Diskussion:Risiken der Haltung ausländischer Ameisen
intraspezifische Homogenisierung - Sinn oder Unsinn ?
Durch eine Diskussion auf http://www.ameisenforum.de/einsteigerfragen/30724-gibt-es-fliegende-ameisen-auch-gefangenschaft.html#post185332 hab ich mal etwas mehr über das Thema intraspezifische Homogenisierung nachgedacht. Und irgendwie will mir die Begründung nicht so recht einleuchten. Es werden 2 Argument genannt, warum intraspezifische Homogenisierung zu vermeiden ist.
Verlust von Anpassung an ein bestimmtes Habitat: Hier reicht eigentlich nur ein Stichwort: Evolution. Würden eine Anpassung verloren gehen, würde das heissen, dass es keine Evolution gibt. Wie soll sich eine negative Eigenschaft weiter ausbreiten. Als Antwort kam dann : Die Gefahr liegt ja grade darin begründet, dass die homogenisierte Teilpopulation nicht gleich zugrunde geht. Die "fremden" Gene breiten sich erstmal munter in der Teilpopulation aus. Ich kopier jetzt einfach mal meine Antwort aus dem betreffenden Thread
Da frag ich mich wie sich dieses "fremde Gen" so munter verbreiten soll. Mal angenommen, ein Halter lässt seine Geschlechtstiere frei... diese stellen dann einen utopisch hohen Wert von 1% aller schwärmenden Geschlechtstiere in diesem Jahr. Bedeutet, dass etwa 1% aller Kolonien die in diesem Jahr gegründet werden dieses fremde Gen haben. Nehmen wir an, dass zu dem momentanen Zeitpukt dieses Gen weder positive noch negative Auswirkungen auf die Fitness hat, so wird in 100 Jahren immernoch 1% der Population dieses Gen haben. Ohne selektiven Druck der dieses Gen begünstigt, wird der Anteil der Population mit diesem Gen nicht größer. Also haben auch in 200 Jahren noch 1% der Population dieses Gen. Jetzt trifft endlich das viel beschworene Ereignis ein, dass einen selektiven Druck hervorruft wodurch die Individuen mit dem fremden Gen aussterben. Und somit überleben die Tiere ohne das fremde Gen. Also ist alles wieder so wie am Anfang ... sehe immernoch kein Problem, da sich dieses "fremde Gen" eben nicht munter die gesamte Population "infiziert" und der Hauptteil der Population immernoch durch lokal angepassten Individuen gestellt wird. Falls irgendwo ein Fehler in meinem Gedankengang ist, möge man mich darauf hinweisen.
Der 2te Punkt ist, dass "Biogegographie und Phylogeographie erschwert oder sogar wertlos wird". Erstens ist die Frage, in wie weit so etwas überhaupt möglich ist. Habe eine Arbeit gelesen, bei der bei Lasius niger in einer Entfernung von 1000km keine signifikanten Unterschiede zwischen Populationen festgestellt wurden. Hier wäre phylogenetische Untersuchungen sinnlos und eine Homogenisierung somit egal. Natürlich wird das nicht bei jeder Art so sein. Aber wie weit dann eine Homogenisierung Probleme bei phylogenetischen Analysen bereitet ist am Menschen zu sehen. Wir homogenisieren wohl weitaus stärker als es bei Ameisen möglich ist ... selbst wenn jeder Halter seine Geschlechtstiere freilassen würde. Trotzdem sind beim Menschen sehr genaue Analysen gemacht worden wie die Völkerbewegungen aussahen, wer was besiedelte und zu welchem Anteil ein Mensch welcher Abstammung ist. Wenn dies beim Menschen möglich ist, wieso nicht bei Ameisen.
Ich sehe also beide Punkte als vollkommen unbegründet an und frage mich jetzt, ob in meiner Argumentation/Sichtweise irgendwo ein Fehler liegt, oder ob dieses Risiko der intraspezifischen Homogenisierung einfach nur im Zuge der Exoten-diskussion hochgespielt wird.
The_Paranoid (25.06.08)