Umfeld

Aus Ameisenwiki
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Das Umfeld des Formicariums stellt keine größeren Anforderungen, jedoch sollten einige Dinge unbedingt Beachtung finden. Gerade die Geräusche eines modernen Haushaltes haben großen Einfluss auf die Entwicklung einer Kolonie…. oder sagen wir lieber, die Erschütterungen durch die Schallwellen.

Die folgenden Ausführungen mögen einigen Haltern als übertrieben oder überflüssig erscheinen, werden jedoch auf die Entwicklung und das Verhalten der Kolonie größten Einfluss haben.

In der Natur leben die meisten Ameisenarten unter der Erde oder zumindest in massiveren Nestern, in denen fast absolute Stille und Erschütterungsfreiheit herrscht. Somit treten in der Natur starke Erschütterungen nur auf, wenn das Nest aktiv durch zB größere Räuber angegriffen wird oder eine akute Gefahr durch zB einen umstürzenden Baum besteht. (Erdbeben und Meteoriteneinschläge mal nicht mitgerechnet)

Bitte nicht vergessen: die Ameisen folgen ihrem Instinkt!
Der Mensch mit seinen Maschinen (Auto, Trecker, Musik) ist erst seit knapp 100 Jahren auf der Spielwiese der Natur erschienen, diese Zeit reichte keinesfalls für die Anpassung der Instinkte…. Wenn Ameisen neben einer Autobahn nisten, bedeutet das keine Änderung der Instinkte, sondern ist ausschließlich der Anpassungsfähigkeit der Ameisen zuzuschreiben. Jedoch siedeln nicht alle Arten in einem lauten Umfeld, die meisten Arten suchen sich ruhigere Plätze für eine ungestörte Existenz….

Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat sich Lasius niger zu einer beliebten Art etabliert, sind sie doch extrem anpassungsfähig und werden sich an gewisse Störungen gewöhnen. Andere Arten, hier ua die Ernteameisen, sind eher als schreckhaft und empfindlich zu bezeichnen. Aber auch wenn einige Arten anpassungsfähig sind, ist dieses noch kein Freischein für absolut widernatürliche Haltungsbedingungen ! Und weiter: Auch wenn eine Kolonie überlebt und Brut produziert, ist dies kein Beweis dafür, dass eine Haltung neben einer Box unter Flutlicht geeignet ist!

Geräusche

Die Ameise ist naturgemäß taub und somit im Grunde unempfindlich gegen Geräusche, Staubsaugen oder Straßenlärm stellt keine besondere Störung dar. Jedoch können Ameisen Erschütterungen und Vibrationen sehr wohl wahrnehmen. Folglich sind Geräuschquellen zu vermeiden, die Erschütterungen hervorrufen, und hierzu gehören in erster Linie die Lautsprecher der Musikanlage oder des Computers...

Ein Formicarium sollte keinesfalls im direkten Einzugsbereich eines Lautsprechers (oder neudeutsch einer Box) stehen. Vor allem Bässe rufen erhebliche Erschütterungen im Formicarium hervor und setzen die Ameisen unnötig unter Stress, ein "fetter Sound" kann die Kolonie gar in Panik versetzen. Bässe gehören zu den niederfrequenten Tönen und setzen sich auch in festem Material gut fort. Ihr kennt das sicherlich selbst: durch die Wand sind vor allem die Bässe bei dem Nachbarn hochbeliebt... und wenn der Bass gut knallt, wackeln sogar Gläser im Schrank.

Aber auch Boxen, die im gleichen Schrank oder Regal wie das Formicarium untergebracht sind, können bei wesentlich geringerer Lautstärke Vibrationen durch das Holz leiten und somit für die Ameisen starke Erschütterungen hervorrufen.

Weitere störende Quellen können Schritte auf Holzboden oder Fliesen sein. Zur Dämmung aller Erschütterungen stelle ich meine Formicarien grundsätzlich auf eine dämmende Unterlage. Zum Einsatz kommt hier eine dünne Platte Styropor, Moosgummi, dickes Flies oder auch eine Korkplatte.

Erschütterungen

Eine weitere Quelle für Störungen sind z.B. Schränke mit Türen. In der normalen Handhabung werden Schranktüren nicht vorsichtig geschlossen, sondern man lässt sie einfach zufallen… achtet einmal darauf. Auch die Handhabung selber kann Erschütterungen hervorrufen: Tassen, Gläser andere harte Gegenstände

Stehen Formicarien nun in einem solchen Schrank, werden die Erschütterungen durch den Schrank in das Formicarium übertragen und können die Kolonie in Panik versetzen. Auch hier ist eine dämmende Unterlage angebracht.

Licht

Licht im Nest ist ein ewiger Streitpunkt und wird von Art zu Art verschieden schlecht vertragen. Unzweifelhaft ist ein völlig dunkles Nest für die Ameise naturnah und somit zu bevorzugen. Leider heißt das auch: der Halter sieht nichts.

Hier hat uns die Natur aber ein Schlupfloch gelassen: Ameisen können rotes Licht nicht wahrnehmen. Somit lässt sich der Ameise durch eine vor der Sichtscheibe des Nestes angebrachte rote Folie (dunkles, intensives Rot) eine dunkle Nestkammer vorgaukeln und der Halter hat gute Einblick in das Nestleben.

Für die Arena ist eine gleichmäßige Beleuchtung ohne schnell wechselnden Schattenwurf wichtig.

Größte Vorsicht ist bei direkter Sonneneinstrahlung angebracht, selbst durch ein modernes Fenster kann es hier schnell zu einer Überheizung des Beckens oder des Nestes kommen. Weiterhin sorgt Sonnenlicht für ein schnelles Wachstum von z. B. Algen und Moos in einem Feuchtbereich, hier besonders Nest und evtl. ein Wassergraben.

Fixieren

Viele Unfälle mit umgekippten oder runter gefallenen Formicarien ereignen sich durch eine falsche Aufstellung der Becken. Schlecht gesicherte oder nicht fest stehende Formicarien in Durchgangsbereichen oder auch einfach nur eine wackelige Unterlage können Formicarien aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht wenige Unfälle ereignen sich auch während Arbeiten am Becken selber….

Absolut wichtig ist ein sicherer Stand des Formicariums. Arena und Nest dürfen nicht wackeln und müssen auf einer rutschfesten Unterlage stehen, nicht selten wird das externe Nest oder die Ameisenfarm versehentlich verrutscht und die Verbindung zur Arena löst sich. Wackelt die Anlage, werden die Ameisen zudem permanent unter Stress gesetzt.