Missverständnisse
Durch Fehlverhalten der Ameisen unter Haltungsbedingungen, unangebrachten Verallgemeinerungen und abenteuerlichen Interpretationen oder auch einfach durch den "Sprachgebrauch" kommt es oft zu Missverständnissen, nicht nur in Halterkreisen.
Besonders die Verallgemeinerungen führen zu falschen oder irritierenden Schlussfolgerungen. Gerade die Ameisen zeigen von Gattung zu Gattung, ja sogar von Art zu Art teilweise gravierend unterschiedliche Verhaltensmuster.
Auf diesen Seiten wollen wir nun versuchen, die verbreitesten Missverständnisse aufzuklären.
Bezeichnungen
- Flugmuskulatur und Flügelmuskeln
- Ameiseneier
- Befruchtete Königinnen
- Hausameisen
- Generationen und Bruten
Eigenschaften/Fähigkeiten
- Ameisen sterben durch Stress
- Alle Ameisen haben Ameisensäure
- Beschädigte Ameisen werden "ausselektioniert"
- Tropische Ameisen können in unserem Klima nicht überleben
Verhalten
- Ein Ameisenstaat ist keine Monarchie
- Ameisen ohne Königin sterben
- Aufgabe von Soldaten
- Sich-Totstellen
- Die Königin sitzt metertief im Boden
Ernährung
Beim Ameisenkauf beachten: Falsche Angaben und falsche Vorstellungen!
Wie kommt es zu polygynen Völkern? - Trotz aller "Meinungen" in Foren oder Händlerangaben: Für die meisten Arten weiß man es noch nicht wirklich! (Ausnahme: Polygyne Waldameisen-Arten, bei denen der Vorgang der Paarung auf dem Nest zu beobachten ist).
Die Vorstellung, dass für die Ameisenläden Myrmica-Jungköniginnen beim Schwarmflug eingefangen und zu kleinen Kolonien herangezogen werden, ist falsch. Das wäre viel zu arbeitsintensiv; eine derart herangezogene Kolonie, mit Fütterung der Jungköniginnen alle 2-3 Tage, Nestreinigung usw., wäre unbezahlbar!
Bei Lasius niger ist das anders: Die Königin braucht während der Gründung, bis zum Erscheinen der ersten Arbeiterinnen, keine Futterversorgung. Einmal in das mit Wasservorrat versehene Reagenzglas gepackt, kann man sie "lagern" bis zum Verkauf. Allenfalls muss der Händler gelegentlich nach dem Wasservorrat sehen.
Zudem sind schwärmende Lasius niger sehr viel öfter zu finden und leichter aufzusammeln als Myrmica rubra: Da trifft man nur selten auf einen Schwarm, und man ist sich im Freiland auch nie sicher, ob es sich um M. rubra oder eine der anderen Myrmica-Arten handelt.
Hier wird der einfachere Weg beschritten: Man entnimmt einem großen Freilandvolk Königinnen, Arbeiterinnen und Brut. Dann lassen sich daraus kleine Völkchen herstellen, mit 1, 2 oder 3 Königinnen, je nach Bestellung. Da nur ein (oder einige wenige) große/s Volk/Völker versorgt werden müssen, ist der Aufwand für die "Lagerung" nicht sehr hoch: Man kann jederzeit Teilvölkchen zum Versand daraus abzweigen.
Wenn jetzt ein Kunde 3 "monogyne" Völkchen bestellt, kann er nicht sicher sein, ob diese aus derselben Ursprungskolonie stammen. Falls ja, kann eine Vereinigung möglich sein (wenn sie noch nicht zu lange getrennt waren). Falls sie aus verschiedenen Ursprungskolonien stammen, gibt es Kampf.
Aus den genannten Gründen ist es auch Wunschdenken, wenn man beim Kauf kleiner Völkchen von "jungen" Königinnen ausgeht: Deren Alter ist, wenn sie aus einem polygynen Nest genommen wurden, unbekannt!