Formica sanguinea: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Formica (Raptiformica) sanguinea''', die "Blutrote Raubameise", ist eine fakultativ Sklaven haltende Formicine. Sie ist in Eurasien sehr weit verbreitet. Die Nester sind nicht die von Formica (Formica) bekannten Hügelnester; sie entsprechen eher den Nestern der Sklavenarten aus der Untergattung Serviformica, sind jedoch äußerst vielgestaltig und variabel.
'''Formica (Raptiformica) sanguinea''', die "Blutrote Raubameise", ist eine fakultativ Sklaven haltende Formicine. Sie ist in Eurasien sehr weit verbreitet. Die Nester sind nicht die von Formica (Formica) bekannten Hügelnester; sie entsprechen eher den Nestern der Sklavenarten aus der Untergattung [[Serviformica]], sind jedoch äußerst vielgestaltig und variabel.


Zumeist nur junge Raptiformica-Nester enthalten Sklaven. Die Mehrzahl der Bewohner stellt immer die "Herrenameise", R. sanguinea. Größere Völker oder gar Kolonieverbände (polydom und polygyn) vernichten praktisch alle Sklavenart-Nester in ihrem Wirkungsbereich. Auch werden längst nicht alle eroberten Larven und Puppen der Sklavenarten zu Sklaven aufgezogen: Der größte Teil davon wird gefressen.
Zumeist nur junge Raptiformica-Nester enthalten Sklaven. Die Mehrzahl der Bewohner stellt immer die "Herrenameise", R. sanguinea. Größere Völker oder gar Kolonieverbände (polydom und polygyn) vernichten praktisch alle Sklavenart-Nester in ihrem Wirkungsbereich. Auch werden längst nicht alle eroberten Larven und Puppen der Sklavenarten zu Sklaven aufgezogen: Der größte Teil davon wird gefressen.

Version vom 19. Februar 2011, 20:09 Uhr

Formica sanguinea
(Blutrote Raubameise)
Systematik
Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Formica
Untergattung: Raptiiformica
Art: Formica sanguinea
Weitere Informationen
Gründung: Sozialparasitisch, Pleometrose
Königinnen: polygyn
Wissenschaftlicher Name
Formica sanguinea

Linnaeus, 1758


Formica (Raptiformica) sanguinea, die "Blutrote Raubameise", ist eine fakultativ Sklaven haltende Formicine. Sie ist in Eurasien sehr weit verbreitet. Die Nester sind nicht die von Formica (Formica) bekannten Hügelnester; sie entsprechen eher den Nestern der Sklavenarten aus der Untergattung Serviformica, sind jedoch äußerst vielgestaltig und variabel.

Zumeist nur junge Raptiformica-Nester enthalten Sklaven. Die Mehrzahl der Bewohner stellt immer die "Herrenameise", R. sanguinea. Größere Völker oder gar Kolonieverbände (polydom und polygyn) vernichten praktisch alle Sklavenart-Nester in ihrem Wirkungsbereich. Auch werden längst nicht alle eroberten Larven und Puppen der Sklavenarten zu Sklaven aufgezogen: Der größte Teil davon wird gefressen.

Die Koloniegründung ist ungemein variabel. Nach Stitz (1939, Hymenoptera – Formicidae, in Dahl (ed.): Tierwelt Deutschlands, Bd. 37, Jena, 428 S.) kann die Koloniegründung auf vier verschiedene Arten erfolgen:

1.) Adoption: Aufnahme einer (begatteten) Jungkönigin in ein fremdes Nest der eigenen Art, oder: Mit Hilfe von Arbeiterinnen der eigenen Art, wodurch Zweigkolonien entstehen, oder: Durch Eindringen und Aufnahme einer Jungkönigin in eine Kolonie von Hilfsameisen.

2.) Puppenraub: Eine Jungkönigin eignet sich Puppen aus einem Serviformica-Nest an, das bei einem Raubzug von R. sanguinea geplündert wurde, oder: Es werden bei Plünderung eines Nestes von Hilfsameisen dessen Bewohner getötet und ihre Puppen geraubt.

3.) Allianz: Jungkönigin von R. sanguinea und Jungkönigin von Hilfsameisenart finden sich nach dem Hochzeitsflug zusammen und gründen eine Kolonie, die dadurch ihre Hilfsameisen erhält. Über eine Koloniegründung von R. sanguinea im Beobachtungsnest durch Allianz mehrerer Jungköniginnen nach ihrem Eindringen in ein Nest der Hilfsameisen, deren Vertreibung und Sichbemächtigen ihrer Brut berichtet Raignier (1938). Nach Auftreten der ersten Arbeiterin tötete wahrscheinlich eines der sanguinea-Weibchen die anderen.

4.) Nesteroberung: Von Eidmann im Beobachtungsnest festgestellt. Das sanguinea-Weibchen tötete hierbei den größten Teil der 20 mit Kokons vorhandenen Hilfsameisen (Formica fusca)….. Gegen die geschlüpften, noch unausgefärbten fusca-Arbeiterinnen verhielt es sich freundlich, und noch am selben Tag sah man es mit einer kleinen Schar von ihnen die Kokons bewachen und umhertragen.

So weit Stitz (1939). Mit den angegebenen Unter-Möglichkeiten wären es auch mehr als vier. Wer Genaueres wissen möchte, muss sich der Mühe unterziehen, in dem Buch von Stitz nachzulesen. Seifert (2007) listet weitere Zitate auf. Es ist unmöglich, die Inhalte aller dieser Arbeiten hier wiederzugeben.

(A. Buschinger, 21. Mai 2007)

Eine neuere Arbeit befasst sich mit der Koloniegründung von Formica sanguinea. Danach kehren begattete Weibchen in ein Nest von F. sanguinea zurück und folgen den Raubzügen dieser Kolonie. In den angegriffenen und geschwächten Wirtskolonien können sie relativ leicht eine eigene Kolonie gründen. Auch andere Modi der Koloniegründung wurden untersucht:

Mori, A. & Le Moli, F. 1998: Mating Behavior and Colony Founding of the Slave-Making Ant Formica sanguinea (Hymenoptera: Formicidae). - Journal of Insect Behavior 11, 235-245.

Abstract The mating and postmating behavior of reproductives belonging to two sympatric dulotic colonies of the facultative slave-making ant Formica sanguinea was analyzed in the field. Our observations showed that the European blood-red ant adopts a reproductive behavior similar to the male aggregation syndrome. Newly mated females return to a dulotic colony and often wait for a raid. Following a slave raid is an advantageous strategy to locate and invade host nests and to establish a new dulotic colony. In the laboratory, the following modes of colony founding were studied: independent, adoption, alliance, usurpation, and brood raiding. Independent foundation was possible only when several females were kept together. Alliance was obtained with females of two potential slave species (F. cunicularia, F. rufibarbis). Usurpation and adoption were more frequent in the incipient than in the mature host colonies. Mixed colonies were always obtained after the sack of the host pupae. It seems likely that, rather than conspecific adoption followed by budding, F. sanguinea relies on temporary parasitism to start new colonies.