Tetramorium tsushimae

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tetramorium tsushimae
Systematik
Unterfamilie: Myrmicinae
Gattung: Tetramorium
Art: Tetramorium tsushimae
Weitere Informationen
Königinnen: monogyn
Wissenschaftlicher Name
Tetramorium tsushimae

(Mayr, 1855)

Tetramorium tsushimae (Formicidae, Myrmicinae) ist eine ursprünglich in China und Japan beheimatete, polygyne Art. Sie wurde in die USA eingeschleppt und entwickelt sich dort seit einigen Jahren zu einer invasiven pest ant, die auch in natürlichen Habitaten eine Bedrohung für die einheimische Ameisenfauna darstellt.

Hier ist ein Bericht, der 2004 in das damalige Ameisenforum eingestellt wurde:

Spurensuche: Tetramorium tsushimae, eine neue invasive Ameise

Wieder einmal ist eine eingeschleppte Ameise invasiv geworden, wird zur Bedrohung heimischer Arten und verursacht enorme Kosten.

Zwar sind, auch wieder einmal, die USA betroffen, aber Gleiches könnte tagtäglich auch in Mitteleuropa eintreten. In den USA ist die europäische Tetramorium caespitum schon lange eingebürgert, ohne allzu viel Schaden anzurichten. Vor allem weil sie monogyn ist, fehlt ihr anscheinend das Potenzial, invasiv zu werden.

1988 tauchte in Missouri eine kleinere, polygyne Tetramorium auf, die man zuerst für eine Zwergform von T. caespitum hielt. 2002 wurde sie fälschlich als T. rhenanum identifiziert, die polygyne, am Mittelrhein vorkommende Form, die sich jüngst doch als synonym mit der eher osteuropäisch verbreiteten T. moravicum erwies.

Erst jetzt gelang es, mit einer aufwändigen und minutiösen, fast kriminalistisch anmutenden “Spurensuche”, die wahre Identität und Herkunft der “neuen” Ameise aus St. Louis, Missouri, aufzuklären: Es ist eine Art, die ursprünglich in Japan und China zu Hause ist. Nach USA kam sie aus Japan, hat eine Weile ein unauffälliges Dasein in den Vororten von St. Louis geführt, ist nun aber in rasanter Ausbreitung begriffen. Insbesondere durch Transporte von Erdaushub etc. werden ganze Kolonien über viele Kilometer verfrachtet.

T. tsushimae hat sich inzwischen auch in natürliche, wenig gestörte Habitate ausgebreitet. Sie hat dort bereits zahlreiche heimische Arten der Gattungen Camponotus, Formica, Myrmica und Crematogaster verdrängt, andere, v.a. baumbewohnende Arten überleben in verringerter Zahl, und unterirdisch lebende Solenopsis,Ponera und Brachymyrmex scheinen nicht beeinträchtigt zu werden.

Die Art hat jedenfalls das Potenzial, sich zu einem bedeutenden Schädling zu entwickeln. Um sie zunächst zu identifizieren und ihre Herkunft zu ermitteln, waren nicht weniger als sieben Wissenschaftler beteiligt. Proben aus China, Japan, USA und Europa waren zu beschaffen, 41 Namen umfasst die Liste der Danksagungen an irgendwie, durch Sammeln von Material oder hilfreiche Kommentare, beteiligte Wissenschaftler; Finanzmittel mussten beantragt werden. Hunderte von Tieren wurden vermessen und vor allem mit molekulargenetischen Methoden untersucht, bis man sicher sagen konnte, woher die Art nach USA eingeschleppt worden war.

Tetr-tsushimae-Epinotum-web.jpg

Die Abbildung zeigt, welche Messwerte unter Mikroskopvergrößerung abzunehmen waren. Auf dem winzigen Epinotum (Propodeum) liegt ein Stigma jederseits, dessen Mittelpunkt als Ausgangsbasis dient, z.B. für die Strecke PSSP zur Spitze des Epinotaldorns. Verschiedene Strecken und Winkel kann man dann zu Indices verrechnen und mit entsprechenden Indices anderer (auch unterschiedlich großer) Tiere vergleichen. Nach links schließt das Metanotum des Thorax an, nach rechts der Petiolus.

Die Veröffentlichung erfolgte in 2006 (siehe "Literatur"). Ich möchte mit diesem Bericht den weniger mit wissenschaftlicher Arbeit Vertrauten nur einen kleinen Einblick geben, welcher Aufwand nötig ist, um allein die Hintergründe einer plötzlich neu auftauchenden Ameisen-Invasion zu klären. Damit ist allerdings nur der erste, kleine Schritt zu einer Ausrottung oder Eindämmung des Befalls getan. Eine notwendig werdende Bekämpfung kostet ein Vielfaches an Arbeit, Zeit und Geld.

Deshalb: Niemals fremdländische Ameisen im Haus oder in die Natur entkommen lassen, oder gar aussetzen!!! Am sichersten ist es, nur einheimische Arten aus der näheren Umgebung zu halten. (A. Buschinger 05. Mai 2007)

Literatur: Steiner, F.M., B.C. Schlick-Steiner, J.C. Trager, K. Moder, M. Sanetra, E. Christian & C. Stauffer (2006): Tetramorium tsushimae, a new invasive ant in North America. – Biological Invasions 8: 117-123.