Polyrhachis dives (Präparation): Unterschied zwischen den Versionen

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{{Ameisenart     
'''Polyrhachis dives'''
|Autor = (Smith, 1857)
| WissName          = Polyrhachis dives
| Gattung          = Polyrhachis
| Unterfamilie    = Formicinae
| Bild            = Polyrhachis_dives.jpg
| Bildbeschreibung = Arbeiterinnen von Polyrhachis dives
| Heimat          = Südost-Asien
| Koeniginnen      = polygyn
}}
[[Bild:Pd_Arb_Gyn.jpg|thumb|250px|Arbeiterin und Königin auf Millimeter Papier]]
__TOC__ __NOEDITSECTION__
'''Polyrhachis dives''' ist eine Ameisenart aus der Familie der [[Formicinae]], die in Südostasien weit verbreitet ist. Die Kolonien sind dabei [[polygyn]] und [[polydom]]. Arbeiterinnen sind 6-8mm groß und schwarz mit einem silbernen Streifen auf der [[Gaster]].


Über die maximale Koloniegröße in der Natur gibt es verschiedene Angaben. So wird aus Japan von Kolonien mit bis zu 1 Millionen Arbeiterinnen und fast 600 Königinnen berichtet, die sich auf über 100 Zweignester verteilen<ref name="Yamauchi97">Yamauchi et al., 1987,  Polycalic Colonies of the weaver ant Polyrhachis dives, Kontyu, Tokyo, 55(3): 410-420</ref>. Aus West-Malaysia hingegen wird von Kolonien mit 1000-2300 Arbeiterinnen berichtet<ref name="Liefke98">Liefke et al., 1998, Nesting and food resources of syntopic species of the ant genus Polyrhachis (Hymenoptera, Formicidea) in West-Malaysia, Insect soc. 45 (1998) 411-425</ref>.
Unter dem Namen Polyrhachis dives wird eine in Südostasien beheimatete Ameisenart aus der Unterfamilie der Formicinae in den Handel gebracht, die - nicht ganz zutreffend - als Weberameise bezeichnet wird (vgl. Oecophylla, die eigentlichen Weberameisen). Mit Hilfe von Speicheldrüsensekret ihrer Larven verweben die Arbeiterinnen allerlei „Detritus“, Pflanzenteile, Puppenkokons, Futterreste usw. zu einem etwas unordentlich wirkenden, unförmigen Nest; siehe auch [[Nest Natur]]. Die Nester werden in oberflächlichen Hohlräumen in Mauern, an Felsen, Bäumen usw. angelegt. Nach eigenen Beobachtungen in Java dürfte die Art polydom sein; ein Volk bewohnt also mehrere bis viele Nester. So weit man aus den Händler- und Halterangaben schließen kann, sind die Völker polygyn, recht groß, und wachsen bei geeigneten Bedingungen unmäßig rasch heran. Zudem sollen sie sehr ausbruchsfreudig sein.


Oft wird diese Art wegen ihrem Nestbau als Weberameisen bezeichnet, was allerdings falsch ist (vergleiche [[Oecophylla]]).
Einige Tiere wurden mir übergeben, insbesondere um zu prüfen, ob die Gynen alle begattet und fertil sind.
Hier sollen die Ergebnisse meiner Präparationen dargestellt werden. Die Bilder dienen zugleich einem weiteren Blick in das Innere von Ameisen. Auf einzelne Besonderheiten in Bau und Lage der Organe wird verwiesen. Von den drei Gynen, die aus einem Nest stammten, waren zwei eindeutig begattet, die dritte war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unbegattet. Dies kann nicht mit letzter Sicherheit angegeben werden, weil ihre Spermathek nicht gefunden wurde. Eine gefüllte Spermathek ist bei dieser Art allerdings derart auffällig (s. unten), dass es schwer fallen dürfte, sie bei der Präparation zu übersehen.
Das bisherige Ergebnis lässt noch keine Entscheidung darüber zu, ob alle entflügelten Gynen in einem Nest begattet sind. Auch ist unklar, wo die Begattung stattfindet, und ob eine solche in der Haltung erfolgen kann.


== Nestbau ==
[[Bild:07_Pd_Arb_Gyn_web2_Kopie.jpg‎]]
[[Bild:Polyrhachis_dives_nest.jpg|thumb|250px|Nest von P. dives]]
[[Bild:PDives Nestbau.jpg|thumb|250px|Arbeiterin nutzt Larve zum Nestbau ]]


Das besondere bei dieser Art ist wohl der Nestbau, da sie ihre Larven als "Werkzeuge" zum Nestbau verwenden. Dabei wird mit Hilfe von Speicheldrüsensekret der Larven [[Detritus]], Pflanzenteile und Erdklumpen zu einem Nest verwebt. Die Nester werden dabei oft in Hohlräumen von Felsen oder an Bäumen angelegt.
Bild 1: Eine Arbeiterin und eine Gyne von Polyrhachis dives.


In der Haltung eigenen sich halbkreisförmige Gegenstände wie z.b. halbierte Korkröhren um den Ameisen einen guten Platz zum Nestbau anzubieten.


== Haltung ==
[[Bild:01Pd Arb diss 2 tx web.jpg]]
Die Haltung von ''Polyrhachis dives'' erscheint zunächst einfach. Auch wenn oft Temperaturen von 22°C-28°C sowie eine Luftfeuchtigkeit um die 60% empfohlen wird, sind diese Ameisen recht genügsam und gedeihen auch bei Zimmerbedingungen ohne Heizung oder Befeuchtung problemlos. Für ein besseres Wachstum ist eine erhöhte Temperatur aber empfehlenswert.


Vor der Anschaffung dieser Art sollte man sich allerdings Gedanken über den zur Verfügung stehenden Platz machen, da diese Art sehr viel Platz braucht. Im Handel befindliche Kolonien bestehen sehr oft aus vielen Königinnen, dementsprechend vermehren sich die Ameisen viel schneller als bei anderen Arten. Oft berichten Halter über Verhaltensauffälligkeiten wie das andauerende Herumtragen von Leichen oder dass sich Arbeiterinnen untereinander attackieren. Die Gründe für dieses Fehlverhalten wurden noch nicht geklärt, jedoch liegt besonders beim "Leichentragen" mangelnder Platz als mögliche Ursache sehr nahe. Darin und im enormen Koloniewachstum liegen die Herausforderungen, durch die diese Art auf längere Zeit gesehen keinesfalls einfach zu halten ist. Eine Haltung ist deshalb nur fortgeschrittenen Haltern zu empfehlen!
Bild 2: Organe einer P. dives-Arbeiterin. Die Beschriftung erfolgte auf Englisch, damit das Bild auch anderweitig verwendbar ist. cr = Kropf; midgut = Mitteldarm; mt = Malpighische Gefäße; < hind gut > = Enddarm, erstreckt sich zwischen den beiden Pfeilspitzen; r = Rectum; pgl = Giftdrüse.


== Weblinks ==
* [http://www.eatenbyinsects.de/ants_Polyrhachis_dives.php EatenByInsects.de - Haltungsbericht über Polyrhachis dives]
* [http://www.ameiseninfos.de/html/polyrhachis_neu.html AmeisenInfos.de - Haltungsbericht über Polyrhachis dives]
* [http://www.formicaria.de/html/polyrhachis_dives.html FORMICARIA.de - Haltungsbericht über Polyrhachis dives]


== Quellen ==
[[Bild:02 Pd Arb diss 1 tx web.jpg]]
<references />
 
Bild 3: Organe einer weiteren P. dives-Arbeiterin. Beschriftung wie in Bild 2; r = Rectum und pgl = Giftdrüse sind hier prall gefüllt; Dgl = Dufour’sche Drüse erkennbar, liegt unter dem *.
Der transparente, im Präparat oben liegende Teil der Giftdrüse ist die Giftblase, in der die Ameisensäure gespeichert ist. Darunter liegt (weißlich, undurchsichtig) die eigentliche, das Gift erzeugende Giftdrüse. Sie hat etwa die Form eines Tennisschlägers, flach und oval.
 
 
[[Bild:03 Pd Gyne diss 3 Flugmusk web.jpg]]
 
Bild 4: Die thorakalen Rückensklerite einer Gyne sind abgehoben und nach rechts unten weggezogen. Sie werden festgehalten durch die völlig intakte, zähe Flugmuskulatur. Ein junges Tier, da später die Flugmuskulatur durch Fett ersetzt wird. Dieses Tier hatte keine erkennbare Spermathek, war also wahrscheinlich unbegattet.
 
 
[[Bild:04 Pd Gyne 3 diss 6 tx web.jpg]]
 
Bild 5: Innere Organe einer begatteten und fertilen Gyne von P. dives. Beschriftung wie in Bild 2; ov = die beiden großen Ovarien mit je etwa 25 Ovariolen (Eischläuchen); sp = die bei geeigneter Beleuchtung sehr auffällige, weiße Spermathek; nach oben weisend: Eine der beiden in Bild 6 sichtbaren Spitzen des Organs.
 
 
[[Bild:05 Pd Gyne 3-01Rec web.jpg]]
 
Bild 6: Die knapp 1 mm lange, bei dieser Art eigenartig bananenförmige Spermathek, im Auflicht unter dem Mikroskop. Charakteristisch für eine gefüllte Spermathek sind die bläulich-weiß schimmernden Schlieren der Sperma-Füllung. Bei geringerer Vergrößerung verleihen sie dem ganzen Bläschen eine unverkennbare, bläulich-weiße Färbung, durch die es sich von „dunkler-weißen“ Ovarien und dem Fettkörper abhebt. Oben in der Mitte ist der Ausführgang zum Ovidukt. Er ist so eng, dass sich das Bläschen nicht sofort entleert.
Bei Myrmicinae ist die Spermathek oft kugelrund, bei anderen Formicinen (Lasius, Formica) oft hantelförmig.
 
 
[[Bild:06 Pd Gyne 3-06 Rec - Sperma web.jpg]]
 
Bild 7: Die Spermathek (rechts oben) wurde durch leichten Druck auf das Deckglas zum Platzen gebracht. Das gesamte graue „Gewölk“ ist ausgetretenes, noch immer dicht gepacktes Sperma. Eine solche, für die Größe der Gynen ungewöhnlich große, Spermamasse lässt auf eine sehr hohe Eiablagerate der Königinnen schließen.
 
(A. Buschinger, 11.12.06)

Version vom 24. Februar 2009, 11:12 Uhr

Polyrhachis dives

Unter dem Namen Polyrhachis dives wird eine in Südostasien beheimatete Ameisenart aus der Unterfamilie der Formicinae in den Handel gebracht, die - nicht ganz zutreffend - als Weberameise bezeichnet wird (vgl. Oecophylla, die eigentlichen Weberameisen). Mit Hilfe von Speicheldrüsensekret ihrer Larven verweben die Arbeiterinnen allerlei „Detritus“, Pflanzenteile, Puppenkokons, Futterreste usw. zu einem etwas unordentlich wirkenden, unförmigen Nest; siehe auch Nest Natur. Die Nester werden in oberflächlichen Hohlräumen in Mauern, an Felsen, Bäumen usw. angelegt. Nach eigenen Beobachtungen in Java dürfte die Art polydom sein; ein Volk bewohnt also mehrere bis viele Nester. So weit man aus den Händler- und Halterangaben schließen kann, sind die Völker polygyn, recht groß, und wachsen bei geeigneten Bedingungen unmäßig rasch heran. Zudem sollen sie sehr ausbruchsfreudig sein.

Einige Tiere wurden mir übergeben, insbesondere um zu prüfen, ob die Gynen alle begattet und fertil sind. Hier sollen die Ergebnisse meiner Präparationen dargestellt werden. Die Bilder dienen zugleich einem weiteren Blick in das Innere von Ameisen. Auf einzelne Besonderheiten in Bau und Lage der Organe wird verwiesen. Von den drei Gynen, die aus einem Nest stammten, waren zwei eindeutig begattet, die dritte war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unbegattet. Dies kann nicht mit letzter Sicherheit angegeben werden, weil ihre Spermathek nicht gefunden wurde. Eine gefüllte Spermathek ist bei dieser Art allerdings derart auffällig (s. unten), dass es schwer fallen dürfte, sie bei der Präparation zu übersehen. Das bisherige Ergebnis lässt noch keine Entscheidung darüber zu, ob alle entflügelten Gynen in einem Nest begattet sind. Auch ist unklar, wo die Begattung stattfindet, und ob eine solche in der Haltung erfolgen kann.

07 Pd Arb Gyn web2 Kopie.jpg

Bild 1: Eine Arbeiterin und eine Gyne von Polyrhachis dives.


01Pd Arb diss 2 tx web.jpg

Bild 2: Organe einer P. dives-Arbeiterin. Die Beschriftung erfolgte auf Englisch, damit das Bild auch anderweitig verwendbar ist. cr = Kropf; midgut = Mitteldarm; mt = Malpighische Gefäße; < hind gut > = Enddarm, erstreckt sich zwischen den beiden Pfeilspitzen; r = Rectum; pgl = Giftdrüse.


02 Pd Arb diss 1 tx web.jpg

Bild 3: Organe einer weiteren P. dives-Arbeiterin. Beschriftung wie in Bild 2; r = Rectum und pgl = Giftdrüse sind hier prall gefüllt; Dgl = Dufour’sche Drüse erkennbar, liegt unter dem *. Der transparente, im Präparat oben liegende Teil der Giftdrüse ist die Giftblase, in der die Ameisensäure gespeichert ist. Darunter liegt (weißlich, undurchsichtig) die eigentliche, das Gift erzeugende Giftdrüse. Sie hat etwa die Form eines Tennisschlägers, flach und oval.


03 Pd Gyne diss 3 Flugmusk web.jpg

Bild 4: Die thorakalen Rückensklerite einer Gyne sind abgehoben und nach rechts unten weggezogen. Sie werden festgehalten durch die völlig intakte, zähe Flugmuskulatur. Ein junges Tier, da später die Flugmuskulatur durch Fett ersetzt wird. Dieses Tier hatte keine erkennbare Spermathek, war also wahrscheinlich unbegattet.


04 Pd Gyne 3 diss 6 tx web.jpg

Bild 5: Innere Organe einer begatteten und fertilen Gyne von P. dives. Beschriftung wie in Bild 2; ov = die beiden großen Ovarien mit je etwa 25 Ovariolen (Eischläuchen); sp = die bei geeigneter Beleuchtung sehr auffällige, weiße Spermathek; nach oben weisend: Eine der beiden in Bild 6 sichtbaren Spitzen des Organs.


05 Pd Gyne 3-01Rec web.jpg

Bild 6: Die knapp 1 mm lange, bei dieser Art eigenartig bananenförmige Spermathek, im Auflicht unter dem Mikroskop. Charakteristisch für eine gefüllte Spermathek sind die bläulich-weiß schimmernden Schlieren der Sperma-Füllung. Bei geringerer Vergrößerung verleihen sie dem ganzen Bläschen eine unverkennbare, bläulich-weiße Färbung, durch die es sich von „dunkler-weißen“ Ovarien und dem Fettkörper abhebt. Oben in der Mitte ist der Ausführgang zum Ovidukt. Er ist so eng, dass sich das Bläschen nicht sofort entleert. Bei Myrmicinae ist die Spermathek oft kugelrund, bei anderen Formicinen (Lasius, Formica) oft hantelförmig.


06 Pd Gyne 3-06 Rec - Sperma web.jpg

Bild 7: Die Spermathek (rechts oben) wurde durch leichten Druck auf das Deckglas zum Platzen gebracht. Das gesamte graue „Gewölk“ ist ausgetretenes, noch immer dicht gepacktes Sperma. Eine solche, für die Größe der Gynen ungewöhnlich große, Spermamasse lässt auf eine sehr hohe Eiablagerate der Königinnen schließen.

(A. Buschinger, 11.12.06)