Leptogenys: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Leptogenys''' ist eine Gattung, die zu den [[Ponerinae]] gehört. Es sind 236 Arten und Unterarten bekannt. Die Gattung ist über die gesamten Tropen verbreitet; 25 Arten gibt es in Australien. Sie leben in sehr unterschiedlichen Gebieten, vom Regenwald bis in die aride Zone.
'''Leptogenys''' ist eine Gattung, die zu den [[Ponerinae]] gehört. Es sind 236 Arten und Unterarten bekannt. Die Gattung ist über die gesamten Tropen verbreitet; 25 Arten gibt es in Australien. Sie leben in sehr unterschiedlichen Gebieten, vom Regenwald bis in die aride Zone.
Nester finden sich in lockerem Bestandsabfall auf dem Boden oder im Boden. Das Furagierverhalten verschiedener ''Leptogenys''-Arten kann sehr vielgestaltig sein (bsp. Maschwitz and Steghaus-Kovac 1991). ''Leptogenys'' Arten sind räuberisch und viele Arten weisen außerdem Wanderverhalten auf. Arbeiterinnen haben einen sehr wirksamen [[Stachel]]. Das [[Furagieren]] erfolgt bei Tag und bei Nacht, manche Arten jagen einzeln, andere kooperieren bei Fang und Transport von Beutetieren. Man findet sowohl Arten die ein sehr enges Beutespektrum, als auch Arten die ein sehr breites Beutespektrum aufweisen (siehe Steghaus-Kovac 1994). Im Regenwald Malaysias wurden sowohl einzeljagende, gruppenrekrutierende als auch Arten beschrieben, die typisches Treiberameisenverhalten aufzeigen (Maschwitz and Steghaus-Kovac 1991). Zahlreiche Arten jagen in der Laubstreu, einige Arten suchen unterirdisch in den oberen Bodenschichten nach Beute, sowie in Erdhöhlen, morschem Holz und auf niedriger Vegetation (Steghaus-Kovac 1994).
Nester finden sich in lockerem Bestandsabfall auf dem Boden oder im Boden. Das Furagierverhalten verschiedener ''Leptogenys''-Arten kann sehr vielgestaltig sein.<ref name="masch&stegkov1991">Maschwitz U, Steghaus-Kovac S (1991) Individualismus versus Kooperation: gegensätzliche Jagd- und Rekrutierungsstrategien bei tropischen Ponerinen (Hymenoptera: Formicidae). Naturwissenschaften 78:103-113</ref> ''Leptogenys''-Arten sind räuberisch und viele Arten weisen außerdem Wanderverhalten auf. Arbeiterinnen haben einen sehr wirksamen [[Stachel]]. Das [[Furagieren]] erfolgt bei Tag und bei Nacht, manche Arten jagen einzeln, andere kooperieren bei Fang und Transport von Beutetieren. Man findet sowohl Arten die ein sehr enges Beutespektrum, als auch Arten die ein sehr breites Beutespektrum aufweisen.<ref name="stegkov1994">Steghaus-Kovac S (1994) Wanderjäger im Regenwald- Lebensstrategien im Vergleich: Ökologie und Verhalten südostasiatischer Ameisenarten der Gattung Leptogenys (Hymenoptera: Formicidae: Ponerinae). In: Fachbereich Biologie. Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main</ref> Im Regenwald Malaysias wurden sowohl einzeljagende, gruppenrekrutierende als auch Arten beschrieben, die typisches Treiberameisenverhalten aufzeigen. <ref name="masch&stegkov1991"/> Zahlreiche Arten jagen in der Laubstreu, einige Arten suchen unterirdisch in den oberen Bodenschichten nach Beute, sowie in Erdhöhlen, morschem Holz und auf niedriger Vegetation.<ref name="stegkov1994"/>
Bei der Art ''L. diminuta'' beispielweise suchen einzelne Scouts nach zumeist lebender Beute. Wird ein geeignetes Beuteobjekt gefunden, so greift der Scout entweder einzeln an wenn die Beute allein überwältig werden kann oder rekrutiert sehr effizient Nestgenossen (bis zu 200 Individuen), um das mobile Beutetier als Gruppe zu überwältigen (Witte et al. 2010). Die massenjagende nachtaktive Art ''L. distinguenda'' weißt hingegen Treiberameisenverhalten auf (Kronauer 2009), welches Ähnlichkeiten zu den klassischen Wander- und Treiberameisen der Unterfamilien Ecitoninae und Dorylinae aufzeigt. Tausende Individuen vollziehen Schwarmraubzüge und überwältigen somit eine große Vielzahl an verschiedensten Beuteobjekten (Steghaus-Kovac 1994). Sehr häufige Nestumzüge (im Durschnitt jede 1,5-Nacht), biwakähnliche Nester, eine einzelne physogastrische ergatoide Königin und eine große Vielfalt und Anzahl an Myrmekophilen sind Gemeinsamkeiten (Maschwitz and Steghaus-Kovac 1991; Witte et al. 2008), die man sowohl bei den klassischen Treibern als auch bei ''L. distinguenda'' findet. Wie bei ''L. distinguenda'' so findet man bei den meisten ''Leptogenys''-Arten arbeiterinähnliche (ergatoide) Königinnen.
Bei der Art ''[[Leptogenys diminuta|L. diminuta]]'' beispielweise suchen einzelne Scouts nach zumeist lebender Beute. Wird ein geeignetes Beuteobjekt gefunden, so greift der Scout entweder einzeln an wenn die Beute allein überwältig werden kann oder rekrutiert sehr effizient Nestgenossen (bis zu 200 Individuen), um das mobile Beutetier als Gruppe zu überwältigen.<ref name="witte2010">Witte V, Schliessmann D, Hashim R (2010) Attack or call for help? Rapid individual decisions in a group-hunting ant. Behavioral Ecology 21:1040-1047</ref> Die massenjagende nachtaktive Art ''[[Leptogenys distinguenda|L. distinguenda]]'' weist hingegen Treiberameisenverhalten auf<ref>Kronauer DJC (2009) Recent advances in army ant biology (Hymenoptera: Formicidae). Myrmecological News 12:51-65</ref>, welches Ähnlichkeiten zu den klassischen Wander- und Treiberameisen der Unterfamilien Ecitoninae und Dorylinae aufzeigt. Tausende Individuen vollziehen Schwarmraubzüge und überwältigen somit eine große Vielzahl an verschiedensten Beuteobjekten.<ref name="stegkov1994"/> Sehr häufige Nestumzüge (im Durschnitt jede 1,5-Nacht), biwakähnliche Nester, eine einzelne physogastrische ergatoide Königin und eine große Vielfalt und Anzahl an Myrmekophilen sind Gemeinsamkeiten<ref name="masch&stegkov1991"/><ref>Witte V, Leingärtner A, Sabaß L, Hashim R, Foitzik S (2008) Symbiont microcosm in an ant society and the diversity of interspecific interactions. Anim. Behav. 76:1477-1486</ref>, die man sowohl bei den klassischen Treibern als auch bei ''L. distinguenda'' findet. Wie bei ''L. distinguenda'' so findet man bei den meisten ''Leptogenys''-Arten arbeiterinähnliche (ergatoide) Königinnen.


''Referenzen''
==Einzelnachweise==
 
<references/>
Kronauer DJC (2009) Recent advances in army ant biology (Hymenoptera: Formicidae). Myrmecological News 12:51-65
 
Maschwitz U, Steghaus-Kovac S (1991) Individualismus versus Kooperation: gegensätzliche Jagd- und Rekrutierungsstrategien bei tropischen Ponerinen (Hymenoptera: Formicidae). Naturwissenschaften 78:103-113
 
Steghaus-Kovac S (1994) Wanderjäger im Regenwald- Lebensstrategien im Vergleich: Ökologie und Verhalten südostasiatischer Ameisenarten der Gattung Leptogenys (Hymenoptera: Formicidae: Ponerinae). In: Fachbereich Biologie. Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main
 
Witte V, Schliessmann D, Hashim R (2010) Attack or call for help? Rapid individual decisions in a group-hunting ant. Behavioral Ecology 21:1040-1047
 
Witte V, Leingärtner A, Sabaß L, Hashim R, Foitzik S (2008) Symbiont microcosm in an ant society and the diversity of interspecific interactions. Anim. Behav. 76:1477-1486

Version vom 21. Oktober 2011, 08:57 Uhr

Leptogenys
Präparierte Leptogenys maxillosa-Arbeiterin Präparierte Leptogenys maxillosa-Arbeiterin
Systematik
Unterfamilie: Ponerinae
Gattung: Leptogenys
Wissenschaftlicher Name
Leptogenys

Roger, 1861

Leptogenys ist eine Gattung, die zu den Ponerinae gehört. Es sind 236 Arten und Unterarten bekannt. Die Gattung ist über die gesamten Tropen verbreitet; 25 Arten gibt es in Australien. Sie leben in sehr unterschiedlichen Gebieten, vom Regenwald bis in die aride Zone. Nester finden sich in lockerem Bestandsabfall auf dem Boden oder im Boden. Das Furagierverhalten verschiedener Leptogenys-Arten kann sehr vielgestaltig sein.[1] Leptogenys-Arten sind räuberisch und viele Arten weisen außerdem Wanderverhalten auf. Arbeiterinnen haben einen sehr wirksamen Stachel. Das Furagieren erfolgt bei Tag und bei Nacht, manche Arten jagen einzeln, andere kooperieren bei Fang und Transport von Beutetieren. Man findet sowohl Arten die ein sehr enges Beutespektrum, als auch Arten die ein sehr breites Beutespektrum aufweisen.[2] Im Regenwald Malaysias wurden sowohl einzeljagende, gruppenrekrutierende als auch Arten beschrieben, die typisches Treiberameisenverhalten aufzeigen. [1] Zahlreiche Arten jagen in der Laubstreu, einige Arten suchen unterirdisch in den oberen Bodenschichten nach Beute, sowie in Erdhöhlen, morschem Holz und auf niedriger Vegetation.[2] Bei der Art L. diminuta beispielweise suchen einzelne Scouts nach zumeist lebender Beute. Wird ein geeignetes Beuteobjekt gefunden, so greift der Scout entweder einzeln an wenn die Beute allein überwältig werden kann oder rekrutiert sehr effizient Nestgenossen (bis zu 200 Individuen), um das mobile Beutetier als Gruppe zu überwältigen.[3] Die massenjagende nachtaktive Art L. distinguenda weist hingegen Treiberameisenverhalten auf[4], welches Ähnlichkeiten zu den klassischen Wander- und Treiberameisen der Unterfamilien Ecitoninae und Dorylinae aufzeigt. Tausende Individuen vollziehen Schwarmraubzüge und überwältigen somit eine große Vielzahl an verschiedensten Beuteobjekten.[2] Sehr häufige Nestumzüge (im Durschnitt jede 1,5-Nacht), biwakähnliche Nester, eine einzelne physogastrische ergatoide Königin und eine große Vielfalt und Anzahl an Myrmekophilen sind Gemeinsamkeiten[1][5], die man sowohl bei den klassischen Treibern als auch bei L. distinguenda findet. Wie bei L. distinguenda so findet man bei den meisten Leptogenys-Arten arbeiterinähnliche (ergatoide) Königinnen.

Einzelnachweise

  1. ^ a b c Maschwitz U, Steghaus-Kovac S (1991) Individualismus versus Kooperation: gegensätzliche Jagd- und Rekrutierungsstrategien bei tropischen Ponerinen (Hymenoptera: Formicidae). Naturwissenschaften 78:103-113
  2. ^ a b c Steghaus-Kovac S (1994) Wanderjäger im Regenwald- Lebensstrategien im Vergleich: Ökologie und Verhalten südostasiatischer Ameisenarten der Gattung Leptogenys (Hymenoptera: Formicidae: Ponerinae). In: Fachbereich Biologie. Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main
  3. ^ Witte V, Schliessmann D, Hashim R (2010) Attack or call for help? Rapid individual decisions in a group-hunting ant. Behavioral Ecology 21:1040-1047
  4. ^ Kronauer DJC (2009) Recent advances in army ant biology (Hymenoptera: Formicidae). Myrmecological News 12:51-65
  5. ^ Witte V, Leingärtner A, Sabaß L, Hashim R, Foitzik S (2008) Symbiont microcosm in an ant society and the diversity of interspecific interactions. Anim. Behav. 76:1477-1486