Aegeritella: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Pilze auf der Körperoberfläche''' lebender Ameisen: '''Aegeritella spp'''.: Es gibt eine ganze Anzahl von Pilzarten, die in und auf lebenden Ameisen und anderen Arthropoden zu finden sind (epizootische Pilze). Ein recht gut erkennbares Beispiel ist die Gattung Aegeritella. | '''Pilze auf der Körperoberfläche''' lebender Ameisen: '''Aegeritella spp'''.: Es gibt eine ganze Anzahl von Pilzarten, die in und auf lebenden Ameisen und anderen Arthropoden zu finden sind (epizootische Pilze). Ein recht gut erkennbares Beispiel ist die Gattung Aegeritella. | ||
Aktuelle Version vom 6. August 2013, 16:25 Uhr
Pilze auf der Körperoberfläche lebender Ameisen: Aegeritella spp.: Es gibt eine ganze Anzahl von Pilzarten, die in und auf lebenden Ameisen und anderen Arthropoden zu finden sind (epizootische Pilze). Ein recht gut erkennbares Beispiel ist die Gattung Aegeritella.
Die Gattung wurde von S. Balazy und J. Wiśniewski 1974 aus Polen beschrieben, wurde inzwischen aber auch an mehreren Orten in Deutschland nachgewiesen (WIŚNIEWSKI & BUSCHINGER,1982) (Bilder 1: befallene Ameise, und 2: Pilzhügelchen im Rasterelektronenmikroskop. Beide nach WIŚNIEWSKI & BUSCHINGER,1982).
Der Pilz bildet auf der Cuticula raue, kuppelartige Erhöhungen von 0.05-0.40 mm Durchmesser und bis 0.02 mm Höhe, also noch mit bloßem Auge sichtbar. Bis 100 solcher Befallsstellen können auf einer einzigen Ameise sitzen. Der Pilz durchwuchert nicht die Cuticula, dennoch scheinen stärker befallene Waldameisenvölker geschädigt zu werden.
Auch in Spanien wurden solche Pilze gefunden (Espadaler & WIŚNIEWSKI, 1986). Inzwischen kennt man vier Arten der Gattung Aegeritella. Sie befallen wenigstens 12 Ameisenarten aus ganz verschiedenen Gattungen: Formica s. str. (Hügel bauende Waldameisen); Formica fusca; Formica decipiens und Formica pressilabris (Coptoformica) (beide Spanien); Lasius flavus (Polen); Camponotus sericeiventris (Brasilien) und Cataglyphis cursor (Frankreich). Man sollte vermeiden, solche parasitären Pilze durch Verfrachtung fremdländischer Ameisen in andere Länder und auf weitere Wirtsarten zu bringen.
Ein aktuelles Bild (2009):
Formica rufa mit Aegeritella superficialis aus einer Baumschule in Bad Zwischenahn. Leg. Sprick, Foto H. Sonnenburg, September 2009.
Ein weiteres Beispiel: Aegeritella? sp., parasitischer Pilz auf einer Honigtopf-Ameise
http://www.myrmecos.net/formicinae/MyrmecoMex10.html
Hier hat Myrmecos einige neue Bilder hochgeladen, am 15. November 06, hier Myrmecocystus mexicanus.
Eines der Bilder zeigt eine Arbeiterin der Honigtopfameise Myrmecocystus mexicanus mit sehr deutlich sichtbaren Pilzhäufchen auf dem Kopf, den Augen und einigen Gelenken. Die Form erinnert an Aegeritella, eine bei europäischen Formicinae, besonders Formica-Arten, häufige Pilzerkrankung, ist aber sicher eine andere Art.
Ameisenhalter wünschen sich immer wieder amerikanische Honigtopfameisen. Zum Glück sind die nicht so einfach aus den USA zu bekommen: Unerwünschte Beiladung könnte dieser Pilz sein. Ob er auf europäischenAmeisen gedeihen würde, ist unbekannt.
Laut Text zu der Abbildung tötet der Pilz die Ameisen langsam ab, und einer der wichtigsten Mortalitätsfaktoren für Ameisen sind Pilze!
Aus Aktuelle Ereignise, 14.08.2007:
WARNUNG! Aphaenogaster senilis wahrscheinlich mit tödlicher Pilzerkrankung infiziert (14. 08. 2007) 14. August 2007: Ein User aus Manchester (UK) postet im Antstore-Forum, dass seine Aphaenogaster senilis, gekauft im Juni, erkrankt seien (http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6173 ).
Das beigefügte Bild ist nicht sehr gut, aber in Kenntnis des Aussehens von Ameisen, die von dem epizootischen Pilz Aegeritella superficialis befallen sind, leiden die A. senilis m.E. mit 98 % Sicherheit an diesem Pilz (dieselbe Gattung, ob dieselbe Art?).
Der Pilz ist infektiös, befällt auch andere Arten (z.B. Waldameisen) und ist für die Ameisen tödlich! Wie die Übertragung erfolgt, ist nicht bekannt. Anzunehmen sind Sporen, die bei Kontakt sowie mit der Luft transportiert werden.
Aus England ist der Pilz bisher nicht bekannt, wohl aber aus Spanien, von wo in Europa verkaufte A. senilis stammen.
Ergänzung 11.01.2012: Im letzten Bild auf S. 1 dieses Threads (15. Aug. 2007 von methuselah, http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6173 ) sieht es aus, als seien außer dem Pilz auch Milben auf der toten Königin und der sie tragenden Arbeiterin. Dafür spricht auch der Post von methuselah am 1. Okt. 2007, wonach die „bits“ auf den Tieren verschwanden, wenn diese starben. Laut Bildunterschrift zum vorletzten Bild waren die Aphaenogaster vom Antstore nach Manchester/England geliefert worden. Der Thread endet leider ohne weitere Aufklärung.
Es soll noch immer Ameisenhändler und –Halter geben, die eine mögliche Verfrachtung von Ameisen-Erkrankungen in andere Länder durch den Ameisenhandel abstreiten.
Weiterführende Literatur:
Über Funde von Aegeritella superficialis auf Waldameisen in der Umgebung von Würzburg berichtet die Zeitschrift der Deutschen Ameisenschutzwarte, Heft 4/2008:
BUSCHINGER, A. (2008): Auf Spurensuche: Die Stark beborstete Gebirgswaldameise Formica lugubris in der Umgebung von Würzburg, mit Bemerkungen zum Befall durch den Pilz Aegeritella superficialis. Ameisenschutz aktuell 22, 97-104.
Ein wenig bekanntes Zitat:
SEIFERT, B. (1991): The phenotypes of the Formica rufa complex in East Germany. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 65, 1-27. Die Arbeit enthält einen Abschnitt über epizootische Pilze, wohl vor allem Aegeritella.
Laut SEIFERT war Aegeritella in den 1960er Jahren in der DDR bei Waldameisen nicht bekannt. Dieter Otto habe damals mehr als 5000 Proben aus der ganzen DDR begutachtet und ihm sei nichts aufgefallen. In den 1980er Jahren sei Aegeritella in der DDR ausgesprochen häufig geworden. Bei Seifert (1991) finden sich dazu folgende Zahlen: 23.2 % von 164 polyctena-Nestern, 15.7 % von 70 Hybrid-Nestern und nur 2.6 % von 195 F.rufa-Nestern hatten diesen Pilz. Polydomie fördere Aegeritella eindeutig. Den Pilz habe er weiterhin mindestens bei Lasius, Chthonolasius und Serviformica gesehen.
ESPADALER, X., WIŚNIEWSKI, J. 1987: Aegeritella superficialis BAŁ. et WIŚ. And A. tuberculata BAŁ. et WIŚ. (Deuteromycetes), epizootic fungi on two Formica (Hymenoptera: Formicidae) species in the Iberian peninsula. Bull. Inst. Cat. Hist. Nat.54 (Sec. Bot., 6): 31-35.
WIŚNIEWSKI, J., BUSCHINGER, A. 1982: Aegeritella superficialis BAĿ. et WIŚ., ein epizootischer Pilz bei Waldameisen in der Bundesrepublik Deutschland. Waldhygiene 14, 139-140, 1982.
Einige weitere Literaturzitate für parasitische Pilze auf Ameisen seien hier genannt. Zum Teil leben sie auf bei Ameisenhaltern beliebten und entsprechend nach Deutschland importierten Ameisenarten:
Aegeritella tuberculata, wurde auf Formica rufa und Formica (Serviformica) rufibarbis in NW-Spanien gefunden. Espadaler, X. & Monteserín, S. 2003: Aegeritella (Deuteromycetes) on Formica (Hymenoptera, Formicidae) in Spain. - Orsis 18, 13-17.
Auch Lasius grandis von Teneriffa, Kanarische Inseln, kann von diesem Pilz befallen sein: Espadaler, X & Oromí, P. 1997/1998: Aegeritella tuberculata Bałazy et Wiśniewski (Deuteromycetes) encontrado sobre Lasius grandis (Hymenoptera, Formicidae) en Tenerife, Islas Canarias. - Folia scientarum biologicarum canariensium, 26, 93-98.
Aegeritella roussillonensis tritt bei Cataglyphis cursor in Südfrankreich auf: BAĿAZY, S., Lenoir, A., WIŚNIEWSKY, J. 1986: Aegeritella roussillonensis n.sp. (Hyphomycetales, Blastosporae) a new species of epizoic fungus on ants Cataglyphis cursor (Fonscolombe) (Hymenoptera, Formicidae) in France. - Cryptogamie. Mycologie 7, 37-45.
Aegeritella lenkoi wurde von der Wirtsart Camponotus sericeiventris aus Brasilien beschrieben: BAĿAZY, S. & WIŚNIEWSKY, J. 1977: Record on a new species of epiphytic fungus Aegeritella lenkoi sp. n. (Mycophyta, Hyphomycetales) from the Brasilian ant Camponotus sericeiventris (Guerin). Acta Mycol. 8, 271-274.