Hügelbauende Dolichoderinen in Australien

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Auf unserer Reise durch das südliche Westaustralien (Sept. / Okt. 2006) trafen wir immer wieder auf Ameisennester, die den vegetabilischen Nesthügeln von europäischen Waldameisen frappierend ähnlich sahen. Allenfalls waren sie etwas klein, aber das gibt es bei Formica-Arten ja auch. (Bild 1).

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Sogar ein deutlicher „Sandauswurf“ war gelegentlich zu sehen (Bild 2)

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Im bergigen Gelände sieht es manchmal aus, als lebe da eine der Gebirgswaldameisen (Bild 3). Aber die Ameisen sind keine Formica aquilonia, und auch die „Latschenkiefer“ ist keine Konifere!

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Ein solches Nest an einer moorigen Stelle möchte man unwillkürlich einer Kerbameise (Coptoformica) zuordnen (Bild 4).

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Es regnete hin und wieder, was im südlichen Westaustralien im Winter und Frühjahr gar nicht mal so selten vorkommt. Im Gebiet um Pemberton hat es bis 1.400 mm Jahresniederschlag (zum Vergleich: Darmstadt hat ca. 600 mm!). Dort wachsen auch mit die höchsten Bäume der Welt, mit bis zu 90 m Höhe. Die Bewohner eines der Hügel nutzten eine kurze Regenpause um ihre Puppen auf die Oberfläche zu tragen. Nacktpuppen, keine Kokons wie bei den Waldameisen! (Bilder 5 und 6)

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Klar, in ganz Australien kommt keine einzige Art der Gattung Formica vor! Andere Formicinae-Gattungen gibt es mehrere, aber eben nicht die hügelbauenden Waldameisen, und auch nicht die Untergattungen Serviformica, Raptiformica, oder Coptoformica, die Sklaven- und Raubameisen und die Kerbameisen. Was wir hier beobachtet haben, waren alles Angehörige der Unterfamilie Dolichoderinae, der Drüsenameisen, und, so weit ich es bestimmen konnte, gehörten die Hügelbauer alle der Gattung Iridomyrmex, den „Meat Ants“ oder „Fleischameisen“ an. Für mich war es eine verblüffende Konvergenz: Ameisen einer ganz anderen Verwandtschaftsgruppe, die aber in ihrer Evolution dasselbe Nestbauverhalten wie unsere Waldameisen entwickelt haben, pflanzliches Material zu einem Nesthügel auftürmen und darunter ein Erdnest bewohnen. Bei sonstigen Ameisen, die auffällig Hügel errichten (etwa viele bodenbewohnende Lasius-Arten), handelt es sich in aller Regel nur um den Abraum aus den Kammern und Gängen, die im Boden ausgehöhlt werden. Manchmal werden diese Erdhügel dann ihrerseits auch wieder von Gängen und Kammern durchzogen.

Andere „Meat Ants“ bauen solche Erd- und Sandhügel (vgl. den Bericht: Eine Begegnung mit australischen Meat Ants, Gattung Iridomyrmex). Und wieder andere, in heißeren Regionen, können vielleicht wegen starker Winde ihren Abraum nicht dauerhaft sehr hoch auftürmen, machen aber ganz auffällige Krater um die Nesteingänge. Die Bilder 7 und 8 zeigen zwei stattliche Beispiele aus dem Kalbarri-Nationalpark.

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A. Buschinger, 24.10.06