Ameisenmimikry

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Der recht häufig gebrauchte Begriff bezeichnet die mehr oder weniger deutliche Ähnlichkeit anderer Insekten oder auch Spinnen mit Ameisen.

Grund dafür ist nach der gebräuchlichsten Hypothese, dass die „Nachahmer“ einen Selektionsvorteil daraus ziehen, dass sie mit dem meist „wehrhaften“ (beißend, stechend, Gift spritzend) Vorbild verwechselt und deshalb von bestimmten Räubern verschont werden.

Das funktioniert natürlich nur gegenüber Fressfeinden, die ihre Beute optisch lokalisieren, und natürlich auch nur bei Tageslicht. In Frage kommen als Fressfeinde vor allem Vögel, die auch langlebig genug sind, um sich einen frühen „Fehlgriff“ mit schlechten Erfahrungen einzuprägen und künftig „Beute“ mit entsprechenden Merkmalen zu meiden.

Ein bekannteres Beispiel für Mimikry ist die Wespenmimikry: Vorbild sind die stechlustigen Wespen. Ihre auffallende gelb-schwarze Zeichnung warnt nicht nur vor ihrer Wehrhaftigkeit, sie ist auch Vorbild für zahlreiche Insekten wie Schwebfliegen, einige Schmetterlinge (Hornissenschwärmer), Käfer (manche Blütenböcke) und andere.

Die Wissenschaft unterscheidet zwei Formen von Mimikry, die nach ihren Beschreibern als „Müller’sche Mimikry“ und als „Bates’sche Mimikry“ bezeichnet werden.

Bates’sche Mimikry (H.W. Bates, 1825-1895) ist das, was wir gemeinhin unter Mimikry verstehen, also eine „Scheinwarntracht“, bei der an sich schmackhafte und wehrlose Nachahmer farblich und in der Gestalt wehrhafte und/oder ungenießbare Vorbilder imitieren. Sie sind meist nicht näher miteinander verwandt (Bsp. Schwebfliegen mit „Wespentracht“). Die Müller’sche Mimikry (F. Müller, 1821-1897) bezeichnet Fälle, in denen mehrere wehrhafte und/ oder ungenießbare Arten (oft innerhalb einer engeren Verwandtschaftsgruppe, z. B. soziale Faltenwespen) gemeinsam eine sehr ähnliche Warnfärbung haben.

Schließlich spricht man noch von Mimese, wenn ein Tier einen unbelebten Gegenstand „imitiert“, was so lange gut geht, wie sich das Tier nicht bewegt. Beispiele sind Falter, die wie ein Würstchen Vogelkot aussehen (schwarz-weiß), Raupen, die wie ein dürres Zweiglein von einem Ast abstehen, Falter und Heuschrecken, die wie lebende oder tote Blätter aussehen („Wandelndes Blatt“).

Zunehmend werden auch Beispiele chemischer Mimikry entdeckt, oder akustischer Mimikry (eine Schabenart, die bei Störung im dunklen Unterschlupf wie eine Schlange zischt).

Zurück zur Ameisenmimikry: Ameisen selbst sehen in aller Regel nicht gut, schon gar nicht im dunklen Nest. Tiere, die sich dem Zugriff von Ameisen entziehen wollen, müssen sich vor allem chemisch tarnen, als Nestmitglieder, chemische Mimikry betreiben.

Warum aber sehen z.B. gerade Ameisen jagende Spinnen den Ameisen oft täuschend ähnlich? Auch solche Spinnen jagen optisch und deshalb bei Tage. Ein Vogel, der Ameisen fressen möchte, würde in dem Gewimmel auffallend andersartig aussehende Tiere leicht heraus picken können. Die „Ameisenspinne“ betreibt also eine Mimese (wobei sie nicht stillhalten darf, sondern sogar die Bewegungsweise der Vorbild-Ameisen imitieren muss!) gegenüber ihren Fressfeinden, und gleichzeitig eine chemische Mimikry gegenüber den Ameisen, ihren Opfern (die auch ihre Fressfeinde sein könnten).

Flügellose Hymenopteren (Hautflügler) sehen Ameisen oft täuschend ähnlich, auch ohne dass sie in irgendeiner Beziehung zu den Ameisen stehen oder in Kontakt mit diesen treten. Hier scheint es offenbar schon einen gewissen Schutz zu bieten, dass sie dem allgemeinen „Bild“ von wehrhaften Ameisen entsprechen und damit Angriffe von Jägern vermeiden, die eben mit Ameisen „schlechte Erfahrungen“ gemacht haben. Besonders häufig scheint das bei parasitoiden Hymenopteren der Fall zu sein, also Arten, deren Weibchen ihre Eier in Wirtstiere legen, worin sich die Larven entwickeln, sowie auch bei Pflanzen parasitierenden Gallwespen etc..

Ausführlichere Angaben sind im Wikipedia zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Mimikry

(A. Buschinger, 8.11.06)