Bekämpfung von Ameisen
Viele Märchen werden immer wieder zum Thema Ameisenbekämpfung aufgetischt, nicht nur von Privatpersonen, sondern auch von den Herstellern bzw. Händlern, die an ihren Bekämpfungs- bzw. Vertreibungsmitteln verdienen wollen. Eine nie beantwortete Frage ist, wohin die Ameisen vertrieben werden sollen, falls das Mittel tatsächlich wirkt. In die Nachbarwohnung? Oder im Freien in den Nachbargarten? - Wenn die zu vertreibende Ameisenart an dem vorgesehenen neuen Platz überhaupt leben kann, so lebt sie in aller Regel dort bereits. Wenn man also ein Volk z.B. von Lasius niger ins Nachbargrundstück treibt, stößt es auf dort ansässige Lasius niger-Völker. Aufgrund der Territorialität der meisten Ameisenarten startet man dann bestenfalls eine Völkerschlacht. Schnelle Vernichtung an dem Ort, wo einen die Ameisen stören, ist vielleicht doch humaner.
Vorbeugung
"Anbau von Lavendel, Rainfarn, Feldsalat. Sprühen mit Wermuttee."
Kommentar: Diese immer wieder zu lesenden/hörenden Vorschläge sind sinnlos! Gegen Ameisen im Garten kann man nicht "vorbeugen", muss man auch nicht. In Deutschland gibt es keine Ameisenarten, die im Garten ernsthafte Schäden hervorrufen.
Bekämpfung
- Einen umgestürzten Blumentopf mit Erde als Nisthilfe anbieten. Nach einiger Zeit ziehen die Ameisen um, so dass man sie samt der Königin umsiedeln kann.
Dies funktioniert NUR unter bestimmten Voraussetzungen:
- Im Rasen oder Garten
- Es handelt sich um Lasius niger oder eine der gelben Arten (z.B. Lasius flavus)
- Im Frühjahr/ Sommer, wenn nach einer Regenphase von einigen Tagen wieder Sonne scheint und die Ameisen einen Erdhügel aufschütten: Dann "möchten" sie Larven, Puppen und andere Brutstadien ins Warme bringen
- Der Blumentopf wird mit Holzwolle oder zerknülltem Zeitungspapier locker gefüllt
- 2-3 Tage Wartezeit. Dann z.B. Kehrichtschaufel unter den Blumentopf schieben und den Topf samt Inhalt in einen Eimer etc. setzen. Wenn reichlich Ameisen und Brut darin sind, kann der Inhalt an der gewählten Stelle ausgekippt werden. Nicht zu nah am ursprünglichen Wohnort: Die Ameisen finden über 10-20 Meter Entfernung zurück!
- Ameisenfresslack (mit Trichlorphon und Waldhonig als Köder) wird in den Bau getragen und tötet zugleich einen Teil der Brut ab
- Es gibt zahlreiche weitere Ameisenfraßköder, alle mit denselben Versprechungen. Ob ein Erfolg erzielt wird, hängt in sehr starkem Maße davon ab, welche Ameisenart bekämpft werden soll, und unter welchen räumlichen Gegebenheiten.
- Ein haselnussgroßes Stück Bäckerhefe wird mit 1 Esslöffel Wasser und Zucker oder Honig zu einer steifen Masse gerührt und ausgelegt.
- Das wird getan in der Hoffnung, dass die Ameisen dann aufgetrieben werden und platzen. Falsch: Ameisen haben wie fast alle Tiere vorn und hinten je eine Öffnung, durch die auch Gase, hier Kohlendioxid, aus dem Darmtrakt abgeleitet werden können.
- Auf die Straßen kann auch Puderzucker mit Natron oder Borax gestreut werden.
- Kampfer in Alkohol 1:10.
- Heißes Wasser in das Nest.
- Spritzmittel mit den Wirkstoffen Phoxim, Chlorpyrifos, Fipronil
- Zimt auf der Ameisenstraße blockiert sie für einige Tage, danach ist wieder Zimt zu streuen
Radikale Methoden wie "Benzin reinkippen und anzünden" sind nicht zu empfehlen!
Vertreiben
Durch Zufall habe ich im Urlaub bei der Suche nach einem für Ameisen mutmaßlich übel riechenden Stoff entdeckt, dass Clotrimalzol-Spray welches in jeder Apotheke als Mittel gegen Fusspilz für ein paar Euro erhältlich ist, ein super Mittel gegen in Wohnräume eindringende Ameisen ist. (In Wohnräumen verbietet sich aus gesundheitlichen Gründen weitestgehend das hantieren mit anderen starken Giften). Die mit diesem Spray kurz besprühten Stelle wird von allen Ameisen sofort entschieden gemieden. Damit kann der Weg der Ameisen von der Veranda oder dem Fensterbrett mittels eines besprühten Streifens sofort abgesperrt werden. Selbst ein oder zwei Tage nach der Präparation meiden die Ameisen noch diesen Bereich. Ameisen, die einen solchen Sprayer abbekommen haben sterben sogar innerhalb von 3 bis 5 Minuten. Das Mittel dürfte, da es in Apotheken frei verkäuflich ist für den Menschen nicht diese Giftigkeit aufweisen.
Ein weiteres Mittel mit ähnlicher Wirkung wie das Fusspilzspray ist Teebaumöl. Ich habe es, allerdings im Freien an der Hauswand mit Erfolg angewendet, der Geruch ist schon sehr unangenehm.
Köderverfahren
Im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte findet sich ein sehr aufschlussreicher Beitrag von G. Heller über diverse Köderverfahren zur Ameisen-Bekämpfung und deren Wirksamkeit:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=331
Es lohnt sich, immer wieder einmal auf diese Seite der DASW zu sehen, wo öfter konkrete Beispiele von Ameisenbefall diskutiert werden:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewforum.php?f=23
Spezielle Anleitung für bestimmte Arten
In den meisten Fällen empfiehlt es sich, einige Ameisen (5-10, möglichst Arbeiterinnen) z.B. durch die Deutsche Ameisenschutzwarte bestimmen zu lassen. Einsendung in kleinem (!), gut schließendem Gefäß mit Brennspiritus oder anderem Alkohol; es geht z.B. mit 70 % Alkohol, zur Not sogar mit Schnaps (ca. 40 %).
Je nach Art sind unterschiedliche Empfehlungen zu erwarten. Als Beispiel sei hier die in Mitteleuropa weit verbreitete und als Hausameise schädliche Lasius brunneus genannt. Der Standardtext, den ich immer wieder versenden muss, lautet:
Betr.: zugesandte Ameisen-Probe
Sehr geehrte/r Herr / Frau XXX,
Es handelt sich um die “Braune Wegameise” (Lasius brunneus), eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf.
Die Bekämpfung gerade dieser Art ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten im Dach? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von “weicherem” Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht.
Betr. Bekämpfungsmitteln weiß ein Schädlingsbekämpfer besser als ich selbst, was z.Zt. genehmigt ist, da ändert sich oft etwas. Aber wie oben gesagt: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).
Viele Grüße,
(Unterschrift)
Diese Bestimmung erfolgt gratis. Spenden (steuerlich absetzbar) zum Schutz der gefährdeten Waldameisen bitte an die Deutsche Ameisenschutzwarte e.V., Horst Fentzahn, Kreissparkasse Hannover (BLZ 250 502 99), Kto-Nr. 2 008 852 143.
(A. Buschinger, 25.Mai 2007)
Ameisenbekämpfung: Neuere Entwicklungen
( 27.05.2007) Ein User im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte hat auf ein anscheinend relativ neues Mittel gegen Lasius brunneus (und andere Arrten) hingewiesen und nach Erfahrungen damit gefragt: http://www.schaedlingsshop.de/product_info.php/info/p1459_Drax-Ameisengel-PF---Gr-n-gegen-rotr-ckige-Ameisen.html
Hier ist meine wohl auch allgemein interessierende Antwort:
Das genannte Gel bietet der Shop seit Oktober 2006 erst an, also seit weniger als einem Jahr. Ob andernorts damit längerfristige (= mehrjährige!) Erfahrungen vorliegen, weiß ich nicht.
Ich muss auch sagen, dass ich kein Schädlingsbekämpfer bin, zudem im Ruhestand und ohne Labor. Neuere Mittel kann ich also nicht austesten, und obwohl es mich interessieren würde, ob dieses Gel funktioniert, mache ich keine Versuche dazu: Zum Glück habe ich keine Ameisen im Haus; mir eigens deswegen diese nicht ganz harmlosen Lasius brunneus ins Haus holen werde ich auch nicht, und aus einem oder nur wenigen Versuchen kann man ohnehin keine allgemein gültige Regel ableiten. Zudem sind die Mittel ja nicht eben billig.
Ein weiterer Grund für mich, keine solchen Tests mehr zu machen (früher habe ich mal durch einen Diplomanden „Hausmittel“ testen lassen) ist die Erkenntnis, dass man mit einer noch so erfolgreichen Bekämpfung doch nur das Symptom beseitigt, nicht die Ursache. Ursache ist eben, dass man durch „Bausünden“ (im weitesten Sinn!) für diese Ameisen geeignete Nistplätze bereitstellt.
Jedes Jahr in der Schwarmzeit fliegen zahllose begattete Königinnen umher auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Eine solche Nistgelegenheit (vielleicht gerade durch Vernichtung einer vorhandenen Kolonie frei geworden!) wird unter Garantie eine oder mehrere der Jungköniginnen finden. Nach spätestens 3 Jahren (Aufbau der jungen Kolonie) haben Sie dieselbe Situation wie zuvor: Befall! Dagegen hilft eben wirklich nur, die Nistgelegenheit für die Ameisen unbewohnbar oder unzugänglich zu machen.
Immerhin bin ich überrascht, dass dieses Gel nun tatsächlich differenziert: So hat also in der Bekämpfungsindustrie mal jemand zur Kenntnis genommen, dass Ameise nicht gleich Ameise ist! (Nur gegen die Pharaoameise gibt es schon seit einigen Jahren spezielle Mittel, die unter bestimmten Umständen auch wirksam sind).
Wenn ich allerdings dann in der Beschreibung lesen muss:
Zitat: "Ködergel mit Langzeitwirkung zur Bekämpfung von Protein- und fettfressenden Ameisen wie schwarze Ameisen, rotrückige Ameisen (Lasius brunneus) und jagende Ameisen“
dann erhält mein Optimismus bereits wieder einen Dämpfer: Lasius brunneus ist genannt. Was aber sind „schwarze Ameisen“? Da gibt es bei uns mindestens drei, die in Häuser eindringen, alle mit sehr unterschiedlicher Ernährung. Und was „jagende Ameisen“ sein sollen, das kann nicht mal ich als Ameisenforscher mir vorstellen!
Irritierend ist, wie bereits bisher, dass so zahlreiche Mittel angepriesen werden. Der Laie weiß wirklich nicht, was von den einzelnen Präparaten zu halten ist. Sind teurere besser? Ist dieser oder jener Wirkstoff besser? Usw.
Man hat bisher Köder auf Zuckerbasis verwendet, sowie auch welche auf Eiweiß-(Protein-) Basis, und Gemische. Neu sind nun offenbar Köder, die auch Fett fressende Ameisen anlocken sollen.
Für den Kunden stellen sich drei Fragen:
a.) Welche Ameisenart habe ich? – Man muss sie bestimmen lassen.
b) Was fressen meine Ameisen bevorzugt? – Man muss sich von Fachleuten beraten lassen
c) Fressen sie das ganze Jahr (die ganze warme Jahreszeit über) dasselbe? – Es ändert sich im Jahreszyklus!
Und letztlich hilft auf Dauer, wie ich immer wieder betonen muss, nur die Beseitigung der Nistgelegenheiten!
Wenn Sie einen Versuch mit dem neuen Ameisengel machen wollen, wäre ich an einem Erfolgsbericht äußerst interessiert (so wie sicher auch andere Besucher dieses Forums).
Viele Grüße, A. Buschinger (27.Mai.2007)
Auf der Webseite der Deutschen Ameisenschutzwarte ist unter „Broschüren“ der folgende Hinweis zu finden: Buschinger A.: Ameisen abwehren, bekämpfen, vertreiben. Ameisenschutz aktuell,11, Sonderdruck, 1997, 12 S., 0,50 €.
Die Informationsmaterialien können nur gegen Vorkasse der Selbstkosten zzgl. 1,50 € Versand abgegeben werden. Bezugsquelle: Deutsche Ameisenschutzwarte e.V. Bundesgeschäftsstelle Bianka Keil-Krengel Friedensstraße 14 D - 03 253 Doberlug-Kirchhain
Tel.: 03 53 22 - 1 89 19 E-Mail: info-at-ameisenschutzwarte.de