Ernährung (Haltung): Unterschied zwischen den Versionen

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==Körner==
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Ernteameisen (z.B. ''[[Messor]]'', ''[[Pogonomyrmex]]'') tragen in relativ großem Maßstab Körner ein und speichern diese in einer oder mehreren Kornkammern. In Kaugemeinschaften werden die Körner geknackt, eingespeichelt und zu [[Ameisenbrot]] verarbeitet.  
[[Ernteameisen]] (z.B. ''[[Messor]]'', ''[[Pogonomyrmex]]'') tragen in großem Maßstab Körner ein und speichern diese in einer oder mehreren [[Kornkammer]]n. In Kaugemeinschaften werden die Körner geknackt, eingespeichelt und zu [[Ameisenbrot]] verarbeitet.
 
In der Haltung kann man die Sammler problemlos mit Samen einheimischer Pflanzen versorgen, wobei man darauf achten sollte, dass kleinere Kolonien/Arten nur kleine Körner wie die folgenden verarbeiten können: Wildgräser, Nachtkerze, Mohn, Hirtentäschel, Löwenzahn, Kamille, Wegerich, Klee. Größere Kolonien erweitern durch [[Major]]e ihr Nahrungsspektrum beträchtlich, so dass auch Getreide (Weizen, Gerste...) verarbeitet wird.  


[[Kategorie:Allgemein]]
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[[Kategorie:Ameisenhaltung]]
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Version vom 18. Oktober 2011, 16:09 Uhr

Nahrungsaufnahme

Grundnahrungsmittel

Kohlenhydrate

Honigwasser ist wahrscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten Honigtau, ein Sekret, das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden. Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate wie auch beim Menschen unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.

Honig ist ohne Zweifel der natürlichen Nahrung der Ameisen, dem Honigtau, am ähnlichsten: Vielfach besteht er aus wenig verändertem Honigtau (das ist letztlich „Blattlauskot“); die Blattläuse haben dem Pflanzensaft nur einige für sie wichtige Inhaltsstoffe entzogen, vor allem Aminosäuren (Bausteine für die Proteinsynthese: Blattläuse müssen schnell viele Junge produzieren!), das Wasser und die überschüssigen Zucker werden über den After ausgeschieden und von den Bienen aufgeleckt.

Zur Honigbereitung fügen die Bienen dem Honigtau (wie auch dem Blütennektar, wenn der Honig daraus hergestellt wird) Enzyme bei, die einige Zuckerarten umwandeln. Außerdem wird der Honig entwässert. Neben den Enzymen (das sind Proteine, Eiweißstoffe!) enthält Honig meist auch Blütenpollen (eiweißreich! Ausschließlich damit füttern die Bienen ihre Larven groß!).

Im Labor der AG Buschinger in Darmstadt wurde immer nur Honig der Marke Langnese verwendet (Imker und Honigliebhaber: Ganz klar sind unterschiedlich schmeckende Imkerhonige für uns viel interessanter!). Bei wissenschaftlichen Versuchen sollen die Bedingungen ja immer möglichst vergleichbar sein, standardisiert, und das bietet eben so ein Markenhonig. Deshalb ist man dort über Jahrzehnte „markentreu“ geblieben.

Honig mit Wasser ungefähr 1:1 verdünnen: Das wurde nur deshalb gemacht, weil sich die Lösung mittels Spritzflasche schnell auf 200 oder 300 Futterschälchen tropfen ließ (für die vielen Versuchsvölker im Labor). Mit zähflüssigem Honig hätte das sehr viel länger gedauert. Verdünnt wurde der Honig mit Leitungswasser. Honig ist, ebenso wie Zucker, „hygroskopisch“, das heißt, dass er bei entsprechender Luftfeuchtigkeit Wasser aus der Luft anzieht, sich also selbsttätig verdünnt. In feuchten Formikarien "vermehrt sich" deshalb sogar „Honigwasser 1:1“, verdünnt sich weiter, kann sogar über das Futterschälchen hinausquellen.

Umgekehrt kann Honig bzw. Honigwasser in trockenen Formikarien oder Arenen austrocknen und fest werden. Das schadet nicht, weil die Ameisen in der Regel mittels Speichel von dem festen Material etwas ablecken können. Nur sollte man sich fragen, ob nicht das Formikar oder die Arena allzu trocken für die jeweilige Ameisenart ist.

Zuckerwasser ist eine weitere Möglichkeit, um seine Ameisen mit Kohlenhydraten zu versorgen. Auch wenn viele Halter lieber Honig verfüttern und Zuckerwasser für unnatürlich halten, kann eine Fütterung von Zuckerwasser durchaus sinnvoll sein, da Honig nicht von allen Ameisenarten gerne angenommen wird (siehe Ernes Honigversuch).

Proteine

Proteine gehören zu den Grundnahrungsmitteln der meisten Arten und sind für ein gesundes Wachstum der Kolonie notwendig. Das Füttern von Insekten ist die natürlichste Variante, eine Kolonie mit Eiweiß zu versorgen.

Achtung: Lebende oder frisch getötete Insekten sind zu bevorzugen. Konserven, die inzwischen in Vielfalt angeboten werden, können aufgrund von Konservierungsstoffen für Darmsymbionten der Ameisen gefährlich sein. Eine wissenschaftliche Begründung findet sich unter Bakteriensymbiosen bei Ameisen.

Mehlkäfer und Mehlwürmer

Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel Lasius, Tapinoma, Pheidole usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz mit kochendem Wasser überbrühen (5-10 Sekunden völlig ausreichend!). Mehlwürmer, die abgekocht bzw. zu lange überbrüht wurden werden unter Umständen von den Ameisen nicht mehr so gut angenommen. Vorsicht: Einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!

Mehlwürmer haben in ihrem Darm sehr aktive Verdauungsenzyme. Bei lebend durchgeschnittenen Mehlwürmern treten diese Enzyme aus, das Mehlwurm-Innere wird von den eigenen Enzymen vorverdaut, verfärbt sich braun und wird für manche Ameisenarten (nicht für alle! Das muss man ggf. ausprobieren) ungenießbar. Auch hier hilft das Überbrühen: Die Hitze denaturiert die Enzyme, macht sie also unwirksam. Damit werden die Mehlwürmer auch für Ameisen brauchbar, die sich an der vorverdauten Brühe stören.

Eine ausführliche Beschreibung zu Mehlkäfern und deren Zucht findet sich unter Tenebrio molitor / Mehlkäfer

Heimchen & Steppengrillen

Die in vielen Zoohandlungen erhältlichen Heimchen (Acheta domesticus) sind grundlegend gut geeignete Futtertiere, da sie in verschiedenen Größen erhältlich sind und der weiche Hinterleib auch von kleinen Kolonien leicht zerteilt werden kann. Da Heimchen sehr weit springen und sich über längere Zeit in Haushalten entwickeln können, empfiehlt es sich als Alternative auf Steppengrillen (Gryllus assimilis) zurückzugreifen, die besser zu handhaben sind.

Fliegenmaden und Fliegenlarven

Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. Cataglyphis, Camponotus, usw. Erhältlich sind sie in Angelgeschäften und seltener in Zoohandlungen.

Sie lassen sich so wie Mehlkäferpuppen kurz überbrühen und dann auf Vorrat einfrieren. Zum Verfüttern einfach zerbrechen, weil kleinere Ameisen Mühe haben, sich durch die harte Puppenhülle zu nagen.

Beim Entfernen der Futterreste aufpassen: Kleine Ameisen verstecken sich gerne in den hohlen Puppenkokons, oder sind dort noch mit dem Abknabbern des Inhalts beschäftigt!

Schaben

Die Argentinische Waldschabe Blaptica dubia ist leicht zu vermehren und zu handhaben, da sie wie Grillen und Mehlwürmer nicht auf glatten Glas- und Plastikflächen klettern kann.

Für kleinere Kolonien kann es nötig sein die Tiere aufzubrechen, da die Nymphen der Schaben schon recht gut geschützt sein können. Da die adulten Schaben 4-5 cm erreichen können, eignen sich diese nur als Futter für sehr große Ameisenkolonien. Die Tiere sollten vor dem Verfüttern durch Überbrühen zuverlässig abgetötet werden, damit sie anschließend keinen Schaden durch Wühlaktivitäten im Ameisennest anrichten können.

Beutetiere aus dem Freiland: Wehrsekrete!

Viele Beutetiere, Insekten (hier beispielsweise Wanzen) und andere Arthropoden, haben starke Wehrsekrete. Mehr dazu findet sich unter Verfüttern beliebiger Beutetiere.

Beutetiere aus dem Freiland: Wehrhafte Spinnen!

Mit Erlaubnis von Herrn Andreas Schabel aus einem Forum sei hier eine sehr eindrucksvolle Bildfolge gezeigt: Eine Ameise (Formica sp.) wird zur Beute einer Spinne. Der Text dazu: „Ich habe gerade den Kampf einer Ameise gegen eine winzige Kugelspinne beobachtet. Das wollte ich euch nicht vorenthalten. Ich finde es beachtlich, wie stark doch diese kleine Spinne ist, wenn man sagt, dass sie die doch um einiges größere Ameise, nach dem Kampf, "abgeschleppt" hat.“

Sollte man beim Verfüttern von Spinnen oder bei Einbringen von Moos und sonstigem Freilandmaterial in ein Formikarium bedenken.

Andi Kugelspinne vs Lasius web.jpg

In der Zeitschrift "Ameisenschutz aktuell" der Deutschen Ameisenschutzwarte erschien hierzu passend ein Artikel: Heller, G. (2007): Ameisenjäger mit acht Beinen. Ameisenschutz aktuell 21, 1-15.

Shrimps

Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet:

Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.
Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine Mandibeltätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.
Der Erfolg war überwältigend. Also so sind sie über das Hackfleisch nie hergefallen.

Katzenfutter

Als proteinreiche Alternative kann auch Katzenfeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.

Hühnerei

Als proteinreiche Alternative kann Ei verwendet werden. Bei kleinen Kolonien nie das gesamte Ei ins Formikarium hineinlegen! Kleine Ei-Stücke reichen vollkommen, es besteht sonst Schimmelgefahr.

Pflanzenläuse

Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder Blattläusen, welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.

Vitamine

Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind überflüssig.

Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.

Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt? Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.

Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.

Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.

Spezialitäten

Bienenprodukte

Honigaufnahme

Aus Bienenvölkern lassen sich drei Produkte gewinnen, die auch den Ameisen schmecken und sie mit zum Teil wichtigen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen sich Honig und das "Gelée Royale" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere europäische Arten, aber nicht alle!) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.

Auch Bienenbrut, vor allem die Drohnenbrut, mögen die Ameisen (insbesondere europäische Arten) sehr gerne. Tip: Die Drohnenpuppen kann man gut einfrieren und bei Gebrauch immer wieder auftauen.

Anmerkung eines Myrmekologen:

Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das spezialisierte Ammenbienen in die (wenigen!) Zellen zur Aufzucht junger Königinnen (die Weiselwiegen) speien. Seine Gewinnung ist entsprechend arbeitsaufwändig und teuer. Es gibt daher Fälschungen und "gestreckte" Ware. Ob Gelée Royale eine förderliche Wirkung auf Ameisen hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht. In jedem Fall ist zu erwarten, dass es, falls überhaupt, auf die unterschiedlichen Ernährungstypen (Räuber, Körnerfresser, Gemischtköstler) unterschiedliche Auswirkungen hat. Honig ist Standardfutter für die meisten Ameisenarten in der Labor- und Heimhaltung. Desweiteren sei auf die Herstellung hingewiesen: Dazu wird einem Bienenvolk die Königin entnommen, die Versuche, neue Königinnen "nachzubilden" werden durch Entnahme der Waben, in dem diese sitzen ausgenutzt: Die Bienen produzieren unter einem Mordsstress Gelée Royale, in dem Glauben eine neue Königin zu ernähren. Statt die Larve zu füttern, endet dieses in der leeren Wabe, die vom Imker entfernt wird. Deutsche Imker (die ja sehr naturbewusst sind) lehnen daher die Herstellung von Gelée Royale strikt ab! Das meiste wird in China gewonnen, aber ob Ihr das euren Ameisen antun wollt? Für weitere Informationen lohnt sich der Wikipedia Artikel.

Nahrungsgel

Siehe hierzu den Artikel Nahrungsgel.

Alternative Ernährungskonzepte

Vegetation

Blattschneiderameisen (Gattungen Atta und Acromyrmex) züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.

Körner

Ernteameisen (z.B. Messor, Pogonomyrmex) tragen in großem Maßstab Körner ein und speichern diese in einer oder mehreren Kornkammern. In Kaugemeinschaften werden die Körner geknackt, eingespeichelt und zu Ameisenbrot verarbeitet.

In der Haltung kann man die Sammler problemlos mit Samen einheimischer Pflanzen versorgen, wobei man darauf achten sollte, dass kleinere Kolonien/Arten nur kleine Körner wie die folgenden verarbeiten können: Wildgräser, Nachtkerze, Mohn, Hirtentäschel, Löwenzahn, Kamille, Wegerich, Klee. Größere Kolonien erweitern durch Majore ihr Nahrungsspektrum beträchtlich, so dass auch Getreide (Weizen, Gerste...) verarbeitet wird.