Archiv älterer Ereignisse/2007

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Harpegnathos venator mit tödlichem Milbenbefall (23.12.2007)

In diesem thread kann man Bilder von todgeweihten Harpegnathos venator sehen: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6814

(z.B. Bilder vom Mon Dec 17, 2007 10:54 pm)

Der Halter hatte die Tiere am 29. November von einem Ameisenhändler bekommen.

Bilder am 2. Dezember zeigen ein total nasses Becken, Deko-Material aus dem Wald „in den Backofen geschoben“ (!), aber lebende Heimchen verfüttert, und ein Ast schimmelte.

Bereits am 14. Dez. zeigt der Halter ein Bild, auf dem Vorderkopf und Mandibelbasis einer Arbeiterin (das Tier rechts im Bild) von Milben dicht bedeckt ist: Bild 1

Am 17. Dez. ist es dem Halter aufgefallen: „So ich denke auf den Bildern sieht man ziemlich gut dass die Ameisen jetzt irgendwie komisch aussehn. Die Tote allerdings war sauber. Da war nichts von dem brauen Zeugs zu sehn.“

Das Bild zeigt, dass das „braune Zeugs“ Massen von Milben sind. Beim Tod ihrer Futterquelle steigen die Milben natürlich ab und suchen sich neue Opfer.

Der Forenbetreiber empfiehlt am 18. Dez.:

„Das sind Milben welche häufig bei Futtertieren (Grillen und Heimchen) zu finden sind. Sie sehen aus wie Schildläuse und saugen das befallene Tier an den Weichteilen (Augen und Gelenken) an.

http://www.reptilienboard.de/print,threadid-774,page-1,sid-2ab3839f6a2e0c7df69cd00ec0ef7347.htm

Notfallplan:

Mach das Becken komplett trocken oder nimm die Tiere aus dem Nest! Das befallende Tiere sofort entfernen! Biete den Tieren ein trockenes Nest mit Sand/Lehm zum eingraben an. Häufig können die Ameisen im kornig, sandigen Boden die Milben abstreifen. Biete den Tieren nur eine Wassertränke an! Prüfe Deine Futtertiere mit einer Lupe nach solchen Milben!

Dem kann man teilweise zustimmen, nur dass die Augen bei Ameisen absolut keine Weichteile sind. Auch das „Abstreifen“ der Milben im Sand dürfte nicht funktionieren.

Abbürsten einer befallenen Arbeiterin durch den Halter brachte keinen Erfolg, und am 23. 12 07 stellt der Halter betrübt fest, dass wieder eine Arbeiterin befallen ist.

Aus dem Bericht ist nicht klar zu erkennen, ob die Milben aus dem Laden stammen oder später, von Nestmaterial oder Heimchen, auf die Ameisen übergestiegen sind.

Auf jeden Fall ist es aber dringend zu empfehlen, neu gekaufte Ameisen sofort sehr gründlich mittels einer sehr guten Lupe zu untersuchen!

(A. Buschinger)


Das Allerletzte: Miserable, aber gültige Beschreibungen „neuer“ Ameisenarten! (10.12.2007)

Dem amerikanischen Ameisenforum http://p211.ezboard.com/bantfarm entnahm ich die folgenden Informationen, die eine Warnung an alle Wissenschaftler enthalten: http://p211.ezboard.com/Threat-to-ant-taxonomy/fantfarmtheantfarmsmessageboard.showMessage?topicID=5767.topic

Da publiziert ein in Holland lebender indischer „Wissenschaftler“, Dr. Dewanand Makhan, serienweise „neue“ Arten von Springspinnen, Mollusken, Käfern, und neuerdings von Ameisen. Bei Käferforschern hat er bereits einen schlechten Ruf wegen der unzureichenden Beschreibung von Arten, die nicht wieder erkennbar sind, weil auch die Typen nicht in den angegebenen Museen zu finden sind oder sich im Besitz des Autors befinden.

Nun hat er sich auch über Ameisen hergemacht. Drei Arbeiten, alle über Arten aus Surinam (Südamerika) sind hier verlinkt:

http://www.calodema.com/freefiles/makhan/discothyrea.pdf

Discothyrea soesilae (benannt nach der Frau des Autors, Soesila Makhan)

http://www.calodema.com/freefiles/makhan/pheidole.pdf

Pheidole soesilae (ebenfalls nach Frau S. Makhan benannt)

http://www.calodema.com/freefiles/makhan/pyramica.pdf

Sechs “neue” Pyramica-Arten.

Insbesondere in dieser Arbeit ist klar zu erkennen, dass der Autor sich keine Mühe gemacht hat, seine eigenen Kenntnisse auf aktuellen Stand zu bringen.

So hat er die wichtigste Literatur zur Gattung Pyramica bzw. zur Tribus Dacetini von B. Bolton nicht zitiert. Von den laut A. Wild vermutlich an die 100 Pyramica-Arten in Surinam erwähnt er nicht eine einzige. Ein „Bestimmungsschlüssel“ enthält lediglich sechs Arten, eben die in der Arbeit als „neu“ beschriebenen!

Trotz der miserablen Abbildungsqualität ist erkennbar, dass zumindest P. rishwani und P. wani keine Pyramica sind, sondern der Gattung Strumigenys (nach der Auffassung von Bolton) angehören.

Ein „Holotypus Arbeiterin“ (Abb. 9) ist klar erkennbar eine Gyne; Abb. 10 zeigt angeblich den Kopf desselben Tieres, also des „Holotypus“, ist aber sehr wahrscheinlich ein anderes Individuum (Holotypus einer Art kann stets nur ein einziges Individuum der Art sein).

In der Arbeit Makhan, D. (2007): Six new Pyramica species from Suriname (Hymenoptera: Formicidae), Calodema suppl. Paper no. 24 (2007) wurden die folgenden “neuen” Arten beschrieben. In gewisser Hinsicht aufschlussreich ist die Etymologie, die Ableitung der Namen von den Vornamen der Familienmitglieder!

P. amrishi: Nach Sohn Amrish Makhan

P. aschnae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan

P. aschnakiranae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan

P. kiranae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan

P. rishwanis: Nach Sohn Rishwan Makhan

P. wani: Nach Sohn Rishwan Makhan

Immerhin steht System dahinter: In einer weiteren Arbeit von D. Makhan, einer Beschreibung zweier neuer Kurzflügelkäfer (Staphylinidae), werden ebenfalls die Söhne Amrish bzw. Rishwan „verewigt“:

http://www.calodema.com/freefiles/makhan/cubanotyphus.pdf

Wie der Autor in dem oben verlinkten Bericht aus dem amerikanischen Ameisenforum richtig bemerkt: Die Tätigkeit solcher Menschen ist ein großes Ärgernis für die Taxonomen, die das Durcheinander wieder bereinigen müssen!

Die österreichische Koleopterologische Rundschau hat bereits 2006 eine Warnung vor D. Makhan veröffentlicht: http://www.nhm-wien.ac.at/nhm/2Zoo/coleoptera/publications/kr2006/0624.pdf

Hier sind weitere üble Machenschaften dieses Herrn dargelegt.

In einem von 120 Wissenschaftlern aus aller Welt unterzeichneten Schreiben an die Universität Utrecht, wo D. Makhan beschäftigt war, wurde gefordert, dem Treiben dieses Mannes Einhalt zu gebieten. Er wurde schließlich suspendiert. Jetzt veröffentlicht er seine Beiträge unter seiner Privatadresse.

Harte Kritik ist allerdings auch angesagt gegenüber dem Herausgeber der Zeitschrift „Calodema“, Herrn Dr. T.J. Hawkeswood aus Richmond, New South Wales, Australien, der Arbeiten wie die von D. Makhan in seinem Blatt veröffentlicht! Seine Webseite: http://www.calodema.com

Es ist wahrhaft an der Zeit, dass die Internationale Nomenklaturkommission nur noch Artbeschreibungen in begutachteten Zeitschriften für gültig erklärt um Auswüchse wie die oben beschriebenen zu verhindern.

(A. Buschinger, 10.12.07)

Ergänzung: Jetzt haben Bolton et al. (2008) die sechs Pyramica-Arten von Makhan mit längst beschriebenen Arten der Gattung, bzw. auch Arten anderer Gattungen, synonymisiert. Die Arbeit kann hier komplett herunter geladen werden:

http://www.mapress.com/zootaxa/2008/f/zt01732p064.pdf

Bedauerlich ist nur, dass die Synonyme künftig als Ballast in jeder neuen Revision der jeweiligen Gattung bzw. in lokalen Artenlisten mitgeschleppt und somit immer wieder zitiert werden müssen.

(A. Buschinger, 02. April 2008)


Internationale Tagung zum Ameisenschutz in Zittau, 15.-16.09.2007 (26.11.2007)

Nach einem ersten Erfahrungsaustausch zwischen Ameisenschützern aus Deutschland, Tschechien und Polen 2002 in Dresden, fand in Zittau vom 15.-16.09.2007 die 2. grenzüberschreitende Fachtagung zum Ameisenschutz statt. An der von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und der Ameisenschutzwarte Landesverband Sachsen e. V. organisierten Veranstaltung nahmen 92 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet, der Tschechischen Republik und Polen teil.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist hier zum download bereit gestellt: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=551

(A. Buschinger, 26.11.07)


Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (08.11.2007)

Beschlossen vom Bundeskabinett am 07.11.07

http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/40337.php „Bundeskabinett beschließt Strategie zur biologischen Vielfalt“

(Hier liest man über hoch gesteckte Ziele: Zum Beispiel soll sich im Naturschutz bis zum Jahr 2010 der Anteil der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten verringern und sich bis 2020 die Gefährdungssituation des größten Teils der "Rote Liste-Arten" um eine Stufe verbessern…..)

http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/biolog_vielfalt_strategie_nov07.pdf (256 Seiten!)

S. 13: „Es gibt ca. 10.000 Billionen Ameisen, die zu 9.500 Ameisenarten gehören und insgesamt etwa gleich viel wiegen wie alle Menschen der Welt (ca. 6 Milliarden) zusammen“

(Hier ist das BMU nicht up to date: Es sind > 12.000 Ameisen-Arten beschrieben! Und Homo sapiens bringt es zurzeit bereits auf ca. 6,5 Milliarden Individuen)

S. 24/25: „Die Gründe für die Gefährdung von Arten in Deutschland sind hinreichend untersucht.“ (Aufgelistet sind neben vielen anderen Ursachen auch: „Invasive gebietsfremde Arten“)

S. 101: „Biologische Sicherheit und Vermeidung von Faunen- und Florenverfälschung

Maßnahmen zur Umsetzung…

S. 102, EU und Bund: „Erarbeitung einer nationalen Strategie zum Schutz vor invasiven Arten

Usw.; es lohnt sich, in dem PDF etwas herum zu blättern!

Hoffentlich wird nicht nur der Inhalt von Seite 2 des Strategiepapiers umgesetzt, hoffentlich bleibt es nicht nur heiße Luft.....!

(A. Buschinger 08.11.2007)


Band 10 der Myrmecological News ist erschienen (22. Sept. 2007)

Der Name der Zeitschrift wurde jetzt von „Myrmecologische Nachrichten“ in die englische Form gebracht, da die Zeitschrift zunehmend internationalen Charakter entwickelt. Alle Beiträge sind auf Englisch, enthalten jedoch deutsche Zusammenfassungen.

Die Inhalte von Bd. 10 sind hier einzusehen: http://www.oegef.at/content_MN10.html Die einzelnen Beiträge kann man sich auch als pdf herunter laden.

Artikel über Anergates-Männchen, die Verbreitung von Coptoformica in Eurasien, Perspektivisches Sehen bei Myrmica, Farbensehen bei Myrmica sabuleti und viele andere machen einen Blick in das Heft sicher lohnend.

Enthalten sind auch die Abstracts der Beiträge aus einem Workshop in Szeged, 17.-19. Mai 2007.

Für die Ameisenhaltung vielleicht interessant: S. 123 berichten Tartally et al. über Erstnachweise eines auf Myrmica parasitierenden Pilzes in Ungarn und Rumänien, eine Art der Gattung Rickia aus der Gruppe der Laboulbeniales.

A. Buschinger


Ameisenhaltung in Zahlen (20. Sept. 2007)

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=528

Hier ist eine ganz interessante Auflistung der von Ameisenhaltern betreuten Ameisenarten:

http://www.antstore.net/user_ants.php

Die Liste ist nicht vollständig. Offenbar umfasst sie auch zahlreiche "Namen" von Haltern (nicknames), die längst die Haltung aufgegeben haben.

Wie lange die angegebenen Kolonien überlebt haben bzw. ob sie noch bestehen, ist ebenfalls unklar. Nicht ausgewiesen ist, wenn ein Halter mehrere Kolonien derselben Art besitzt/besaß; damit erhöht sich die Zahl der gehaltenen Kolonien um einen unbekannten Wert.

Immerhin vermittelt die Liste einen Eindruck davon, welchen Umfang die Haltung einheimischer und exotischer Ameisen in Deutschland erreicht hat. Wegen offensichtlich fehlender User-Namen sind es mehr Halter als in der Liste ausgewiesen. Zudem scheinen nur Halter erfasst zu sein, die im Antstore-Forum posten oder gepostet haben.

Eine kurze Auswertung der Liste ergibt folgende bemerkenswerte Zahlen (Es ist nur eine kleine Auswahl der Arten aufgeführt):

In Deutschland „besonders geschützte“ Arten:

6 Formica rufa

6 Formica exsecta

In Deutschland heimische Arten:

37 Camponotus herculeanus

80 Camponotus ligniperda

44 Formica fusca

58 Lasius flavus

410 Lasius niger

137 Myrmica rubra

11 Messor structor

Südeuropäische Exoten:

46 Pheidole pallidula (Hausameise!)

80 Messor barbarus

Exoten aus Übersee:

7 Oecophylla smaragdina (Südostasien)

41 Polyrhachis dives (Südostasien)

9 Acromyrmex octospinosus (Südamerika, Blattschneiderameisen)

11 Atta sexdens (Südamerika, Blattschneiderameisen)

Nicht in der Originalliste enthalten sind z. B. Camponotus gigas (Südostasien) oder Paraponera clavata (Mittel- und Südamerika), die von einem Halter in einem Forum angegeben werden, ebenso viele andere, die wohl nicht über Antstore verkauft oder auch (im Urlaub) selbst gesammelt wurden.

A. Buschinger


Das Bundesumweltministerium zum Thema Einschleppung gebietsfremder Arten: (27. Aug. 2007)

http://www.naturallianz.de/zahl-der-woche.html

Biologische Invasionen durch menschliche Aktivitäten gelten weltweit als zweitwichtigste Ursache für den Verlust biologischer Vielfalt. Das Gefährdungspotenzial wächst mit der fortschreitenden Globalisierung der Märkte und zunehmendem weltweiten Handel sowie Fernreiseverkehr. Deshalb verpflichten sich in der Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt von 1992 die Vertragsstaaten, zu denen auch Deutschland gehört: die Einbringung von gebietsfremden Arten zu verhindern, sie zu kontrollieren oder zu beseitigen sowie eine nationale Strategie und Aktionspläne zu entwickeln und umzusetzen.“

http://www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/forschen_fuer_die_natur/eingewanderte_pflanzen/doc/35334.php

„Dabei geht es nicht nur darum, bereits weit verbreitete Invasions-Arten zu bekämpfen. Besonders wichtig ist auch die Vorsorge und Früherkennung, um gefährliche Neuankömmlinge schon in die Schranken zu weisen, bevor sie überhaupt Schaden anrichten können.“

Das sind Worte aus dem Bundesumweltministerium (BMU).

Dennoch, und trotz massiver Warnungen durch Wissenschaftler, dürfen Exoten (darunter Ameisen!) von profitorientierten Händlern und egozentrischen Haltern weiterhin ohne Einschränkungen importiert werden.

Wann endlich, Herr Minister, folgen die Taten???

(Prof. Dr. A. Buschinger)


Neue sehenswerte Bilder und Videos (26.08.2007)

http://www.canopyants.com/glide_intro.html

Videos von „gleitenden“ Ameisen der Gattung Cephalotes im Vergleich zu „normalen“ Ameisen. Mittels Verbreiterungen der Cuticula an Kopf und Körper können sie „segeln“ und in Richtung auf einen Baumstamm mit ihrem Nest manövrieren, so dass sie nicht ganz zu Boden fallen und mühsam wieder hoch krabbeln müssen.

http://www.myrmecos.net/new.html

Neue Bilder von Ameisen, hier die „Kleine Feuerameise“ Wasmannia auropunctata. Das ist eine der zahlreichen invasiven Ameisen in den Tropen. Schädlinge in manchen Kulturen, aber sie dezimieren z.B. auch die frisch geschlüpften Jungtiere der gefährdeten Galapagos-Riesenschildkröten. Ein Kommentar im amerikanischen Forum: Diese Ameisen sind der TEUFEL.


Berliner Ameisenversandhaus stellt Forschung ein (25.08.2007)

Über mehrere Jahre stand auf der Webseite des Berliner Antstore (Ameisenversand und -handel) ein Hinweis auf umfangreiche Forschungstätigkeit seiner Abteilung „Antstore Research“ bzw. „Antstore Forschung“.

Seit etwa 15. August 2007 ist diese Information gelöscht. Dem Vernehmen nach erfolgte die Schließung immerhin sozialverträglich; es wurde kein Personal entlassen.

Für Nutzer, die nun vergeblich nach dieser Institution Ausschau halten, wird im folgenden der im Oktober 2004 von der Antstore-Webseite abkopierte Text wiedergegeben. (Der Name des Leiters der Forschungsabteilung und dessen e-mail-Adresse werden hier aus Gründen des Personenschutzes unkenntlich gemacht).

ANTSTORE Forschung

Leiter: Dr. xxx xxx

Adresse: xxx

Email: xxx(at)antstore.de

Seit diesem Jahr ist es soweit! Antstore betreibt eigene Forschungen an Ameisen. Der Diplom-Biologe Dr. xxx xxx leitet das Labor, das in der nächsten Zeit weiter ausgerüstet wird und welches zur Zeit im Wesentlichen der Erforschung des Verhaltens von Ameisen genutzt wird.

Zur Zeit sind knapp 12000 Ameisenarten auf der Erde bekannt. Die wenigsten davon sind auch nur ansatzweise erforscht. Ernährung und Soziobiologie sind bei den meisten Arten unbekannt.

Dies gilt im Besonderen für exotische Arten. In tropischen Regionen werden jährlich viele neue Arten entdeckt. Vor allem durch die Vernichtung geeigneter Ameisenhabitate (besonders erwähnenswert ist die Abholzung tropischer Regenwälder) sterben aber auch sowohl bekannte als auch unbekannte Arten aus. Aus diesem und anderen Gründen unterstützt Antstore auch aktiv Maßnahmen zum Erhalt der Regenwälder. Schließlich können auf einem einzigen Baum in Südameika mehr Ameisenarten leben als in ganz Deutschland zusammen. Daneben macht dies auch deutlich, dass die Zeit, die zur Erforschung dieser faszinierenden Tiere bleibt, nur kurz bemessen ist.

Daher werden Arten, die durch Antstore aus tropischen Regionen eingeführt werden auch hinsichtlich ihrer Verhaltensbiologie erforscht. Mittelfristig ist auch eine Ausweitung dieser Forschungen angedacht, da Ameisen auch ein Eldorado der Pharmaindustrie darstellen. Schließlich produziert jede Art ihr eigenes Metathorakaldrüsensekret, welches häufig antibiotische oder fungizide Eigenschaften aufweist. Diese Substanzen können in Zukunft wertvolle Arzneimittel darstellen. Da jedoch die wenigsten Ameisenarten gezüchtet werden können ist eine ausreichende Untersuchung sehr aufwendig und teuer. Aus diesem Grunde versucht Antstore-Forschung Zuchtbedingungen für verschiedene Arten zu Etablieren und zu Optimieren. Dr. xxx xxx möchte diese Forschungen jedoch noch ausweiten. Als Molekularbiologe und Immunologe mit jahrelangen Erfahrungen in universitären und industriellen Forschungslaboratorien interessieren ihn auch diesbezügliche Fragestellungen sehr. So ist es für die Grundlagenforschung sehr interessant zu klären, durch welche Genprodukte Königinnen ein für Insekten exorbitantes Alter von bis zu 30 Jahren und mehr erreichen können, wohingegen Arbeiterinnen, die grundsätzlich mit den gleichen Genen ausgestattet sind, eine bedeutend kürzere Lebensspanne haben. Die dafür verantwortlichen Gene können für die Altersforschung auch beim Menschen eine hohe Bedeutung haben.

Siehe: http://ameisenforum.de/europaeische-ameisenarten-allgemeines/30032-warnung-aphaenogaster-senilis-wahrscheinlich-mit-toedlicher-pilzerkrankung-infiziert.html

Forschung wird aber durch Antstore nach wie vor betrieben; wenn man diesem link vertraut: http://web2.cylex.de/firma-home/antstore---martin-sebesta-2573848.html(gesehen 24.08.07).

Anmerkung von T. : wurde wohl falsch verstanden. Soll wohl mehr heissen, dass der Laden auch Sachen für Forschung&Wissenschaft anbietet. Genauso wie für Schulen ... oder meint hier jemand Antstore würde eine Schule betreiben nur weil dort Schule als Stichwort auftaucht?

In den Jahren der Tätigkeit der Forschungsabteilung hat man allerdings nie etwas über irgendwelche Forschungsergebnisse lesen können. In den Ameisenforen hat anscheinend bis vor kurzem auch nie jemand nachgefragt.


Schwarmintelligenz (18.08.2007)

"Ameisen sind nicht clever, Ameisenkolonien schon"…

Hier ist ein online-Artikel zu dem viel diskutierten Schlagwort der „Schwarmintelligenz“

http://www.nationalgeographic.de/php/magazin/topstories/2007/08/topstory1.htm


Aspartam (Süßstoff) giftig für Ameisen? (15.08.2007)

Aus dem Antstore-Forum: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6170
Ein britischer User diskutiert Aspartam als eine mögliche Ursache für ansonsten unerklärliche Massensterben verschiedener Ameisen in der Haltung.

Von „The Paranoid“, Moderator im Antstore-Forum, wurde im Ameisenforum der folgende Link geliefert, der die Giftigkeit von Aspartam für Insekten als eine „Urban legend“ deklariert: http://www.thespoof.com/news/spoof.cfm?headline=s5i11213

Eine Warnung vor Aspartam ist somit nicht notwendig.


WARNUNG! Aphaenogaster senilis wahrscheinlich mit tödlicher Pilzerkrankung infiziert (14.08.2007)

14. August 2007: Ein User aus Manchester (UK) postet im Antstore-Forum, dass seine Aphaenogaster senilis, gekauft im Juni, erkrankt seien (http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6173 ).

Das beigefügte Bild ist nicht sehr gut, aber in Kenntnis des Aussehens von Ameisen, die von dem epizootischen Pilz Aegeritella superficialis befallen sind, leiden die A. senilis m.E. mit 98 % Sicherheit an diesem Pilz (dieselbe Gattung, ob dieselbe Art?).

Der Pilz ist infektiös, befällt auch andere Arten (z.B. Waldameisen) und ist für die Ameisen tödlich! Wie die Übertragung erfolgt, ist nicht bekannt. Anzunehmen sind Sporen, die bei Kontakt sowie mit der Luft transportiert werden.

Der Autor gibt nicht an, wo er die A. senilis gekauft hat. Aus England ist der Pilz bisher nicht bekannt, wohl aber aus Spanien, von wo in Europa verkaufte A. senilis stammen.

Es soll noch immer Ameisenhändler und –Halter geben, die eine mögliche Verfrachtung von Ameisen-Erkrankungen in andere Länder durch den Ameisenhandel abstreiten.

siehe auch: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Aegeritella

(A. Buschinger)


Werkzeuggebrauch bei Ameisen. National Geographic August 2007 (30.07.2007)

Im „National Geographic“ für August 2007 ist wieder einmal ein Beitrag über Ameisen, von Mark Moffett, mit gewohnt superben Ameisenbildern.

Für mich besonders überraschend ist eine kleine Geschichte über eine „Werkzeug-gebrauchende“ Ameise, eine winzige Regenwald-Ameise aus Costa Rica, Stenamma alas. Wie die bekannten Falltürspinnen hat sie ein Erdklümpchen neben dem Nesteingang, das sie bei Gefahr über den etwas erhöht gebauten Eingang legt. Damit wird der Zugang z.B. für Heeresameisen „unsichtbar“. Unsere einheimische Stenamma debile tut so etwas nicht, aber hier gibt es ja auch keine Eciton.

Mehrere weitere „Kostbarkeiten“ aus der Welt der Ameisen sind behandelt und abgebildet, so Thaumatomyrmex und die „Fallschirmspringer“ Cephalotes atratus.

Wahrscheinlich ist der Beitrag auch im Augustheft der deutschen Ausgabe von National Geographic enthalten. (A. Buschinger, 30.07.07)


Mitmachen!! Initiative Taxonomie - Stiftungsprofessuren für Deutschland (05.07.2007)

An alle:

Zurzeit läuft eine "Initiative Taxonomie - Stiftungsprofessuren für Deutschland“, die nachhaltig die Determinierbarkeit von Organismen sichern will. Dabei geht es darum, auf die zunehmende "Erosion des Wissens" in den Universitäten aufmerksam zu machen: Es werden kaum noch Taxonomen ausgebildet, der wissenschaftliche Nachwuchs für Erforschung und Erhaltung der biologischen Vielfalt fehlt.

Von der Bundesregierung wird gefordert, Taxonomie als nationale Aufgabe zu begreifen und die Finanzierung von mehreren Lehrstühlen für Taxonomie zu sichern. Mit Ihrer Unterschrift und Weiterleitung dieses Aufrufes können Sie der Initiative Nachdruck verleihen.

Ich halte die Initiative für außerordentlich wichtig. Überall fehlt es an Fachleuten, die in der Lage sind, v.a. Tiere sicher zu bestimmen. Die wenigen noch verbleibenden Taxonomen sind teilweise hoffnungslos überlastet. Ihre Unterschrift ist auch deshalb schon wichtig, weil vom Bundesumweltministerium bereits Ablehnung signalisiert wurde (siehe „Feedback“ – Antwort BMU).

Einzelheiten und die Unterschriftenliste sind unter diesem Link zu finden: http://www.taxonomie-initiative.de/

Beste Grüße, A. Buschinger


Gerade erschienen: Zur Phylogenie der Sklavenhalter-Gattung Chalepoxenus aus dem Mittelmeergebiet (30.06.2007)

J. Beibl , A. Buschinger, S. Foitzik and J. Heinze (2007): Phylogeny and phylogeography of the Mediterranean species of the parasitic ant genus Chalepoxenus and its Temnothorax hosts. Insectes Sociaux 54, 189-199

Abstract. We analysed the phylogenetic and phylogeographic relationships of four Mediterranean species of the rare slave-making ant genus Chalepoxenus and eleven of its about 20 Temnothorax host species by sequencing the mitochondrial Cytochrome Oxidase I and II genes. Neighbour-Joining, Maximum Parsimony and Bayesian analyses based on 1320 bp indicate that the genus Chalepoxenus constitutes a monophylum. In all three analyses, C. kutteri from Southwest Europe and the workerless, “degenerate slavemaker” C. brunneus from North Africa form a monophyletic group. C. muellerianus and C. tauricus, distributed in Southern Europe and Ukraine, respectively, form a monophylum in the Neighbour-Joining and the Maximum Parsimony analysis. In our limited set of only 11 of several hundred Temnothorax species, T. flavicornis forms the sister group of Chalepoxenus. Our study further indicates paraphyly of the genus Temnothorax with respect to Chalepoxenus. Moreover, the results suggest that speciation in this slave-making genus is possibly caused by the formation of host races as different Chalepoxenus species use different hosts, and some samples seem to cluster by host species rather than by geographical distance.

(A. Buschinger)


EU verbietet Importe exotischer Ziervögel (27.06.2007)

Noch 2005 wurden geschätzte 1.500.000 exotische Wildvögel als Ziervögel nach Europa importiert. In diesem Monat macht Europa die Grenzen für Vogelwildfänge auf Dauer dicht.

Grund ist das Risiko der Einschleppung von Vogelgrippe, die inzwischen weltweit an verschiedenen Orten immer wieder aufflackert.

Es muss also erst wirklich etwas Gravierendes geschehen, bis die EU-Behörden endlich reagieren. Die Gefahren der Einschleppung von Krankheitserregern und Parasiten durch Vögel sind lange bekannt gewesen.

Opponenten haben geltend gemacht, dass dieses Verbot den Schwarzhandel fördern würde. Ein nur zu bekanntes Argument, das aber widerlegt werden kann.

Ob bei Wirbellosen einschließlich der Ameisen in absehbarer Zeit auch ein solches Ereignis eintritt, das die Behörden zum Handeln bewegt?

Merkwürdig empfinde ich, dass unsere Zeitungen, Radio- und TV-Sender nichts darüber vermeldet haben (jedenfalls habe ich nichts dazu gesehen oder gelesen). Die Nachricht entnehme ich dem National Geographic für July 2007 „Wildlife: Europe Bird Ban“.

(A. Buschinger)


Vortrag von Dr. Bernhard Seifert Samstag, 15.09.2007 in Zittau

Die Vertreterversammlung 2007 der DASW findet in Verbindung mit einer Internationalen Tagung zum Ameisenschutz in Deutschland, Tschechien und Polen vom 14. bis 16. Sept. 2007 in Zittau statt. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=462

Die diesjährige Internationale Tagung zum Ameisenschutz in Deutschland, Tschechien und Polen schließt sich an die Bundesvertreterversammlung der Deutschen Ameisenschutzwarte an. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=463

Für Ameisenfreunde vielleicht besonders interessant: Samstag, 15.09.2007 14.00 Uhr Vortrag von Dr. Bernhard Seifert (Staatl. Museum für Naturkunde Görlitz): „Ergebnisse der neuesten Ameisensystematik und deren Auswirkungen auf unsere Realitätsbetrachtung“

A. Buschinger (09. Juni 2007)


Ameisenbekämpfung aktuell

Zurzeit häufen sich die Anfragen betr. schädlicher Ameisen im Haus und deren Bekämpfung, sowohl im Forum der DASW:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=467

als auch bei einzelnen Mitgliedern der Ameisenschutzwarte.

(A. Buschinger, 31. Mai 2007)


Bernhard Seifert: „Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas“ ist erschienen!

Das lange erwartete Buch, Nachfolger des beliebten „Ameisen beobachten – bestimmen“ von 1996, ist in der lutra-Verlags- und Vertriebsgesellschaft erschienen. ISBN 978-3-936412-03-1. Preis € 39,-

Das Werk ist umfangreicher geworden und inhaltlich komplett überarbeitet. Insbesondere wurden die Beschreibungen von Biologie und Ökologie der Ameisenarten erheblich ergänzt und erweitert. Waren in dem Band von 1996 eher magere 34 Literaturhinweise zu finden, so wird der wirklich an Ameisen Interessierte nun auf 449(!) Zitate verwiesen.

Eine ganze Reihe von Arten, zum Teil aus dem südlichen Mitteleuropa, wurden neu aufgenommen, so Ponera testacea, Hypoponera schauinslandi, Proceratium melinum, Liometopum microcephalum, Prenolepis nitens, Cataglyphis aenescens und C. nodus (nur kurz behandelt, Bilder von C. nodus), Formica (Serviformica) fuscocinerea und Formica (Coptoformica) foreli. Temnothorax saxonicus, 1996 als Unterart von T. sordidulus erwähnt, wurde zur Art aufgewertet. Lasius neglectus, in der 1. Ausgabe nur im Schlüssel zu finden, wurde nun ausführlich dargestellt: 1996 war diese hoch invasive Art noch nicht in Deutschland!

Taxonomische Änderungen seit 1996 wurden berücksichtigt, auch die Bestimmungsschlüssel entsprechend umgearbeitet. Der Messor structor aus den deutschen Vorkommen wurde eine zweite Art, vorläufig „Messor cf. structor sp. B“ aus Österreich und dem Balkan beigesellt, was die Probleme der Systematik dieser Gruppe beleuchtet. Bei Tetramorium werden die Arten caespitum, impurum und moravicum behandelt. Aus der Gattung gibt es allerdings in Mitteleuropa mindestens 11 Arten, von denen bisher nur 6 einen taxonomischen Namen tragen. Entsprechend werden im Schlüssel die Arten A, B, C, D und E ausgewiesen.

Die Bilder sind von derselben Qualität wie in Seifert 1996. Der Allgemeine Teil ist praktisch ein kurzes Lehrbuch der Myrmekologie, was die mitteleuropäische Ameisenfauna betrifft.

Mit den Bestimmungsschlüsseln werden Hobby-Myrmekologen und auch angehende Wissenschaftler ihre Schwierigkeiten haben, so wie das bereits mit dem Buch von 1996 der Fall war. Ohne sehr gute Optik geht fast nichts. „Das Bestimmen ist nicht leichter geworden“, wie Seifert selbst bemerkt. Das ist nicht seine Schuld, sondern liegt in der Schwierigkeit der Ameisensystematik allgemein begründet. Ich wünschte, es gäbe ähnlich sorgfältig erstellte Bücher über die Ameisen anderer Teile der Welt!

Das Buch mit seinen zahlreichen neuen Befunden und taxonomischen Änderungen wird viel Arbeit nach sich ziehen, wenn Händler und Betreiber von Foren ihre Informationen zu den einzelnen Arten tatsächlich auf den aktuellen Stand bringen möchten.

Aber es ist ein Meisterwerk!

Ich möchte aus einem Geleitwort des Nobelpreisträgers Karl v. Frisch zum Jacobs/ Renner: Taschenlexikon zur Biologie der Insekten (1. Aufl. 1974) zitieren: „Wie glücklich wäre ich gewesen, wenn es in meiner Studienzeit ein solches Buch gegeben hätte!“ - Das gilt uneingeschränkt auch für "den Seifert" von 2007!

(A. Buschinger, 16. Mai 2007)


„Nach den Bienen sterben die Ameisen“

So betitelt die Süddeutsche Zeitung einen Artikel, in dem es um die Entdeckung eines Virus geht, das die Feuerameisen in den USA befällt.

http://www.sueddeutsche.de/,ra10m3/wissen/artikel/148/113035/

Ein Killervirus breitet sich unter den Roten Feuerameisen in den USA aus. Doch der Tod dieser Insekten lässt amerikanische Bauern aufatmen. Usw…

Im englischen Original ist der Artikel hier einzusehen:

http://www.cnn.com/2007/TECH/science/05/07/fire.ants.virus.ap/index.html

Hier finden sich einige bemerkenswerte Angaben zum Thema „Invasive Arten“ und Feuerameisen:

- Die Feuerameisen verursachen jährlich in den USA einen Schaden von 6 Milliarden Dollar (einschließlich allein 1.2 Milliarden in Texas).

- Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich inzwischen auf die Staaten Alabama, Arkansas, California, Florida, Georgia, Louisiana, Mississippi, New Mexico, North Carolina, Oklahoma, South Carolina, Tennessee sowie Texas und Puerto Rico. Mit Tendenz zur Ausbreitung nach Norden.

- Eine durchschnittliche Kolonie umfasst 100.000 bis 500.000 Arbeiterinnen.

- Bevorzugte Habitate sind offene Grasflächen wie Weideland, Parks, Rasenflächen, Wiesen und Ackerbauflächen.

- Feuerameisen können nützlich sein: Sie ernähren sich hauptsächlich von schädlichen Insekten und anderen Arthropoden, wodurch sie im Ackerbau den Bedarf an Insektiziden verringern. In städtischen Gebieten ernähren sie sich von Flohlarven, Schabeneiern, Zecken und anderen Schädlingen.

- Aber in der Bilanz sind sie eine ökologische Katastrophe. Ihr Schaden überwiegt bei weitem den Nutzen.

- In dem Artikel wird spekuliert, dass man das Virus für eine Kontrolle der Feuerameisen einsetzen könnte.

Im amerikanischen Forum ist eine kurze Diskussion dazu:

http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1739.topic

Aus den Kommentaren:

- Die Frage ist, ob das Virus auch für andere Arten gefährlich sein könnte, z.B. auch harmlose einheimische Ameisen (wozu auch einige Solenopsis-Arten gehören – A.B.).

- „20 Prozent der Feuerameisen-Kolonien sind von dem Virus infiziert, viele scheinen daran zu sterben. Frage: Sind vielleicht die übrigen 80 % von Natur aus resistent gegen das Virus?“

- Ein Wissenschaftler hat ausgerechnet, dass man für die Ausrottung der Feuerameisen so viel eines Pestizids benötigte und ausbringen müsste, dass die Kosten dafür dem Zwanzigfachen des jährlichen Verteidigungshaushalts der USA entsprächen.

Gegen Taliban und „Schurkenstaaten“ zu kämpfen ist also erheblich billiger als die Ausrottung dieser einen invasiven Ameisenart! (Und die USA haben weitere invasive Ameisenarten, z.B. die Argentinische Ameise).

Wer die RISIKEN der Einschleppung nicht-heimischer Ameisen ernsthaft verstehen will, sollte diese Zahlen kennen. (A. Buschinger, 10. Mai 2007)


Der König der Ameisen - Bert Hölldobler (10. Mai 2007)

Noch aus dem Dezember 2006, aber vielleicht doch nicht ganz uninteressant:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/293/95198/


Bienensterben - Ameisensterben? (04. Mai 2007)

Aus den USA wird über ein massives Bienensterben berichtet.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,479746,00.html

Bitte den Artikel lesen und sich dann folgende Fragen stellen:

Ein eingeschleppter Parasit oder Krankheitserreger, ob Milbe, Fadenwurm, Pilz, Bakterium oder Virus, würde bei uns einheimische Ameisen befallen und ¼ oder ½ der Bestände EINER Art oder gar mehrerer Arten vernichten (z.B. Aphaenogaster subterranea, Tetramorium cf caespitum, Lasius niger, Camponotus ligniperda, Temnothorax nylanderi, um nur ein paar zu nennen):

1.) Würde jemand diesen Rückgang bemerken?

2.) Falls ja: Würden öffentliche oder private Mittel bereit gestellt um die Ursache aufzuklären?

3.) Falls ja: Kennt Ihr Institute/ Myrmekologen, die derartige Forschung durchführen könnten? Gibt es genügend Myrmekologen um diese Forschung flächendeckend in Deutschland durchzuführen?

4.) Falls ja: Würde nach Mitteln zur Bekämpfung des Erregers geforscht? Von wem?

5.) Falls ja: Würden Gelder zur flächendeckenden Bekämpfung des Erregers bereitgestellt?

6.) Falls ja: Wieviele Personen wären notwendig und fähig, die Bekämpfung des Erregers durchzuführen und auch den Erfolg zu kontrollieren?

Zur Information: Die Honigbiene ist ein soziales Insekt von großer wirtschaftlicher Bedeutung fast weltweit. Es ist eine einzige Art (mit mehreren Rassen).

Fast alle Bienenvölker werden von Imkern betreut, so dass Störungen sehr schnell entdeckt werden.

Entsprechend gibt es weltweit hunderte von Bienenforschungsinstituten mit jeweils Dutzenden von Mitarbeitern, die Ursachenforschung betreiben, und es gibt öffentliche Gelder für diese Forschung.

Sie alle haben bisher kein Mittel z.B. gegen die nunmehr fast weltweit verschleppte Varroamilbe gefunden. Sie alle tappen nun auch nach mehreren Monaten der Forschung über die Ursachen des neuen Bienensterbens noch im Dunkeln.

Mein Schluss: Im Falle der Einschleppung eines solchen Erregers bei Ameisen wären unsere Ameisen ganz arm dran!

Dies ist als Hinweis auf die Dimensionen der Verantwortung gedacht, die man übernimmt, wenn man exotische Ameisen importiert, verkauft/kauft und häufig unzureichend gegen Ausbruch gesichert bei sich hält.

Zurzeit mehren sich Fälle von scheinbar geheimnisvollem Siechtum und Todesfällen bei einheimischen und exotischen Ameisen in Heimhaltung. Ich werde mit Anfragen bombardiert und um Untersuchung der Ursachen gebeten. Ist der Ernstfall bereits eingetreten?

Wenn man die Dimensionen solcher Untersuchungen bei der Honigbiene zum Vergleich nimmt, dürfte jedem klar werden, dass ich allein, ohne Labor, derartige Forschung nicht betreiben kann!

Die richtigen Schlüsse aus dieser Situation zu ziehen, bleibt dem Gewissen und Verstand jedes einzelnen Beteiligten überlassen.

(A. Buschinger 04.05.2007)


Eine invasive Camponotus-Art (26.03.2007)

http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm3.showMessage?topicID=2664.topic

Hier wird im amerikanischen Forum über Camponotus planatus berichtet. Die Art ist in Mittelamerika heimisch. Sie wurde an einige Orte in den südlichen USA verschleppt, wo sie sich in städtischen Regionen jetzt zur Plage („pest“) entwickelt. Sieht nach den Bildern in dem thread eigentlich sehr hübsch aus und erinnert (mich) eher an eine Formica-Art.

Was man daraus schließen muss: Auch Camponotus-Arten, die zurzeit (oft unbestimmt!) von den Ameisenhändlern in beträchtlicher Artenzahl aus Südeuropa, sowie aus Südamerika, Australien und Japan importiert werden, können invasiv werden! Vorsicht ist also auch bei dieser Gattung dringendst geboten; am besten nicht kaufen!

(A. Buschinger, 26.03.2007)


Eine neue wissenschaftliche Webseite über die Ameisen Spaniens (22.03.2007)

http://www.hormigas.org/

In Spanisch, einige Bestimmungsschlüssel in Englisch. Man kann für jede in Spanien jemals angetroffene Art eine Verbreitungskarte generieren sowie die zugehörige Literatur und unpublizierte Funddaten aufrufen. Wunderbar!!!


Eine neue Ameisendiät (05.03.2007)

Hinweis: Die unten angegebenen Zusammensetzung der Diät (Tabelle) enthält nach Auskunft eines der Autoren ein Druckfehler! Nicht "20 mg" Sucrose (Saccharose) wurden zugesetzt, sondern 20 % (w/v) (Gewichtsprozent)!

Hinweis des anderen Autoren auf einen zweiten Druckfehler: Ebenso wurde nicht "1 mg" Agar zugesetzt, sondern 1g Agar. (J. Straka, 21.3.2007)

Die Ausgabe 1/2007 der Zeitschrift Insectes Sociaux ist soeben erschienen. Darin findet sich ein Artikel über eine neu entwickelte, völlig synthetische („holidische“) Diät für Ameisen:

Straka, J. & Feldhaar, H. 2007: Development of a chemically defined diet for ants. Insectes Sociaux 54, 100-104

Getestet wurde die Diät mit Camponotus floridanus. 14 Arbeiterinnengruppen definierter Größe (150 kleine Arbeiterinnen, 30 Larven des ersten Stadiums, 20 Eier von der jeweiligen Königin) wurden von großen Laborkolonien abgezweigt. Weitere Eier und Junglarven wurden alle drei Wochen zugesetzt um Eiablage der Arbeiterinnen zu verhindern. Über 13 Wochen wurde die Anzahl der produzierten Puppen registriert.

Verglichen wurde diese Diät mit einer Ernährung mit der Bhatkar-diet, die ja Hühnerei als nicht voll definierten Bestandteil enthält. Weiterhin wurden die Völker mit Bhatkar-diet zusätzlich immer mit frisch abgetötete Schaben und Honigwasser versorgt. Unter diesen Bedingungen war kein Unterschied in der Produktivität zwischen den beiden Versuchsgruppen (je 7 Zweignester) festzustellen: Die neue holidische Diät ist also ebenso geeignet wie Bhatkar plus Insekten plus Honigwasser.

Bisher wurde NICHT getestet, wie sich Änderungen in der Zusammensetzung der neuen Diät auswirken, etwa verringerte oder erhöhte Gabe der einzelnen Bestandteile. Die Versuche gingen auch nur über ein gutes Vierteljahr. In randlich erwähnten Versuchen wurde beobachtet, dass auch die Eiablage von Königinnen bei ausschließlicher Fütterung mit der synthetischen Diät über 4 Monate nicht nachließ. Weitere Ameisenarten wurden bisher nicht in die Experimente einbezogen.

Dennoch ist dies die erste Untersuchung über die Tauglichkeit einer völlig künstlich zusammengestellten Diät, wobei sich die Autoren wenigstens Gedanken darüber gemacht und Gründe erörtert haben, weshalb sie Zusatzstoffe wie Vitamine, Wachstumsfaktoren usw. verwendet haben, und weshalb in den angegebenen Mengen.

Man darf gespannt sein, ob Untersuchungen mit anderen Zusammensetzungen der Diät und mit anderen Ameisenarten vorgenommen werden.

Für die Ameisenhaltung dürfte die naturnahe Fütterung mit Insekten und Honig ganz sicher auf lange Zeit noch am sinnvollsten sein. Irgendwelche nach Gutdünken zugesetzte Vitamine z.B. nutzen bisher nur dem Verkäufer.

(A. Buschinger, 5.3.2007)

Hier ist die Zusammensetzung der neuen Ameisen-Diät:

Ameisendiät Ins. Soc. 1-2007 web.jpg


Taxonomische Revision der Gattung Linepithema

http://repositories.cdlib.org/ucpress/ucpe/vol_126/

Unter dieser URL lann man die (englische) Zusammenfassung der im Januar 2007 erschienenen Revision von A. Wild aufrufen. Diese Doktorarbeit wurde in einem "open access journal" veröffentlicht, also einer Zeitschrift, deren Inhalte frei zugänglich sind, die man nicht teuer abonnieren muss. In der Zusammenfassung ist der link angegeben, unter dem man sich die ganze Arbeit (162 Seiten) herunterladen kann. Die Gattung umfasst demnach 19 Arten (einschließlich der pest-ant Linepithema humile). Es gibt Bestimmungsschlüssel für Arbeiterinnen und sogar Männchen (!).

(A. Buschinger, 05.3.2007)


Interview mit Edward O. Wilson

http://www.videosift.com/video/EOWilson-portrait-of-the-brilliant-Harvard-naturalist

One of my heroes, Dr. Wilson, discusses his work with ants, his new book 'The Creation' (directed towards involving the religious with environmental conservation), and how he can't remember the U.S. national anthem. No stranger to controversy, Wilson also discusses socio-biology as his favorite achievement. Interview by the wonderful Seed Magazine (byline;'science is culture'). 8min long.

Sehenswert!

(A. Buschinger, 27.2.07)


Todesstrafe für Ameisenhändler

http://www.eitb24.com/new/en/B24_34974/life/15-MANAGERS-JAILED-Chinese-man-sentenced-to-death-for-giant/

Ein chinesischer Ameisenhändler wurde zur Todesstrafe verurteilt.

Der Mann hatte in betrügerischer Absicht Investoren zur Beteiligung an einer groß angelegten Ameisenzucht veranlasst und umgerechnet 387 Milionen Dollar eingenommen. "Schwarze Ameisen" werden in China als Zusätze für Wein, Tees und Heilmittel verwendet. Gewinnversprechen von 60% hatten zehntausende von "Anlegern" in die Falle gelockt.


Füttern von Ameisen während der Überwinterung

Aus aktuellem Anlass - ich konnte mich im DASW-Forum nicht einloggen; jetzt geht es wieder, aber während ich etwas schrieb, kam die Meldung "Error 403" - setze ich jetzt die Antwort auf eine dort gestellte Frage hier herein:

Hallo Herr Hoffmann,

Den Beitrag des Forenusers mit der wundersamen Vermehrung seiner "eingewinterten" Kolonie kenne ich. Leider macht er keine genaueren Angaben, und nach den vorliegenden Daten lässt sich dazu überhaupt nichts sagen.

Füttern in der Überwinterung: Ein wenig Honigwasser sollte nicht schaden. Die Geschichte mit der Entleerung des Darmes wird gerne gründlich missverstanden. Das spielt ja nur dann eine Rolle, wenn die Ameisen Frost von mehreren Grad unter Null ausgesetzt sind!

In der Natur bei uns, in echten Wintern, können das minus 15 oder gar mal minus 20 Grad werden. Diese Temperaturen herrschen dann z.B. in einer Lasius brunneus-Königin, die oben im Baum unter 2 mm Borke ihre Kolonie gründet, oder in einem Völkchen von Temnothorax affinis in einem dürren Zweig, ebenfalls hoch im Baum.

Honiglösung dürfte erst bei etwa minus 3-5 Grad gefrieren, und erst dann würde das für die Ameisen gefährlich. Manche Arten haben auch eine ölig-fettige Füllung im Kropf (z.B. Solenopsis fugax). Die gefriert auch nicht.

Bei der üblichen Überwinterung in Kühlschrank, Keller, Garage usw. bleiben die Temperaturen deutlich über Null. Besser wären so minus 3-5 Grad in der Nacht, im Wechsel mit 0-5 Grad plus bei Tag, aber die Halter haben ja alle eine unbegründet panische Angst davor, dass ihre Völker erfrieren könnten.

A. Buschinger (18.1.2007)


Neobiota-Wanderausstellung (5.1.2007)

http://www.osnabrueck.de/neobiota/

Hier gibt es viele Informationen zu einer Wanderausstellung über Neobiota, also Neozooen und Neophyten, also m.o.w. neu eingeführte und eingeschleppte Tiere und Pflanzen. Über Ameisen ist wohl nichts dabei, aber man kann ja von anderen Lebensformen auch auf die möglichen Folgen des Einwanderns/ der Einführung fremdländischer Ameisen Schlüsse ziehen.

Zurzeit (bis 21.1.07) ist die Ausstellung in München, vom 18.3. bis 10.6.07 in Coburg, Juli 07 bis Oktober 07 in Reutlingen, Nov. 07 bis Mai 08 in Rudolstadt, es folgen Bielefeld, Görlitz und Chemnitz (bis April 09).

Wer nicht weit fahren möchte, kann sich also in der Primärtugend der Ameisenhalter, in Geduld, üben  :) (A. Buschinger


Myrmekologische Nachrichten 2006, Band 9, ist erschienen (4.1.2007)

Online einsehbar: http://www.oegef.at/

Das Heft enthält einen Beitrag zur Ernährung von Larven (am Beispiel von Leptothorax acervorum), S. 35-41. Ich habe hier schon darüber referiert:

http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ern%C3%A4hrung_von_Larven Danach sollte man endgültig die diversen Protein-Jellys, Bhatkar diet usw. mit Skepsis betrachten.

Weiterhin enthält das Heft einen Bericht von S. Cremer et al (S. 13-19) über das aggressive Verhalten der invasiven Ameisenart Lasius neglectus gegenüber den in Spanien heimischen Arten Lasius grandis, L. emarginatus und L. cinereus. In allen Versuchen dominierten die L. neglectus. – Ein weiterer Grund, Einschleppung fremdländischer Ameisen zu vermeiden (L. neglectus ist allerdings in D schon „angekommen“).

Über eine langfristige Ausdehnung einer Superkolonie von Lasius neglectus berichtet A. Tartally (S. 21-25).

B. Markó et al legen eine Liste der Ameisen von Rumänien vor (S. 65-76).