Formica sanguinea

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Formica (Raptiformica) sanguinea, die "Blutrote Raubameise", ist eine fakultativ Sklaven haltende Formicine. Sie ist in Eurasien sehr weit verbreitet. Die Nester sind nicht die von Formica (Formica) bekannten Hügelnester; sie entsprechen eher den Nestern der Sklavenarten aus der Untergattung Serviformica, sind jedoch äußerst vielgestaltig und variabel.

Zumeist nur junge Raptiformica-Nester enthalten Sklaven. Die Mehrzahl der Bewohner stellt immer die "Herrenameise", R. sanguinea. Größere Völker oder gar Kolonieverbände (polydom und polygyn) vernichten praktisch alle Sklavenart-Nester in ihrem Wirkungsbereich. Auch werden längst nicht alle eroberten Larven und Puppen der Sklavenarten zu Sklaven aufgezogen: Der größte Teil davon wird gefressen.

Die Koloniegründung ist ungemein variabel. Nach Stitz (1939, Hymenoptera – Formicidae, in Dahl (ed.): Tierwelt Deutschlands, Bd. 37, Jena, 428 S.) kann die Koloniegründung auf vier verschiedene Arten erfolgen:

1.) Adoption: Aufnahme einer (begatteten) Jungkönigin in ein fremdes Nest der eigenen Art, oder: Mit Hilfe von Arbeiterinnen der eigenen Art, wodurch Zweigkolonien entstehen, oder: Durch Eindringen und Aufnahme einer Jungkönigin in eine Kolonie von Hilfsameisen.

2.) Puppenraub: Eine Jungkönigin eignet sich Puppen aus einem Serviformica-Nest an, das bei einem Raubzug von R. sanguinea geplündert wurde, oder: Es werden bei Plünderung eines Nestes von Hilfsameisen dessen Bewohner getötet und ihre Puppen geraubt.

3.) Allianz: Jungkönigin von R. sanguinea und Jungkönigin von Hilfsameisenart finden sich nach dem Hochzeitsflug zusammen und gründen eine Kolonie, die dadurch ihre Hilfsameisen erhält. Über eine Koloniegründung von R. sanguinea im Beobachtungsnest durch Allianz mehrerer Jungköniginnen nach ihrem Eindringen in ein Nest der Hilfsameisen, deren Vertreibung und Sichbemächtigen ihrer Brut berichtet Raignier (1938). Nach Auftreten der ersten Arbeiterin tötete wahrscheinlich eines der sanguinea-Weibchen die anderen.

4.) Nesteroberung: Von Eidmann im Beobachtungsnest festgestellt. Das sanguinea-Weibchen tötete hierbei den größten Teil der 20 mit Kokons vorhandenen Hilfsameisen (Formica fusca)….. Gegen die geschlüpften, noch unausgefärbten fusca-Arbeiterinnen verhielt es sich freundlich, und noch am selben Tag sah man es mit einer kleinen Schar von ihnen die Kokons bewachen und umhertragen.

So weit Stitz (1939). Mit den angegebenen Unter-Möglichkeiten wären es auch mehr als vier. Wer Genaueres wissen möchte, muss sich der Mühe unterziehen, in dem Buch von Stitz nachzulesen. Seifert (2007) listet weitere Zitate auf. Es ist unmöglich, die Inhalte aller dieser Arbeiten hier wiederzugeben.

(A. Buschinger, 21. Mai 2007)