Exotische Parasiten: Unterschied zwischen den Versionen
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Immer wieder (s.a. das Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte) wird darauf hingewiesen, dass fremdländische Ameisen bei uns nicht nur selbst zur Gefahr werden können, sondern dass sie auch - zumeist völlig unbekannte - Parasiten und Krankheitserreger mitbringen, die unter Umständen für unsere heimischen Arten zur Gefahr werden können. | Immer wieder (s.a. das Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte) wird darauf hingewiesen, dass fremdländische Ameisen bei uns nicht nur selbst zur Gefahr werden können, sondern dass sie auch - zumeist völlig unbekannte - Parasiten und Krankheitserreger mitbringen, die unter Umständen für unsere heimischen Arten zur Gefahr werden können. | ||
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'''2. Pilze:''' | |||
Aegeritella: Epizootische (auf Tieren lebende) Pilze, die bisher hauptsächlich bei europäischen Waldameisen gefunden wurden. Sie machen sich als winzige bis kleine, raue Erhebungen praktisch überall auf der Körperdecke bemerkbar. Wie weit sie den Ameisen schaden, ist nicht genau bestimmt. Es gibt jedoch Hinweise auf Waldameisenvölker, die schwächer geworden oder gar „verschwunden“ sind, nachdem man im Vorjahr eine Infektion mit diesen Pilzen beobachtet hatte. | |||
Myrmicinosporidium ist eine weitere Gattung von Pilzen, die in der Leibeshöhle der Ameisen anzutreffen sind. Sie wurden unter dem Namen „Näpfchenkrankheit“ zuerst aus Süddeutschland beschrieben, da im mikroskopischen Bild entwässerter Tiere napfartige Strukturen in großer Zahl zu sehen sind. Häufig bei Temnothorax-, Solenopsis- und Plagiolepis-Arten im Mittelmeergebiet, aber auch in Nordamerika und sogar auf den Galapagos-Inseln nachgewiesen (wahrscheinlich mehrere Arten). Der Befall ist für die infizierten Tiere tödlich. Lebenszyklus und Übertragungsweg unbekannt. | |||
Hier eine Auswahl von Literatur; in den Literaturverzeichnissen der einzelnen Veröffentlichungen finden sich weitere Arbeiten zum Thema. | |||
Wiśniewski, J., Buschinger, A. (1982): Aegeritella superficialis BAĿ. et WIŚ., ein epizootischer Pilz bei Waldameisen in der Bundesrepublik Deutschland. Waldhygiene 14, 139-140, 1982. | |||
Buschinger, A., Winter, U.(1983): Myrmicinosporidium durum HÖLLDOBLER 1933, Parasit bei Ameisen (Hym., Formicidae), in Frankreich, der Schweiz und Jugoslawien wieder aufgefunden. Zool. Anz. 210, 393-398, 1983. | |||
Sanchez-Pena, S.R., Buschinger, A., Humber, R.A. (1993): Myrmicinosporidium durum, an enigmatic fungal parasite of ants. J. Invertebrate Pathol. 61, 90-96, 1993 | |||
Buschinger, A., Beibl, J., D’Ettorre, J, Ehrhardt, W. (2004): Recent records of Myrmicinosporidium durum Hölldobler, 1933, a fungal parasite of ants, with first record north of the Alps after 70 Years. Myrmecologische Nachrichten 6, 9-12 | |||
'''3. Bandwürmer:''' | |||
Die Bandwurmgattungen Anomotaenia, Choanotaenia und Railletina leben im Darm von Vögeln als Endwirte. Die Bandwurm-Eier werden von Ameisen an die Brut verfüttert. In den Larven entwickeln sich Finnen (Cysticercoide), die in den adulten Tieren vorzufinden sind. Werden solche Ameisen von Vögeln gefressen, entstehen in deren Darm wiederum Bandwürmer. Als Zwischenwirte solcher Bandwürmer sind Arten der Gattungen Leptothorax, Temnothorax, Myrmica und Tetramorium bekannt geworden. Tetramorium beherbergen eine Bandwurmart, die in Hühnen lebt (Gefahr für Hühner in Freilandhaltung). Infizierte Leptothorax und Temnothorax fallen durch ausnehmend helle, gelbe Färbung auf; infizierte Myrmica sind dagegen deutlich dunkler braun als ihre Artgenossinnen. Befallene Tetramorium scheinen keine äußeren Besonderheiten aufzuweisen. | |||
Buschinger, A. (1973): Ameisen der Tribus Leptothoracini (Hym., Formicidae) als Zwischenwirte von Cestoden. Zool. Anz. 191, 369-380. | |||
Buschinger, A. (1989): Bandwurmfinnen in Ameisen. Die Waldameise 2, 45-48. | |||
Heinze, J., Rüppell, O., Foitzik, S., Buschinger, A.(1998): First records of Leptothorax rugatulus (Hymenoptera: Formicidae) with cysticeroids of tapeworms (Cestoda: Dilepididae) from the Southwestern United States. Florida Entomologist 81, 122-125. | |||
Péru, L., Plateaux, L., Buschinger, A., Douwes, P., Perramon, A., Quentin, J.C. (1990): | |||
New records of Leptothorax ants with cysticercoids of the cestode, Choanotaenia unicoronata, and the rearing of the tapeworm in quails. Spixiana 13, 223-225. |
Version vom 14. September 2005, 18:06 Uhr
Es gibt ja im Ausland nicht nur tropische Regionen, aus denen "exotische" Parasiten eingeschleppt werden könnn. In Südafrika oder Australien gibt es Klimagebiete, die durchaus unseren Verhältnissen ähnlich sind. Auch dort leben Parasiten (Milben etc., Fadenwürmer), die unsere Klimabedingungen problemlos ertragen würden und, mangels Anpassung der einheimischen Ameisen, sogar gefährlicher werden könnenen als in ihren Heimatländern.
Für Bakterien und Viren liegen keine wiss. Erkenntnisse vor, die Ameisen betreffen würden. Die sind auch noch schwerer zu erkennen als die oben genannten Infektionen. Aber: Man weiß allgemein, dass gerade diese Mikroorganismen unheimlich schnell mutieren können! Eine im Frühjahr aus warmen Gegenden eingeschleppte Spezies kann bis zum Herbst so mutieren, dass sie auch mit unseren Klimabedingungen klarkommt. Viren und Bakterien können ganz allgemein bei ungünstigen Bedingungen auch unempfindliche Dauerstadien ausbilden, aus denen sie bei nächster Gelegenheit wieder auskeimen. (Übertragung auf Menschen, Haustiere, ja andere Insektenordnungen, sind weniger zu erwarten, wenn auch nicht ganz auszuschließen).
Wobei es durchaus nicht unwissenschaftlich ist, wenn man von 6-8 bekannten Fällen von Ameisen-Parasiten etwa schließt, dass es bei anderen, bisher nicht untersuchten Ameisen ebenfalls Parasiten gibt. Das Gegenteil wäre Unsinn.
Und natürlich gibt es überall Parasiten, aber das ist doch kein Grund, davon noch mehr haben zu wollen? Wer Läuse hat, wird sich bedanken, wenn ihm jemand noch Flöhe dazu ins Haus bringt. Wir haben genug zu tun, die vorhandenen Schädlinge an Pflanzen zu bekämpfen. Jeder neu hinzukommende vergrößert den notwendigen Aufwand dafür. Pflanzenimporte werden eben deswegen bei der Ankunft von ausgebildeten Fachleuten untersucht, bevor sie auf Gärtnereien etc. verteilt werden. Für die Untersuchung importierter Ameisen gibt es keine Fachleute, und weil Ameisenimport im großen Stil eine noch junge Entwicklung ist, fehlen bei uns auch noch die gesetzlichen Handhaben.
Konkrete Beispiele: Beispiel BITTE GEGEN BISHERIGES BEISPIEL 1 austauschen! - A.B.
Krankheitserreger und Parasiten von Ameisen
1.) Gregarinen (Protozoen, Einzeller, Mattesia spp.)
Immer wieder (s.a. das Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte) wird darauf hingewiesen, dass fremdländische Ameisen bei uns nicht nur selbst zur Gefahr werden können, sondern dass sie auch - zumeist völlig unbekannte - Parasiten und Krankheitserreger mitbringen, die unter Umständen für unsere heimischen Arten zur Gefahr werden können.
Ein konkretes Beispiel (für diejenigen, die sich anhand der wissenschaftlichen Literatur informieren wollen, sind unten die Zitate angefügt):
In Florida wurde 1979 (Jouvenaz et al.) ein einzelliger Parasit der dort importierten fire ants beschrieben, Mattesia geminata . Buschinger et al. 1995 berichteten über eine verwandte (oder identische?) Mattesia -Art aus der Umgebung des Yellowstone-Parks, in dortigen Leptothorax -Arten. Sie ließ sich problemlos in Leptothorax -Arten aus D züchten, natürlich unter großen Sicherheitsvorkehrungen, um unsere einheimischen Arten nicht zu gefährden. Kleespies et al. (1997) und Buschinger et al. (1999) haben über den bis dahin unbekannten Lebenszyklus, Infektionswege (die Larven werden befallen und sterben dann im Puppenstadium) sowie über potenzielle Wirtsarten für den Parasiten berichtet. Das recht breite Spektrum an Wirtsarten umfasst außer einigen Leptothorax-Arten auch z.B. ihren interessanten und in Deutschland gefährdeten Sklavenhalter Harpagoxenus sublaevis. Weiterhin konnte die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) sehr erfolgreich infiziert werden, wenngleich deren Ausrottung durch den Parasiten unwahrscheinlich ist. Eine Weiterzucht der Mattesia mit dem Ziel, ein biologisches Bekämpfungsmittel für diese Schadameise zu entwickeln, wurde dann nicht betrieben. Sicher hätte sich ein solches Mittel gut vermarkten lassen, aber es wäre gewissenlos gewesen, so etwas u.U. in die Natur zu entlassen.
Bereits 1988 hat Crosland aus Australien eine Mattesia -Art beschrieben, die in bull-ants, Myrmecia pilosula, parasitiert. Ich selbst habe dort infizierte Tiere 1990 gefunden. Näheres über das Wirtsspektrum dieser Mattesia-Art oder Infektionswege etc. ist absolut unbekannt!!!
Seit 2002 werden "Bulldoggenameisen" (Myrmecia , unbestimmte Art, später „M. pavida“) im Handel angeboten.
Dies ist ein konkretes Beispiel dafür, dass der Import fremdländischer Arten Schäden auslösen könnte, wenn der Parasit mit den importierten Ameisen eingeführt wird und auf Ameisen aus der heimischen Natur übergeht. Gewiss, die Gefahr eines GAU durch die angebotenen bull-ants ist wahrscheinlich gering. ABER: Alle anderen importierten Ameisen (und auch andere Tier- und Pflanzenarten) bringen das Risiko der Einschleppung solcher Parasiten, auch Pilze, Bakterien, Viren, mit sich. Nur weiß man leider viel zu wenig darüber, Forschung über die Krankheitserreger von Insekten lohnt kaum und wird kaum finanziert (Ausnahmen sind Honigbiene, Seidenspinner, und einige parasitoide Insekten, die man zur biologischen Kontrolle schädlicher Insekten bzw. Pflanzen etc. untersucht). Es ist einfach nicht lukrativ genug!
Man sollte darüber nachdenken, ob der Import solcher Tiere zu verantworten ist!!!
Hier die Literaturzitate:
A. Buschinger, R.G. Kleespies, R.D. Schumann (1995): A gregarine parasite of Leptothorax ants from North America. Ins. Soc. 42, 219-222. A. Buschinger and R.G. Kleespies (1999): Host range and host specificity of an ant-pathogenic gregarine parasite, Mattesia geminata . Entomol. Gener. 24, 93-104. M.W.J. Crosland (1988 ) : Effect of a gregarine parasite on the color of Myrmecia pilosula (Hymenoptera: Formicidae). Ann. Entomol. Soc. Amer. 81, 481-484. (Die infizierten Tiere sterben, sind nicht nur etwas abweichend gefärbt, wie der Titel vermuten lässt - A.B.). D.P. Jouvenaz and D.W. Anthony (1979): Mattesia geminata n.sp. (Neogregarinida: Ophryocystidae) a parasite of the tropical fire ant, Solenopsis geminata (Fabricius). J. Protozool. 26, 354-356. R.G. Kleespies, A.M. Huger, A. Buschinger, S. Nähring, R.D. Schumann (1997): Studies on the life history of a neogregarine parasite found in Leptothorax ants from North America. Biocontrol Science and Technology 7, 117-129.
Ein weiteres Beispiel: Bitte gegen 2. Beispiel austauschen!
Beispiel
2. Pilze:
Aegeritella: Epizootische (auf Tieren lebende) Pilze, die bisher hauptsächlich bei europäischen Waldameisen gefunden wurden. Sie machen sich als winzige bis kleine, raue Erhebungen praktisch überall auf der Körperdecke bemerkbar. Wie weit sie den Ameisen schaden, ist nicht genau bestimmt. Es gibt jedoch Hinweise auf Waldameisenvölker, die schwächer geworden oder gar „verschwunden“ sind, nachdem man im Vorjahr eine Infektion mit diesen Pilzen beobachtet hatte. Myrmicinosporidium ist eine weitere Gattung von Pilzen, die in der Leibeshöhle der Ameisen anzutreffen sind. Sie wurden unter dem Namen „Näpfchenkrankheit“ zuerst aus Süddeutschland beschrieben, da im mikroskopischen Bild entwässerter Tiere napfartige Strukturen in großer Zahl zu sehen sind. Häufig bei Temnothorax-, Solenopsis- und Plagiolepis-Arten im Mittelmeergebiet, aber auch in Nordamerika und sogar auf den Galapagos-Inseln nachgewiesen (wahrscheinlich mehrere Arten). Der Befall ist für die infizierten Tiere tödlich. Lebenszyklus und Übertragungsweg unbekannt.
Hier eine Auswahl von Literatur; in den Literaturverzeichnissen der einzelnen Veröffentlichungen finden sich weitere Arbeiten zum Thema.
Wiśniewski, J., Buschinger, A. (1982): Aegeritella superficialis BAĿ. et WIŚ., ein epizootischer Pilz bei Waldameisen in der Bundesrepublik Deutschland. Waldhygiene 14, 139-140, 1982.
Buschinger, A., Winter, U.(1983): Myrmicinosporidium durum HÖLLDOBLER 1933, Parasit bei Ameisen (Hym., Formicidae), in Frankreich, der Schweiz und Jugoslawien wieder aufgefunden. Zool. Anz. 210, 393-398, 1983.
Sanchez-Pena, S.R., Buschinger, A., Humber, R.A. (1993): Myrmicinosporidium durum, an enigmatic fungal parasite of ants. J. Invertebrate Pathol. 61, 90-96, 1993
Buschinger, A., Beibl, J., D’Ettorre, J, Ehrhardt, W. (2004): Recent records of Myrmicinosporidium durum Hölldobler, 1933, a fungal parasite of ants, with first record north of the Alps after 70 Years. Myrmecologische Nachrichten 6, 9-12
3. Bandwürmer:
Die Bandwurmgattungen Anomotaenia, Choanotaenia und Railletina leben im Darm von Vögeln als Endwirte. Die Bandwurm-Eier werden von Ameisen an die Brut verfüttert. In den Larven entwickeln sich Finnen (Cysticercoide), die in den adulten Tieren vorzufinden sind. Werden solche Ameisen von Vögeln gefressen, entstehen in deren Darm wiederum Bandwürmer. Als Zwischenwirte solcher Bandwürmer sind Arten der Gattungen Leptothorax, Temnothorax, Myrmica und Tetramorium bekannt geworden. Tetramorium beherbergen eine Bandwurmart, die in Hühnen lebt (Gefahr für Hühner in Freilandhaltung). Infizierte Leptothorax und Temnothorax fallen durch ausnehmend helle, gelbe Färbung auf; infizierte Myrmica sind dagegen deutlich dunkler braun als ihre Artgenossinnen. Befallene Tetramorium scheinen keine äußeren Besonderheiten aufzuweisen.
Buschinger, A. (1973): Ameisen der Tribus Leptothoracini (Hym., Formicidae) als Zwischenwirte von Cestoden. Zool. Anz. 191, 369-380.
Buschinger, A. (1989): Bandwurmfinnen in Ameisen. Die Waldameise 2, 45-48.
Heinze, J., Rüppell, O., Foitzik, S., Buschinger, A.(1998): First records of Leptothorax rugatulus (Hymenoptera: Formicidae) with cysticeroids of tapeworms (Cestoda: Dilepididae) from the Southwestern United States. Florida Entomologist 81, 122-125.
Péru, L., Plateaux, L., Buschinger, A., Douwes, P., Perramon, A., Quentin, J.C. (1990): New records of Leptothorax ants with cysticercoids of the cestode, Choanotaenia unicoronata, and the rearing of the tapeworm in quails. Spixiana 13, 223-225.