Myrmoxenus
Myrmoxenus ist eine Gattung aus der Unterfamilie Myrmicinae. Ein früherer Gattungsname ist Epimyrma. Er ist in den meisten Veröffentlichungen über diese Gattung zu finden, da nach der Umbenennung nur noch wenige Arbeiten über Arten dieser Gattung erschienen.
Myrmoxenus umfasst rund 10 Arten, unter denen sich aktiv Sklaven haltende, aber auch „degenerierte Sklavenhalter“ ohne eigene Arbeiterinnenkaste befinden. Als Sklaven dienen bestimmte Arten der Gattung Temnothorax. Verbreitet ist die Gattung in Südeuropa und Nordafrika (Algerien, Marokko) bis zum Schwarzen Meer (Ukraine). Eine Art wurde auf Teneriffa gefunden (Myrmoxenus birgitae), eine kommt im südlichen und östlichen Deutschland vor (Myrmoxenus ravouxi = Epimyrma ravouxi = Epimyrma goesswaldi), ist aber von Spanien über Italien und die Balkanhalbinsel bis in die südliche Ukraine (Krim) verbreitet.
Alle Arten sind wärmeliebend.
Raubzüge
Die Sklavenraubzüge von Myrmoxenus ravouxi wurden von Winter (1979) in Darmstadt erstmalig beobachtet. Bis dahin hatte man Myrmoxenus für eine Gattung von Inquilinen gehalten, Sozialparasiten, deren Arbeiterinnen (so weit vorhanden) keine Funktion mehr hätten.
Diese Sklavenjäger sind 2,5 bis 3 mm lang. Das vorderste Tier (rechts) legt eine kurzlebige Duftspur, auf der es die kleine "Armee" zum vorher entdeckten Nesteingang eines Volkes der Sklavenart (hier: Temnothorax unifasciatus) führt.
Koloniegründung
Die Koloniegründung aller Arten der Gattung erfolgt sozialparasitisch. Die begattete Jungkönigin dringt in ein Nest ihrer Wirtsart ein und versucht, sich möglichst rasch der Wirtskönigin zu nähern. Falls sie nicht von Wirtsarbeiterinnen abgewehrt wird, verbeißt sie sich mit ihren Mandibeln im Hals der Wirtskönigin, von oben oder von unten. Nach einigen Stunden ist die Wirtskönigin gelähmt, kann sich aber auch wieder erholen und wird dann erneut gewürgt. Der Vorgang kann 1-2 Wochen oder auch viel länger (z.B. über den Winter hinweg bis ins Frühjahr!) andauern bis die Wirtskönigin endgültig tot ist. Während des Würgens streicht die Parasitenkönigin mit ihren Vorderbeinen immer wieder über die Flanken ihres Opfers und anschließend über den eigenen Körper, u. a. auch über den eigenen Rücken, was durch sehr merkwürdige Verrenkungen der Vorderbeine ermöglicht wird. Myrmoxenus hat besonders ausgeprägte Putzbürsten an den Vorderbeinen. Das Verhalten dient wahrscheinlich der Übertragung von Oberflächenpheromonen der Wirtskönigin auf die Myrmoxenus-Königin.
Myrmoxenus in der AG Buschinger
Die Arbeitsgruppe von Prof. Buschinger hat sich in Darmstadt von 1979 bis 2002 mit den verschiedenen Arten der Gattung befasst. Praktisch alle beschriebenen Arten wurden an den Typuslokalitäten gesucht. Viele weitere Fundorte für einzelne Arten wurden entdeckt, neue Arten wurden beschrieben. Die Lebensweise der einzelnen Arten wurde in Laborversuchen aufgeklärt, Details mit Freilandbeobachtungen bestätigt. Mehrere Arten wurden über Generationen gezüchtet, manche konnten verkreuzt werden.
Literatur
Im Folgenden sind nur die Veröffentlichungen aus der AG Buschinger zu dieser Gattung aufgelistet. Jede Veröffentlichung enthält ein Literaturverzeichnis, in dem auch die Publikationen anderer, jeweils früherer Autoren aufgeführt sind (es sei auf die downloads verwiesen).
- Buschinger, A., Ehrhardt, W., Winter, U. 1980: The organization of slave raids in dulotic ants - a comparative study (Hymenoptera, Formicidae). Z. Tierpsychol. 53, 245-264.
- Buschinger, A., Ehrhardt, W., Fischer, K. 1981: Doronomyrmex pacis, Epimyrma stumperi und E. goesswaldi (Hym., Formicidae) neu für Frankreich. Ins. Soc. 28, 67-70. (download)
- Buschinger, A. 1982: Epimyrma goesswaldi MENOZZI 1931 = Epimyrma ravouxi (ANDRÉ 1896) - Morphologischer und biologischer Nachweis der Synonymie (Hym., Formicidae). Zool. Anz. 208, 352-358. (download)
- Buschinger, A., Winter, U. 1982: Evolutionary Trends in the Parasitic Ant Genus Epimyrma. In: The Biology of Social Insects, Proc. 9th Congr. IUSSI, Boulder, Colorado, 1982, 266-269.
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- Buschinger, A. 2009: Social parasitism among ants: a review. (Hymenoptera: Formicidae).- Myrmecol. News 12: 219-235.
- Müller, H., Glaser, F., Buschinger, A. 2002: Erstnachweis von Epimyrma stumperi KUTTER, 1951, in Österreich (Hymenoptera: Formicidae). Beitr. Z. Entomofaunistik 3, 27-31.
- Winter, U. 1979: Epimyrma goesswaldi MENOZZI, eine sklavenhaltende Ameise. Naturwissenschaften 66, 581-582.