Acromyrmex octospinosus

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Acromyrmex octospinosus
Königin und Arbeiterinnen an einer WasserstelleKönigin und Arbeiterinnen an einer Wasserstelle
Systematik
Unterfamilie: Myrmicinae
Gattung: Acromyrmex
Art: Acromyrmex octospinosus
Weitere Informationen
Verbreitung: Süd- und Mittelamerika
Gründung: semiclaustral
Wissenschaftlicher Name
Acromyrmex octospinosus
A. octospinosus Königin in der Nahaufnahme

Acromyrmex octospinosus ist eine Blattschneider-Art aus Süd- und Mittelamerika. Sie (bzw. unter diesem Namen verkaufte Kolonien) wird in Deutschland von Zoos und Privatpersonen in Formikarien gehalten.

Im Zusammenhang mit dem „Ausbruch“ einer Blattschneiderameisen-Kolonie in Köln fanden sich bei Literaturrecherchen einige auch für die Halter dieser Art interessante Informationen. Siehe auch Blattschneiderameisen fressen Gärten kahl; Bericht aus Köln (02.08.2006)

Bei den ausgebrochenen Ameisen handelt es sich eindeutig um die Gattung Acromyrmex und, nach den verfügbaren Informationen, um die Art Acromyrmex octospinosus.

Zur Bestimmung wurde u. a. ein im Internet verfügbarer Schlüssel benutzt: academic.evergreen.edu - Key to Costa Rican Acromyrmex.

Er geht auf John T. Longino zurück, einen international renommierten Blattschneider-Experten. Es heißt dort allerdings, dass die im Schlüssel genannte A. octospinosus aus Costa Rica nicht unbedingt ganz identisch mit der ursprünglich aus Französisch Guayana beschriebenen A. octospinosus sein muss: Es soll innerhalb von A. octospinosus „kryptische Arten“ geben, die bisher nicht beschrieben sind. Nachdem Blattschneider-Ameisen von den Händlern gerne aus Französisch Guayana importiert werden, ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass es sich tatsächlich um die original als A. octospinosus beschriebene Art handelt.

Zur Lebensweise wurden einige bemerkenswerte Fakten herausgefunden:

Als Futter für den Pilzgarten dienen außer grünen Blättern und Blütenteilen auch Falllaub und anderer Bestandsabfall (passt mit der Beschreibung des Halters der ausgebrochenen Kolonie zusammen, wonach sie den Kot seiner Flughunde abtransportiert hätten: Der enthält viele unverdaute Fruchtreste).

Die Nester sind nicht in den Boden gegraben (wie bei Atta), sondern liegen an der Bodenoberfläche, in hohlen Baumstämmen, unter Steinplatten etc. (passt sehr gut mit der Beobachtung des Halters zusammen, wonach sie bei ihm im Haus in Hohlräumen unter dem Boden oder in der Wand leben sollen). Im feucht-tropischen Wald von Costa Rica gibt es auch Nester auf Bäumen; Transportkolonnen tragen Blätter und Blütenteile stammaufwärts! – Ein wichtiger Hinweis für die Bekämpfung: Genau verfolgen, wohin die Tiere ihre Lasten schleppen! Und das, bevor etwa im Gelände ein Insektizid versprüht wird. Irgendwelche Fraßköder werden sie vermutlich ohnehin nicht annehmen.

Meereshöhe und Klima: Arten des A. octospinosus-Komplexes leben auch in höheren und damit kühleren Lagen. Da die Herkunft des Volkes nicht bekannt ist, muss man damit rechnen, dass es sich um eine Form handeln kann, die an kühleres Klima angepasst ist oder sich weiter anpassen kann.

Koloniegründung: Junge Königinnen erzeugen innerhalb 2,7 Monaten ihre ersten Arbeiterinnen (bei entsprechenden Temperaturen). Da der Halter über wiederholtes Auftreten geflügelter Geschlechtstiere berichtet hat, könnten in 2005 bereits weitere Kolonien gegründet worden sein, von denen aus kleine Sammler-“Kolonnen“ in Haus oder Umgebung nach Futter (für den Pilz) suchen. Falls in 2006 Koloniegründungen erfolgten, sollten die Völkchen noch nicht so weit sein, dass Sammlerinnen unterwegs sind. Auskunft über das zeitliche Auftreten von Jungköniginnen kann nur der Halter selbst geben. Die Acromyrmex-Arten gründen ihre Kolonien semiclaustral, die Jungköniginnen sammeln also gelegentlich Blätter (Falllaub!) zur „Fütterung ihres Pilzgärtchens.

Zur Bekämpfung gibt es wenig Erfahrungen, zumindest außerhalb ihres Heimatlandes. In Südamerika werden sie als mäßig („moderate“) schädlich eingestuft, im Vergleich allerdings zu den Atta-Arten, unter denen einzelne auch als stark schädlich bezeichnet werden. Versuche, durch Besprühen der Pflanzen in der Nestumgebung mit einem Fungizid den Blattschneiderpilz (von Atta spec.) zu vernichten, haben keinen großen Erfolg gebracht: Die Tiere registrierten die Schäden am Pilzgarten und dirigierten ihre Sammlerkolonnen um zu unbehandelten Quellen. Andere Versuche mit Giftködern (z. B. Pressrückstände von Orangen) scheinen jedenfalls großflächig wenig erfolgreich zu verlaufen. Auch über Versuche, A. octospinosus biologisch mittels Nematoden (Fadenwürmer) zu bekämpfen, wird berichtet.

Ich konnte nur empfehlen, die Hohlräume im Haus, in denen die Ameisen nisten, zu öffnen und dort reichlich ein Insektizid einzusprühen oder zu –blasen. Die Entsorgung vor allem der Pilzgärten (es sind in der Regel mehrere!) könnte mit einem Industriesauger erfolgen: Die Pilzgärten sind relativ brüchig und weich. Auch die Königin(nen) sollte man damit erfassen können, sie halten sich fast immer innerhalb der Pilzgärten auf. Es ist bisher immer noch unklar, ob die in Deutschland unter dem Namen „A. octospinosus“ gehandelte(n) Art(en) monogyn (eine Königin) sind, oder polygyn (mehrere Königinnen in einem Volk). Ebenso gibt es bisher keinen klaren Hinweis darauf, dass in der Formikar-Haltung die Verpaarung von Geschlechtstieren stattfinden kann. (A. Buschinger, 04. August 2006)

Hier ist ein Bild der Acromyrmex aus Köln, die Breite der abgetrennten Köpfe ist ca. 2.4 mm.

Acromyrmex octospinosus.jpg

Weblinks