Mandibeln
Die Mandibeln sind die typischen Mundwerkzeuge der zu den Gliederfüßern gehörenden Mandibulata. Zu dem sogenannten "Mandibulata-Konzept" werden neben den Tracheentieren (Insekten) auch noch die Krebstiere gezählt, allerdings ist umstritten, ob die Krebstiere und Tracheentiere die Mandibeln nicht unabhängig voneinander erworben haben.
Die Mandibeln stellen eine Umgestaltung des 3. Beinpaares im Kopfbereich der Tiere dar und entsprechen damit den Pedipalpen der Spinnentiere. Die Mandibel besteht im wesentlichen aus einer kräftigen Kaulade.
Sie dienen zum Zerbeißen und Zerkauen pflanzlicher und tierischer Nahrung oder als Greifwerkzeug beim Transport bzw. Manipulieren von Objekten. Räuberische Arten benutzen ihre Mandibeln zum Beutefang.
Unter den Ameisen gibt es die unterschiedlichsten Arten von Mandibeln und deren Nutzung.
- Einige Gattungen besitzen sogenannte Schnappkiefer (z.B. Odontomachus, Myrmoteras), die nach Aktivierung durch Auslöserhaare mit 35-64 m/s auf den Verursacher des Reflexes "niederdonnern". Diese Bewegung der Schnappkiefer bei Odontomachus ist die schnellste gemessene im Tierreich. In diesem Fall werden die Mandibeln sogar zur springenden Fortbewegung genutzt [1]; für Videos dazu s. hier.
- Blattschneiderameisen wie die Gattungen Atta und Acromyrmex benutzen ihre Mandibeln unter anderem dazu organisches Material wie Blätter zu schneiden.
- Räuberisch lebende Arten wie z. B. die der Gattung Myrmecia hingegen verwenden ihre Mandibeln fast ausschließlich um damit Beutetiere zu erjagen.
- Die sichelartigen, fein gezahnten Mandibeln des Sklavenhalters Polyergus rufescens sind darauf ausgelegt, den Chitinpanzer gegnerischer Ameisen zu durchdringen
- Glatte Mandibeln ermöglichen Harpagoxenus sublaevis die einfache Amputation von Gliedmaßen bei der [Gründung#Sozialparasitismus|Eroberung] einer potenziellen Gründerkolonie
Der Unterschied zwischen räuberisch lebenden Arten und Arten die nicht aktiv jagen ist schnell anhand der Mandibelbezahnung festzustellen. Das obere Bild zeigt die Mandibeln einer Myrmecia nigriceps-Arbeiterin. Die Gattung Myrmecia jagt aktiv Beutetiere wie kleine Wirbellose, die mit den Mandibeln festgehalten und dann mit dem Stachel betäubt und getötet werden. Hierzu ist eine ausreichende Bezahnung notwendig, um das Beutetier fest umklammern zu können. Die spitzen gerundeten Enden verstärken den Effekt. Um ein Beutetier zusammengezogen können sich die Enden je nach Durchmesser des Beutetieres berühren, und wie eine geschlossene Zange wirken. Ein Entkommen aus diesem Griff ist fast nicht möglich, die Arbeiterin kann gezielt das Gift injizieren.
Anders verhält es sich bei der unten abgebildeten Paraponera clavata-Arbeiterin. Die Nahrung dieser Art besteht zu 80 - 90 % aus Kohlenhydraten, der Proteinbedarf wird vermutlich hauptsächlich durch Vogelkot und Aas, oder bereits schwache Wirbellose die durch einen Stich getötet werden, gedeckt. Aktives Jagdverhalten ist bei der Art nicht zu beobachten, die Mandibeln dienen somit als Allzweckwerkzeug.