird.
Eine "Regierung" oder "Steuerung" der Kolonie findet primär bei keiner bekannten Ameisenart statt. Alle Vorgänge innerhalb einer Kolonie unterliegen selbstregulierenden Mechanismen oder sind die sekundäre Folge aus den Bedürfnissen der Kolonie.
Paarung
Die Königin wird als einziges Tier in einer Kolonie von Männchen während Paarungszeit begattet. Eine Ameisenkönigin wird, anders als bei Termiten, in ihrem Leben nur einmal begattet und speichert den Samen des Männchens in einer speziellen Blase. Aus diesem Vorrat schöpft die Ameisenkönigin nun für ihr gesamtes Leben den notwendigen Samen zur Befruchtung ihrer Eier.
Tod der Königin
Bei monogynen Arten führt der Tod er Königin über kurz oder lang zum Aussterben der gesamten Kolonie. Da die Königin in einer solchen Kolonie als einziges Tier begattet ist, dh den Samen der Männchen in sich trägt, kann auch nur die Königin befruchtete Eier legen und für Nachwuchs an Arbeiterinnen sorgen. Wenn nun in einer monogynen Kolonie die Königin stirbt, wird die noch vorhandene Brut aufgezogen und die Kolonie agiert relativ normal weiter. Durch die natürliche Lebensdauer der Arbeiterinnen und mangelnden Nachwuchs wird die Kolonie jedoch langsam aussterben.
Bei polygynen Arten hat der Tod einer einzelnen Königin keine Auswirkungen, wenn weitere Königinnen vorhanden sind. War nur eine Königin vorhanden, kann diese durch eine andere Königin ersetzt werden.
(beachte hierzu auch den Artikel Weisellose_Völker)