Ecitoninae
Ecitoninae, auch Treiberameisen, Wanderameisen oder Heeresameisen genannt, ist eine Unterfamilie in der Familie der Ameisen. Bei den Wanderameisen kann ein Staat um 100.000 über 200.000 bis 500.000 Mitglieder und im Extremfall aufwärts bis zu mehrere Millionen Tiere umfassen.
Nomadische und stationäre Phase
Wanderameisen sind räuberisch lebende Ameisen, die zwei unterschiedliche Aktivierungsphasen aufweisen. Zum ersten eine nomadische, also eine wandernde Phase, und eine stationäre Phase.
Nomadische Phase
In der nomadische Phase wandern die Ameisen am Tage, erbeuten Insekten, Spinnen und kleine Wirbeltiere und bilden bei Einbruch der Dämmerung ihr Nest, das sie fast täglich wechseln. Die Wanderwege werden bei manchen Arten durch Soldaten abgesichert. Während ihrer Jagd werden sie von unterschiedlichen Vögeln begleitet, die die aufgescheuchten Insekten vertilgen. Unter den Wanderameisen gibt es auch Arten, die nur in der Nacht in Erscheinung treten. Über ihre Aktivität gibt es jedoch keine ausreichenden Studien. Unter den Wanderameisen sind die tagaktiven Arten Eciton burchelli und Eciton hamatum die am meist studierten Vertreter.
Stationäre Phase
Die stationäre Phase, die etwa zwei bis drei Wochen beträgt, beginnt, wenn sich die Larven verpuppen. Nunmehr werden die zuvor den Larven gefütterten Beutetiere nur noch der Königin dargereicht. Der Hinterleib (Gaster) der Königin schwillt stark an, Physogastrie genannt, und es kommt zur Eiablage. Zeitgleich mit dem Schlupf der Larven verlassen auch die neuen Arbeiterinnen ihren Kokon und die Wanderameisen nehmen danach wieder ihre nomadische Wanderphase auf.
Nestbau
Sie bauen kein Nest wie die meisten Ameisen, sondern bilden mit ihren Körpern ein lebendiges Nest, das in der Fachsprache "Biwak" genannt wird. Biwaks werden an Baumstämmen oder in selbstgegrabenen Erdhöhlen angelegt. Dabei halten sich die Mitglieder gegenseitig an den Beinen fest und bilden so eine Art Knäuel, das für Laien unstrukturiert erscheint, jedoch ein wohlstrukturiertes Gebilde darstellt. Die älteren Arbeiterinnen befinden sich außen; im Inneren befinden sich die jüngeren Arbeiterinnen. Nach Außen hin bewachen bei bestimmten Arten noch männliche Ameisen mit ihren kräftigen Kiefern und einem kräftigen Stachel das Nest. Das Nest ist im Inneren mit zahlreichen Gängen durchzogen und beinhaltet mehrere Kammern mit Nahrung, der Königin und den Larven und Eiern.
Nahrung und Raubzüge
Nahrung
Wanderameisen können um die 100.000 Beutetiere am Tage erbeuten. Darunter sind auch wehrhafte Tiere wie Schlangen und Vogelspinnen. Auch Bäume werden erklommen und Vögel und Eier attaktiert oder sie überfallen andere staatenbildende Insekten und rauben die Eier und Larven.
Raubzüge
Bei ihren Raubzügen verwenden die Wanderameisen zwei Muster: Spaltenüberfälle und Swarmüberfälle. Die Art Eciton hamatum ist ein typischer Vertreter der Spaltenüberfälle. Dabei trennen sich bei den Raubzügen die Schwarmmitglieder von der Hauptroute und bilden kleine herumsuchende Gruppen seitlich weg, ähnlich einem Baum mit seinen Verzweigungen. Die einzelnen Seitenwege können einen großen Abstand zueinander haben. Eciton burchelli wählt den Schwarmüberfall. Auch sie haben Anfangs eine Hauptroute, die sich dann wie bei einer Dolde in vielen Verzweigungen aufteilt, jedoch befinden sich die einzelnen Seitenwege nah beisammen, überkreuzen sich mehrfach, sodass die einzelnen Trupps effektiver ein größeres Areal abdecken.
Wandertrieb
Wanderameisen haben einen sehr starken Wandertrieb. Aufgrund der enormen Mitgliederzahl ist das auch notwendig, da sie bei einem dauerhaften stationären Aufenthalt ihren Nahrungsbedarf nicht decken können. Selbst vor Flussläufen machen sie nicht Halt. Bei einer Flussüberquerung halten sich die Ameisen an ihren Gliedern fest und bilden je nach Größe des Flusslaufes eine lebendige Brücke oder ein schwimmendes Floss.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet der Wanderameisen erstreckt sich über die Tropen und Subtropen der Alten Welt wie auch der Neuen Welt. Sie sind in Afrika, Asien, in Südamerika, sowie in Zentralamerika verbreitet.
Gattungen und Arten (Auswahl)
Zu den Wanderameisen werden um die 150 Arten in der Neuen Welt und etwa 100 Arten in der Alten Welt gezählt:
- Anomma
- Cheliomyrmex (verbreitet im amerikanischen Raum)
- Dorylus (verbreitet im afrikanischen Raum)
- Dorylus aethiopicus (Afrikanische Treiberameise)
- Eciton (verbreitet im amerikanischen Raum)
- Eciton burchelli (Tropische Armeeameise)
- Eciton hamatum
- Neivamyrmex
- Nomamyrmex
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