Nutzung von Ameisen durch den Menschen: Unterschied zwischen den Versionen

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==biologische Schädlingsbekämpfung==
==biologische Schädlingsbekämpfung==
In tropischen Regionen werden die Gewebenester der aggressiven Weberameisen (''[[Oecophylla smaragdina]]'') seit ca. 2000 Jahren in Obstplantagen gehängt, wo die Ameisen die Schadinsekten vertilgen. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung<ref>M. J. Way, M. R. Paiva and M. E. Cammell 1999: Natural biological control of the pine processionary moth Thaumetopoea pityocampa (Den. & Schiff.) by the Argentine ant Linepithema humile (Mayr) in Portugal, Agricultural and Forest Entomology 1, 27-31</ref>, speziell weil Weberameisen ebenfalls als Nahrung für den Menschen genutzt werden; s. Abschnitt [[Nutzung von Ameisen durch den Menschen#Ameisen als menschliches Nahrungsmittel|Ameisen als Nahrungsmittel für den Menschen]].<ref name"offenberg2011">Offenberg J and Wiwatwitaya D, 2010: Sustainable weaver ant (Oecophylla smaragdina) farming: harvest yields and effects on worker ant density; Asian Myrmecology 3: 55-62. http://www.asian-myrmecology.org/publications/offenberg-wiwatwitaya-am-2010.pdf</ref>
In tropischen Regionen werden die Gewebenester der aggressiven Weberameisen (''[[Oecophylla smaragdina]]'') seit ca. 2000 Jahren in Obstplantagen gehängt, wo die Ameisen die Schadinsekten vertilgen. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung<ref>M. J. Way, M. R. Paiva and M. E. Cammell 1999: Natural biological control of the pine processionary moth Thaumetopoea pityocampa (Den. & Schiff.) by the Argentine ant Linepithema humile (Mayr) in Portugal, Agricultural and Forest Entomology 1, 27-31</ref>, speziell weil Weberameisen ebenfalls als Nahrung für den Menschen genutzt werden; s. Abschnitt [[Nutzung von Ameisen durch den Menschen#Ameisen als menschliches Nahrungsmittel|Ameisen als Nahrungsmittel für den Menschen]].<ref name="offenberg2011">Offenberg J and Wiwatwitaya D, 2010: Sustainable weaver ant (Oecophylla smaragdina) farming: harvest yields and effects on worker ant density; Asian Myrmecology 3: 55-62. http://www.asian-myrmecology.org/publications/offenberg-wiwatwitaya-am-2010.pdf</ref>


Waldameisen ([[Formica s. str.]]) versuchte man im 20. Jahrhundert in Deutschland und Italien weithin künstlich zu vermehren und anzusiedeln um einen natürlichen Schutz von Nutzwäldern gegen schädigende Insekten zu erreichen. Die Ansiedelungsversuche waren jedoch auf längere Sicht nicht erfolgreich.
Waldameisen ([[Formica s. str.]]) versuchte man im 20. Jahrhundert in Deutschland und Italien weithin künstlich zu vermehren und anzusiedeln um einen natürlichen Schutz von Nutzwäldern gegen schädigende Insekten zu erreichen. Die Ansiedelungsversuche waren jedoch auf längere Sicht nicht erfolgreich.
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[[Bild:Ameisen-Kaviar-web.jpg|thumb|200px|Das Bild stammt aus einer Zeitschrift, ca. um 1980. Ameisenart unbekannt]]
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Immer wieder stößt man auf Werbung oder Berichte, in denen Ameisen für den menschlichen Verzehr angepriesen werden. Auch in Deutschland wurde diese Art der „Nutzung“ von Ameisen bereits versucht, ein fester Teil der Ernährung ist sie aber nur in den Tropen, wo Entomophagie durch den Menschen vielerorts alltäglich praktiziert wird. Das Verzehren vom Nestinhalt der [[Weberameisen]] - Larven, Puppen und Arbeiterinnen, die mit langen Kescherstangen geerntet werden - kann regional sehr verbreitet sein, z. B. in Thailand. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung.<ref>Sribandit W, Wiwatwitaya D, Suksard S and Offenberg J 2008: The importance of weaver ant (Oecophylla smaragdina Fabricius) harvest to a local community in Northeastern Thailand; Asian Myrmecology 2: 129-138. http://www.asian-myrmecology.org/publications/sribandit-et-al-am-2008.pdf</ref><ref>J Offenberg 2011: Oecophylla smaragdina food conversion efficiency: prospects for ant farming; Journal of Applied Entomology 135(8): 575-581</ref><ref name="offenberg2011"/><ref>J. Offenberg 2011: Oecophylla smaragdina food conversion efficiency: prospects for ant farming; Journal of Applied Entomology 135(8): 575-581</ref>
Immer wieder stößt man auf Werbung oder Berichte, in denen Ameisen für den menschlichen Verzehr angepriesen werden. Auch in Deutschland wurde diese Art der „Nutzung“ von Ameisen bereits versucht, ein fester Teil der Ernährung ist sie aber nur in den Tropen, wo Entomophagie durch den Menschen vielerorts alltäglich praktiziert wird. Das Verzehren vom Nestinhalt der [[Weberameisen]] - Larven, Puppen und Arbeiterinnen, die mit langen Kescherstangen geerntet werden - kann regional sehr verbreitet sein, z. B. in Thailand. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung.<ref>Sribandit W, Wiwatwitaya D, Suksard S and Offenberg J 2008: The importance of weaver ant (Oecophylla smaragdina Fabricius) harvest to a local community in Northeastern Thailand; Asian Myrmecology 2: 129-138. http://www.asian-myrmecology.org/publications/sribandit-et-al-am-2008.pdf</ref><ref name="offenberg2011"/><ref>J. Offenberg 2011: Oecophylla smaragdina food conversion efficiency: prospects for ant farming; Journal of Applied Entomology 135(8): 575-581</ref>


In Kolumbien werden geröstete Königinnen von ''[[Atta laevigata]]'' unter dem Namen "hormigas culonas" als Snack angeboten.<ref>s. http://www.ameisenforum.de/off-topic/46591-ameisen-essen.html#post313372 u. http://www.ameisenforum.de/off-topic/42320-biete-atta-laevigata-f-r-20-us.html</ref>  
In Kolumbien werden geröstete Königinnen von ''[[Atta laevigata]]'' unter dem Namen "hormigas culonas" als Snack angeboten.<ref>s. http://www.ameisenforum.de/off-topic/46591-ameisen-essen.html#post313372 u. http://www.ameisenforum.de/off-topic/42320-biete-atta-laevigata-f-r-20-us.html</ref>  

Version vom 14. Juni 2013, 17:35 Uhr


Ameisenhandel

Hauptartikel: Ameisenhandel

Es ist eine recht junge Entwicklung (seit 2000), dass Ameisen-Händler zu Erwerbszwecken lebende Ameisenköniginnen und Kolonien als Heimtiere verkaufen. Bereits seit Jahrtausenden aber werden Ameisen zu verschiedenen Zwecken direkt oder indirekt wirtschaftlich genutzt.

biologische Schädlingsbekämpfung

In tropischen Regionen werden die Gewebenester der aggressiven Weberameisen (Oecophylla smaragdina) seit ca. 2000 Jahren in Obstplantagen gehängt, wo die Ameisen die Schadinsekten vertilgen. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung[1], speziell weil Weberameisen ebenfalls als Nahrung für den Menschen genutzt werden; s. Abschnitt Ameisen als Nahrungsmittel für den Menschen.[2]

Waldameisen (Formica s. str.) versuchte man im 20. Jahrhundert in Deutschland und Italien weithin künstlich zu vermehren und anzusiedeln um einen natürlichen Schutz von Nutzwäldern gegen schädigende Insekten zu erreichen. Die Ansiedelungsversuche waren jedoch auf längere Sicht nicht erfolgreich.

Medizinische Verwendung

...fand in Europa die Ameisensäure, wobei z.B. von Rheuma Geplagte sich gelegentlich sogar im Wald unbekleidet auf Waldameisennester legten und mit Ameisensäure bespritzen ließen. Ganze Waldameisen wurden in Alkohol eingelegt, der Sud wurde zum Einreiben benutzt.

Kopf mit Mandibeln von Eciton burchellii

Indianervölker in Südamerika benutz(t)en die Soldaten von Treiberameisen, um mit Hilfe von deren großen hakenförmigen Mandibeln Schnittwunden zu klammern.

Ameisenpuppen von Waldameisen

Hauptartikel: Ameiseneier (Futtermittel)

Ameisen wurden und werden in großem Umfang für die Ernährung exotischer Amphibien und Reptilien verbraucht.

Die Puppen europäischer Waldameisen werden unter dem falschen Namen "Ameiseneier" als Futter für Zierfische und viele Vögel beliebt. Dazu ein Beitrag aus dem alten „Ameisenforum“ von 2002. Für mehr Informationen dazu siehe: Ameiseneier (Futtermittel)

Ameisenpuppen als Fisch- und Ziervogel-Futter (im Handel meist falsch als "Ameiseneier" bezeichnet) sind getrocknete, also tote Puppen aus Freilandnestern von Waldameisen (Gattung Formica s.str.). Je nach Lagerungs-Bedingungen sind sie oft verpilzt oder mit Milben verseucht.

Die Gewinnung der Puppen aus Waldameisen-Nestern ist für die Ameisen in hohem Grade zerstörerisch. In D ist das Sammeln von Ameisenpuppen seit Jahrzehnten verboten, Waldameisen sind (über die Jahre hinweg mal mehr, mal weniger streng) geschützt.

Puppen werden aber immer noch z.B. aus Finnland und anderen Gegenden mit noch reichen Waldameisen-Vorkommen importiert. Man sollte sich verantwortungsbewusst auch gegenüber den Waldameisenvorkommen anderer Länder verhalten und solche Ameisenpuppen NICHT kaufen!

Nachtrag : google liefert auf die Anfrage nach "Ameiseneier" eine ganze Menge Information. Damals herausragend der Beitrag >http://www.hr-online.de/fs/servicena...v/101101b.html<, in dem auch über "Ameiseneier" fabuliert wird! (nicht mehr online!)

2. Nachtrag : Damit's nicht gar zu viele Einzelbeiträge werden, schreibe ich's mal hier dazu: Zoo-Bieber, Alsleben, bietet "Ameiseneier getrocknet", 1000 g, für EUR 35.90 an. Laut einem Beitrag des Hess. Rundfunks erhält der Puppensammler in Finnland ca. 7 EUR für ein kg "Ameiseneier".

Bei einem Durchschnittsgewicht einer Waldameisen-Arbeiterin von ca 12 mg kommen rund 83 Individuen auf ein Gramm, oder 83.000 Ameisen auf 1 kg. Getrocknet dürften von dem Frischgewicht maximal 20 % übrig bleiben, das kg würde dann gegen 415.000 Ameisen (Puppen) enthalten. Das entspricht der Gesamtzahl adulter Ameisen in einem großen Waldameisenvolk, also der Vernichtung eines ganzen Volkes!

Die DASW hat einmal errechnet, was die Umsiedlung eines z.B. durch Straßenbau bedrohten Volkes kostet (wenn man die i.d. Regel ehrenamtlich und kostenlos geleistete Arbeitszeit der Beteiligten einsetzt): Da kommen leicht um die 600.- EUR zusammen. Diese Gegenüberstellung kann einen schon zum Nachdenken bringen.

Antwort auf eine Frage in diesem thread "warum Waldameisen?": Es sind die einzigen Ameisen, bei denen man mit relativ geringem Aufwand Puppen in wirklich sehr großen Mengen "gewinnen" kann. Camponotus-Bäume zu zerlegen wäre um ein Vielfaches aufwändiger, und auch bei Lasius gibt es keine Möglichkeit, mehr als ein paar hundert Puppen gleichzeitig aus einem Nest zu holen.

Ameisen als menschliches Nahrungsmittel

Das Bild stammt aus einer Zeitschrift, ca. um 1980. Ameisenart unbekannt

Immer wieder stößt man auf Werbung oder Berichte, in denen Ameisen für den menschlichen Verzehr angepriesen werden. Auch in Deutschland wurde diese Art der „Nutzung“ von Ameisen bereits versucht, ein fester Teil der Ernährung ist sie aber nur in den Tropen, wo Entomophagie durch den Menschen vielerorts alltäglich praktiziert wird. Das Verzehren vom Nestinhalt der Weberameisen - Larven, Puppen und Arbeiterinnen, die mit langen Kescherstangen geerntet werden - kann regional sehr verbreitet sein, z. B. in Thailand. Das Thema ist auch aktuell Gegenstand der Forschung.[3][2][4]

In Kolumbien werden geröstete Königinnen von Atta laevigata unter dem Namen "hormigas culonas" als Snack angeboten.[5]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ M. J. Way, M. R. Paiva and M. E. Cammell 1999: Natural biological control of the pine processionary moth Thaumetopoea pityocampa (Den. & Schiff.) by the Argentine ant Linepithema humile (Mayr) in Portugal, Agricultural and Forest Entomology 1, 27-31
  2. ^ a b Offenberg J and Wiwatwitaya D, 2010: Sustainable weaver ant (Oecophylla smaragdina) farming: harvest yields and effects on worker ant density; Asian Myrmecology 3: 55-62. http://www.asian-myrmecology.org/publications/offenberg-wiwatwitaya-am-2010.pdf
  3. ^ Sribandit W, Wiwatwitaya D, Suksard S and Offenberg J 2008: The importance of weaver ant (Oecophylla smaragdina Fabricius) harvest to a local community in Northeastern Thailand; Asian Myrmecology 2: 129-138. http://www.asian-myrmecology.org/publications/sribandit-et-al-am-2008.pdf
  4. ^ J. Offenberg 2011: Oecophylla smaragdina food conversion efficiency: prospects for ant farming; Journal of Applied Entomology 135(8): 575-581
  5. ^ s. http://www.ameisenforum.de/off-topic/46591-ameisen-essen.html#post313372 u. http://www.ameisenforum.de/off-topic/42320-biete-atta-laevigata-f-r-20-us.html