Nahrungsgel

Aus Ameisenwiki
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Ein Nahrungs-Gel besteht meist aus einer Zusammensetzung wichtiger Nahrungsmittel wie Honig und Gallerte-bildender Stoffe wie Agar oder Gelatine. Das Gel soll auch während einer längeren Abwesenheit (z.B. Urlaub) nicht austrocknen, eine alleinige Fütterung mit Nahrungs-Gel ist aber nicht zu empfehlen.

Wasser-Gel

Wasser-Gel dient als sichere Versorgung mit Wasser. Es soll nicht austrocknen und das Problem des Ertrinkens beseitigen. Zu kaufen ist es über das Internet, alternativ kann es selbst hergestellt werden. Doch auch Wasser-Gel ist nicht unbegrenzt haltbar: Die Gallerte-bildenden Stoffe bieten einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze.

Honig-Gel

Honig-Gel soll als sichere und dauerhafte Versorgung mit Kohlenhydraten dienen, ist aber kein Ersatz für das Füttern mit flüssigen Kohlenhydraten (z.B. Honigwasser). Es soll während einer Abwesenheit die lebenswichtige Versorgung der Ameisen aufrechterhalten. Mögliche Bestandteile eines Honig-Gels sind Honig (wichtig), Ahornsirup und/oder Pflanzensaft. Haushaltszucker sollte nicht beigemischt werden, da dieser für die Ameisenhaltung nicht geeignet ist (vergeliche hierzu den Artikel Ernährung (Haltung)) Honig darf nicht eingefroren werden oder über 36°C erhitzt werden, da dies wichtige Inhaltsstoffe zerstört. Um die Trennung von Kohlenhydraten und Proteinen aufrechzuerhalten, sollten keine Protein-haltigen Stoffe beigemischt werden.

Das Bhatkar-Rezept

1 Ei
62 ml Honig
1g Vitamine
1g Mineralien/Salz
5g Agar
500 ml Wasser

Agar in 250ml kochendem Wasser auflösen und abkühlen lassen. Die anderen 250ml Wasser mit dem Ei, Honig, Vitaminen, Mineralien verquirlen. Unter konstantem Rühren die Agar-Lösung untermischen. In eine Schale umfüllen und im Kühlschrank lagern. Die Konsistenz ist gelartig.

Achtung: Diese Diät ist problematisch und darf auf keinen Fall als alleiniges Futter gereicht werden! Eine Fütterung von Eiweiß in Form von tierischem Fleisch sowie die Fütterung von Kohlenhydraten in flüssiger Form (z.B. Honigwasser) ist wichtig und für die Entwicklung der Ameisenlarven unbedingt nötig. Bei einigen Arten blieben bei ausschließlicher Ernährung durch die Bhatkar-Diät Major-Formen der Arbeiterinnen aus, oder es wurde ein langsames Larvenwachstum bzw. verringertes Brutgeschäft beobachtet. Siehe hierzu auch den folgenden Absatz.

Ein wissenschaftlicher Versuch mit Bhatkar-Whitcomb-Diät

Hier wird eine Arbeit referiert, die sich mit den Auswirkungen einer Ernährung rein mir Bhatkar-Whitcomb-Diät befasst. Buschinger, A., Pfeifer, E. (1988): Effects of nutrition on brood production and slavery in ants (Hymenoptera, Formicidae). Insectes Sociaux 35, 61-69. Die Arbeit ist noch nirgends online, daher kopiere ich hier mal die Zusammenfassung ein:

ZUSAMMENFASSUNG Einfluss der Ernährung auf Brutproduktion und Sklavenhaltung bei Ameisen (Hymenoptera, Formicidae) Für die Haltung von Ameisen wurde eine künstliche Diät (BHATKAR and WHITCOMB, 1970) empfohlen. Vergleichende Untersuchungen an einer sklavenhaltenden Ameise, Harpagoxenus sublaevis, und einer ihrer Sklavenarten, Leptothorax acervorum, zeigten, dass diese Diät für eine normale Brutproduktion der unabhängigen Art L. acervorum nicht ausreicht. In Völkern der Sklavenhalterart, die mit der Diät gefüttert werden, werden nach Raubzügen viel mehr von den neu geraubten Sklavenart-Puppen gefressen als in Völkern, die mit einer natürlicheren Diät aus Insektenstücken und Honig versorgt werden. Diese Versuche zeigen, dass die Ernährung die Ergebnisse von Zucht- und Verhaltensversuchen stark beeinflussen kann, und damit auch die daraus abgeleiteten Schlüsse. Die B.-W.- Diät ist wahrscheinlich ungeeignet für viele Ameisenarten, die sowohl Insektenbeute als auch Honigtau benötigen.

Die beiden Abbildungen aus der Veröffentlichung sind beigefügt. In Abb. 1 sind ich die Punkte für Jungköniginnen koloriert: Rot ist die Produktion bei Honig-Insekten-Diät, blau die bei Bhatkar-diet. Die Kurven gehen über ein Maximum nach Null, weil die Anwesenheit von Puppen gezählt wurde. Dank Verpuppung der überwinterten Larven nimmt die Zahl zunächst zu, aber da mit der Zeit Adulte daraus schlüpfen, verringert sich die Zahl der Puppen gegen Ende der „Sommerphase“ wieder.

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Abb. 2 zeigt die Anzahl Eier. Auch diese werden im Frühjahr in wachsender Zahl abgelegt, schlüpfen aber dann, so dass eine Kurve entsteht, die am Ende der „Sommersaison“ gegen Null geht, weil keine Eier mehr nachgelegt werden.

Bhatkar diet 2 web.jpg

Leider hatten wir aus Rücksicht auf die Verfasser (ich kannte beide persönlich; Whitcomb ist inzwischen verstorben) im Titel nichts von „Bhatkar-Whitcomb.diet“ erwähnt. So blieb diese Arbeit ziemlich unbeachtet, und selbst neueste wissenschaftliche Arbeiten geben im Methodenteil an, dass die Ameisen „mit einer Standard-Diät (Bhatkar & Whitcomb 1970)“ versorgt wurden. Erst auf Nachfrage erfährt man, dass in manchen Arbeiten zusätzlich auch Insekten verfüttert wurden.

Durch alleiniges Verfüttern von Bhatkar-diet entstanden leider zahlreiche höchst fehlerhafte Ergebnisse in „wissenschaftlichen“ Arbeiten. So verhielten sich ganz normale, selbständige Leptothorax-Arten „wie Sklavenhalter“, überfielen in „Gemeinschaftsformikarien“ andere Völker derselben, oder verwandter Arten, „raubten“ Puppen um sie dann an die eigene Brut zu verfüttern. Echte Sklavenhalter verzehrten die geraubte Sklavenbrut, statt die Sklaven schlüpfen zu lassen. So kann eine, auch noch im Ansatz miserable, Veröffentlichung über Jahrzehnte Unheil stiften.

Zudem gelang es uns bereits 1988 nicht mehr, Die von B.&W. 1970 verwendeten Vitaminpillen zu bekommen. Verschiedene Fabrikate, die wir als Alternativen in Erwägung zogen, enthielten bestimmte Vitamine in extrem unterschiedlichen Dosierungen, in einem Fall war die Menge eines Vitamins in einer Pille 10.000 mal (zehntausend!) größer als in einer anderen. Man sollte sich daher überlegen, ob es sinnvoll ist, "irgendwelche" Vitamine zu verfüttern! (A. Buschinger, 28.4.06)