Ernährung (Haltung): Unterschied zwischen den Versionen

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==Grundnahrungsmittel==
[[Bild:Ants_eating.jpg|thumb|200px|Nahrungsaufnahme]]
===Honigwasser/Zuckerwasser===
=Grundnahrungsmittel=
Dies ist warscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten [http://de.wikipedia.org/wiki/Honigtau Honigtau], ein Sekret das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden.  
==Kohlenhydrate==
Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate wie auch beim Menschen unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.
Honigwasser ist wahrscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten [[Honigtau]], ein Sekret, das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden.  
Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.


===Das Bhatkar-Rezept===
'''Honig''' ist ohne Zweifel der natürlichen Nahrung der Ameisen, dem ''Honigtau'', am ähnlichsten: Vielfach besteht er aus wenig verändertem Honigtau (das ist letztlich „Blattlauskot“); die Blattläuse haben dem Pflanzensaft nur einige für sie wichtige Inhaltsstoffe entzogen, vor allem Aminosäuren (Bausteine für die Proteinsynthese: Blattläuse müssen schnell viele Junge produzieren!), das Wasser und die überschüssigen Zucker werden über den After ausgeschieden und von den Bienen aufgeleckt.  
: 1 Ei
: 62 ml Honig
: 1g Vitamine
: 1g Mineralien/Salz
: 5g [http://de.wikipedia.org/wiki/Agar Agar]
: 500 ml Wasser


Agar in 250ml kochendem Wasser auflösen und abkühlen lassen. Die anderen 250ml Wasser mit dem Ei, Honig, Vitaminen, Mineralien verquirlen. Unter konstantem Rühren die Agar-Lösung untermischen. In eine Schale umfüllen und im Kühlschrank lagern. Die Konsistenz ist gelartig.
Zur Honigbereitung fügen die Bienen dem Honigtau (wie auch dem Blütennektar, wenn der Honig daraus hergestellt wird) ''Enzyme'' bei, die einige Zuckerarten umwandeln. Außerdem wird der Honig entwässert. Neben den Enzymen (das sind Proteine, Eiweißstoffe!) enthält Honig meist auch ''Blütenpollen'' (eiweißreich! Ausschließlich damit füttern die Bienen ihre Larven groß!).


Im Labor der AG Buschinger in Darmstadt wurde immer nur Honig der Marke Langnese verwendet (Imker und Honigliebhaber: Ganz klar sind unterschiedlich schmeckende Imkerhonige für uns viel interessanter!). Bei wissenschaftlichen Versuchen sollen die Bedingungen ja immer möglichst vergleichbar sein, standardisiert, und das bietet eben so ein Markenhonig. Deshalb ist man dort über Jahrzehnte „markentreu“ geblieben.


'''Achtung''': Diese Diät ist problematisch und darf auf keinen Fall als alleiniges Futter gereicht werden! Eine Fütterung von Eiweiß in Form von tierischem Fleisch sowie die Fütterung von Zuckerwasser bzw. Honigwasser ist wichtig und für die Entwicklung der Ameisenlarven unbedingt nötig. Bei einigen Arten blieben bei ausschließlicher Ernährung durch die Bhatkar-Diät Major-Formen der Arbeiterinnen aus, oder es wurde ein langsames Larvenwachstum bzw. verringertes Brutgeschäft beobachtet. Siehe hierzu auch den folgenden Absatz.
''Honig mit Wasser ungefähr 1:1 verdünnen'': Das wurde '''nur''' deshalb gemacht, weil sich die Lösung mittels Spritzflasche schnell auf 200 oder 300 Futterschälchen tropfen ließ (für die vielen Versuchsvölker im Labor). Mit zähflüssigem Honig hätte das sehr viel länger gedauert. Verdünnt wurde der Honig mit Leitungswasser.
Honig ist, ebenso wie Zucker, „''hygroskopisch''“, das heißt, dass er bei entsprechender Luftfeuchtigkeit Wasser aus der Luft anzieht, sich also selbsttätig verdünnt. In feuchten Formikarien "vermehrt sich" deshalb sogar „Honigwasser 1:1“, verdünnt sich weiter, kann sogar über das Futterschälchen hinausquellen.


Umgekehrt kann Honig bzw. Honigwasser in trockenen Formikarien oder Arenen austrocknen und fest werden. Das schadet nicht, weil die Ameisen in der Regel mittels Speichel von dem festen Material etwas ablecken können. Nur sollte man sich fragen, ob nicht das Formikar oder die Arena allzu trocken für die jeweilige Ameisenart ist.


====Ein wissenschaftlicher Versuch mit Bhatkar-Whitcomb-Diät====
'''Zuckerwasser''' ist eine weitere Möglichkeit, um seine Ameisen mit Kohlenhydraten zu versorgen. Auch wenn viele Halter lieber Honig verfüttern und Zuckerwasser für unnatürlich halten, kann eine Fütterung von Zuckerwasser durchaus sinnvoll sein, da Honig nicht von allen Ameisenarten gerne angenommen wird (siehe [http://www.ameiseninfos.de/html/camponotus_nicobarensis_futterungsversuch.html Ernes Honigversuch]).
Hier wird eine Arbeit referiert, die sich mit den Auswirkungen einer Ernährung rein mir Bhatkar-Whitcomb-Diät befasst.  
Buschinger, A., Pfeifer, E. (1988): Effects of nutrition on brood production and slavery in ants (Hymenoptera, Formicidae). Insectes Sociaux 35, 61-69.
Die Arbeit ist noch nirgends online, daher kopiere ich hier mal die Zusammenfassung ein:


ZUSAMMENFASSUNG
Wem die Herstellung des Zuckerwassers, aus welchen Gründen auch immer, zu aufwendig ist, der kann als Alternative auf '''Invertzuckersirup''' zurückgreifen. Invertzuckersirup ist eine Lösung aus Invertzucker. Dieser besteht zu gleichen Teilen aus Traubenzucker und Fruchtzucker. Invertzuckersirup zeichnet sich durch seine lange Haltbarkeit - auch gerade im Becken - aus. In trockenen Umgebungen kann es sinnvoll sein den Sirup vor dem Verfüttern mit Wasser zu verdünnen. (siehe auch [http://eusozial.de/viewtopic.php?f=133&t=3448 diese Diskussion] im Eusozial-Forum)
''Einfluss der Ernährung auf Brutproduktion und Sklavenhaltung bei Ameisen (Hymenoptera, Formicidae)
Für die Haltung von Ameisen wurde eine künstliche Diät (BHATKAR and WHITCOMB, 1970) empfohlen. Vergleichende Untersuchungen an einer sklavenhaltenden Ameise, Harpagoxenus sublaevis, und einer ihrer Sklavenarten, Leptothorax acervorum, zeigten, dass diese Diät für eine normale Brutproduktion der unabhängigen Art L. acervorum nicht ausreicht. In Völkern der Sklavenhalterart, die mit der Diät gefüttert werden, werden nach Raubzügen viel mehr von den neu geraubten Sklavenart-Puppen gefressen als in Völkern, die mit einer natürlicheren Diät aus Insektenstücken und Honig versorgt werden. Diese Versuche zeigen, dass die Ernährung die Ergebnisse von Zucht- und Verhaltensversuchen stark beeinflussen kann, und damit auch die daraus abgeleiteten Schlüsse. Die B.-W.- Diät ist wahrscheinlich ungeeignet für viele Ameisenarten, die sowohl Insektenbeute als auch Honigtau benötigen.''


Die beiden Abbildungen aus der Veröffentlichung sind beigefügt. In Abb. 1 sind ich die Punkte für Jungköniginnen koloriert: Rot ist die Produktion bei Honig-Insekten-Diät, blau die bei Bhatkar-diet. Die Kurven gehen über ein Maximum nach Null, weil die Anwesenheit von Puppen gezählt wurde. Dank Verpuppung der überwinterten Larven nimmt die Zahl zunächst zu, aber da mit der Zeit Adulte daraus schlüpfen, verringert sich die Zahl der Puppen gegen Ende der „Sommerphase“ wieder.
==Proteine==
Proteine gehören zu den Grundnahrungsmitteln der meisten Arten und sind für ein gesundes Wachstum der Kolonie notwendig. Das Füttern von Insekten ist die natürlichste Variante, eine Kolonie mit Eiweiß zu versorgen.


[[bild:Bhatkar_diet_1colweb.jpg]]  
'''Achtung:''' Lebende oder frisch getötete Insekten sind zu bevorzugen. Konserven, die inzwischen in Vielfalt angeboten werden, können aufgrund von Konservierungsstoffen für Darmsymbionten der Ameisen gefährlich sein. Eine wissenschaftliche Begründung findet sich unter [[Bakteriensymbiosen bei Ameisen]].


Abb. 2 zeigt die Anzahl Eier. Auch diese werden im Frühjahr in wachsender Zahl abgelegt, schlüpfen aber dann, so dass eine Kurve entsteht, die am Ende der „Sommersaison“ gegen Null geht, weil keine Eier mehr nachgelegt werden.
===Mehlkäfer und Mehlwürmer===
Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel ''[[Lasius]]'', ''[[Tapinoma]]'', ''[[Pheidole]]'' usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz mit kochendem Wasser [[überbrühen]] (5-10 Sekunden völlig ausreichend!). Mehlwürmer, die abgekocht bzw. zu lange überbrüht wurden werden unter Umständen von den Ameisen nicht mehr so gut angenommen. Vorsicht: Einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!


[[bild:Bhatkar_diet_2_web.jpg]]
Mehlwürmer haben in ihrem Darm sehr aktive Verdauungsenzyme. Bei lebend durchgeschnittenen Mehlwürmern treten diese Enzyme aus, das Mehlwurm-Innere wird von den eigenen Enzymen vorverdaut, verfärbt sich braun und wird für manche Ameisenarten (nicht für alle! Das muss man ggf. ausprobieren) ungenießbar. Auch hier hilft das Überbrühen: Die Hitze denaturiert die Enzyme, macht sie also unwirksam. Damit werden die Mehlwürmer auch für Ameisen brauchbar, die sich an der vorverdauten Brühe stören.


Leider hatten wir aus Rücksicht auf die Verfasser (ich kannte beide persönlich; Whitcomb ist inzwischen verstorben) im Titel nichts von „Bhatkar-Whitcomb.diet“ erwähnt. So blieb diese Arbeit ziemlich unbeachtet, und selbst neueste wissenschaftliche Arbeiten geben im Methodenteil an, dass die Ameisen „mit einer Standard-Diät (Bhatkar & Whitcomb 1970)“ versorgt wurden. Erst auf Nachfrage erfährt man, dass in manchen Arbeiten zusätzlich auch Insekten verfüttert wurden.
Eine ausführliche Beschreibung zu Mehlkäfern und deren Zucht findet sich unter [[Tenebrio molitor|''Tenebrio molitor'' / Mehlkäfer]]


Durch alleiniges Verfüttern von Bhatkar-diet entstanden leider zahlreiche höchst fehlerhafte Ergebnisse in „wissenschaftlichen“ Arbeiten. So verhielten sich ganz normale, selbständige Leptothorax-Arten „wie Sklavenhalter“, überfielen in „Gemeinschaftsformikarien“ andere Völker derselben, oder verwandter Arten, „raubten“ Puppen um sie dann an die eigene Brut zu verfüttern. Echte Sklavenhalter verzehrten die geraubte Sklavenbrut, statt die Sklaven schlüpfen zu lassen. So kann eine, auch noch im Ansatz miserable, Veröffentlichung über Jahrzehnte Unheil stiften.
===Heimchen & Steppengrillen===
Die in vielen Zoohandlungen erhältlichen Heimchen (''Acheta domesticus'') sind grundlegend gut geeignete Futtertiere, da sie in verschiedenen Größen erhältlich sind und der weiche Hinterleib auch von kleinen Kolonien leicht zerteilt werden kann. Da Heimchen sehr weit springen und sich über längere Zeit in Haushalten entwickeln können, empfiehlt es sich als Alternative auf Steppengrillen (''Gryllus assimilis'') zurückzugreifen, die besser zu handhaben sind.
 
===Fliegenmaden und Fliegenlarven===
Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. ''[[Cataglyphis]]'', ''[[Camponotus]]'', usw. Erhältlich sind sie in Angelgeschäften und seltener in Zoohandlungen.


Zudem gelang es uns bereits 1988 nicht mehr, Die von B.&W. 1970 verwendeten Vitaminpillen zu bekommen. Verschiedene Fabrikate, die wir als Alternativen in Erwägung zogen, enthielten bestimmte Vitamine in extrem unterschiedlichen Dosierungen, in einem Fall war die Menge eines Vitamins in einer Pille 10.000 mal (zehntausend!) größer als in einer anderen. Man sollte sich daher überlegen, ob es sinnvoll ist, "irgendwelche" Vitamine zu verfüttern! (A. Buschinger, 28.4.06)
Sie lassen sich so wie Mehlkäferpuppen kurz überbrühen und dann auf Vorrat einfrieren. Zum Verfüttern einfach zerbrechen, weil kleinere Ameisen Mühe haben, sich durch die harte Puppenhülle zu nagen.


==Vitamine==
Beim Entfernen der Futterreste aufpassen: Kleine Ameisen verstecken sich gerne in den hohlen Puppenkokons, oder sind dort noch mit dem Abknabbern des Inhalts beschäftigt!
Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind überflüssig.


Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.
===Schaben===
Die Argentinische Waldschabe ''Blaptica dubia'' ist leicht zu vermehren und zu handhaben, da sie wie Grillen und Mehlwürmer nicht auf glatten Glas- und Plastikflächen klettern kann.


Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt?
Für kleinere Kolonien kann es nötig sein die Tiere aufzubrechen, da die Nymphen der Schaben schon recht gut geschützt sein können. Da die adulten Schaben 4-5 cm erreichen können, eignen sich diese nur als Futter für sehr große Ameisenkolonien. Die Tiere sollten vor dem Verfüttern durch [[Überbrühen]] zuverlässig abgetötet werden, damit sie anschließend keinen Schaden durch Wühlaktivitäten im Ameisennest anrichten können.
Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.


Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.
===Beutetiere aus dem Freiland: Wehrsekrete!===
Viele Beutetiere, Insekten (hier beispielsweise Wanzen) und andere Arthropoden, haben starke Wehrsekrete. Mehr dazu findet sich unter [[Verfüttern beliebiger Beutetiere]].


Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.
===Beutetiere aus dem Freiland: Wehrhafte Spinnen!===
Mit Erlaubnis von Herrn Andreas Schabel aus einem Forum sei hier eine sehr eindrucksvolle  Bildfolge gezeigt:
Eine Ameise (''Formica sp.'') wird zur Beute einer Spinne. Der Text dazu:
„Ich habe gerade den Kampf einer Ameise gegen eine winzige Kugelspinne beobachtet. Das wollte ich euch nicht vorenthalten.
Ich finde es beachtlich, wie stark doch diese kleine Spinne ist, wenn man sagt, dass sie die doch um einiges größere Ameise, nach dem Kampf, "abgeschleppt" hat.


Sollte man beim Verfüttern von Spinnen oder bei Einbringen von Moos und sonstigem Freilandmaterial in ein Formikarium bedenken.


==Spezialitäten==
[[Bild:Andi Kugelspinne vs Lasius web.jpg]]
===Mehlkäfer und Mehlwürmer===
Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel Lasius, Tapinoma, Pheidole usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz in heißem Wasser (min. 60°C) kochen. Vorsicht: einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!


===Fliegenmaden und Fliegenlarven===
In der Zeitschrift "Ameisenschutz aktuell" der Deutschen Ameisenschutzwarte erschien hierzu passend ein Artikel:
Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. [[Cataglyphis]], [[Camponotus]] usw..
Heller, G. (2007): Ameisenjäger mit acht Beinen. Ameisenschutz aktuell 21, 1-15.


===Shrimps===
===Shrimps===
Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet
Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet:
:''Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.''
:''Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.''
:''Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine [[Mandibel]]tätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.''
:''Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine [[Mandibel]]tätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.''
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===Katzenfutter===
===Katzenfutter===
Als proteinreiche Alternative kann auch Katzenfeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.  
Als proteinreiche Alternative kann auch Katzen- oder Hundefeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.


===Hühnerei===
===Hühnerei===
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Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder [[Blattlauszucht|Blattläusen]], welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.
Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder [[Blattlauszucht|Blattläusen]], welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.


===Pilz===
=Vitamine=
Blattschneiderameisen (Gattungen [[Atta]] und [[Acromyrmex]]) züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.
Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind '''überflüssig'''.


===Bienenprodukte===
Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.
Aus Bienenvölkern lassen sich drei Produkte gewinnen, die auch den Ameisen schmecken und sie mit zum Teil wichtigen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen sich Honig und das "Gelée Royale" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere Europäische Arten, aber nicht alle!) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.  


Auch Bienenbrut, vor allem die Drohnenbrut mögen die Armeisen (insbesondere Europäische Arten) sehr gerne. Wer frische Drohnenbrut für seine kleine Lieblinge haben möchte, kann sich unter der Emailadresse: '''servicemarkt24@aol.com''' von Mai bis Juli diese für 3.- € + 4.50.- € für Versand bestellen. Die Drohnenbrut wird mit einem stück Wabe geliefert und enthält ca. 30 Drohnenpuppen.
Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt?
Tip: die Drohnenpuppen kann man gut einfrieren und nach Gebrauch immer wieder verfüttern.
Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.
 
Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.
 
Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.
 
= Spezialitäten =
==Bienenprodukte==
[[Bild:Meat_eater_ants_feeding_on_honey02.jpg|thumb|200px|Honigaufnahme]]
Aus Bienenvölkern lassen sich drei Produkte gewinnen, die auch den Ameisen schmecken und sie mit zum Teil wichtigen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen sich Honig und das "Gelée Royale" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere europäische Arten, aber nicht alle!) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.  
 
Auch Bienenbrut, vor allem die Drohnenbrut, mögen die Ameisen (insbesondere europäische Arten) sehr gerne.  
Tip: Die Drohnenpuppen kann man gut einfrieren und bei Gebrauch immer wieder auftauen.


'''Anmerkung eines Myrmekologen:'''
'''Anmerkung eines Myrmekologen:'''
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Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das spezialisierte Ammenbienen in die (wenigen!) Zellen zur Aufzucht junger Königinnen (die Weiselwiegen) speien. Seine Gewinnung ist entsprechend arbeitsaufwändig und teuer. Es gibt daher Fälschungen und "gestreckte" Ware. Ob Gelée Royale eine förderliche Wirkung auf Ameisen hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht. In jedem Fall ist zu erwarten, dass es, falls überhaupt, auf die unterschiedlichen Ernährungstypen (Räuber, Körnerfresser, Gemischtköstler) unterschiedliche Auswirkungen hat.
Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das spezialisierte Ammenbienen in die (wenigen!) Zellen zur Aufzucht junger Königinnen (die Weiselwiegen) speien. Seine Gewinnung ist entsprechend arbeitsaufwändig und teuer. Es gibt daher Fälschungen und "gestreckte" Ware. Ob Gelée Royale eine förderliche Wirkung auf Ameisen hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht. In jedem Fall ist zu erwarten, dass es, falls überhaupt, auf die unterschiedlichen Ernährungstypen (Räuber, Körnerfresser, Gemischtköstler) unterschiedliche Auswirkungen hat.
Honig ist Standardfutter für die meisten Ameisenarten in der Labor- und Heimhaltung.
Honig ist Standardfutter für die meisten Ameisenarten in der Labor- und Heimhaltung.
Desweiteren sei auf die Herstellung hingewiesen: Dazu wird einem Bienenvolk die Königin entnommen, die Versuche, neue Königinnen "nachzubilden" werden durch Entnahme der Waben, in dem diese sitzen ausgenutzt: Die Bienen produzieren unter einem Mordsstress Gelée Royale, in dem Glauben eine neue Königin zu ernähren. Statt die Larve zu füttern, endet dieses in der leeren Wabe, die vom Imker entfernt wird. Deutsche Imker (die ja sehr naturbewusst sind) lehnen daher die Herstellung von Gelée Royale strikt ab! Das meiste wird in China gewonnen, aber ob Ihr das euren Ameisen antun wollt? Für weitere Informationen lohnt sich der Wikipedia Artikel.
==Nahrungsgel==
Siehe hierzu den Artikel [[Nahrungsgel]].
=Alternative Ernährungskonzepte=
==Vegetation==
Blattschneiderameisen (Gattungen ''[[Atta]]'' und ''[[Acromyrmex]]'') züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.
==Körner==
[[Ernteameisen]] (z.B. ''[[Messor]]'', ''[[Pogonomyrmex]]'') tragen in großem Maßstab Körner ein und speichern diese in einer oder mehreren [[Kornkammer]]n. In Kaugemeinschaften werden die Körner geknackt, eingespeichelt und zu [[Ameisenbrot]] verarbeitet.
In der Haltung kann man die Sammler problemlos mit Samen einheimischer Pflanzen versorgen, wobei man darauf achten sollte, dass kleinere Kolonien/Arten nur kleine Körner wie die folgenden verarbeiten können: Wildgräser, Nachtkerze, Mohn, Hirtentäschel, Löwenzahn, Kamille, Wegerich, Klee. Größere Kolonien erweitern durch [[Major]]e ihr Nahrungsspektrum beträchtlich, so dass auch Getreide (Weizen, Gerste...) verarbeitet wird.


Den Tipp "einfrieren und '''nach Gebrauch''' immer wieder verfüttern" verstehe ich nicht.
=Siehe auch=
*[[Nahrungswahlversuche bei Ameisen]]
*[[Ernährung von Larven]]
*[[Nahrungsgel]]


[[Kategorie:Allgemein]]
[[Kategorie:Allgemein]]
[[Kategorie:Ameisenhaltung]]

Aktuelle Version vom 23. Juli 2022, 07:09 Uhr

Nahrungsaufnahme

Grundnahrungsmittel

Kohlenhydrate

Honigwasser ist wahrscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten Honigtau, ein Sekret, das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden. Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.

Honig ist ohne Zweifel der natürlichen Nahrung der Ameisen, dem Honigtau, am ähnlichsten: Vielfach besteht er aus wenig verändertem Honigtau (das ist letztlich „Blattlauskot“); die Blattläuse haben dem Pflanzensaft nur einige für sie wichtige Inhaltsstoffe entzogen, vor allem Aminosäuren (Bausteine für die Proteinsynthese: Blattläuse müssen schnell viele Junge produzieren!), das Wasser und die überschüssigen Zucker werden über den After ausgeschieden und von den Bienen aufgeleckt.

Zur Honigbereitung fügen die Bienen dem Honigtau (wie auch dem Blütennektar, wenn der Honig daraus hergestellt wird) Enzyme bei, die einige Zuckerarten umwandeln. Außerdem wird der Honig entwässert. Neben den Enzymen (das sind Proteine, Eiweißstoffe!) enthält Honig meist auch Blütenpollen (eiweißreich! Ausschließlich damit füttern die Bienen ihre Larven groß!).

Im Labor der AG Buschinger in Darmstadt wurde immer nur Honig der Marke Langnese verwendet (Imker und Honigliebhaber: Ganz klar sind unterschiedlich schmeckende Imkerhonige für uns viel interessanter!). Bei wissenschaftlichen Versuchen sollen die Bedingungen ja immer möglichst vergleichbar sein, standardisiert, und das bietet eben so ein Markenhonig. Deshalb ist man dort über Jahrzehnte „markentreu“ geblieben.

Honig mit Wasser ungefähr 1:1 verdünnen: Das wurde nur deshalb gemacht, weil sich die Lösung mittels Spritzflasche schnell auf 200 oder 300 Futterschälchen tropfen ließ (für die vielen Versuchsvölker im Labor). Mit zähflüssigem Honig hätte das sehr viel länger gedauert. Verdünnt wurde der Honig mit Leitungswasser. Honig ist, ebenso wie Zucker, „hygroskopisch“, das heißt, dass er bei entsprechender Luftfeuchtigkeit Wasser aus der Luft anzieht, sich also selbsttätig verdünnt. In feuchten Formikarien "vermehrt sich" deshalb sogar „Honigwasser 1:1“, verdünnt sich weiter, kann sogar über das Futterschälchen hinausquellen.

Umgekehrt kann Honig bzw. Honigwasser in trockenen Formikarien oder Arenen austrocknen und fest werden. Das schadet nicht, weil die Ameisen in der Regel mittels Speichel von dem festen Material etwas ablecken können. Nur sollte man sich fragen, ob nicht das Formikar oder die Arena allzu trocken für die jeweilige Ameisenart ist.

Zuckerwasser ist eine weitere Möglichkeit, um seine Ameisen mit Kohlenhydraten zu versorgen. Auch wenn viele Halter lieber Honig verfüttern und Zuckerwasser für unnatürlich halten, kann eine Fütterung von Zuckerwasser durchaus sinnvoll sein, da Honig nicht von allen Ameisenarten gerne angenommen wird (siehe Ernes Honigversuch).

Wem die Herstellung des Zuckerwassers, aus welchen Gründen auch immer, zu aufwendig ist, der kann als Alternative auf Invertzuckersirup zurückgreifen. Invertzuckersirup ist eine Lösung aus Invertzucker. Dieser besteht zu gleichen Teilen aus Traubenzucker und Fruchtzucker. Invertzuckersirup zeichnet sich durch seine lange Haltbarkeit - auch gerade im Becken - aus. In trockenen Umgebungen kann es sinnvoll sein den Sirup vor dem Verfüttern mit Wasser zu verdünnen. (siehe auch diese Diskussion im Eusozial-Forum)

Proteine

Proteine gehören zu den Grundnahrungsmitteln der meisten Arten und sind für ein gesundes Wachstum der Kolonie notwendig. Das Füttern von Insekten ist die natürlichste Variante, eine Kolonie mit Eiweiß zu versorgen.

Achtung: Lebende oder frisch getötete Insekten sind zu bevorzugen. Konserven, die inzwischen in Vielfalt angeboten werden, können aufgrund von Konservierungsstoffen für Darmsymbionten der Ameisen gefährlich sein. Eine wissenschaftliche Begründung findet sich unter Bakteriensymbiosen bei Ameisen.

Mehlkäfer und Mehlwürmer

Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel Lasius, Tapinoma, Pheidole usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz mit kochendem Wasser überbrühen (5-10 Sekunden völlig ausreichend!). Mehlwürmer, die abgekocht bzw. zu lange überbrüht wurden werden unter Umständen von den Ameisen nicht mehr so gut angenommen. Vorsicht: Einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!

Mehlwürmer haben in ihrem Darm sehr aktive Verdauungsenzyme. Bei lebend durchgeschnittenen Mehlwürmern treten diese Enzyme aus, das Mehlwurm-Innere wird von den eigenen Enzymen vorverdaut, verfärbt sich braun und wird für manche Ameisenarten (nicht für alle! Das muss man ggf. ausprobieren) ungenießbar. Auch hier hilft das Überbrühen: Die Hitze denaturiert die Enzyme, macht sie also unwirksam. Damit werden die Mehlwürmer auch für Ameisen brauchbar, die sich an der vorverdauten Brühe stören.

Eine ausführliche Beschreibung zu Mehlkäfern und deren Zucht findet sich unter Tenebrio molitor / Mehlkäfer

Heimchen & Steppengrillen

Die in vielen Zoohandlungen erhältlichen Heimchen (Acheta domesticus) sind grundlegend gut geeignete Futtertiere, da sie in verschiedenen Größen erhältlich sind und der weiche Hinterleib auch von kleinen Kolonien leicht zerteilt werden kann. Da Heimchen sehr weit springen und sich über längere Zeit in Haushalten entwickeln können, empfiehlt es sich als Alternative auf Steppengrillen (Gryllus assimilis) zurückzugreifen, die besser zu handhaben sind.

Fliegenmaden und Fliegenlarven

Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. Cataglyphis, Camponotus, usw. Erhältlich sind sie in Angelgeschäften und seltener in Zoohandlungen.

Sie lassen sich so wie Mehlkäferpuppen kurz überbrühen und dann auf Vorrat einfrieren. Zum Verfüttern einfach zerbrechen, weil kleinere Ameisen Mühe haben, sich durch die harte Puppenhülle zu nagen.

Beim Entfernen der Futterreste aufpassen: Kleine Ameisen verstecken sich gerne in den hohlen Puppenkokons, oder sind dort noch mit dem Abknabbern des Inhalts beschäftigt!

Schaben

Die Argentinische Waldschabe Blaptica dubia ist leicht zu vermehren und zu handhaben, da sie wie Grillen und Mehlwürmer nicht auf glatten Glas- und Plastikflächen klettern kann.

Für kleinere Kolonien kann es nötig sein die Tiere aufzubrechen, da die Nymphen der Schaben schon recht gut geschützt sein können. Da die adulten Schaben 4-5 cm erreichen können, eignen sich diese nur als Futter für sehr große Ameisenkolonien. Die Tiere sollten vor dem Verfüttern durch Überbrühen zuverlässig abgetötet werden, damit sie anschließend keinen Schaden durch Wühlaktivitäten im Ameisennest anrichten können.

Beutetiere aus dem Freiland: Wehrsekrete!

Viele Beutetiere, Insekten (hier beispielsweise Wanzen) und andere Arthropoden, haben starke Wehrsekrete. Mehr dazu findet sich unter Verfüttern beliebiger Beutetiere.

Beutetiere aus dem Freiland: Wehrhafte Spinnen!

Mit Erlaubnis von Herrn Andreas Schabel aus einem Forum sei hier eine sehr eindrucksvolle Bildfolge gezeigt: Eine Ameise (Formica sp.) wird zur Beute einer Spinne. Der Text dazu: „Ich habe gerade den Kampf einer Ameise gegen eine winzige Kugelspinne beobachtet. Das wollte ich euch nicht vorenthalten. Ich finde es beachtlich, wie stark doch diese kleine Spinne ist, wenn man sagt, dass sie die doch um einiges größere Ameise, nach dem Kampf, "abgeschleppt" hat.“

Sollte man beim Verfüttern von Spinnen oder bei Einbringen von Moos und sonstigem Freilandmaterial in ein Formikarium bedenken.

Andi Kugelspinne vs Lasius web.jpg

In der Zeitschrift "Ameisenschutz aktuell" der Deutschen Ameisenschutzwarte erschien hierzu passend ein Artikel: Heller, G. (2007): Ameisenjäger mit acht Beinen. Ameisenschutz aktuell 21, 1-15.

Shrimps

Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet:

Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.
Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine Mandibeltätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.
Der Erfolg war überwältigend. Also so sind sie über das Hackfleisch nie hergefallen.

Katzenfutter

Als proteinreiche Alternative kann auch Katzen- oder Hundefeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.

Hühnerei

Als proteinreiche Alternative kann Ei verwendet werden. Bei kleinen Kolonien nie das gesamte Ei ins Formikarium hineinlegen! Kleine Ei-Stücke reichen vollkommen, es besteht sonst Schimmelgefahr.

Pflanzenläuse

Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder Blattläusen, welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.

Vitamine

Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind überflüssig.

Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.

Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt? Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.

Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.

Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.

Spezialitäten

Bienenprodukte

Honigaufnahme

Aus Bienenvölkern lassen sich drei Produkte gewinnen, die auch den Ameisen schmecken und sie mit zum Teil wichtigen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen sich Honig und das "Gelée Royale" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere europäische Arten, aber nicht alle!) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.

Auch Bienenbrut, vor allem die Drohnenbrut, mögen die Ameisen (insbesondere europäische Arten) sehr gerne. Tip: Die Drohnenpuppen kann man gut einfrieren und bei Gebrauch immer wieder auftauen.

Anmerkung eines Myrmekologen:

Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das spezialisierte Ammenbienen in die (wenigen!) Zellen zur Aufzucht junger Königinnen (die Weiselwiegen) speien. Seine Gewinnung ist entsprechend arbeitsaufwändig und teuer. Es gibt daher Fälschungen und "gestreckte" Ware. Ob Gelée Royale eine förderliche Wirkung auf Ameisen hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht. In jedem Fall ist zu erwarten, dass es, falls überhaupt, auf die unterschiedlichen Ernährungstypen (Räuber, Körnerfresser, Gemischtköstler) unterschiedliche Auswirkungen hat. Honig ist Standardfutter für die meisten Ameisenarten in der Labor- und Heimhaltung. Desweiteren sei auf die Herstellung hingewiesen: Dazu wird einem Bienenvolk die Königin entnommen, die Versuche, neue Königinnen "nachzubilden" werden durch Entnahme der Waben, in dem diese sitzen ausgenutzt: Die Bienen produzieren unter einem Mordsstress Gelée Royale, in dem Glauben eine neue Königin zu ernähren. Statt die Larve zu füttern, endet dieses in der leeren Wabe, die vom Imker entfernt wird. Deutsche Imker (die ja sehr naturbewusst sind) lehnen daher die Herstellung von Gelée Royale strikt ab! Das meiste wird in China gewonnen, aber ob Ihr das euren Ameisen antun wollt? Für weitere Informationen lohnt sich der Wikipedia Artikel.

Nahrungsgel

Siehe hierzu den Artikel Nahrungsgel.

Alternative Ernährungskonzepte

Vegetation

Blattschneiderameisen (Gattungen Atta und Acromyrmex) züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.

Körner

Ernteameisen (z.B. Messor, Pogonomyrmex) tragen in großem Maßstab Körner ein und speichern diese in einer oder mehreren Kornkammern. In Kaugemeinschaften werden die Körner geknackt, eingespeichelt und zu Ameisenbrot verarbeitet.

In der Haltung kann man die Sammler problemlos mit Samen einheimischer Pflanzen versorgen, wobei man darauf achten sollte, dass kleinere Kolonien/Arten nur kleine Körner wie die folgenden verarbeiten können: Wildgräser, Nachtkerze, Mohn, Hirtentäschel, Löwenzahn, Kamille, Wegerich, Klee. Größere Kolonien erweitern durch Majore ihr Nahrungsspektrum beträchtlich, so dass auch Getreide (Weizen, Gerste...) verarbeitet wird.

Siehe auch