"Gäste" von Ameisen - Schwebfliegen der Gattung Microdon
Microdon mutabilis (Diptera, Syrphidae): Die Larven der Schwebfliegen-Gattung Microdon sind häufig in Ameisennestern zu finden. Die Gattung ist in Eurasien, Nordamerika und auch in Australien verbreitet. Die adulten Fliegen sind Blütenbesucher und ernähren sich von Pollen und Nektar. Ihre Eier legen sie in Ameisennestern ab. Als Ameisenwirte dienen in Europa Arten der Gattungen Formica (einschließlich Untergattung Serviformica), Lasius, Myrmica und Dolichoderus; in Australien fand ich sie in Massen bei Stigmacros.
In den Ameisennestern trifft man die Fliegenlarven an, die Ameisenlarven nicht unähnlich sehen, sich aber durch ein längeres "Horn" am Hinterende auszeichnen. http://www.alexanderwild.com/Ants/Natural-History/Ant-Enemies/9403486_q7KXXM/641096039_R7x4P#!i=641096039&k=R7x4P&lb=1&s=A
Bild 1: Häufiger findet man in den Ameisennestern die charakteristischen Puppentönnchen von Microdon. Am Vorderende tragen sie ein Paar Hörnchen unbekannter Bedeutung. Am Hinterende, auf einer kleinen Erhebung, münden die Atemöffnungen. Die Puppen sind festgeklebt und die flache Unterseite ist von einem Borstenkranz umgeben.
Bild 2: Links und Mitte zwei eben aus dem Tönnchen geschlüpfte adulte Fliegen. Bei dem Tier in der Mitte sind die Flügel noch nicht entfaltet. Rechts eine Fliege mit voll entfalteten Flügeln.
Bis vor wenigen Jahren galten die Microdon-Larven als harmlose Ameisengäste, so genannte Synöken, die halt mit in den Nestern lebten, geduldet werden und hauptsächlich Abfälle fressen.
Erst Barr (1995) entdeckte dass die sehr langsam umher kriechenden Larven tatsächlich Räuber sind, sich von Ameisenbrut ernähren! Sie gleiten über eine Ameisenlarve, bedecken sie völlig, und fressen sie unter dem Körper.
Bild 3 (nach Barr 1995): Fliegenmaden haben üblicherweise stark reduzierte Mundwerkzeuge, oft ist nur ein Paar hakenartiger Gebilde zu erkennen. Die Microdon-Larve aber hat Kiefer, die doch stark an ein Haigebiss erinnern!
- Zur Ergänzung und Korrektur:
Bild 4: Drei große Larven von Dipteren; am Rücken ist deren „Herz“ als dunkler Streifen erkennbar. Sie stammen aus einem Nest von Lasius niger, von der Arbeiterinnen und ein paar Arbeiterinnen-Puppen (vorn) zu erkennen sind.
Das Bild war bisher (Mai 2012) als "große Microdon-Larven" in diesem Artikel abgebildet. Es sind jedoch Larven einer anderen Fliegengattung, wie ich kürzlich gelernt habe, wahrscheinlich von Chrysotoxum oder Xanthogramma, die sich von den Wurzelläusen im Ameisennest ernähren.
Weiterführende Literatur
- Barr, B. (1995): Feeding behaviour and mouthpart structure of larvae of Microdon eggeri and Microdon mutabilis (Diptera, Syrphidae). Dipterists Digest 2, 31-36.
- Buschinger, A. (1998): Als Wolf im Schafspelz enttarnt: Die Larve der Schwebfliege Microdon. Ameisenschutz aktuell 12, 47-51. (Darin ist weitere Literatur genannt. Die Microdon–Puppen sind in vielen Ameisenbüchern abgebildet und beschrieben).