Oligogynie

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Oligogyne (oligo ist griech. und bedeutet wenig) Völker haben mehrere Königinnen, welche aber räumlich getrennt leben (in unterschiedlichen Bereichen des ausgedehnten Nestes). Da sich die Königinnen gegenseitig nicht tolerieren, würde es bei einem Aufeinandertreffen zum Kampf kommen. Im Vergleich zu polygynen Kolonien ist die Anzahl der Gynen immer klein. Bekannte Beispiele für oligogyne Arten sind Camponotus ligniperdus und Camponotus herculeanus [1]. Auch bei Lasius fuliginosus wurden mehrere Königinnen in einem Volk beobachtet, doch ist über die Art ihres Zusammenlebens nichts bekannt. Ob sie sich "feindlich" gegenüberstehen, so wie bei Camponotus, oder untereinander auch engste Nähe tolerieren, müsste untersucht werden.

Neuere Untersuchungen bestätigen die Oligogynie nach dem Konzept von Hölldobler: Die proximaten und ultimaten Faktoren, welche die Anzahl der Königinnen pro Kolonie bestimmen, wurden an mehreren Camponotus Arten untersucht, die eine spezielle Koloniestruktur (Oligogynie) aufweisen. Mit Hilfe von Multilocus DNA fingerprinting und Mikrosatelliten-Analyse wurde die Zahl der Königinnen und deren Paarungshäufigkeit bestimmt. Nur eine von 61 Königinnen war mehrfach begattet. In der untersuchten Population erwiesen sich 38% der reifen Kolonien als oligogyn, wobei die Anzahl der Königinnen pro Kolonie von 2-5 betragen kann. Aufgrund der soziogenetischen Befunde muss man schließen, dass die koexistierenden Königinnen häufig nicht nahe verwandt sind. Dieses überraschende Ergebnis wirft eine Reihe von Fragen auf, die mit herkömmlichen theoretischen Konzepten nicht erklärt werden können. Aus: http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/fileadmin/bericht/zoo2/report_de.html Wissenschaftlicher Bericht, Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie (Zoologie II) (Bericht für 1997 - 2000). 1. Mechanismen und Evolution des sozialen Verhaltens der Ameisen 1.1 Soziobiologische und soziogenetische Untersuchungen B. Hölldobler, J. Gadau, J. Liebig, O. Rüppell, K. Schilder, K. Tsuji in Zusammenarbeit mit Prof. R. Gross (Mikrobiologie), Prof. J. Heinze (Erlangen), Dr. C. Markstätter (Botanik II), Dr. N. Oldham (MPI Chemische Ökologie, Jena), Dr. C. Peeters (CNRS, Paris)

Die Originalarbeit dazu ist: http://www.springerlink.com/content/5f8y4hm99bhr2y4g/ Jürgen Gadau, Pia J. Gertsch, Jürgen Heinze, Pekka Pamilo & Bert Hölldobler, 1998: Oligogyny by unrelated queens in the carpenter ant, Camponotus ligniperdus. - Behavioral Ecology and Sociobiology 44, 23-33.

Abstract: Multilocus DNA fingerprinting and microsatellite analysis were used to determine the number of queens and their mating frequencies in colonies of the carpenter ant, Camponotus ligniperdus (Hymenoptera: Formicidae). Only 1 of 61 analyzed queens was found to be double-mated and the population-wide effective mating frequency was therefore 1.02. In the studied population, 8 of 21 mature field colonies (38%) contained worker, male, or virgin queen genotypes which were not compatible with presumed monogyny and therefore suggested oligogyny, i.e., the cooccurrence of several mutually intolerant queens within one colony. Estimated queen numbers in oligogynous colonies ranged between two and five. According to the results of the genetic analysis, most of the queens coexisting in oligogynous colonies were not closely related. Pleometrosis is very rare and queenless colonies adopt mated queens both in the laboratory and field. Therefore, the most plausible explanation for the origin of oligogynous colonies in C. ligniperdus is the adoption of unrelated queens by orphaned mature colonies. The coexistence of unrelated, but mutually intolerant queens in C. ligniperdus colonies demonstrates that oligogyny should be considered as a phenomenon distinct from polygyny.

Der letzte Satz ist wichtig: Die Koexistenz von nicht verwandten, aber gegenseitig intoleranten Königinnen in Kolonien von C. ligniperdus zeigt, dass die Oligogynie als ein von der Polygynie verschiedenes Phänomen aufgefasst werden sollte.


Einzelnachweise

  1. ^ Hölldobler, B. (1961), Zur Frage der Oligogynie bei Camponotus ligniperda Latr. und Camponotus herculeanus L. (Hym. Formicidae).Zeitschrift für Angewandte Entomologie, 49: 337–352. doi: 10.1111/j.1439-0418.1961.tb02871.x