Ernährung (Haltung)
Grundnahrungsmittel
Kohlenhydrate
Honigwasser ist warscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten Honigtau, ein Sekret das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden. Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate wie auch beim Menschen unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.
Honig ist ohne Zweifel der natürlichen Nahrung der Ameisen, dem Honigtau, am ähnlichsten: Vielfach besteht er aus wenig verändertem Honigtau (das ist letztlich „Blattlauskot“); die Blattläuse haben dem Pflanzensaft nur einige für sie wichtige Inhaltsstoffe entzogen, vor allem Aminosäuren (Bausteine für die Proteinsynthese: Blattläuse müsen schnell viele Junge produzieren!), das Wasser und die überschüssigen Zucker werden über den After ausgeschieden und von den Bienen aufgeleckt.
Zur Honigbereitung fügen die Bienen dem Honigtau (wie auch dem Blütennektar, wenn der Honig daraus hergestellt wird) Enzyme bei, die einige Zuckerarten umwandeln. Außerdem wird der Honig entwässert. Neben den Enzymen (das sind Proteine, Eiweißstoffe!) enthält Honig meist auch Blütenpollen (eiweißreich! Ausschließlich damit füttern die Bienen ihre Larven groß!).
Im Labor der AG Buschinger in Darmstadt wurde immer nur Honig der Marke Langnese verwendet (Imker und Honigliebhaber: Ganz klar sind unterschiedlich schmeckende Imkerhonige für uns viel interessanter!). Bei wissenschaftlichen Versuchen sollen die Bedingungen ja immer möglichst vergleichbar sein, standardisiert, und das bietet eben so ein Markenhonig. Deshalb ist man dort über Jahrzehnte „markentreu“ geblieben.
Zucker, ob Rüben- oder Rohrzucker, ist für Ameisen immer nur ein Notbehelf für kurze Zeit. Honig mit Zucker zu versetzen ist unsinnig, das bringt keinerlei Vorteil.
Honig mit Wasser ungefähr 1:1 verdünnen: Das wurde nur deshalb gemacht, weil sich die Lösung mittels Spritzflasche schnell auf 200 oder 300 Futterschälchen tropfen ließ (für die vielen Versuchsvölker im Labor). Mit zähflüssigem Honig hätte das sehr viel länger gedauert. Verdünnt wurde der Honig mit Wasser aus dem Hahn; das Institut verfügte über eine Wasserleitung. Honig ist, ebenso wie Zucker, „hygroskopisch“, das heißt, dass er bei entsprechender Luftfeuchtigkeit Wasser aus der Luft anzieht, sich also selbsttätig verdünnt. In feuchten Formikarien "vermehrt sich" deshalb sogar „Honigwasser 1:1“, verdünnt sich weiter, kann sogar über das Futterschälchen hinausquellen.
Umgekehrt kann Honig bzw. Honigwasser in trockenen Formikarien oder Arenen austrocknen und fest werden. Das schadet nicht, weil die Ameisen in der Regel mittels Speichel von dem festen Material etwas ablecken können. Nur sollte man sich fragen, ob nicht das Formikar oder die Arena allzu trocken für die jeweilige Ameisenart ist.
Kurz: Honig pur oder Honig mit Wasser verdünnt ist ideal für Ameisen. Honigwasser, Honigzuckerwasser usw. im Internet zu kaufen ist etwas für Leute, die genügend Geld zum Rauswerfen übrig haben. Den Ameisen tut man nichts Gutes damit.
Proteine
Proteine gehören zu den Grundnahrungsmitteln der meisten Arten und sind für ein gesundes Wachstum der Kolonie notwendig. Das Füttern von Insekten ist die natürlichste Variante, eine Kolonie mit Eiweiß zu versorgen.
Mehlkäfer und Mehlwürmer
Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel Lasius, Tapinoma, Pheidole usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz in heißem Wasser (min. 60°C) kochen. Vorsicht: einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!
Fliegenmaden und Fliegenlarven
Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. Cataglyphis, Camponotus usw..
Shrimps
Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet
- Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.
- Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine Mandibeltätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.
- Der Erfolg war überwältigend. Also so sind sie über das Hackfleisch nie hergefallen.
Katzenfutter
Als proteinreiche Alternative kann auch Katzenfeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.
Hühnerei
Als proteinreiche Alternative kann Ei verwendet werden. Bei kleinen Kolonien nie das gesamte Ei ins Formikarium hineinlegen! Kleine Ei-Stücke reichen vollkommen, es besteht sonst Schimmelgefahr.
Pflanzenläuse
Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder Blattläusen, welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.
Vitamine
Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind überflüssig.
Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.
Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt? Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.
Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.
Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.
Spezialitäten
Bienenprodukte
Aus Bienenvölkern lassen sich drei Produkte gewinnen, die auch den Ameisen schmecken und sie mit zum Teil wichtigen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen sich Honig und das "Gelée Royale" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere Europäische Arten, aber nicht alle!) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.
Auch Bienenbrut, vor allem die Drohnenbrut mögen die Armeisen (insbesondere Europäische Arten) sehr gerne. Wer frische Drohnenbrut für seine kleine Lieblinge haben möchte, kann sich unter der Emailadresse: servicemarkt24@aol.com von Mai bis Juli diese für 3.- € + 4.50.- € für Versand bestellen. Die Drohnenbrut wird mit einem Stück Wabe geliefert und enthält ca. 30 Drohnenpuppen. Tip: Die Drohnenpuppen kann man gut einfrieren und bei Gebrauch immer wieder auftauen.
Anmerkung eines Myrmekologen:
Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das spezialisierte Ammenbienen in die (wenigen!) Zellen zur Aufzucht junger Königinnen (die Weiselwiegen) speien. Seine Gewinnung ist entsprechend arbeitsaufwändig und teuer. Es gibt daher Fälschungen und "gestreckte" Ware. Ob Gelée Royale eine förderliche Wirkung auf Ameisen hat, ist nicht wissenschaftlich untersucht. In jedem Fall ist zu erwarten, dass es, falls überhaupt, auf die unterschiedlichen Ernährungstypen (Räuber, Körnerfresser, Gemischtköstler) unterschiedliche Auswirkungen hat. Honig ist Standardfutter für die meisten Ameisenarten in der Labor- und Heimhaltung.
Nahrungsgel
Siehe hierzu den Artikel Nahrungsgel.
Alternative Ernährungskonzepte
Vegetation
Blattschneiderameisen (Gattungen Atta und Acromyrmex) züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.
Körner
Ernteameisen (z.B. Messor barbarus) tragen in relativ großem Maßstab Körner ein und speichern diese in ein oder mehrenden Kornkammern. In "Kaugemeinschaften" werden die Körner zu dem sogenannten Ameisenbrot verarbeitet, welches als Nahrungsreserve für die kalte Jahreszeit dient.