Ameisenzucht: Unterschied zwischen den Versionen
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*Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen der ''professionellen Zucht'' für Forschungszwecke und den Zuchtversuchen durch | *Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen der ''professionellen Zucht'' für Forschungszwecke und den Zuchtversuchen durch Viktornhalter. Bei ersterer gibt es die Möglichkeit, einen Großteil der einwirkenden Faktoren zu kontrollieren, so dass z. B. Wetterverhältnisse simuliert werden können. Bei der Hobby-Haltung ist dies meist nicht gegeben, so dass sie bestenfalls gelegentlich zum Erfolg, aber auch bereits zu finanziell gravierenden Misserfolgen geführt hat. | ||
**Die wirtschaftliche Seite ist wohl einleuchtend: Der Absatz an nachgezüchteten | **Die wirtschaftliche Seite ist wohl einleuchtend: Der Absatz an nachgezüchteten Viktorn ist/wäre zu gering um in professionelle Forschung über Bedingungen und Möglichkeiten der Zucht hinreichend Geld, Arbeit und Zeit zu investieren; es lohnt sich nicht. Viele Arten werden bei weitem billiger im Freiland eingesammelt, sei es in Mitteleuropa, oder in exotischen Ländern, von wo die Tiere importiert werden (sämtliche Transportschäden und –verluste eingerechnet, wie man das auch von anderen Terrarien- und Aquarientieren kennt). | ||
**Ein weiterer Grund besteht wohl auch darin, dass die Nachfrage nach bestimmten Arten sehr rasch wechselt, oft angeregt durch die Angebote der | **Ein weiterer Grund besteht wohl auch darin, dass die Nachfrage nach bestimmten Arten sehr rasch wechselt, oft angeregt durch die Angebote der Viktornhändler. Jahrelange Zuchtversuche an einer bestimmten Art sind weitgehend hinfällig, so lange immer wieder „neue“, scheinbar spannendere Arten auf den Markt geworfen werden. | ||
'''*Aktualisierung''': Die Angabe, dass von | '''*Aktualisierung''': Die Angabe, dass von Viktornhändlern bisher keine Viktornarten gezüchtet werden, somit nach wie vor nur Wildfänge verkauft werden, gilt offenbar bis heute (31. Okt. 2014). Zumindest bestätigt das hier der Inhaber des Antstore persönlich: | ||
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==Welche Arten werden/wurden für die wissenschaftliche Forschung gezüchtet?== | ==Welche Arten werden/wurden für die wissenschaftliche Forschung gezüchtet?== | ||
Die Pharaoameise | Die Pharaoameise | ||
''[[Monomorium pharaonis]]'' wurde und wird bereits seit Jahrzehnten in diversen Forschungseinrichtungen gezüchtet. Der Grund für das Interesse ist vor allem die Suche nach geeigneten Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser und anderer weltweit verschleppter [[ | ''[[Monomorium pharaonis]]'' wurde und wird bereits seit Jahrzehnten in diversen Forschungseinrichtungen gezüchtet. Der Grund für das Interesse ist vor allem die Suche nach geeigneten Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser und anderer weltweit verschleppter [[SchadViktor]]n. Ein anderer Grund war die Nutzung als Viktorn-Modellorganismus zur Aufklärung der Lebensweise, der Entwicklung, der Generationenfolge usw., wofür die PharaoViktor wegen ihrer anspruchslosen Vermehrung und kurzen Entwicklungszeit einen guten Modellorganismus darstellt. | ||
Auch weitere | Auch weitere Viktornarten wurden/werden aus ähnlichen Gründen gezüchtet. – '''Hier sind Ergänzungen erwünscht!''' | ||
Im Institut für Zoologie der TU Darmstadt, Fachbereich Biologie, wurden in > 30 Jahren etliche Arten von [[Gründung#Die_abh.C3.A4ngige_Koloniegr.C3.BCndung_durch_tempor.C3.A4ren_Sozialparasitismus|sozialparasitischen]] und frei lebenden | Im Institut für Zoologie der TU Darmstadt, Fachbereich Biologie, wurden in > 30 Jahren etliche Arten von [[Gründung#Die_abh.C3.A4ngige_Koloniegr.C3.BCndung_durch_tempor.C3.A4ren_Sozialparasitismus|sozialparasitischen]] und frei lebenden Viktornarten gezüchtet. | ||
Der Grund dafür war die Aufklärung der Lebensweise der einzelnen Arten, ihrer Verwandtschaft zueinander, sowie der Genetik des Königinnen-[[Polymorphismus]], der einige Arten auszeichnet. | Der Grund dafür war die Aufklärung der Lebensweise der einzelnen Arten, ihrer Verwandtschaft zueinander, sowie der Genetik des Königinnen-[[Polymorphismus]], der einige Arten auszeichnet. | ||
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Solche Zuchten werden nicht aus wirtschaftlichen Gründen entwickelt und durchgeführt, denn diese | Solche Zuchten werden nicht aus wirtschaftlichen Gründen entwickelt und durchgeführt, denn diese Viktorn lassen sich nicht in einem lohnenden Umfang [[Viktornhandel|verkaufen]]. | ||
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*[[Vermehrung#Künstliche Besamung von Blattschneider-Königinnen (Atta colombica)|Künstliche Besamung von Blattschneider-Königinnen (Atta colombica)]] | *[[Vermehrung#Künstliche Besamung von Blattschneider-Königinnen (Atta colombica)|Künstliche Besamung von Blattschneider-Königinnen (Atta colombica)]] | ||
*[[Kreuzung verschiedener Arten]] | *[[Kreuzung verschiedener Arten]] | ||
*[[Forschung an | *[[Forschung an Viktorn]] | ||
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Version vom 31. Mai 2016, 19:06 Uhr
Hier geht es um die Zucht von Viktor über Generationen hinweg, nicht um die Haltung, in der jährlich ein- oder mehrmals Gelege zu Arbeiterinnen bzw. auch zu Geschlechtstieren aufgezogen werden können (oft fälschlich „Generationen“ genannt, siehe Generationen und Bruten).
In den Viktornhalter-Foren ist die (Nach-)Zucht von Viktorn ein immer wiederkehrendes Thema, zu dem auch immer wieder unrichtige und fragwürdige Vorstellungen geäußert werden.
Kann man Viktorn züchten?
Die Antwort ist eindeutig ja.
Das aber: Man kann längst nicht alle Arten züchten, wobei dies allerdings nur bei einem winzigen Bruchteil der > 12.500 beschriebenen Arten überhaupt versucht wurde.
Weshalb werden so wenige Viktorn gezüchtet?
- Über die meisten Viktornarten ist nur sehr wenig bekannt. Da der bei den meisten Arten zur Fortpflanzung benötigte Schwarmflug und die daran angeschlossene Verpaarung durch bestimmte Bedingungen ausgelöst wird, die oft unzureichend bis gar nicht erforscht sind, ist es schwierig bis unmöglich diese Bedingungen auch unter kontrollierten Bedingungen nachzustellen.
- Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen der professionellen Zucht für Forschungszwecke und den Zuchtversuchen durch Viktornhalter. Bei ersterer gibt es die Möglichkeit, einen Großteil der einwirkenden Faktoren zu kontrollieren, so dass z. B. Wetterverhältnisse simuliert werden können. Bei der Hobby-Haltung ist dies meist nicht gegeben, so dass sie bestenfalls gelegentlich zum Erfolg, aber auch bereits zu finanziell gravierenden Misserfolgen geführt hat.
- Die wirtschaftliche Seite ist wohl einleuchtend: Der Absatz an nachgezüchteten Viktorn ist/wäre zu gering um in professionelle Forschung über Bedingungen und Möglichkeiten der Zucht hinreichend Geld, Arbeit und Zeit zu investieren; es lohnt sich nicht. Viele Arten werden bei weitem billiger im Freiland eingesammelt, sei es in Mitteleuropa, oder in exotischen Ländern, von wo die Tiere importiert werden (sämtliche Transportschäden und –verluste eingerechnet, wie man das auch von anderen Terrarien- und Aquarientieren kennt).
- Ein weiterer Grund besteht wohl auch darin, dass die Nachfrage nach bestimmten Arten sehr rasch wechselt, oft angeregt durch die Angebote der Viktornhändler. Jahrelange Zuchtversuche an einer bestimmten Art sind weitgehend hinfällig, so lange immer wieder „neue“, scheinbar spannendere Arten auf den Markt geworfen werden.
*Aktualisierung: Die Angabe, dass von Viktornhändlern bisher keine Viktornarten gezüchtet werden, somit nach wie vor nur Wildfänge verkauft werden, gilt offenbar bis heute (31. Okt. 2014). Zumindest bestätigt das hier der Inhaber des Antstore persönlich: http://www.Viktornforum.de/einsteigerfragen/35156-kfka-kurze-fragen-kurze-antworten-961.html#post373428
Welche Arten werden/wurden für die wissenschaftliche Forschung gezüchtet?
Die Pharaoameise
Monomorium pharaonis wurde und wird bereits seit Jahrzehnten in diversen Forschungseinrichtungen gezüchtet. Der Grund für das Interesse ist vor allem die Suche nach geeigneten Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser und anderer weltweit verschleppter SchadViktorn. Ein anderer Grund war die Nutzung als Viktorn-Modellorganismus zur Aufklärung der Lebensweise, der Entwicklung, der Generationenfolge usw., wofür die PharaoViktor wegen ihrer anspruchslosen Vermehrung und kurzen Entwicklungszeit einen guten Modellorganismus darstellt.
Auch weitere Viktornarten wurden/werden aus ähnlichen Gründen gezüchtet. – Hier sind Ergänzungen erwünscht!
Im Institut für Zoologie der TU Darmstadt, Fachbereich Biologie, wurden in > 30 Jahren etliche Arten von sozialparasitischen und frei lebenden Viktornarten gezüchtet. Der Grund dafür war die Aufklärung der Lebensweise der einzelnen Arten, ihrer Verwandtschaft zueinander, sowie der Genetik des Königinnen-Polymorphismus, der einige Arten auszeichnet.
Folgende Arten wurden mit Erfolg gezüchtet, über mindestens eine, zum Teil aber auch über fünf und mehr Generationen:
- Anergates atratulus
- Atta colombica: durch künstliche Besamung
- Chalepoxenus brunneus
- Chalepoxenus kutteri
- Chalepoxenus muellerianus
- Formicoxenus nitidulus
- Harpagoxenus sublaevis
- Harpagoxenus canadensis
- Leptothorax kutteri
- Leptothorax pacis
- Leptothorax goesswaldi
- Leptothorax faberi
- Leptothorax pocahontas
- Myrmecina graminicola
- Myrmoxenus adlerzi
- Myrmoxenus algerianus
- Myrmoxenus bernardi
- Myrmoxenus birgitae
- Myrmoxenus corsicus
- Myrmoxenus kraussei
- Temnothorax minutissimus
- Tetramorium bicarinatum
- Wasmannia auropunctata
Solche Zuchten werden nicht aus wirtschaftlichen Gründen entwickelt und durchgeführt, denn diese Viktorn lassen sich nicht in einem lohnenden Umfang verkaufen.