Milben

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Die Milben (Acari) sind die größte Gruppe der Spinnentiere mit über 40.000 beschriebenen Arten. Größe zwischen 1 und 2 mm. In Deutschland leben ca. 180 Familien (! – aber nur eine Familie Formicidae!), mit ca. 3.000 schwer bestimmbaren Arten. Ihre Lebensweise ist entsprechend vielseitig: Räuber, Pflanzensauger (z.B. Spinnmilben, Gallmilben), Parasiten (z.B. Krätzmilbe), Blutsauger (z.B. Zecken, Larven von Trombiculidae), Vorratsschädlinge (Mehlmilbe), die Hausstaubmilbe ruft Allergien hervor; die eingeschleppte Varroa-Milbe vernichtet Bienenvölker, usw. usw.. Tyroglyphus casei wird in einer bestimmten Käsesorte gezüchtet und mit dem Käse lebend verspeist. (vgl. gängige Lehrbücher der Speziellen Zoologie)

Milben und Ameisen

Es ist eine sehr alte Erfahrung von Ameisen-Haltern, dass die meisten gefangen gehaltenen Ameisenvölker über kurz oder lang unter Milben zu leiden haben und sehr oft daran zugrunde gehen. So weit man die beteiligten Milben überhaupt bestimmen lassen kann (Milbenfachleute sind selten, und zumeist sind sie auch noch auf ein paar ganz bestimmte Familien spezialisiert), handelt es sich oft um weit verbreitete „Vorratsschädlinge“. Der Verfasser selbst hatte sich Milben mit Mehlwürmern aus dem Zoohandel eingeschleppt. Sie leben v.a. von den Haferflocken u.a., auf denen die Mehlwürmer gezüchtet werden. In den Formikarien hielten sich diese Milben (die von einer Spezialistin tatsächlich bis zur Art bestimmt werden konnten) hauptsächlich an den Futter-Resten auf, machten sich also scheinbar durch Abfallbeseitigung nützlich. Leider aber beseitigten sie darüber hinaus auch die Nacktpuppen von Myrmicinen, die sie regelrecht aushöhlten.

Aufgrund dieser eigenen Beobachtungen und der zahlreichen Berichte über dank Milbenbefalls fehlgeschlagene Haltungsversuche empfiehlt der Verfasser grundsätzlich, gekauftes Lebendfutter für Ameisen abzubrühen um Milben und deren winzige Eier abzutöten. Im Freiland gefangene Insekten etc. sind weit seltener von Milben befallen, doch ist das Risiko der Einschleppung schädlicher Milben natürlich auch hier nicht auszuschließen.

Im Ameisenfachhandel werden Milben als „Abfallbeseitiger“ in Formikarien angeboten. Vor dem Kauf sollte man sich vom Verkäufer schriftlich bestätigen lassen, um welche Milbenart(-en) es sich handelt, welcher Wissenschaftler die Milben bestimmt hat, und welche wissenschaftlichen Veröffentlichungen die Unschädlichkeit für Ameisen bewiesen haben. Es ist durchaus möglich, dass einzelne Ameisenarten von bestimmten Milben nicht geschädigt werden. So ernährt sich Myrmecina graminicola teilweise von Milben, so dass in ihren Versuchsnestern in einem Labor kein Milbenbefall auftrat. Eine indonesische Myrmecina-Art soll sogar symbiontisch mit einer Hornmilben-Art (Oribatidae) zusammen leben.

Bilder

Bild 1 zeigt eine von ektoparasitischen oder episitischen (auf der Cuticula haftend, aber vielleicht nicht saugend) Milben fast komplett bedeckte Major-Arbeiterin einer Messor-Art. Das Bild stammt von einer Einsendung mit der Frage, wie man so etwas bekämpfen könnte. Ich weiß nicht mehr, von wem das Bild stammt, wage es trotzdem, es hier in leicht veränderter Form einzustellen. Bisher kann man solchen Ameisen nicht helfen. Um weitere Ausbreitung evtl. auf andere Völker zu verhindern, kann man ein befallenes Volk nur vernichten, am schnellsten und „humansten“ durch Übergießen mit heißem Wasser.
(A. Buschinger)

Messor Milben.jpg


Bild 2, eine von Milben bedeckte Königin von Messor capitatus, wurde mit Zustimmung des Bildautors, TheSummiter, eingefügt. Im Antstore-Forum berichtete der Halter, dass er dieses Tier mit heißem Wasser umbringen musste.

Messor capitatus Königin Milben TheSummiter web.jpg


Die folgenden von Roland Störmer aufgenommenen Fotos zeigen eine von Milben befallene Cataglyphis rosenhaueri Königin.


Bild 3: "Futtermilben" (Tyrophagus putrescentiae ?)

Milben-MAck-web.jpg

Das Bild stammt von Maciej Nielubowicz (Webseite: www.mack.neostrada.pl). Es zeigt zwei Milben aus einer Verwandtschaftsgruppe, die viele Vorratsschädlinge umfasst, Tiere, die von allerlei organischen Substanzen leben. Sie sind ungefähr ½ mm groß und weißlich bis blassgelb oder bräunlich. Nach den Bildern sehen sie für mich so aus, wie die Milben, die ich über viele Jahre in meinen Formikarien hatte, bis wir bemerkten, dass wir sie immer wieder mit Mehlwürmern gekauft und neu eingeschleppt hatten. Ich kann keinesfalls behaupten, dass es dieselbe Art ist, aber eine äußerlich sehr ähnlich aussehende.

In den Formikarien haben die Milben hauptsächlich an Futterresten gesaugt (Insektenteile und deren Überbleibsel). Leider haben sich die Milben auch an den Nacktpuppen meiner Ameisen gütlich getan, sie ausgehöhlt und ausgesaugt. An adulten Ameisen saßen sie nie. Eier und kleine Jungtiere konnten wir öfter unter der Nestkammer bzw. in kleinen Löchern im Gipsboden entdecken (übrigens Löcher, wie sie auch für Porenbeton typisch sind!!). Durch sorgfältiges Entfernen der Futterreste (gleich in Spüli-Wasser!), mechanisches Zerdrücken der Milben und der Eier unter dem Mikroskop und, besonders wichtig, durch Überbrühen der Mehlkäferpuppen und Schaben vor dem Einfrieren und Verfüttern haben wir mit der Zeit die Plage weitgehend unter Kontrolle bekommen.

Die seinerzeit in meinen Ameisenzuchten aufgetretenen Milben, damals in einer Zucht der Pharaoameise, hatte ich 1969 an eine Spezialistin in Hamburg zur Bestimmung gegeben. Das Ergebnis war: Modermilbe, Tyrophagus putrescentiae, ein weltweit verbreiteter Vorratschädling. Unter diesem Namen finden sich mit Google eine Fülle von Informationen, u.a. von der Biologischen Bundesanstalt:

http://www.bba.bund.de/nn_810482/DE/Home/pflanzen__schuetzen/vorratsschutz/schadtiere/milben/Modermilbe_20_28Tyrophagus_20putrescentiae_29.html

Auch mit Google Bildersuche kann man sich einen Eindruck von den Tieren verschaffen. Ein wichtiges Merkmal sind etliche längere Haare am Hinterende, die auch auf dem Bild von MAck zu erkennen sind.

(A. Buschinger, 26.7.07)

Milbenbekämpfung

Die Bekämpfung von Milben an Ameisen oder im Formikarium ist prinzipiell schwierig. Viele Verfahren wurden bereits getestet; Erfolge sind eher selten.

Eine umfangreiche Zusammenstellung von Bekämpfungsmöglichkeiten ist hier zu finden:

http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6213

Die verschiedenen Techniken entsprechen im Wesentlichen den in zahlreichen threads in Ameisenhalter-Foren bisher bereits gegebenen Empfehlungen und den damit gemachten Erfahrungen.

Der Verfasser gibt auch klar an, dass nicht jede Technik für jede Ameisenart, für jede Milbenart und für jede Formikariums-Konstruktion geeignet ist.

Hat man einen Milbenbefall, muss man also diese Zusammenstellung sehr sorgfältig durcharbeiten und sehen, ob für den eigenen Fall eine geeignete bzw. Erfolg versprechende Methode dabei ist.

(A. Buschinger 19.08.2007)

Update 23.08.2007:

Kleine Zwischenbilanz zu den letzten Tests (vom Verfasser des oben genannten threads im Antstore-Forum):

Viel Geld und einige Ameisen habe ich für diese Tests aus dem Fenster geworfen ... Naja - ich hatte damit gerechnet, beklage mich also nicht. Ich möchte damit nur deutlich machen, dass all die Mittelchen, ob gegen Hausstaubmilben oder gegen Milben bei Terrarienbewohnern bei Ameisen entweder total versagen, nur geringe Wirkung zeigen, oder aufgrund ihrer Wirkungsweise im Bereich der Insekten schlicht und einfach nicht anwendbar sind, denn das was die Milben umbringt, bringt fast zwangsläufig auch Ameisen um. Und genau das ist das Problem der Milbenbekämpfung bei Ameisen.

Aus all den von mir gemachten Versuchen habe ich gelernt, dass nur die mechanische Reinigung, gepaart mit einem vernüftigen Mikroklima im Formicarium (s.o.), Erfolge zeigt. Alles andere ist ein Herumfummeln an den Symptomen ohne wirkliche Besserung der Lage.

Ergänzung 23.12.2007

Ein erneuter, massiver Milbenbefall bei teuren exotischen Ameisen, mit Bildern, ist hier dokumentiert: Aktuelle Ereignisse: Harpegnathos venator mit tödlichem Milbenbefall (23.12.2007)

Ergänzung 30.01.2008

Hier wurde eine einst "blühende" Kolonie von Pheidole pallidula durch Milben vernichtet, nachdem der Halter (nach seinen eigenen Worten "aus Trotz") das Überbrühen von Futtertieren aufgegeben hatte: http://www.ameisencafe.de/cafe/index.php?page=Thread&postID=33470