Ereignisse 2014: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ameisenwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 60: Zeile 60:
http://www.idw-online.de/pages/de/news570485  
http://www.idw-online.de/pages/de/news570485  


'''Wiss. Veröffentlichung''': Barbara Feldmeyer, Daniel Elsner, Susanne Foitzik 2014: Gene expression patterns associated with caste and reproductive status in ants: worker-specific genes are more derived than queen-specific ones.  Molecular Ecology 23, 26–28.
'''Wiss. Veröffentlichung''': Barbara Feldmeyer, Daniel Elsner, Susanne Foitzik 2014: Gene expression patterns associated with caste and reproductive status in ants: worker-specific genes are more derived than queen-specific ones.  Molecular Ecology 23, 26–28. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mec.12490/pdf


'''Keywords:''' behavior/social evolution; eusocial insects; molecular evolution; phenotypic plasticity; transcriptomics
'''Keywords:''' behavior/social evolution; eusocial insects; molecular evolution; phenotypic plasticity; transcriptomics
Zeile 72: Zeile 72:


Missverstanden wurde andernorts auch, dass es in der Untersuchung nicht um genetische Unterschiede zwischen Königinnen, Arbeiterinnen, Soldaten etc. geht, sondern um '''Genexpression''': Die weiblichen Kasten einer Ameisenart haben alle die gleichen Gene, aber die einzelnen Gene werden durch Außenfaktoren (Nahrung, Temperatur, Pheromon-Einflüsse, …) jeweils an- bzw. abgeschaltet, so dass unterschiedliche Phänotypen entstehen können, die auch unterschiedliche physiologische Leistungen erbringen (z. B. Synthese von Dotterproteinen).  
Missverstanden wurde andernorts auch, dass es in der Untersuchung nicht um genetische Unterschiede zwischen Königinnen, Arbeiterinnen, Soldaten etc. geht, sondern um '''Genexpression''': Die weiblichen Kasten einer Ameisenart haben alle die gleichen Gene, aber die einzelnen Gene werden durch Außenfaktoren (Nahrung, Temperatur, Pheromon-Einflüsse, …) jeweils an- bzw. abgeschaltet, so dass unterschiedliche Phänotypen entstehen können, die auch unterschiedliche physiologische Leistungen erbringen (z. B. Synthese von Dotterproteinen).  
Gemessen wird die Genexpression mittels Sequenzierung von RNA: Gene, also die „Baupläne“ für z. B. Proteine, sind in Form der Desoxyribonucleinsäure (DNS, engl. DNA) in den Chromosomen gespeichert. Werden Gene aktiviert („angeschaltet“), wird ihre Erbinformation in Form von Ribonucleinsäuren (RNS, engl. RNA) kopiert („transkribiert“, überschrieben), die wiederum als Vorlage für die Synthese jeweils spezifischer Proteine dienen.  Die RNA kann man neuerdings isolieren und sequenzieren, so wie bereits länger die DNA.
Damit lässt sich ermitteln, wie viele und teilweise welche Gene aktiv sind. So konnten die Autoren ermitteln, dass sich Königin und Arbeiterin in der Expression von ca. 2.500 Genen unterscheiden, während zwischen den Brut pflegenden und den furagierenden Arbeiterinnen nur ein Unterschied von ca. 300 Genen registriert wurde. 
   
   
Ein Vergleich: Auch bei einem hellhäutigen Menschen sind die Gene für eine braune Hautfärbung vorhanden. Exprimiert werden sie unter Einfluss von UV-Strahlung; ohne Sonnenlicht bleibt der Mensch bleich. [[Benutzer:A. Buschinger|A. Buschinger]] ([[Benutzer Diskussion:A. Buschinger|Diskussion]]) 10:38, 25. Jan. 2014 (CET)
Ein Vergleich: Auch bei einem hellhäutigen Menschen sind die Gene für eine braune Hautfärbung in jeder Zelle vorhanden. Exprimiert werden sie unter Einfluss von UV-Strahlung; ohne Sonnenlicht bleibt der Mensch bleich. [[Benutzer:A. Buschinger|A. Buschinger]] ([[Benutzer Diskussion:A. Buschinger|Diskussion]]) 10:38, 25. Jan. 2014 (CET)

Version vom 25. Januar 2014, 10:28 Uhr

File.svg Archiv
Mit Klick zum Archiv älterer Ereignisse

Pheidole sp.: Warnung vor der Einschleppung potenziell invasiver Arten (1. Jan. 2014)

Die sehr artenreiche Gattung Pheidole ist unrühmlich bekannt dafür, dass kaum jemand die Arten wirklich sicher bestimmen kann. Trotzdem tauchen im Handel immer wieder „Pheidole sp.“ auf, also unbestimmte Arten, über deren Potenzial als Schadameisen bzw. invasive Neozoen man folglich keine Aussage machen kann. Wie zuverlässig die mit Artnamen versehenen Arten bestimmt sind, sei dahin gestellt.

Aktueller Anlass für diesen Hinweis:

Aus Kalifornien wird die Wiederentdeckung der dort invasiven Art Pheidole teneriffana gemeldet. Sie galt nach der Erstentdeckung dort um 1992 als ausgerottet. Das hat sich als Irrtum erwiesen: http://antfarm.yuku.com/topic/17200/Possible-invasive-species-rediscovered#.UsQ37_l3uig

http://antcat.org/documents/2908/2731.pdf

Pheidole teneriffana wurde ursprünglich von Teneriffa beschrieben. Heute ist sie außer auf den Kanaren rund um das Mittelmeer und auf den Mitteleerinseln einschließlich Zypern verbreitet. Ein Verkauf der Art unter Pheidole sp. oder unter einem falschen Namen und damit eine Einschleppung in Deutschland ist möglich. "Subtropische" Lebensräume gibt es in großer Zahl bei uns, in klimatisierten Bereichen von Zoos, Bot. Gärten, Großgärtnereien und so weiter.

Wer Schäden an der Natur oder durch Hausameisen vermeiden möchte, verzichtet auf den Erwerb solcher Risiko-Ameisen!

Weitere Literatur: Wetterer 2011: Worldwide spread of Pheidole teneriffana: http://www.thefreelibrary.com/Worldwide+spread+of+Pheidole+teneriffana+(Hymenoptera%3A+Formicidae).-a0298614300 A. Buschinger (Diskussion) 17:54, 1. Jan. 2014 (CET)

Wittman: Auswirkungen invasiver Ameisen... In "Myrmecological News" online erschienen (10. Jan. 2014)

Wittman, S.E. (2014): Impacts of invasive ants on native ant communities (Hymenoptera: Formicidae). – Auswirkungen invasiver Ameisen auf heimische Ameisen-Gesellschaften. http://www.myrmecologicalnews.org/cms/images/pdf/online_earlier/mn19_111-123_non-printable.pdf Mit Supplement: http://www.myrmecologicalnews.org/cms/images/pdf/online_earlier/mn19_111-123_supplement.pdf

Eine sehr gründliche und umfassende Studie der weltweit bekannt gewordenen Untersuchungen zum Thema. Wer sich nicht näher damit befassen möchte, sollte wenigstens die Zusammenfassung lesen. A. Buschinger (Diskussion) 15:24, 10. Jan. 2014 (CET)

Revision der Temnothorax-Arten von Kalifornien, Snelling et al. 2014 (23. Jan. 2014)

http://www.pensoft.net/J_FILES/1/articles/6039/6039-G-3-layout.pdf  ! 22.5 MB !

Snelling RR, Borowiec ML, Prebus MM (2014) Studies on California ants: a review of the genus Temnothorax (Hymenoptera, Formicidae). ZooKeys 372: 27–89. doi: 10.3897/zookeys.372.6039

Abstract The following ten new species of the ant genus Temnothorax are described and illustrated: T. anaphalantus (California, Baja California), T. arboreus (California), T. caguatan (Oregon, California, Baja California), T. morongo (California, Baja California), T. myrmiciformis (California, Baja California), T. nuwuvi (Nevada), T. paiute (California, Nevada), T. pseudandrei (Arizona, California), T. quasimodo (California) and T. wardi (California). A key to workers of the twenty-two Temnothorax species known or expected to occur in California is provided.

Es sind 63 Seiten (!), alle zehn neuen Arten sind farbig abgebildet. Auch wenn man Englisch nicht gut versteht, kann man sich über den heutigen Umfang solcher Beschreibungen informieren. Es ist auch eindrucksvoll zu sehen, wie sich die Arten morphologisch und in der Färbung unterscheiden.

Die Namensgebung (Etymology) mancher Arten verdient Erwähnung. So ist der Name Temnothorax nuwuvi die Bezeichnung der südlichen Paiute-Indianer für sich selbst, in der Bedeutung „die Leute“, bzw. „die echten Menschen“. T. quasimodo ist aufgrund eines „buckligen“ Aussehens nach Victor Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“ benannt. Es handelt sich allerdings um einen Einzelfund, der durchaus ein missgebildetes Exemplar einer anderen, häufigen Art sein könnte, oder aber ein Sozialparasit.

Ab S. 81 ist ein Bestimmungsschlüssel der kalifornischen Temnothorax-Arten zu finden.

Leider enthält die Arbeit wenig Information über Ökologie und Lebensweise der neuen Arten. A. Buschinger (Diskussion) 12:24, 23. Jan. 2014 (CET)

Neue Gene führen zur Arbeitsteilung in Insektenstaaten (25. Jan. 2014)

Pressemitteilung Petra Giegerich Kommunikation und Presse, Johannes Gutenberg-Universität Mainz http://www.idw-online.de/pages/de/news570485

Wiss. Veröffentlichung: Barbara Feldmeyer, Daniel Elsner, Susanne Foitzik 2014: Gene expression patterns associated with caste and reproductive status in ants: worker-specific genes are more derived than queen-specific ones. Molecular Ecology 23, 26–28. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mec.12490/pdf

Keywords: behavior/social evolution; eusocial insects; molecular evolution; phenotypic plasticity; transcriptomics

Abstract: Insect societies dominate the natural world: They mould landscapes, sculpt habitats, pollinate plants, sow seeds and control pests. The secret to their success lies in the evolution of queen (reproductive) and worker (provisioner and carer) castes (Oster & Wilson ). A major problem in evolutionary biology is explaining the evolution of insect castes, particularly the workers (Darwin ). Next-generation sequencing technologies now make it possible to understand how genomic material is born, lost and reorganized in the evolution of alternative phenotypes. Such analyses are revealing a general role for novel (e.g. taxonomically restricted) genes in phenotypic innovations across the animal kingdom (Chen et al. 2013). In this issue of molecular ecology, Feldmeyer et al. (2014) provide overwhelming evidence for the importance of novel genes in caste evolution in an ant. Feldmeyer et al.'s study is important and exciting because it cements the role of genomic novelty, as well as conservation, firmly into the molecular jigsaw of social evolution. Evolution is eclectic in its exploitation of both old and new genomic material to generate replicated phenotypic innovations across the tree of life.

Kommentar für das AWiki:

Der Titel der Pressemitteilung ist etwas irreführend: Die “neuen Gene” sind ungefähr so alt wie die Entstehung eusozialer Hymenopteren, i. e. bei Ameisen: 100 bis 140 Millionen Jahre. „Neu“ waren solche Gene nur im Hinblick auf die genetische Ausstattung der solitären oder präsozialen Vorfahren, die noch keine Gene hatten, bei denen Außenfaktoren z. B. die Entwicklung von Flügeln bremsen (Arbeiterin) oder zulassen (Gyne) konnten.

Missverstanden wurde andernorts auch, dass es in der Untersuchung nicht um genetische Unterschiede zwischen Königinnen, Arbeiterinnen, Soldaten etc. geht, sondern um Genexpression: Die weiblichen Kasten einer Ameisenart haben alle die gleichen Gene, aber die einzelnen Gene werden durch Außenfaktoren (Nahrung, Temperatur, Pheromon-Einflüsse, …) jeweils an- bzw. abgeschaltet, so dass unterschiedliche Phänotypen entstehen können, die auch unterschiedliche physiologische Leistungen erbringen (z. B. Synthese von Dotterproteinen).

Gemessen wird die Genexpression mittels Sequenzierung von RNA: Gene, also die „Baupläne“ für z. B. Proteine, sind in Form der Desoxyribonucleinsäure (DNS, engl. DNA) in den Chromosomen gespeichert. Werden Gene aktiviert („angeschaltet“), wird ihre Erbinformation in Form von Ribonucleinsäuren (RNS, engl. RNA) kopiert („transkribiert“, überschrieben), die wiederum als Vorlage für die Synthese jeweils spezifischer Proteine dienen. Die RNA kann man neuerdings isolieren und sequenzieren, so wie bereits länger die DNA.

Damit lässt sich ermitteln, wie viele und teilweise welche Gene aktiv sind. So konnten die Autoren ermitteln, dass sich Königin und Arbeiterin in der Expression von ca. 2.500 Genen unterscheiden, während zwischen den Brut pflegenden und den furagierenden Arbeiterinnen nur ein Unterschied von ca. 300 Genen registriert wurde.

Ein Vergleich: Auch bei einem hellhäutigen Menschen sind die Gene für eine braune Hautfärbung in jeder Zelle vorhanden. Exprimiert werden sie unter Einfluss von UV-Strahlung; ohne Sonnenlicht bleibt der Mensch bleich. A. Buschinger (Diskussion) 10:38, 25. Jan. 2014 (CET)