Kolonieentwicklung

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Das Wachstum von Ameisenkolonien kann einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen; bereits bei der Gründung können "Frühstarter" und "Spätzünder" auftreten, und auch danach gibt es eine gewisse Bandbreite an Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb einer Art.

Generell werden die folgenden drei Abschnitte in der Kolonieentwicklung unterschieden, die im Folgenden näher erklärt werden:

  1. Gründungsphase
  2. ergonomische Phase
  3. reproduktive Phase.[1]


Gründungsphase

Hauptartikel: Gründung
Camponotus herculeanus in ihrer Gründungskammer in Holz

Die Königin errichtet nach der Begattung im Schwarmflug eine Gründungskammer. Hier wird von ihr die erste Brut aufgezogen; dies geschieht entweder aus körpereigenen Reserven - bei claustraler Gründung - oder aus überwiegend tierischer Nahrung, die - bei semiclaustraler Gründung - von den Königinnen beim Furagieren erbeutet wird. Mit dem Aufziehen der ersten Arbeiterinnen, oft Pygmäen, ist diese Phase beendet. Sie kann sich über eine Dauer von wenigen Wochen bis hin zu einigen Monaten erstrecken; unter ungünstigen Bedingungen ist eine Hinauszögerung oder - bei manchen Arten - eine Neugründung möglich.

Direkt vor, während und im Anschluss an die Gründung treten unter den gründenden Königinnen meistens große Verluste auf, so dass nur ein Bruchteil der ursprünglichen Tiere aus der Gründungsphase hervorgeht; diese werden insbesondere durch Prädatoren, Infektionen mit Parasiten und Konkurrenz durch andere Ameisen verursacht.

Einige Arten adoptieren Königinnen der gleichen Art, oder diese können bei anderen Arten sozialparasitär gründen; dann entfällt die Gründungsphase.


ergonomische Phase

Sobald die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, übernehmen diese die Versorgung der Königin und Brut und die Instandhaltung und Erweiterung des Nests. Die Ressourcen der Königin wurden während der Gründung erschöpft, nach reichlicher Fütterung beschränkt sich ihre Rolle nun auf die Eiablage und den sozialen Zusammenhalt der Kolonie.

Abhängig von der Ameisenart und den vorgefundenen Bedingungen dauert diese Phase wenige Monate oder einige Jahre. Die Größe der Kolonie vervielfacht sich während dieser Zeit.

reproduktive Phase

Die Kolonie hat eine Versorgungsstruktur aufgebaut, die das Aufziehen von Geschlechtstieren ermöglicht. Der Energieaufwand hierfür ist im Vergleich zur Aufzucht der Arbeiterinnen besonders bei Jungköniginnen höher, da diese meistens deutlich größer als Arbeiterinnen sind und mit zusätzlichen Reserven für die Gründung ausgestattet werden müssen. In einer Kolonie werden daher - abhängig von der Ressourcenlage - oft entweder Königinnen oder Männchen aufgezogen.

Diese Phase kann, wiederum abhängig von der Ameisenart, einige Jahre bis wenige Jahrzehnte andauern, bis eine Kolonie durch den Verlust der Königin zugrunde geht. Die endgültig erreichte Koloniegröße ist ebenfalls artabhängig und wird in der Natur durch Umgebungsfaktoren wie Nahrungsverfügbarkeit, Konkurrenz (besonders durch weitere Kolonien der selben Art) und Fressfeinde/Parasiten eingeschränkt.

Unter optimalen Bedingungen hingegen (genügend Nahrung, Nestraum, gleichbleibende optimale Temperatur, keine Fressfeinde/Konkurrenz) wird die Koloniegröße (K) durch die Eilegerate der Königin (R) und die Lebensdauer der Arbeiterinnen (L) bestimmt, als Formel ausgedrückt[2]: K = R * L

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ George F Oster; Edward O Wilson 1978: Caste and ecology in the social insects; Princeton University Press, Princeton
  2. ^ E. Asano & D. L. Cassill 2011: Impact of worker longevity and other endogenous factors on colony size in the fire ant, Solenopsis invicta; Insect. Soc. 58:551–557; doi 10.1007/s00040-011-0179-5