Archiv älterer Ereignisse

Aus Ameisenwiki
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Siehe auch Aktuelle Ereignisse.


„Brandaktuell“: Warnung vor Hitzestress im Formikarium (21.07.2006)

Aus Anlass der gegenwärtigen Hitzewelle sei darauf hingewiesen, dass Ameisen im Freiland die Möglichkeit nutzen, sich in feuchte und kühle Tiefen des Bodens zurück zu ziehen. Im Formikarium geht das nicht, und in den Wohnungen kann es noch heißer werden als draußen!

Ich empfehle dringend, mit einem Thermometer die tatsächlichen Temperaturen im Nestbereich der Ameisen zu messen, und ggf. die Formikarien zu kühlen oder in einen kühleren Raum zu bringen!

Das gilt nicht nur für einheimische, sondern auch für exotische Ameisen z.B. aus Spanien. Bereits in ½ bis 1 m Tiefe herrscht im Boden die Jahresmitteltemperatur.

Diese ist für viele Orte im In- und Ausland hier zu finden: http://www.klimadiagramme.de/all_eu.html (Z.B. Berlin: 9.2 Grad C; Frankfurt: 10.1; Freiburg: 11.1; Madrid: 14.3; an der spanischen Küste, Alicante: 17.9; Malaga: 18.0). Ob Lasius oder Serviformica, Camponotus, Myrmica oder Messor, sie alle haben die Möglichkeit, sich je nach Herkunftsort im Boden bis in Bereiche mit dieser Temperatur zu bewegen.

Wird das bei der Formikarienhaltung verhindert, so bedeutet es einen enormen Hitzestress für die Tiere, der tödlich sein kann! (A. Buschinger)


Acromyrmex versicolor: Bilder vom Hochzeitsflug! (09.07.2006)

http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1408.topic

Auch wer nur Denglisch kann wird dieses neue Bilderserie aus Arizona mit Genuss ansehen. Ein MUSS!


Cataglyphis-Ameisen zählen ihre Schritte (06.07.2006)

Einer neuen Arbeit in der "Science" zufolge messen Wüstenameisen zurück gelegte Strecken durch eine Art Schrittzähler. Über die erstaunlichen Fähigkeiten dieser Ameisen wird hier im Ameisenwiki direkt im Teil "Systematik" unter dem Namen der für die Experimente verwendeten Art ausführlich berichtet: Cataglyphis fortis.


Literaturhinweis, neu erschienen: Florian M. Steiner, Birgit C. Schlick-Steiner, Heino Konrad, Timothy A. Linksvayer, Swee-Peck Quek, Erhard Christian, Christian Stauffer & Alfred Buschinger: Evolutionary history of queen polymorphic Myrmecina ants (Insecta, Hymenoptera, Formicidae)

„Phylogenie und Evolutionsgeschichte königinnen-polymorpher Ameisen der Gattung Myrmecina“. European Journal of Entomology 103: 619-626, 2006 (04.07.2006)

Zusammenfassung: Untersucht wurden stammesgeschichtliche Beziehungen zwischen einigen Myrmecina-Arten unter Einsatz molekulargenetischer Methoden (mitochondriales Cytochrom-Oxidase-I-Gen). Intermorphe Königinnen sind bekannt von Myrmecina graminicola (Europa), M. nipponica (Japan), M. americana (Nordamerika, in dieser Arbeit erstmals beschrieben) und Myrmecina sp. A (Java). Die Existenz intermorpher Königinnen stellt sich als altes (ancestrales) Merkmal der Gattung dar. Anhand der „Molekularen Uhr“ lässt sich abschätzen, dass der Königinnen-Polymorphismus in der Gattung spätestens im Miozän entstand. Aus der ermittelten zeitlichen Abfolge der Artaufspaltungen lässt sich schließen, dass eine Stammform sich zunächst in die arktischen und die Formen der orientalischen Region gespalten hat (Java), dann erfolgte eine Aufspaltung der arktischen in die nearktische (americana) und die paläarktische Gruppe, und schließlich hat sich die paläarktische Form in eine westpaläarktische (graminicola) und eine ostpaläarktische (nipponica) Art aufgespalten.

Zwar sind gegen 30 Myrmecina-Arten beschrieben, wir konnten hier jedoch nur die genannten Arten benutzen, da von den übrigen nicht bekannt ist, ob sie intermorphe Königinnen haben. Von einigen Arten sind nur wenige Exemplaren bekannt, und generell sind Myrmecina-Kolonien schwer zu finden.

Wer Interesse an der Originalarbeit hat (englisch!), kann von mir eine pdf – Version bekommen. (A. Buschinger, 4.7.06).


Hohe Sterblichkeit von Atta-Königinnen in der Koloniegründung durch Krankheitserreger (20.06.06)

Am 15. Juni 2006 erschienen eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature über „Sperm storage induces an immunity cost in ants“ (Die Sperma-Aufbewahrung verursacht bei Ameisen eine Belastung des Immunsystems“).

Ein meines Erachtens nicht sehr zutreffender Bericht über den Hauptinhalt findet sich hier:

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/266421

Es geht um Atta colombica, deren Immunreaktionen während der Koloniegründungsphase getestet wurden. Beim Lesen des Originalartikels fiel mir folgende Bemerkung auf:

„Während der Koloniegründungsphase liegt die Sterblichkeitsrate typischerweise bei über 95%, wobei Krankheitserreger („pathogens“) für 74% verantwortlich sind.“ Das bezieht sich jetzt nur auf begattete Jungköniginnen, die sich bereits eingegraben haben, innerhalb der ersten neun Tage. Die Verluste an Jungköniginnen durch Fressfeinde während des Hochzeitsfluges sind also nicht eingerechnet.

Ich denke, für die Halter von Blattschneiderameisen ist das eine nicht unwichtige Hintergrundinformation, die sicher manches Scheitern von Koloniegründungen erklärt. Auch bei anderen klaustral gründenden Arten muss man mit hohen Ausfällen durch Pathogene rechnen, es ist nur noch nicht so genau untersucht. (A. Buschinger)


Insectes Sociaux: Band 53, Heft 2 ist erschienen (14.06.06)

Das Inhaltsverzeichnis und die Abstracts der Beiträge werden in Kürze unter dem folgenden Link aufzurufen sein: [1]

Auf ein paar interessante Artikel möchte ich hier bereits aufmerksam machen:

(S. 136-140) Dijkstra, M.B., and Boomsma, J.J.: Are workers of Atta leafcutter ants capable of reproduction? – Sind Arbeiterinnen von Blattschneiderameisen der Gattung Atta fortpflanzungsfähig?

Versuche mit A. cephalotes, A. sexdens und A. colombica zeigten, dass Arbeiterinnen in weiselrichtigen Kolonien regelmäßig Nähreier legen. In 8 von 11 Versuchsvölkern entstand über 3-6 Monate nach Entfernung der Königin keinerlei Brut, während drei Nester zwischen 1 und 4 Männchen-Larven und –Puppen als Arbeiterinnen-Nachwuchs erzeugten. Die Männchen waren jedoch winzig (3,5 bis 9 mm gegenüber 16 mm bei Söhnen von Königinnen).

(S. 141-148) Sanada-Morimura, S., Satoh, T., and Obara, Y.: Territorial behavior and temperature preference for nesting sites in a pavement ant Tetramorium tsushimae. – Territorialverhalten und Temperaturpräferenz der Rasenameise Tetramorium tsushimae bei der Wahl des Nistplatzes.

In Japan bevorzugt diese polygyne (und in USA invasive!) Art Temperaturen um 27,5 bis 30 0C für die Aufzucht ihrer Geschlechtstiere. Völker mit großen Territorien produzieren die meisten Geschlechtstiere. Bevorzugt wurden Geschlechtstiere in der Kontaktzone zwischen den Territorien zweier Völker aufgezogen. Vermutlich konkurrieren die Völker in diesen Grenzbereichen um die günstigsten Temperaturbedingungen.

(S. 161-167) Zee, J., and Holway, D.: Nest raiding by the invasive Argentine ant on colonies of the harvester ant, Pogonomyrmex subnitidus. – Plünderung von Nestern der Ernteameise Pogonomyrmex subnitidus durch die invasive Argentinische Ameise.

Invasive Ameisen verdrängen üblicherweise die einheimischen Arten besonders durch Nahrungskonkurrenz. Hier wird gezeigt, dass Linepithema humile auch direkt „Raubzüge“ auf die heimische Ernteameise durchführt (in Südkalifornien).

(S. 168-171) Le Breton, J., Takaku, G., and Tsuji, K.: Brood parasitism by mites (Uropodidae) in an invasive population of the pest-ant Pheidole megacephala. – Brutparasitismus durch Milben in einer invasiven Population der Pest-Ant Pheidole megacephala.

Auf der Insel Okinawa (Süd-Japan) werden die Puppen der invasiven Ameise Pheidole megacephala von Milben der Familie Uropodidae parasitiert (Art unbestimmt). 92 % von 75 untersuchten Völkern waren befallen. Durch das Saugen von Hämolymphe verursachen die Milben erhebliche morphologische Änderungen und den Tod der Ameisenpuppen. Laut den Verfasern ist das der erste Nachweis einer derart starken Parasitierung bei einer invasiven Ameisenart. (Ich vermute, dass hier die Milben eine andere Herkunft haben als die Ameisen. – A. Buschinger)


(S. 177-182) Molet, M., and Peeters, C.: Evolution of wingless reproductives in ants: weakly specialized ergatoid queen instead of gamergates in Platythyrea conradti. – Evolution flügelloser reproduktiver Individuen bei Ameisen: Wenig spezialisierte ergatoide Königinnen anstelle von Gamergaten bei Platythyrea conradti.

P. conradti ist die einzige Art der Gattung mit ergatoiden (= immer flügellosen) Königinnen. Die Kolonien enthalten jedoch, anders als bei anderen Arten der Gattung, keine Gamergaten. Aggressives Verhalten zwischen Königin und Arbeiterinnen sorgen für eine Hierarchie. Eine einzelne fertile Königin steht an der Spitze, während auch hochrangige Arbeiterinnen allenfalls nach dem Tod der Königin Eier legen. Geflügelte Königinnen fehlen bei dieser Art, die jedoch keine Gamergaten entwickelt hat. Stattdessen wurden die Königinnen zu ergatoiden Königinnen. (Wenn das etwas schwer verständlich ist: Mir geht es auch so! Vgl. Kastendefinitionen hier im Wiki – A. Buschinger)

(S. 194-203) Blüthgen, N., Mezger, D., and Linsenmair, K.E.: Ant-hemipteran trophobioses in a Bornean rainforest – diversity, specificity and monopolization. – Trophobiosen zwischen Ameisen und Hemipteren in einem Regenwald auf Borneo – Artenreichtum, Spezifität und Monopolisierung.

Trophobiosen (Ernährungsbeziehungen von Ameisen mit pflanzensaugenden Honigtaulieferanten) spielen eine wichtige Rolle für alle drei Partner, Pflanze, Pflanzensauger und Ameise. Es wurden 218 Beispiele solcher Trophobiosen untersucht, an denen 58 Ameisenarten, 62 Hemipteren (Blattläuse i.w.S., Zikaden und Wanzen) und über 31 Pflanzenarten beteiligt sind. – Die eindrucksvollen Zahlen zeigen, dass Interessenten besser die ganze Arbeit lesen; eine Zusammenfassung müsste zu lückenhaft werden.

(S. 241-248) Sempo, G., Depickère, S., and Detrain, C.: How brood influences caste aggregation patterns in the dimorphic ant species Pheidole pallidula – Wie die Anwesenheit von Brut die räumlichen Verteilungsmuster der Kasten bei der dimorphen Ameise Pheidole pallidula beeinflusst.

„Dimorph“, also zweigestaltig, ist eine gute Bezeichnung um Arten mit echter Soldatenkaste von solchen mit „Polymorphismus“ abzugrenzen, von denen die meisten dann einen Größenpolymorphismus mit fließenden Übergängen aufweisen. Dies vorab. Die Verfasser untersuchten, wie sich Arbeiterinnen und Soldaten (in der Arbeit als „minors“ und „majors“ bezeichnet!) in einer einförmigen Arena verteilen, wenn Brut vorhanden ist oder fehlt. Entsprechend der Neigung der kleinen Tiere, sich mit Brutpflege zu befassen, verteilen sie sich eher gleichmäßig in der Arena ohne Brut, klumpen sich aber bei der Brut, wenn solche vorhanden ist. Die Majors dagegen sammelten sich auch ohne die Gegenwart von Brut im mittleren Bereich der Arena an. Für sie ist also weniger die Brut als die gegenseitige Nähe der Faktor, der das Aggregationsverhalten auslöst. (A. Buschinger, 14.06.06)


Jungfräulich gezeugte Herrscherinnen (29.05.06)

Wissenschaft-online (http://www.wissenschaft-online.de/page/p_sdi_ausgabe) enthält immer wieder einmal recht interessante Beiträge über Ameisen (am besten: Suchfunktion „Ameisen“ benutzen).

Ein älterer Artikel (http://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/587786) vom März 2002 berichtet, wie in den USA durch das Vordringen der „Argentinischen Ameise“ (Linepithema humile) und die damit verbundene Verdrängung vieler ansässiger Ameisenarten indirekt auch Reptilien geschädigt werden: Die Kronen-Krötenechse (Phrynosoma coronatum), die sich überwiegend von Ameisen ernährt, zeigt in Bereichen mit Linepithema einen starken Rückgang. Ursache soll der geringe Nährwert dieser Ameisen sein, die zudem kleiner als die sonst übliche Beute sind. Ein Beispiel mehr dafür, wie eingeschleppte Organismen ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen können.

Aus 2004 stammt der hier einkopierte Artikel, der sich mit Sonderformen der Fortpflanzung bei Ameisen befasst, mit Arrhenotokie und Thelytokie.

Jungfräulich gezeugte Herrscherinnen

Ameisen wählen zwischen verschiedenen Fortpflanzungsstrategien

Im Ameisenstaat hat allein die Regentin das Monopol der Fortpflanzung inne: Legt sie unbefruchtete Eier, entwickeln sich Männchen, während aus befruchteten die Arbeiterinnen schlüpfen. Um ihresgleichen hervorzubringen, beschreitet sie aber offenbar einen Sonderweg.

Auf ihrem Hochzeitsflug sammelt die jungfräuliche Ameisenkönigin Spermien von einem oder mehreren Männchen und bewahrt diese in einer kleinen Drüse auf, die sich in den Eileiter öffnet. Fortan übt sie eine perfekte Kontrolle über das Geschlecht ihrer Nachkommen aus: Um Töchter zu zeugen, zapft sie ihr Samendepot an und legt befruchtete diploide Eier. Ob aus diesen sterile Arbeiterinnen oder fruchtbare Königinnen entstehen, hängt allein von der Ernährung der jungen Larven ab. Für Söhne sorgt die Herrscherin, indem sie den Spermienfluss in den Eileiter unterbindet und unbefruchtete haploide Eier produziert - ein Vorgang, der als Arrhenotokie bezeichnet wird (arrhenotokos, griech.: männliche Junge gebärend).

Fortpflanzung von Cataglyphis cursor

Weit weniger bekannt ist hingegen eine andere Form der Jungfernzeugung: die Thelytokie (thelytokia, griech.: Gebären weiblicher Kinder). Sie erlaubt, diploide Töchter hervorzubringen, ohne auf väterliches Erbgut angewiesen zu sein, indem zwei haploide Eizellkerne nach der zweiten meiotischen Teilung miteinander verschmelzen. Eindeutig nachgewiesen wurde diese Fortpflanzungsstrategie bei den Arbeiterinnen einer Honigbienenart und fünf verschiedenen Ameisenspezies. Somit können die Kolonieangehörigen selber weiblichen und männlichen Nachwuchs produzieren - auch ohne sich zu paaren.

Eine überraschende Entdeckung machten nun Morgan Pearcy von der Freien Universität Brüssel und seine Kollegen, als sie die europäische Ameisenart Cataglyphis cursor näher studierten. Die Kolonien dieser häufigen Bewohner trockener Wälder bestehen gewöhnlich aus einer einzigen Königin und bis zu 3000 Arbeiterinnen. Doch nur wenige Staaten bringen eine kleine Anzahl neuer Herrscherinnen hervor. Denn die Regentinnen paaren sich in der Nähe des elterlichen Nestes, bevor sie die alte Kolonie mit erwachsenen Mitgliedern verlassen und in 3,2 bis 11,3 Meter Entfernung eine neue gründen. Ist ein Staat verwaist, vermögen die weiblichen Angehörigen sowohl Arbeiterinnen als auch Königinnen zu produzieren, belegten frühere Studien.

Im Süden Frankreichs sammelten die Forscher 38 große Ameisenkolonien ein und untersuchten bei 532 Arbeiterinnen jeweils vier höchst vielgestaltige Genorte ihres Erbmaterials. Wie die Experimente offenbarten, beherbergten drei Staaten Nachwuchs von mindestens zwei Monarchinnen. Die übrigen 35 Kolonien enthielten hingegen nur eine einzige, sich fortpflanzende Königin. Und diese hatte den Großteil der Kinderschar jeweils auf sexuellem Wege gezeugt: Insgesamt 476 von 489 Arbeiterinnen - dies entspricht 97,3 Prozent - wiesen Allele auf, die nicht von der Mutter, sondern von einem ihrer Partner stammten. Einige oder gar alle der restlichen 13 Arbeiterinnen sind wahrscheinlich durch ungeschlechtliche Vermehrung entstanden, vermuten die Wissenschaftler.

Zehn der 35 Kolonien mit einem Oberhaupt brachten zudem 56 neue Königinnen hervor. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Nestinsassen hatten sich 54 dieser zukünftigen Herrscherinnen jedoch nicht durch sexuelle Fortpflanzung entwickelt, denn die Allele der untersuchten Genorte ließen sich alle der Mutter zuschreiben. Folglich müssen sie infolge einer Jungfernzeugung entstanden sein. Offensichtlich vermögen die Regentinnen drei Fortpflanzungsstrategien einzusetzen: Männchen produzieren sie durch Arrhenotokie, die Schar der Arbeiterinnen auf geschlechtlichem Wege und für Königinnennachwuchs nutzen sie die Thelytokie.

Doch warum schalten die Herrscherinnen zwischen den einzelnen Mechanismen hin und her? Wahrscheinlich - so spekulieren die Forscher - profitiert die Kolonie davon, wenn die Arbeiterinnen sexuell entstehen, denn diese Reproduktionsform erhöht generell die genetische Vielfalt und die gesamte Fitness. Eine nützliche Voraussetzung, sind doch die gewöhnlichen Staatsangehörigen in hohem Maße verschiedenen physikalischen Umgebungen, aber auch biologischen wie sich schnell anpassenden Parasiten ausgesetzt.

Die ungeschlechtliche Vermehrung scheint indes eine bessere Option zu sein, um neue Herrscherinnen hervorzubringen. Schließlich verbleiben diese generell in der geschützten Umgebung des Nestes, genetische Vielfalt ist für ihr Überleben somit weniger wichtig. Ihnen kann die Mutter folglich ihre Gene vererben, ohne sie mit fremdem Erbgut zu vermischen. Kurzum: Die C.-cursor-Königinnen genießen den Vorteil von Sexualität, wo er am meisten gebraucht wird, und den Nutzen von Thelytokie, wo er am erschwinglichsten ist. Ob auch andere Ameisenarten diese ausgeklügelte Strategie verfolgen, bleibt vorerst noch rätselhaft.

Ulrike Knoll, Freie Wissenschaftsjournalistin

Quelle: Science 306: 1780-1783 (2004)

(Anmerkung: Zu kritisieren ist lediglich, dass es sich bei der thelytoken „Honigbienenart“ nur um eine Unterart von Apis mellifera handelt, und dass man in den meisten „trockenen Wäldern“ vergeblich nach der „häufigen europäischen Art Cataglyphis cursor“ suchen wird: Sie ist auf Südeuropa einschließlich Südfrankreich beschränkt. – A.B.)


Apocrita stellt Verkauf von Exoten ein (25.5.06)

Hallo,

ich möchte hiermit an dieser Stelle bekannt geben das wir von Apocrita.de Ameisenversand uns dazu entschlossen haben keine Exoten mehr zu verkaufen. Der Verkauf wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.

Hiermit möchten wir unseren Beitrag zur Erhalung der einheimischen Flora und Fauna leisten, und den Gefahren von invasorischen Exoten vorbeugen die momentan in der Haltung an Überhand gewinnen zu scheinen.

Uns ist vollkommen bewusst das wir mit diesem Verkaufsstopp auf eine der lukrativsten Einnahmequellen verzichten, tun dies aber zum Wohle unserer Umwelt gerne. Wir leben schließlich nicht von dem Shop und versuchen nur eine preislich interessante Quelle für verschiedene Materialien und Ameisen zu sein.

Ich denke ihr könnt unsere Entscheidung verstehen und unterstützt uns auch weiterhin.

Vielen Dank

Sebastian Lübcke

Apocrita.de Ameisenversand


Zur Systematik europäischer Tetramorium-Arten (9.5.06)

In der Zeitschrift „Molecular Phylogenetics and Evolution xxx (2006) xxx–xxx“ (noch ohne exakte bibliografische Daten, da online-Vorab) ist eine Arbeit im Druck, die für die Benennung der europäischen Tetramorium-Arten Konsequenzen haben wird:

B. C. Schlick-Steiner, F. M. Steiner, Bernhard Seifert, M.Sanetra, E. Dyreson, C. Stauffer, E. Christian: A multidisciplinary approach reveals cryptic diversity in Western Palearctic Tetramorium ants (Hymenoptera: Formicidae)

(Multidisziplinärer Ansatz beweist kryptische Diversität bei west-paläarktischen Ameisen der Gattung Tetramorium)

Abstract : Diversity of ants of the Tetramorium caespitum/impurum complex was investigated in a multidisciplinary study. Focusing on morphologically hardly distinguishable Western Palearctic samples, we demonstrate the genetic and phenotypic diversity, demarcate phylogenetic entities, and discuss the clades in terms of biogeography. Sequences of 1113 bp of the mitochondrial COI gene revealed 13 lineages. COII data, worker morphometry and male genitalia morphology corroborated the COI results for seven lineages; the remaining six were disregarded because of small sample size. A comparison with published data on cuticular hydrocarbons showed correspondence.

The seven entities show different distribution patterns, though some ranges overlap in Central Europe. Since no major discrepancy between the results of the different disciplines became apparent, we conclude that the seven entities within the T. caespitum/impurum complex represent seven species. Geographical evidence allows the identification of T. caespitum and T. impurum, and we therefore designate neotypes and redescribe the two species in terms of morphology and mtDNA. As the revision of about 50 taxon names would go beyond the scope of this study, we refer to the remaining five species under code names. We discuss our findings in terms of plesiomorphy and convergent evolution by visualizing the mtDNA phylogeny in morphological space.

Ich erspare mir, diese Zusammenfassung zu übersetzen: Die ganze Arbeit ist ohnehin nur für Wissenschaftler zu verstehen. Was für den Laien (und Ameisenhalter) herauskam: Es gibt in Westeuropa (und damit in Deutschland) innerhalb dessen, was bisher unter T. caespitum und T. impurum „gehandelt“ wurde, deutlich mehr Arten als die beiden bisher gebrauchten Namen vermuten ließen.

Die Unterscheidung der nunmehr sieben zum T. caespitum / T. impurum-Komplex gehörenden Arten ist praktisch nur biochemisch-molekulargenetisch möglich, nur zum Teil auch anhand männlicher Genitalanhänge. Selbst die zwei Arten T. caespitum und T. impurum, für die neue Typen (neotypes) festgelegt werden mussten, wurden nun nicht nur morphologisch, sondern auch unter Einbeziehung von Merkmalen ihrer mitochondrialen DNS wiederbeschrieben. Die übrigen fünf bisher unerkannten Arten (alle bisher als T. caespitum oder T. impurum eingeordnet) wurden nicht formal mit Artnahmen versehen, sondern mit vorläufigen Code-Bezeichnungen.

Für die Praxis von Ameisenhaltung und Ameisenhandel hat dies die Folge, dass man die nach morphologischen Merkmalen als T. caespitum oder T. impurum bestimmten Völker korrekt nur noch als „Tetramorium sp. (T. caespitum / T. impurum-Komplex)“ bezeichnen kann (niemand wird in der Lage sein, für ein zum Verkauf bestimmtes Volk oder gar eine einzelne Königin die mitochondriale DNS zu analysieren; und es müsste jedes einzelne Volk charakterisiert werden!). Die sieben in der Arbeit unterschiedenen Arten wurden zunächst mit den Code-Bezeichnungen A bis G belegt, wobei G dann als T. impurum und F als T. caespitum identifiziert werden konnten.

Die Ameisensystematik wird nicht leichter! (A. Buschinger, 09.05.2006)


Maikäferplage in Südhessen (06. Mai 2006)

Der Bericht hat zwar nicht unmittelbar mit Ameisen zu tun, ist aber vielleicht doch so eindrucksvoll, dass sich ein Blick darauf lohnt:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?p=666#666

(A. Buschinger)


Mit Ameisenverkauf ein hohes Einkommen erzielen…. (02.05.06)

…kann man in den USA.

Wie bereits berichtet wurde (http://www.ameisenwiki.de/index.php/Archiv_%C3%A4lterer_Ereignisse, Januar 06) feiert die „Uncle Milton Ant Farm“ in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.

Inzwischen findet das Ereignis seinen Niederschlag auch in der Provinzpresse. Ein mir zugesandtes Exemplar des „The Plain Dealer“ vom 24. 04. 06 enthält ein Interview mit Vertretern von Uncle Milton Industries. Einige Fragen und Antworten sind aufschlussreich.

So wird berichtet, dass Uncle Milton Industries in den 50 Jahren etwa eine Milliarde (1,000,000.000 ) (am.: one billion) Ameisen an ihre Kundschaft versandt hat.

Außer bei schlechten Wetterbedingungen werden die bestellten Ameisen zwei Wochen nach Auftragseingang versandt. Man soll darauf achten, dass die Sendung nicht einen ganzen Tag lang im Briefkasten (in USA meist offen an der Straße) gekocht wird oder erfriert.

Wie man die Ameisen aus dem Versandröhrchen in die Antfarm bekommt? - 15 Minuten im Kühlschrank werden sie so verlangsamen, dass man sie in das Habitat schütten kann. „Legt sie nicht in den Gefrierschrank, sonst werden sie sich nie wieder bewegen“.

Was sind das für Ameisen? – Ernteameisen der Gattung Pogonomyrmex. Es sind alles sterile Arbeiterinnen. Es ist ungesetzlich, Ameisenköniginnen zu versenden. Sie leben in riesigen Kolonien in den südwestlichen Wüsten der USA. Professionelle Ameisensammler werden eingestellt um die Ameisen zu sammeln. Einige verdienen 80.000 US$ pro Jahr.

Wie lange leben die Ameisen? – Im Freiland etwa ein Jahr. In einer gut gepflegten Farm können es bis zu drei Monate sein, weil bereits erwachsene Ameisen versandt werden. Es wird auch schwer für eine Ameise, wenn ihr Besitzer sie ins direkte Sonnenlicht stellt … oder wenn der kleine Bruder die Farm vom Regal schmeißt.

Was passiert, wenn die Ameisen entkommen oder wenn ich sie freilasse? – Die Antfarms sind ausbruchsicher. Kommen sie trotzdem frei, versuchen sie nach draußen zu gelangen. Sie werden sich nicht im Haus ansiedeln. Sie können sich nicht fortpflanzen und sie werden der Umwelt nicht schaden. (Anmerkung des Übersetzers: Von einer möglichen Parasitenfracht hat man dort auch noch nichts gehört!).

Der Rest geht dann um Fütterung. Für die 30, 60 oder 90 Ameisen, die man erhält, reicht ein Reißnagelkopf-großes Stückchen Apfel für eine Woche (!). Und so weiter…..

Bei Licht besehen werden die Ameisen also einfach zum Totpflegen verkauft, Käufer und deren Kinder können sich am langsamen Sterben der Tiere weiden. Wenn sie dann nicht genug davon gesehen haben, können sie eine Nachfüllpackung bestellen. Mir fällt nur das Wort „Tierverbrauch“ dazu ein, wo nicht deutlich Schlimmeres.

Es erinnert fatal an den Hype vor etlichen Jahren, als clevere Hühnerbrütereien zu Ostern flauschige Eintagsküken verkauften. Dank Dottervorrat überleben sie etwas über 24 Stunden ohne Futter. Am Ostersamstag gekauft, konnte man sich am Sonntag an den „lustig“ (in Wahrheit kläglich) piepsenden Federknäueln auf dem Frühstückstisch erfreuen. Mittags waren sie tot. Das geschah in Deutschland, nicht in USA! (A. Buschinger, 2.5.06)


Wissenschaftliche Veröffentlichungen pdfs (27.04.06)

Über 2.400 wissenschaftliche Veröffentlichungen verschiedener Ameisenforscher lassen sich von dieser Seite downloaden:

http://ravenel.si.edu/ent/wlb/list_all.cfm

Die “William L. Brown Memorial Digital Library” enthält digitalisierte Kopien anscheinend aller Sonderdrucke, die der verstorbene amerikanische Myrmekologe W.L. Brown jr. von anderen Myrmekologen zugesandt bekam. Vor dem digitalen Zeitalter hat sich jeder Forscher eine derartige Sammlung angelegt, und im Gegenzug Sonderdrucke von eigenen Veröffentlichungen an andere Forscher seiner Richtung versandt. Eine Fundgrube, die manchen Gang zur Bibliothek erspart!


Hinweis: Neue Bilder (26.4.06)

Von Alex Wild (myrmecos) gibt es tolle neue Bilder amerikanischer Ameisen: Camponotus ulcerosus, die einen vorn abgeplatteten Kopf wie unsere Camponotus truncatus hat, und die Paarung von Brachymyrmex. Erinnert an den alten Witz vom Zwerg, der die Riesendame im Zirkus heiratet („alles meins“). Anscheinend hat die Brachymyrmex-Königin ihren Supermann vom Hochzeitsflug mitgebracht und die Flügel abgeworfen, noch bevor der Kleine fertig war!

http://www.myrmecos.net/new.html


www.antfish.de, noch ein „Ameisen-Wikipedia“? (14.04.06)

Was bringt uns „AntFish? - Um es gleich vorweg zu sagen: NICHTS!

Zum Inhalt hat „AntFish“ ein weiteres Forum, zusätzlich zu den bereits vorhandenen vier oder fünf deutschsprachigen Foren. - Kaum jemand macht sich die Mühe, diese alle durchzusehen, weder regelmäßig, noch für spezielle Fragen. Beispiel: In zwei Foren läuft seit Wochen eine heiße Diskussion, ob die von einem Ameisen“züchter“ in 2005 sehr teuer verkauften Myrmecia pavida-Königinnen überhaupt begattet waren, denn alle Versuche, sie zur Koloniegründung zu bewegen, sind gescheitert. In einem dritten Forum sucht jemand unbeeindruckt, Myrmecia zu kaufen.

Weiterhin ist „AntFish“ ein zweites Ameisen-Wiki: Es ist schon schwer genug, für dieses, das „Witzmans Wiki“, ein paar mehr engagierte Mitarbeiter zu gewinnen, und es ist noch schwerer, Leute zu finden, die auf dem Gebiet Ameisen/ Zoologie/ Biologie wirklich fundiertes Wissen haben, so dass sie bei kritischen Fragen kompetent entscheiden können, was richtig und was falsch ist. Wissenschaftliche Erkenntnis ist nun mal kein demokratisches Produkt, wo die Anzahl der „Meinungen“ pro und contra entscheidend wären. Das wird in den Foren oft total missverstanden.

Persönlich engagiere ich mich für das Ameisenwiki, so wie für das Forum der DASW. Es ist mir als akademischem Lehrer und Ameisenkenner nun mal ein Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass RICHTIGE und GUTE Information über Ameisen verbreitet wird. Ich sähe es aber als unsinnige Zeitverschwendung an, in „AntFish“ die zum großen Teil aus fehlerhaften Webseiten übernommenen Fehler und Falschangaben AUCH NOCH zu korrigieren. Bereits die Einträge in den ersten Tagen des AntFish wimmeln von Fehlern. Zudem sind sprachliche Schwächen nicht zu übersehen.

Wenn man heute im Internet eine brauchbare Information sucht (nicht nur über Ameisen), erinnert das schon sehr an die Tätigkeit der armen Teufel, die in Entwicklungsländern die Müllhalden nach Brauchbarem durchwühlen. Eine weitere solche Müllhalde zu generieren, großenteils indem man auch noch Müll von anderen Halden klaut, das verdient schon gar keine Beachtung mehr.

Es dürfte ähnlich wie mit den Foren laufen: Man wird merken, wo die besten Mitarbeiter tätig sind, und wo nur flaches Gelaber vorherrscht. Wer sich nicht umsieht und auf das erstbeste Forum bzw. Wiki hereinfällt, hat es nicht besser verdient. Meine Wunschvorstellung ist, dass sich eines der Wikis, nämlich dieses hier, bzw. eines der Foren dank kompetenter Mitwirkender qualitativ so profiliert, dass auch Neulinge bald merken, wo sie gut bedient werden bzw. wo man sie mit oft dummem Zeug abfüttert.

In diesem Sinne wünsche ich mir weiterhin Unterstützung für dieses, das „Witzmans“ Ameisenwiki, das meiner Meinung nach auf einem guten Weg ist!

Dies ist meine ganz persönliche Einschätzung, die keinem der anderen am Ameisenwiki Beteiligten angelastet werden darf. A. Buschinger (14.04.06)


Phylogenetisches Alter der Ameisen bei 140 – 168 Mio Jahren (10.04.06)

Science 7 April 2006: Vol. 312. no. 5770, pp. 101 - 104 DOI: 10.1126/science.1124891

Phylogeny of the Ants: Diversification in the Age of Angiosperms Corrie S. Moreau, Charles D. Bell, Roger Vila, S. Bruce Archibald, Naomi E. Pierce Abstract: We present a large-scale molecular phylogeny of the ants (Hymenoptera: Formicidae), based on 4.5 kilobases of sequence data from six gene regions extracted from 139 of the 288 described extant genera, representing 19 of the 20 subfamilies. All but two subfamilies are recovered as monophyletic. Divergence time estimates calibrated by minimum age constraints from 43 fossils indicate that most of the subfamilies representing extant ants arose much earlier than previously proposed but only began to diversify during the Late Cretaceous to Early Eocene. This period also witnessed the rise of angiosperms and most herbivorous insects.

Im Spiegel online 09. April 2006 wurde daraus: EVOLUTION Frühe Blüten ließen Ameisenarten sprießen. Ameisen sind älter als bislang angenommen. Forscher haben einen genetischen Stammbaum der Tiere aufgestellt, mit Fossildaten verglichen - und dabei auch festgestellt, wann die Zahl der Ameisenarten explodierte. Schon vor 140 bis 168 Millionen Jahren gab es die ersten Ameisen auf der Erde - mindestens 40 Millionen Jahre früher als bislang vermutet worden war. Das fand Corrie Moreau von der Harvard University heraus, nachdem er einen genetischen Stammbaum mit Gensequenzen von knapp der Hälfte der heute existierenden Ameisenarten aus 19 von 20 Unterfamilien zusammengesetzt hatte. Dazu verfolgte der Forscher einige Abschnitte aus dem Genom der Tiere bis in die Frühzeit ihrer Entwicklung zurück. Die Frage nach dem Alter der Ameisen stand dabei gar nicht so sehr im Mittelpunkt: Moreau wollte rekonstruieren, wie die Evolution der Ameisen verlief. Ihre Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" vor, das die Ameisen auch auf sein aktuelles Titelbild hob.

Zunächst, so berichtet Moreau, sei der Stammbaum der Ameisen karg gewesen. Erst vor 100 Millionen Jahren fingen die Tiere an zu diversifizieren: Neue Arten entstanden, beinahe explosionsartig entwickelte sich die Vielfalt. Dies hätten die Tiere wohl der sie umgebenden Flora zu verdanken, folgern die Forscher.

Denn just zu dem Zeitpunkt, als sich neue Äste am Ameisenstammbaum zeigten, sprossen auch die ersten großen Blütenpflanzen und üppig wuchernden tropischen Wälder aus der Erde - und boten für pflanzenfressende Insekten eine biologische Nische nach der anderen: Für Ameisen als Jäger plötzlich ein reichhaltig gedeckter Tisch. "Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Ameisen sich diese ökologischen Möglichkeiten zunutze machen konnten", sagte Moreau. Stx

Kommentar: Dass die Ameisen beträchtlich älter sind, als man bisher annahm (140 bis 168 Millionen Jahre statt 100 Mio) ist glaubhaft dargelegt.

Im Spiegel-Bericht allerdings stört einiges: 1.) war es nicht allein Corrie Moreau, die diese Untersuchung gemacht hat, sondern weitere vier Wissenschaftler, darunter die renommierte Naomi Pierce. 2.) von knapp der Hälfte der heute existierenden Ameisenarten ist die Rede, das wären fast 6.000 Arten, eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Aber im Originaltext steht ja „139 von 288 beschriebenen Gattungen“, was doch einen gewaltigen Unterschied ausmacht. Von jeder Gattung eine Art, vielleicht mal zwei, das ist zu schaffen und es erscheint möglich, die Tiere heranzuschaffen. Also wieder einmal: Vorsicht vor journalistisch vorverdauten Informationen; manche Wissenschaftsreporter haben eine ausgesprochen schlechte Verdauung!

A. Buschinger (10.04.06)


Verzeichnis von Experten für invasive Arten (19.03.06)

Im Rahmen des EU-Projektes DAISIE http://www.europe-aliens.org wurde ein European Alien Species Expertise Registry aufgebaut, das jetzt zur Registrierung offen ist. Es sammelt die Expertise von Fachleuten für invasive Arten, die in Europa vorkommen oder in Zukunft vorkommen können. Anders als der Titel vermuten lässt, wollen wir Informationen über Experten von der ganzen Welt sammeln, denn die für Europa neuen Arten kommen ja aus der ganzen Welt.

Das Expertenregister enthält vielfältige Informationen über Experten, neben taxonomischen und geographischen Angaben vor allem Angaben über weiteres Fachwissen (beispielsweise Verbreitung, Schutz, Ökologie, ökonomische Aspekte, Genetik, Gesetzgebung und Verwaltung, Management, Kontrolle, Verbreitungswege, Transport, Physiologie und Sicherheitsaspekte).

Das Expertenregister ist erst seit kurzem verfügbar, wir hoffen aber, dass es in kurzer Zeit bereits einen relevanten Teil des verfügbaren Expertenwissens vermitteln kann. Dieses Register kann dann nicht nur für Auskünfte verwendet werden, sondern auch zur Analyse, beispielsweise in welchem Bereich es wie viele Experten gibt oder wo offensichtliche Lücken sind. Langfristig kann solch ein Register daher auch forschungspolitisch wichtig sein. Das Register ist frei verfügbar und wird auch von politischen Entscheidungsträgern genutzt werden.

Bitte nehmen Sie sich einen Moment Zeit und registrieren Sie sich unter http://daisie.ckff.si Das Register ist selbsterklärend und es wird nur ca. 5 Minuten beanspruchen. Bitte geben Sie diese Information auch an Kollegen weiter, für die es relevant sein könnte.

Herzlichen Dank und mit freundlichem Gruss Wolfgang Nentwig

Prof. Dr. Wolfgang Nentwig, Zoological Institute, University of Bern

Baltzerstr. 6, CH 3012 Bern (Switzerland, old Europe)Tel. +0041-31-631-4520 (direct), -4511(secretary), -4888(fax)

http://www.zoology.unibe.ch/nentwig/

http://www.zoology.unibe.ch/ecol/

_________

Ich habe mich umgehend registriert.

A. Buschinger


Schwimmende Meeres-Ameisen (12.03.06)

http://www.abc.net.au/news/newsitems/200603/s1589516.htm

“News online” präsentiert mit Datum 12.03.2006 aufgeregt eine großartige Neuigkeit (die ganz so großartig aber doch nicht ist): Wissenschaftler entdecken schwimmende Ameisen! Zugeschrieben wird diese „Entdeckung“ einem Team an der James Cook Universität in Townsville, Queensland, Nordost-Australien. Angeblich haben sie einen neuen Typ von Ameisen entdeckt, die einzige Ameisenart, die unter Wasser leben, schwimmen und navigieren kann. „Das Team … erfährt internationale Anerkennung für seine Entdeckung von Polyrhachis sokolova“.

Nun wurde diese Art bereits 1910 von A. Forel beschrieben und benannt, obwohl dieser von der Lebensweise bestimmt noch nicht viel wusste. Man hat ihm seinerzeit Ameisen aus aller Welt zugeschickt, die er dann beschrieb. Insgesamt sollen es gegen 3.000 gewesen sein.

Die Biologie von P. sokolova wurde tatsächlich erst in den 90er Jahren entdeckt und auch beschrieben. Schon damals war von der „ersten marinen (= im Meer lebenden) Ameise der Welt" die Rede. Tatsächlich baut sie ihre Nester im Schlick der Mangrovenzone, in Bereichen, die täglich bei Flut überschwemmt werden. Rechtzeitig vor Einsetzen der Flut ziehen sich die Ameisen in Lufttaschen im Nest zurück und verschließen die Eingänge mit Erdbröckchen. Bei Ebbe furagieren sie auf der Schlammoberfläche und besuchen Honigtauspender in den Mangrovenbüschen.

M.G. Nielsen (1997): Nesting biology of the mangrove mud-nesting ant Polyrhachis sokolova Forel (Hymenoptera, Formicidae) in northern Australia, Insectes Sociaux 44, 15-21,

schreibt im abstract ausdrücklich: “The ants showed a clear swimming or "walking on the surface" behaviour when they returned to the nest just before the entrance collapsed and during ebb”; sie schwimmen also, oder laufen an der Oberfläche.

http://www.springerlink.com/(r4vlm155snctub450jgspa45)/app/home/contribution.asp?referrer=parent&backto=issue,3,7;journal,37,203;browsefavoritesresults,1:101198

Auch wenn es also nicht ganz brandneu ist: Erstaunlich ist die Lebensweise dieser Ameise allemal.

Nebenbei: Mit Blick auf eine Debatte über deutsche bzw. Trivialnamen in einem der Ameisenforen sei erwähnt, dass für die Gattung Polyrhachis in Australien die Bezeichnung „Spiny ants“, also „Dornameisen“ vorgeschlagen wurde. Das passt noch recht gut, obwohl es viele dornige Ameisen auch in anderen Gattungen gibt. P. sokolova gehört jedoch zu einer Untergattung Chariomyrma. Für diese hat man den Namen „Savanna spiny ants“ erfunden. Savannen-Dornameisen, die im Schlick der Mangrove leben und im Meer baden? Wer hätte das gedacht!

(A. Buschinger


Pheidologeton diversus: Koloniestruktur (07. 03. 2006)

Unter diesem Titel läuft im Antstore-Forum eine interessante Diskussion: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3427

Auslöser waren diverse Erfahrungen von Haltern, die sich wissenschaftlich nicht so recht interpretieren lassen. Leider ist der Lieferant der verkauften Kolonien zur Zeit verreist, so dass eine Aufklärung der Angelegenheit noch etwas auf sich warten lässt. Pheidologeton-Halter, die den thread noch nicht gesehen haben, sollten dort mal vorbeischauen und möglichst ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen. (A. Buschinger)


Passera, L. et Aron, S., 2005: Les fourmis ... ist erschienen! (A. Buschinger, 03.03.2006)

Mehr als 15 Jahre sind vergangen seit Erscheinen der letzten umfassenden Darstellung der Ameisen durch Hölldobler und Wilson (1990). In diesen 15 Forschungsjahren, einer sehr langen Zeit in der Wissenschaft, hat sich sehr viel getan. Jetzt ist ein fast ebenso umfassendes und voluminöses Werk erschienen, das auch die neuen Entwicklungen in der Myrmekologie berücksichtigt: Passera, L. et Aron, S., 2005: Les fourmis: comportement, organisation sociale et évolution. Les presses scientifiques du CNRC, Ottawa, Canada. (Die Ameisen: Verhalten, Soziale Organisation und Evolution).

Wer Französisch versteht, liest es mit Gewinn, oder kann auch zu bestimmten Themen die neuesten Erkenntnisse darin nachblättern. Es ist zu hoffen, dass möglichst bald eine englische Übersetzung vorgelegt wird.

Luc Passera aus Toulouse ist einer der großen französischen Myrmekologen des 20. Jahrhunderts, die inzwischen leider alle im Ruhestand oder gar bereits von uns gegangen sind. Um die 45 Jahre hat er über Ameisen geforscht. Zurzeit ist das Buch noch nicht über Amazon erhältlich. Man muss es bei CNRC Canada bestellen. Es soll US $ 80,- kosten, plus möglicherweise Porto.

Der Preis ist bei einem Buch dieses Umfangs und dieser Qualität moderat. Im französischen Ameisenforum wird es bereits von zahlreichen Usern begeistert begrüßt, und das mit Recht, wie ich nach erstem Durchblättern und Lesen einiger Abschnitte bestätigen kann.

A. Buschinger


Die Ameisenfarm als Urne (24.02.06)

Makabre Scherze

Im amerikanischen Ameisenforum gibt es einen Beitrag über ein Bestattungsunternehmen („Final Curtain“, „Letzter Vorhang“), das allerlei alternative Beisetzungsformen anpreist, besonders für die Rückstände der Verstorbenen nach der Einäscherung.

Darunter war der Vorschlag einer „Mary Dresser“, nach deren Wunsch ihre Asche mit dem Boden in einer großen Ameisenfarm vermischt werden sollte. Das Bild dazu zeigt eine „Uncle Milton’s Ant Farm“, eine auch bei uns angebotene Variante von Formikarien. Wer also seine Ameisen wirklich liebt und mit ihnen bis über den Tod hinaus verbunden bleiben möchte …. Zum Trost: Das ganze Angebot von „Final Curtain“ war ein sog. hoax, ein Scherz.

http://p211.ezboard.com/fantfarmtheantfarmsmessageboard.showMessage?topicID=5201.topic und http://www.museumofhoaxes.com/finalcurtain.html

A. Buschinger

PS: Kein Scherz dagegen ist ein Bericht in H. Stitz (1939): Ameisen oder Formicidae, S. 269-270, zu den Nistgewohnheiten von Lasius fuliginosus: „Zimmer fand ein Nest in einem Grabgewölbe, in dem der Sarg nicht mehr vorhanden, sein Holz wohl zur Herstellung des Kartonnestes verwendet worden war, und ein anderes im Inneren eines Kindersarges, der bereits 20 Jahre in der Erde gelegen hatte, diesen ganz ausfüllend und daher von seiner Form“.

(Im Forum der DASW habe ich auch das Bild dazu gepostet: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=285


Literaturhinweis (23.02.06)

Das Heft 1, Band 53 (2006) von Insectes Sociaux ist erschienen. Inhaltsverzeichnis und die Zusammenfassungen der Veröffentlichungen sind unter der folgenden URL einsehbar:

http://www.springerlink.com/(r4vlm155snctub450jgspa45)/app/home/issue.asp?referrer=parent&backto=journal,1,203;browsefavoritesresults,1:101198,

Auf einen Übersichtsartikel möchte ich besonders aufmerksam machen:

J. Heinze, S. Cremer, N. Eckl, A. Schrempf: Stealthy invaders: the biology of Cardiocondyla tramp ants. (Etwa: “Heimliche Eindringlinge: Die Biologie von Tramp-Ameisen der Gattung Cardiocondyla”)

Es wird gezeigt, dass die kleinen, unauffälligen Arten dieser Gattung ähnliche Eigenschaften haben wie die bekannteren invasiven Arten, etwa die Argentinische Ameise (Linepithema humile) oder die Feuerameisen (Solenopsis invicta). Sie sind polygyn, haben Begattung im Nest, Kolonieaufspaltung, geringe genetische Variabilität, die Arbeiterinnen sind steril, und möglicherweise sind sie unikolonial. Cardiocondyla sind bereits durch menschliche Aktivitäten über die ganzen Tropen verbreitet worden. Da sie lokal hohe Populationsdichten erreichen, sollte ihr Einfluss auf lokale Faunen einheimischer Arthropoden mehr untersucht werden.

(In deutschsprachigen Ameisenforen wurde bereits über die Haltung von Cardiocondyla-Arten berichtet).

A. Buschinger (Edit 01.03.06: Das Inhaltsverzeichnis ist jetzt online)


„Runder Tisch“ zu Ameisenimport und -handel (26.01.06)

http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3271

Bisher noch recht sachlich und inhaltsreich. Schaut mal 'rein!

A. Buschinger

Edit (29.01.06): Mangels Beteiligung der Exotenhändler und -importeure ist der Runde Tisch aus meiner Sicht beendet. Dieser Eintrag kann nach einigen Tagen gelöscht werden.

A. Buschinger

Noch ein Edit: (30.1.06)

Die Diskusion läuft weiter, obwohl am „Runden Tisch“ die Seite der Händler und Exoten-Verkäufer noch immer beschämend dünn besetzt ist (nur Herr Sebesta / Antstore hat sich einmal zu Wort gemeldet).

Parallel hat sich eine Diskussion im Forum Ameisenhaltung entwickelt.

Ein Tipp für Leser, die keine Flatrate haben:

Man kann sich die ganzen threads markieren und kopieren (rechte Maustaste), dann über Bearbeiten - Inhalte einfügen (!)- unformatierten Text in word einfügen. Das kann man in Ruhe auch wiederholt lesen, kann Wichtiges (farbig) hervorheben, Überflüssiges löschen, bequem eine Antwort formulieren, die man schließlich in den thread einfügt, usw..

Viel Spaß,

A. Buschinger


Uncle Milton Ant Farm 50 Jahre alt

http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm3.showMessage?topicID=2221.topic

Laut einem Beitrag im amerikanischen Forum hatte die Los Angeles Times im August 2002 berichtet, dass die von Milton Levine 1956 entwickelte Ameisenfarm seither (bis 2002) in 20 Millionen Exemplaren verkauft wurde. „Der Verkauf läuft noch immer hervorragend“. Diese Farm, die in den USA mit selbst gesammelten Ameisen bestückt wird, oder, meistens, mit gekauften Ameisen (nur Arbeiterinnen erlaubt), feiert also dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Grund zum Feiern? (siehe auch ergänzende Notiz zu PETA unter "Haltung").


Hinweis: Anergates atratulus (Arbeiterlose Parasitenameise) (15.1.06)

Hier gibt es einen derzeit noch aktiven thread zu dieser seltenen einheimischen Ameisenart, mit Bildern:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=259

Stichworte: Paarungsverhalten, Inzucht, Ovarien, Receptaculum seminis leer, gefüllt, Jahreszyklus, Haltungstechnik u.a.

Nach Abschluss der Beobachtungen/ Untersuchung wird ein kurzer Bericht auch für's Wiki erstellt.

A. Buschinger


Das Tandemlaufen neu entdeckt? (12.1.06)

Aus: ddp/wissenschaft.de 12.01.2006 - Natur

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/260827.html

Unterwegs mit dem Ameisen-Tandem

Biologen entdecken besondere Kommunikation zwischen zwei Ameisen auf Nahrungssuche

Wissenschaftler haben eine besondere Schüler-Lehrer-Beziehung bei Ameisen entdeckt: Zeigt eine Schmalbrust-Ameise der Art Temnothorax albipennis einer Artgenossin bei der Nahrungssuche den richtigen Weg, so passt sie ihre Laufgeschwindigkeit dem Tempo ihrer Nachfolgerin an. Doch auch die Geführte orientiert sich am Tempo ihrer Führerin. Die Kommunikation zwischen den Tieren haben die Biologen Nigel Franks und Tom Richardson von der Universität in Bristol nun näher untersucht.

Während des gemeinsamen Marsches klopft die hintere Ameise ihrer Navigatorin mit den Fühlern auf Bauch und Beine, um ihre Anwesenheit zu signalisieren. Für die Untersuchung dieses tierischen Tandems maßen Franks und Richardson die durchschnittliche Geschwindigkeit beim Zweierlauf und verglichen diese Resultate mit dem Tempo bei der individuellen Nahrungssuche. Sie entdeckten, dass die erfahrende Führerin mit ihrem Anhang viermal länger für die Futtersuche brauchte als allein. Die Ameisen-Schülerin hingegen profitierte von ihrem Unterricht, da sie den Weg mit Unterstützung ihrer Lehrerin deutlich schneller bewältigen konnte.

Außerdem fanden die Biologen heraus, dass beide Ameisen aufeinander eingehen. Entstand eine Lücke zwischen Lehrerin und Schülerin, so beschleunigte die Schülerin, um schnell wieder zur Führerin aufschließen zu können. Die Lehrerin hingegen verlangsamte ihr Tempo und wartete, bis sie wieder das Klopfen ihrer Verfolgerin spürte. Diese wechselseitige Kommunikation bezeichnen die Biologen als bidirektional.

Zwar bringen viele Tierarten ihren Nachkommen lebenswichtige Verhaltensweisen bei, bidirektionales Lernen hingegen war laut Franks und Richardson bislang jedoch nur beim Menschen bekannt. Es biete besonders in kleineren Tiergruppen Vorteile, wo Informationen ein wichtiges Gut seien. Die in vielen Regionen der Erde heimischen Temnothorax-Ameisen reichen ihre Tandem-Fähigkeit über Generationen weiter, indem ehemalige Schülerinnen sich später selbst als Lehrerinnen betätigen.

Nigel Franks und Tom Richardson (Universität Bristol): Nature, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/439153a

ddp/wissenschaft.de – Anna-Lena Gehrmann

Mein Kommentar:

Wieder einmal wird uraltes Wissen unter neuem Etikett verkauft. Zumindest macht der Bericht aus wissenschaft.de auf mich diesen Eindruck. Das Tandem-Laufen wurde bereits 1974 analysiert und beschrieben: Möglich, M., Maschwitz, U., Hölldobler, B. (1974), Science 186, 1046-1047. In dem berühmten Buch “The Ants” von Hoelldobler & Wilson 1990 ist es ausgiebig wiedergegeben. Die veröffentlichten Beobachtungen schließen das „Warten“ der führenden Ameise auf die Folgerin ein sowie die Kommunikation mittels Fühlerschlägen auf Gaster und Hinterbeine der Führerin.

Ich selbst habe über Tandemlaufen bei der Sklaven haltenden Ameise Harpagoxenus sublaevis publiziert: Buschinger, A., Winter, U. (1977): Rekrutierung von Nestgenossen mittels Tandemlaufen bei Sklavenraubzügen der dulotischen Ameise Harpagoxenus sublaevis (NYL.). Insectes Sociaux 24, 183-190, (siehe auch “The Ants” p. 460). Hier wird die Tandemrekrutierung während der Sklavenraubzüge eingesetzt um Nestgenossinnen den Weg zum Zielnest zu weisen.

Man wird das Original in der „Nature“ einsehen müssen um herauszufinden, was in der Arbeit an wirklich Neuem enthalten ist. Nigel Franks ist ein renommierter Ameisenforscher, den ich persönlich kenne, und der bestimmt nicht nur die uralten Fakten neu aufgewärmt hat. "Temnothorax-Ameisen reichen ihre Tandem-Fähigkeit über Generationen weiter, indem ehemalige Schülerinnen sich später selbst als Lehrerinnen betätigen" - Das kann nur Quatsch sein. Das Tandemlaufen ist ein angeborenes Verhalten. Längst wissen wir, dass unerfahrene JÜNGERE Arbeiterinnen zunächst rekrutiert werden. Später, älter und erfahrener geworden, gehen sie dazu über, ihrerseits jüngere Nestgenossinnen zu führen. Bei Harpagoxenus haben wir das sogar mit individuell markierten Tieren experimentell bewiesen!

A. Buschinger

Edit 12.01.06, 18:20:

Inzwischen habe ich die Originalarbeit, und auch eine Erläuterung vom Verfasser Nigel Franks dazu:

“What Tom Richardson and I did was a highly quantitative re-analysis of tandem-running and we realized that it met all of the criteria of teaching as laid out in the animal behaviour literature. That's 99% of the whole story ...”

Also „nur“ eine nochmalige (sicher aufwändige!) Untersuchung des Tandemlaufens, wobei Wert auf exakte Messungen gelegt wurde. Dabei stellten die Verfasser fest, dass das Verhalten alle Kriterien des “Lehrens” oder “Unterrichtens” entsprechend der Literatur über das Verhalten von Tieren (Ethologie) aufweist. Auch Nigel ist alles andere als erfreut über das, was die Medien aus solchen Erkenntnissen machen.

Die Originalarbeit zitiert korrekt das Buch von Hölldobler & Wilson 1990 sowie die Arbeit von Möglich et al. 1974.

A. Buschinger

Edit 17.1.06, Zusatzinformation:

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/01/15/AR2006011500588.html

In diesem Artikel der Washington Post kommen einige kritische Stimmen zu Wort. Man bestreitet, dass es sich bei dem so genannten „Unterrichten“ der Ameisen um ein auch nur irgendwie vergleichbares Verhalten zum menschlichen Lehren handelt. – Der ursprüngliche Artikel in „Nature“ hat ja behauptet, dass es sich bei den Beobachtungen an Temnothorax um das erste Beispiel für „Unterrichten“ im Tierreich handele.


Literaturhinweis: Blattschneiderameisen: Zusammenleben von vier Partnern (07.01.2006)

Siehe auch edit am Ende dieses Beitrags!

Ein Artikel (# 1) im „Spiegel“ vom 7. Januar 2006 beschreibt recht eindrucksvoll das Zusammenleben von vier Organismen im Attini-Nestt: I) Ameisen – II) deren Futterpilz – III) dessen parasitischer Pilz (Gatt. Escovopsis) – IV) Bakterien (Actinomyceten) an der Cuticula der Ameisen, die Antibiotika gegen den parasitischen Pilz erzeugen.

Für Halter von Blattschneiderameisen ist es sicher interessant zu wissen, welch komplizierten Organismenkomplex sie sich mit einer Blattschneider-Kolonie einhandeln.

Unter (# 2) ist die Zusammenfassung des Artikels in „Science“ vom 6. Jan. 2006 zu finden, der dem Spiegel-Artikel zugrunde liegt. Hier wird beschrieben, dass die Actinomyceten bei pilzzüchtenden Ameisen vorkommen, aber nicht bei verwandten, nicht pilzzüchtenden Ameisen, und dass diese Bakterien in speziellen Gruben in der Cuticula gedeihen. Drüsenzellen unter den Gruben scheinen die Actinimyceten zu ernähren.

(# 3) habe ich noch angefügt um zu zeigen, dass die Kenntnis dieser komplizierten Zusammenhänge nicht ganz neu ist: Bereits 1999 wurden die symbiontischen Actinomyceten in der „Nature“ beschrieben. Erstautor in beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist C.R. Currie.

A. Buschinger

(# 1) Der Spiegel 07. Januar 2006 http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,393882,00.html

PESTIZID AM LEIB: Ameisen tragen Antibiotika-Rüstungen

Einige Ameisen haben auf ihrem Chitinpanzer Höhlungen, in denen Bakterien leben. Die stellen ein wirksames Antibiotikum zur Schädlingsabwehr her. Mit der biochemischen Keule schützen die Insekten ihre landwirtschaftlichen Anbauflächen. Einige Ameisengattungen betätigen sich als Pilzzüchter, um sich von ihrer Zucht zu ernähren. Doch nicht nur den kleinen Tieren selbst, sondern auch einem parasitären Mikropilz namens Escovopsis dienen diese Zuchtpilze als Nahrungsmittel. Diese Bedrohung ihrer Anbauflächen bekämpfen die Ameisen mit den Bakterien in ihrer Außenhaut, dem so genannten Exoskelett. Die Mikroorganismen produzieren Antibiotika, die den Parasiten wirksam schädigen, berichten Forscher um Cameron Currie von der University of Wisconsin in Madison im Fachmagazin "Science" (Bd. 311, S. 81).

AMEISEN: PILZBEKÄMPFER IN DER RÜSTUNG (Im Original: 3 Bilder)

Um die Symbiose von Insekt und Bakterium genauer zu untersuchen, betrachteten die Forscher verschiedene Ameisengattungen unter dem Elektronenmikroskop. Ausgangspunkt der Studie war die Cyphomyrmex-Ameise, an der große, blütenförmige Bakterienansammlungen zwischen Kopf und dem ersten Beinpaar besonders auffällig sind - die Tiere tragen gewissermaßen Krägen aus Mikroorganismen.

Nachdem die Biologen den Bakterienhaufen entfernt hatten, zeigten sich halbmondförmige Vertiefungen im Exoskelett, in denen die hilfreichen Bakterien heranwachsen. Außerdem entdeckten die Forscher Drüsenzellen unterhalb der Einschlüsse, von denen die Bakterien ihre Nahrung beziehen.

Alle pilzanbauenden Ameisengattungen beherbergen Bakterien in Einschlüssen, fanden die Wissenschaftler heraus. Bei den engeren Verwandten ohne gärtnerische Ambitionen hingegen konnten sie keine der charakteristischen Merkmale finden. Dieser Unterschied deute darauf hin, dass sich die pilzzüchtenden Ameisen, die Parasiten und die Bakterien gleichzeitig entwickelt haben, glauben die Forscher.

Ungeklärt sei jedoch die Frage, warum der Schädling nicht resistent gegen das Antibiotikum geworden ist. Schließlich bieten die Antibiotika den Ameisen schon seit Millionen von Jahren einen effektiven Schutz gegen den Escovopsis-Parasiten.


(# 2) Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 - 83 DOI: 10.1126/science.1119744

Coevolved Crypts and Exocrine Glands Support Mutualistic Bacteria in Fungus-Growing Ants

CAMERON R. CURRIE, MICHAEL POULSEN, JOHN MENDENHALL, JACOBUS J. BOOMSMA, JOHAN BILLEN.

Abstract. Attine ants engage in a quadripartite symbiosis with fungi they cultivate for food, specialized garden parasites, and parasite-inhibiting bacteria. Molecular phylogenetic evidence supports an ancient host-pathogen association between the ant-cultivar mutualism and the garden parasite. Here we show that ants rear the antibiotic-producing bacteria in elaborate cuticular crypts, supported by unique exocrine glands, and that these structures have been highly modified across the ants' evolutionary history. This specialized structural evolution, together with the absence of these bacteria and modifications in other ant genera that do not grow fungus, indicate that the bacteria have an ancient and coevolved association with the ants, their fungal cultivar, and the garden parasite.


(# 3) Nature 398, 701 - 704 (1999)

Fungus-growing ants use antibiotic-producing bacteria to control garden parasites

CAMERON R. CURRIE, JAMES A. SCOTT, RICHARD C. SUMMERBELL & DAVID MALLOCH

Abstract: The well-studied, ancient and highly evolved mutualism between fungus-growing ants and their fungi has become a model system in the study of symbiosis1-5. Although it is thought at present to involve only two symbionts, associated with each other in near isolation from other organisms1-5, the fungal gardens of attine ants are in fact host to a specialized and virulent parasitic fungus of the genus Escovopsis (Ascomycotina)6. Because the ants and their fungi are mutually dependent, the maintenance of stable fungal monocultures in the presence of weeds or parasites is critical to the survival of both organisms. Here we describe a new, third mutualist in this symbiosis, a filamentous bacterium (actinomycete) of the genus Streptomyces that produces antibiotics specifically targeted to suppress the growth of the specialized garden-parasite Escovopsis. This third mutualist is associated with all species of fungus-growing ants studied, is carried upon regions of the ants' cuticle that are genus specific, is transmitted vertically (from parent to offspring colonies), and has the capacity to promote the growth of the fungal mutualist, indicating that the association of Streptomyces with attine ants is both highly evolved and of ancient origin.


Edit (11.1.06): Es ist dringend zu empfehlen, dass man sich den Beitrag in Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 - 83 z.B. in einer Universitätsbibliothek ansieht (auch städtische Büchereien beziehen oft die "Science"): Wunderbare Bilder der Bakterienkulturen auf bzw. unter den Ameisen, sowie Raster-EM-Aufnahmen der Gruben, in denen die Streptomyceten gezüchtet werden usw.!

A. Buschinger


Literatur-Hinweis: Myrmica rubra invasiv in Maine, USA (05.01.06)

Groden, E; Drummond, FA; Garnas, J; Franceour, A (2005): Distribution of an invasive ant, Myrmica rubra (Hymenoptera : Formicidae), in Maine. JOURNAL OF ECONOMIC ENTOMOLOGY, 98 (6): 1774-1784

Abstract: Introduced populations of the north temperate ant species, Myrmica rubra (L.), have become pestiferous in various locations in the northeastern United States, particularly in coastal communities in Maine. Native populations of this ant are widely distributed throughout northern Europe and western Asia; however, nest densities in its native range do not usually reach the high levels observed for many introduced populations. This aggressive ant readily stings, and because of its high densities, homeowners continually encounter nests at a frequency that interferes with use of their properties. Surveys were conducted in Maine from 2001 through 2004 to determine the statewide extent of current infestations. Nests in established populations in coastal Maine were sampled from April through September to assess seasonal changes in the density and composition of colonies. Similarities and differences between introduced populations of M. rubra in Maine and published reports of this species in Europe are discussed. Museum records of this species in North America were also researched and are presented.

(Verbreitung einer invasiven Ameise, Myrmica rubra (Hymenoptera : Formicidae), in Maine)

Schon länger wurde diskutiert, dass die bei uns weit verbreitete Rote Knotenameise Myrmica rubra vor einigen Jahren nach Nordamerika eingeschleppt wurde. Nach dieser neuen Arbeit soll sie im US-Bundesstaat Maine höhere Siedlungsdichten erreichen als in Europa. Sie wird v.a. bei der Gartenarbeit durch ihre Stiche belastend. Ich habe die Arbeit angefordert und werde ggf. Einzelheiten nachtragen, die in diesem abstract nicht enthalten sind.

Wichtig erscheint mir, dass dieses Beispiel wieder einmal zeigt, wie eine in ihrem Heimatland recht unauffällige, ganz „normale“ Ameisenart nach Freisetzung in einem anderen Gebiet sich rasch zu einer „Pest“, einer Plage entwickeln kann. Für mich ein weiteres handfestes Argument gegen den freien Import und Verkauf ausländischer Ameisen in Deutschland: „Man steckt nicht drin“; keiner der Händler oder gar ihrer Kunden kann vorhersehen, ob eine der eingeführten Arten gutartig bleibt, oder sich zu einem kaum noch zu bekämpfenden Schädling entwickelt!

A. Buschinger


ANT-Breeding.DE: Nicht willkommen. (03.01.2006)

“Christian Ludwig = Spammer!”

Unter diesem Titel im amerikanischen Antfarm’s Message Board finden sich Informationen zu einem weiteren deutschen Ameisenhändler. Er versucht über e-mails an Mitglieder des amerikanischen Forums amerikanische Ameisen zu erwerben, die er hier in D verkaufen möchte.

“I thought you might be able to provide some interesting species? So please contact me via e-mail or MSN under Ludwig-at-ant-breeding.de if you are interested and able to offer or trade ants.”

Dank des bestehenden, sehr vernünftigen Handelsverbots für lebende Ameisenkolonien in den USA stößt der aufstrebende Händler dort auf die gebührende, massive Ablehnung.

Noch ist die Webseite „ANT-Breeding.DE“ leer, „im Aufbau“. Ein weiterer Ameisenhöker, zusätzlich zu den bei uns bereits aktiven, die ausländische Ameisen aller Art hier verteilen, ist so überflüssig wie ein Furunkel am Gesäß (für zarte Gemüter: Entschuldigung für meine direkte Art!). Besonders gefährlich könnte er dadurch werden, dass viele nordamerikanische Ameisen in Deutschland natürlich beste Überlebensbedingungen hätten, wenn sie freikommen (und das geschieht nach Angaben in den Foren ja andauernd).

Mein größter Wunsch für 2006: Dass unsere Behörden sich endlich aufraffen, diesem für unsere Natur so gefährlichen Unfug einen Riegel vorzuschieben!

Mit den besten Wünschen für das Neue Jahr an alle echten Ameisenfreunde,

A. Buschinger

Ergänzung (04.01.2006)

Zwei Stimmen aus dem amerikanischen Forum, die zu denken geben:

- Dr Ant: “I just sent the message to the spam police.”

- Antdude: “Good idea. I will send to his ISP's Abuse Department as well!”

Woran ich auch noch nicht gedacht hatte: Juristisch gesehen fordert da ein Ausländer (aus Deutschland) US-Bürger zum Verstoß gegen ein US-Gesetz auf ….

Das ändert sich auch nicht durch einen neuen post, in dem er versichert, dass er ja nur Ameisen für den eigenen Gebrauch haben und keinen weiteren "AntStore" aufmachen möchte:

“Think I have to excuse myself for contacting some of the members. I just wanted get some new contacts as I'm always trying to get some new species FOR MY OWN and don't for make a whole sale out of it!!! Mr. Buschinger is overacting like he did in the past. My homepage is not getting a another AntStore... it's just a personel site about my hobby. So please all of you got an e-mail from me: I'm sorry that I took this way to get in contact with other ant keepers. Thanks Christian“

Dafür sind seine im amerikanischen Forum geposteten mails allerdings reichlich missverständlich.

A. Buschinger


Literaturhinweis: Larven als Verdauungshelfer bei Pheidole (28.12.05)

CASSILL, D.L., BUTLER, J., VINSON, S.B., WHEELER, D.J. (2005): Cooperation during prey digestion between workers and larvae in the ant, Pheidole spadonia. - Insectes Sociaux 52: 339-343

Nicht immer sind die Beschaffung von Futter (Furagieren), seine Verteilung im Nest und die Verfütterung an die Larven eine Einbahnstraße. In der genannten Arbeit wird gezeigt, dass bei Pheidole spadonia die Arbeiterinnen Beute (im Versuch: Taufliegen) eintragen und zerstückeln. Die kleinen Partikel werden den auf dem Rücken im Nest liegenden Larven des 4. (=letzten) Stadiums auf den Bauch gelegt, auf eine „Futterkorb“ (food basket) genannte Fläche. Dort drehen und wenden die Larven das Futterstück stundenlang mit ihren Mandibeln, speicheln es mit Verdauungssekreten ein, schlucken jedoch nichts. Stattdessen lecken Arbeiterinnen die vorverdaute, verflüssigte Nahrung auf, schlucken sie in ihren Kropf und verteilen sie anschließend an bettelnde Larven und andere Arbeiterinnen via Regurgitation!

Das ist also eine höchst ungewöhnlich erscheinende Zusammenarbeit zwischen Larven und Arbeiterinnen, hier erstmals für Ameisen nachgewiesen. Die Arbeiterinnen übertragen die Eiweißverdauung auf Larven einer bestimmten Altersgruppe. Selbst sind sie wegen ihrer sehr engen Speiseröhre (Ösophagus), die ja die schmalen Gelenke der Stielchenglieder durchzieht, nicht in der Lage, größere Fleischbröckchen zum Kropf und weiter zum verdauenden Mitteldarm zu leiten. Soziale Arbeitsteilung also zwischen Larven und Arbeiterinnen!

Larven, die kleine Futterbröckchen vor dem Mund, auf dem genannten Futterkorb oder ähnlichen Strukturen, mittels ihrer Mandibeln bearbeiten, sind schon bei vielen Ameisen beobachtet worden. Bei Leptothorax acervorum konnten wir auch den Schluckvorgang im Binokular beobachten: Die Köpfe sind so durchsichtig, dass man winzige gefärbte Futterbröckchen hindurch in den Ösophagus wandern sieht. Die hier berichteten Vorgänge sind bei anderen Ameisen sicher auch zu erwarten, aber keinesfalls bei allen Arten, nicht einmal innerhalb der Myrmicinae.

Bei Wespen hat Maschwitz schon vor vielen Jahren gezeigt, dass Larven ein lebendes Vorratslager für Nahrung darstellen: Sie fressen und verdauen sehr viel Insektenfleisch, aber wenn die Adulten bei schlechtem Wetter nicht ausfliegen können, geben die Larven eine nahrhafte Flüssigkeit aus ihren Speicheldrüsen ab, die es den Pflegerinnen ermöglicht, mehrere Hungetage zu überstehen.

Für die Ameisenhaltung kann man ableiten, dass für Ameisen mit derartigen Ernährungsgewohnheiten (wahrscheinlich alle Pheidole-Arten! Welche anderen Gattungen?) das Verfüttern fester Proteinnahrung ziemlich wichtig sein dürfte. Ein homogenisiertes Gemisch von Zuckern und praktisch gelöstem Protein, wie es bei manchen künstlichen Diäten vorliegt, würde solchen Ameisen wahrscheinlich doch „auf den Magen schlagen“, ihre arbeitsteilige Verdauung durcheinander bringen.

A. Buschinger


Literaturhinweis: Kein Sozialparasit, und auch keine eigenständige Art mehr: Myrmica microrubra. (19.12.05)

Seit der Benennung durch Seifert (1993) wurden die kleinen Geschlechtstiere (zuvor als Microgynen und Micraner bezeichnet) in Nestern von Myrmica rubra als eigenständige, sozialparasitische Art, Myrmica microrubra, betrachtet. Nun ist es mit einem enormen Aufwand an Mitarbeitern (s.u. Autorenliste) und Techniken gelungen, zu zeigen, dass es sich doch „nur“ um Angehörige der vermeintlichen Wirtsart Myrmica rubra handelt. Die Ursache für das Auftauchen solcher „Zwerg-rubra“ ist damit noch immer nicht geklärt. Aber jedenfalls kann man sie nicht als Beweis für die Entstehung eines „intraspezifischen“ Parasiten bzw. für sympatrische Speziation gebrauchen, wie das noch vor zwei Jahren versucht wurde: Savolainen, R. & Vepsäläinen, K. 2003: Sympatric speciation through intraspecific social parasitism. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 100: 7169–7174.

Mir war das Verhalten der so genannten Parasitenart schon immer suspekt, es passte so gar nicht mit dem zusammen, was ich von "richtigen" Sozialparasiten kannte (Buschinger, A. 1997: Ist Myrmica microrubra eine sozialparasitische Ameise? in: Soziale Insekten, IUSSI-Tagung Graz 1997, p. 25, K. Crailsheim & A. Stabentheiner (Hrsg.)), aber das Gegenteil zu beweisen, war schon echt harte Forschungsarbeit, bei der Fachleute mit ganz unterschiedlichen Kenntnissen und methodischen Ausrüstungen kooperieren mussten.

Hier kann man die Kurzfassung online aufrufen (und sich auch sonst in der Zeitschrift „Journal of Evolutionary Biology“ etwas umsehen):

http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1111/j.1420-9101.2005.01053.x

Titel und Autorenliste kopiere ich hier mal herein:

No sympatric speciation here: multiple data sources show that the ant Myrmica microrubra is not a separate species but an alternate reproductive morph of Myrmica rubra

F. M. STEINER, B. C. SCHLICK-STEINER, H. KONRAD, K. MODER, E. CHRISTIAN, B. SEIFERT, R. H. CROZIER, C. STAUFFER & A. BUSCHINGER

Den Abstract und ein paar zusätzliche Anmerkungen kann man auch hier einsehen:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=254

A. Buschinger ---

Literaturhinweis: Lebenszyklus von Messor structor (18.12.05)

Unser Beitrag zur Biologie einer der mitteleuropäischen Populationen von “Messor structor” ist gerade in der Zeitschrift „Insectes Sociaux“, Bd. 52, S. 360-365, erschienen. Hier die Zusammenfassung.

Die vollständige Arbeit ist für Abonnenten der Zeitschrift online einzusehen. Nicht-Abonnenten können den Zugang für US-$ 30,- erwerben.

http://www.springerlink.com/(oky1ac3pqq0hwc2cwlk4zw55)/app/home/contribution.asp?referrer=parent&backto=issue,12,18;journal,1,36;browsepublicationsresults,988,2577;

Der Jahreszyklus sollte für Messor-Halter interessant sein.

A. Buschinger

Life history traits of a European Messor harvester ant

B. C. Schlick-Steiner1, 2, F. M. Steiner1, 2, C. Stauffer1 and A. Buschinger3

(1) Institute of Forest Entomology, Forest Pathology and Forest Protection, Department of Forest and Soil Sciences, University of Natural Resources & Applied Life Sciences, Hasenauerstraße 38, 1190 Vienna, Austria

(2) Institute of Zoology, Department of Integrative Biology, BOKU, University of Natural Resources & Applied Life Sciences, Hasenauerstraße 38, 1190 Vienna, Austria

(3) Rossbergring 18, 64354 Reinheim, Germany

Abstract. We present life history traits of a Central European harvester ant, Messor cf. structor, determined by gyne and male dissections, behavioural assays, standardised brood photography and laboratory rearing of brood. Messor cf. structor is polygynous and builds up unicolonial populations. Sexuals develop from hibernated larvae in a univoltine cycle and become adult from late summer to late autumn. Neither intra- nor extranidal mating was observed in autumn, even though gynes and males were mature. In spring, after hibernation, intranidal mating without swarming flight took place, even though the flight muscles of alate sexuals were still fully developed.

Keywords: Messor - queen number - colony delimitation - development of sexuals - mating and dispersal strategy


Zur Qualität von Wikipedia (15.12.05)

http://www.nature.com/news/2005/051212/full/438900a.html

Die Zeitschrift “Nature” hat das Wikipedia mit der Encyclopaedia Britannica verglichen. 42 Einträge zu identischen Themen jeweils im Wiki und in der E. Britannica wurden von Fachleuten beurteilt, wobei sie nicht wussten, welche Version aus welcher der beiden Quellen kam.

Das Ergebnis: Wikipedia ist nicht so wesentlich schlechter als die weltberühmte Enzyklopädie wie man aufgrund seiner Entstehung erwarten möchte.

Im Durchschnitt wiesen die Wiki-Einträge 4, die E. Britannica-Einträge 3 Ungenauigkeiten auf. „Nur“ 8 schwere Fehler insgesamt wurden gefunden, davon je 4 in beiden Quellen.


Als Ergebnis der Studie wird aufgerufen, dass Wissenschaftler das Wikipedia vorsichtig-kritisch lesen, vor allem aber es mit Begeisterung verbessern sollten!


Mehr Begeisterung und Einsatz für das Ameisen-Wiki hier wären ebenfalls wünschenswert. Der Stoff ist vergleichsweise übersichtlich, Einträge können hier notfalls rasch editiert und korrigiert werden, während fragwürdige Einträge im „großen“ Wiki oft Monate lang stehen bleiben.

Auf also, Myrmekologen und solche, die es werden möchten, beteiligt Euch! Überlasst nicht die online-Wissensvermittlung denen, die mit ihren Informationen eher geschäftliche Interessen verfolgen!


A. Buschinger

PS: Es lohnt sich, den online frei zugänglichen Artikel in der "Nature", URL s. o., genauer zu lesen!


Neue Ameisenfotos (6.12.05)

Heute (6.12.05) nur ein Hinweis auf umwerfende neue Fotos von Alex Wild. Ameisen, aber auch tolle Bilder von Bienenameisen (Mutillidae).

Ein Genuss!

http://www.myrmecos.net/new.html


Invasive Arten (03.12.05)

G. Heller, Ameisenfachmann, hat eine interessante Fragen zum Thema „invasive Arten“ aufgeworfen:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=249

"Was sind eigentlich invasive Arten?"

Nach entsprechender Diskussion könnte/ sollte vielleicht eine Kurzfassung hier ins Wiki aufgenommen werden.


Kosten der Bekämpfung eingeschleppter Ameisen in natürlichen Ökosystemen (28.11.05)

Immer wieder stößt man auf m.o.w. unsichere Angaben, meist nur Schätzungen, über die Kosten der Bekämpfung unerwünschter Hausameisen, oder der Fire ants usw.. Hier gibt es ein paar aktuelle Angaben:

“The Scientist” 19, Heft 22, S. 16, vom 21.11.05. http://www.the-scientist.com/2005/11/21/16/1

Der hier referierte Beitrag von Nick Atkinson behandelt die Probleme der Ausrottung unerwünschter Neozoen, eingeschleppter Arten, in Ländern, wo sie Schäden in natürlichen Ökosystemen anrichten. Neben dem Nutria (Sumpfbiber), dem Meerneunauge (Petromyzon marinus) und der Aga-Kröte (Bufo marinus) wird die „Little fire ant“ (Wasmannia auropunctata) behandelt.

Sie ist weltweit verbreitet, aber auf warme Klimate begrenzt. Besonders gefährlich in ökologisch bedeutsamen Inselgruppen wie dem Galapagos-Archipel.

Eingeschleppt mit Pflanzenmaterial, besonders Bäumen.

Auswirkungen: Das winzige, hochsoziale Insekt vernichtet lokale Insektenfaunen….Geschätzte Schäden für die Landwirtschaft jährlich hunderte Millionen Dollar alleine in den USA.

Bekämpfung erfolgt mittels Giften, Feuer und Rodung der Vegetation…. Ein Ausrottungsprogramm auf den Galapagos-Inseln kostete in fünf Jahren 8 Millionen Dollar. Mehrere Inseln konnten dabei von der Ameise befreit werden.

Das sollte interessant sein für risikofreudige Ameisenhalter, die glauben solche Beträge aufbringen zu können ;-)

A. Buschinger


Ameisen-Verbreitungsdaten von AntWeb in Google Earth integriert (28.11.05)

http://www.the-scientist.com/2005/11/21/24/1

“The Scientist” 19, Heft 22, S. 24, vom 21. Nov. 2005, enthält gleich zwei Ameisen-relevante Beiträge.

Der eine befasst sich mit http://www.AntWeb.org , einer reichhaltigen Datenbasis mit tollen Bildern (ist hier im Wiki bereits verlinkt).

Neu ist, dass diese Datenbasis nun auch in Google Earth integriert ist. http://earth.google.com (geht leider nur mit DSL-Anschluss).

Man kann eigene Fundorte für selbst gesammelte Arten eintragen, und man kann sich recht exakt die Fundorte für zahlreiche Arten ansehen, so weit sie bereits von Forschern korrekt eingetragen sind.

Brian Fisher, Betreiber des „AntWeb“, empfiehlt allerdings, dass Laien ihre Daten zunächst an sein Forschungsteam senden, anstatt sie direkt einzutragen – sicher eine sehr wichtige Empfehlung! (Im amerikanischen Forum wurde schon berichtet, dass manche „Fundorte“ für Ameisen an recht unwahrscheinlichen Orten, z.B. mitten im Meer zu liegen scheinen). Auch die Befürchtung wurde bereits geäußert, dass fanatische Ameisensammler oder Wiederverkäufer das Instrumentarium nutzen könnten um Fundorte seltener und bedrohter Arten zu plündern. – Keine Medaille ohne Kehrseite!

A. Buschinger


Eingeschleppte ausländische Ameisenarten: Wie viele siedeln sich erfolgreich an? (23.11.05)

Es wäre äußerst wichtig, dass professionelle Ameisen-Importeure, Händler, sowie Halter, die sich so gerne aus dem Urlaub „was mitbringen“, sich die im folgenden beschriebene wissenschaftliche Untersuchung genau durch den Kopf gehen lassen!

Eine brandneue Arbeit in der Zeitschrift PNAS (Bd. 102, November 2005, URL s. unten) befasst sich mit dieser Frage. Es ist beeindruckend: Nicht weniger als 12 (zwölf!) Prozent der zufällig, mit Handelsgütern, in die USA (Festlandsstaaten, ohne Hawaii) eingeschleppten Ameisenarten haben dort Fuß gefasst! Bei insgesamt 232 eingeschleppten Arten ist das die stattliche Zahl von 28. Es kann also keine Rede davon sein, dass solche exotischen Arten grundsätzlich kaum Überlebenschancen hätten!

Unter der zweiten URL (s. u.), online zugänglich, berichtet das „News Bureau“ der Univ. of Illinois genauer. Klar steigt die Anzahl der Ansiedlungs-„Erfolge“ mit der Häufigkeit der Einschleppung einer Art.

Aber der „Erfolg“ (aus der Sicht der Ameisen ….) hängt auch ab von den spezifischen biologischen Eigenschaften der einzelnen Art. Besonders im Boden nistende Arten und solche, die zwar auf/in Bäumen leben, aber nicht auf bestimmte Baumarten spezialisiert sind, eignen sich für die Ansiedlung im fremden Faunen- und Florengebiet. Man hofft, solche Kenntnisse und Erfahrungen nutzen zu können, um eine „neue Welle von Invasoren“ von der Ansiedlung abhalten zu können.

Untersuchungsmaterial waren Ameisen, die in den Jahren von 1927 bis 1985 vom US Department of Agriculture in Quarantäne-Stationen entdeckt und – zumeist unbestimmt - konserviert worden waren. Sie wurden in einem Museum gesammelt. Für jede Probe waren Herkunftsland und Ort der Ankunft in den USA registriert worden. Unter den insgesamt 394 Proben konnten 232 Arten aus 58 Gattungen und 12 Unterfamilien identifiziert werden. Für 156 Arten konnten Daten über die Nistgelegenheiten ermittelt werden. Die Hälfte davon waren arboreal (in Bäumen nistend). 14 % von diesen hatten sich in den USA angesiedelt. Unter dem Gesamtmaterial waren auch fünf Ameisenarten, die von der IUCN zu den 100 schlimmsten invasiven Organismen gerechnet werden.

Übrigens: Einer der Autoren, Philip S. Ward, ist mir als renommierter Ameisenforscher bekannt; für mich Garantie, dass der Artikel keinen Unsinn enthält.

A. Buschinger

http://www.pnas.org/cgi/content/abstract/102/47/17032 (Für Nicht-Abonnenten ist nur der abstract zugänglich)

http://www.news.uiuc.edu/news/05/1115ants.html (Volltext online)

EDIT und Ergänzung 24.11.05:

Inzwischen habe ich die komplette Arbeit von Suarez, Holway & Ward erhalten. Daraus sollen noch ein paar interessante Details ergänzt werden.

Ausgewertet wurden nur solche Einschleppungen, bei denen die Tiere aus ihrem jeweiligen natürlichen Verbreitungsgebiet kamen (ausgeschlossen wurden also Arten, die bereits in vielen Ländern angesiedelt waren und die mit Handelsgütern immer noch weiter verschleppt werden).

Ob eine bestimmte Art sich am Ort der Einschleppung angesiedelt hatte, wurde anhand von Museumssammlungen in der jeweiligen Region überprüft (Ich „erfinde“ hier mal ein erläuterndes Beispiel: In Florida wurde 1940 bei der Kontrolle von Handelsware eine in Argentinien heimische Pheidole-Art entdeckt und konserviert. Dies ist ein Indiz dafür, dass dieselbe Art wiederholt eingeschleppt worden sein dürfte, denn natürlich wird längst nicht jede Einschleppung entdeckt. Jetzt, 2005, findet sich die Art als Sammlungsmaterial in den Insektensammlungen von 3 oder 4 Museen in Florida und den benachbarten Staaten Georgia und Alabama. Das wäre ein klares Indiz dafür, dass diese Art sich angesiedelt und im neuen Lebensraum ausgebreitet hat).

Arten, die in der Sammlung von konfiszierten Ameisen aus Handelslieferungen vorhanden sind, nicht aber in Museumssammlungen der Umgebung des Ankunftsortes, dürften sich am neuen Ort nicht angesiedelt haben (man beachte: Es wurden nur Einschleppungen bis 1985 gewertet; die Ankömmlinge hätten also 20 Jahre Zeit gehabt, sich auszubreiten und „auffällig“ zu werden).

Damit lässt sich recht gut abschätzen, wie hoch der Anteil der unabsichtlich eingeführten Arten ist, der das Potenzial zur Ansiedlung hat.

Arten, die mehrfach in Handelsware entdeckt wurden, werden sicher auch häufiger eingeschleppt als solche, die nur einmal abgefangen worden waren. Das lässt eine Aussage darüber zu, ob die Häufigkeit der Einschleppung einer bestimmten Art entscheidend für ihren Ansiedlungserfolg ist. – Nach der Studie in PNAS ist dies jedoch nur teilweise der Fall; die Eigenschaften der jeweiligen Art, u.a. ihre ökologischen Ansprüche, sind eher von größerer Bedeutung.

Die Daten werden in der Arbeit auch nach Verwandtschaftsgruppen (Unterfamilien) und nach geografischer Herkunft (Neotropis, Paläarktis, Afrika, sowie orientalische Region und Australien) aufgeschlüsselt.

Unter den entdeckten eingeschleppten Arten fanden sich drei Arten von Ecitoninae, von denen sich (eigentlich erwartungsgemäß!) keine angesiedelt hat. Dagegen haben sich von 108 eingeschleppten Myrmicinae immerhin 16 angesiedelt. (Insgesamt gibt es in den USA 34 nicht-heimische Myrmicinae-Arten, die aber nicht alle in dem untersuchten Material aufgetaucht waren. – Dieses repräsentiert eben nur einen Bruchteil dessen, was mit Handelsware tatsächlich eingeschleppt wurde und wird).

Nach geografischer Herkunft aufgeschlüsselt, z.B. Afrika: 15 Arten in dem untersuchten Material entdeckt; davon 2 angesiedelt; insgesamt in den USA angesiedelte afrikanische Arten: 6.

Eine weitere Auswertung nach Gattungen vergleicht innerhalb der eingeschleppten Arten die Zahl der „erfolgreichen“ Ansiedler und derer, die sich nicht angesiedelt haben. So haben sich von 17 eingeschleppten Tetramorium-Arten 15 angesiedelt, nur 2 nicht; oder von 21 Monomorium-Arten 12 angesiedelt, 9 nicht; von 63 Camponotus-Arten 11 angesiedelt, 52 nicht. Von 20 Pheidole-Arten haben sich 2 angesiedelt, von 18 Temnothorax-Arten null.

Ich kann hier nicht alle Details referieren. Wer es noch genauer wissen möchte, muss auf die Originalarbeit zurückgreifen.

Klar ist auf jeden Fall, dass ein beträchtlicher Teil der zufällig eingeschleppten Arten sich im neuen Lebensraum breitmachen kann. Für die absichtliche Einfuhr und die Freisetzung (ob absichtlich oder nicht) ausländischer Ameisen bei uns in Deutschland bzw. in Europa dürften ganz ähnliche Risiken bestehen.

A. Buschinger

EDIT 25.11.05: Siehe "DISKUSSION"


Warnung vor großen schwarzen Ameisen! (16.11.05)

Im amerikanischen Forum wurde die unten einkopierte Nachricht aus der indischen Zeitung „Times of India“ verlinkt. Danach haben große schwarze Ameisen einer an Diabetes erkrankten Patientin in einer Klinik ein Auge ausgefressen. Das Auge war verbunden, und als der Sohn die Binden abnahm, musste er einen „Schwarm“ Ameisen beseitigen. Einen Tag später war die Patientin verstorben. Dem Dienst habenden Oberarzt zufolge sei es nicht ungewöhnlich, dass Ameisen Patienten mit schwerer Diabetes anknabbern.

Uff!

Woman dies after ants eat eye Times of India, India - 9 hours ago KOLKATA: Gouri Chakraborty, whose eye was nibbled at by ants at Sambhunath Pandit Hospital, died around 7.40 am on Tuesday.

Ant-nibbled diabetic patient dies in Kolkata

KOLKATA: A diabetic patient whose left eye was feasted upon by big black ants at a government hospital in Kolkata on Sunday, triggering a public outcry, has died. Hospital sources confirmed that Gouri Rani Chakraborty, whose left eye had a gaping hole on one side when her son Soumen lifted the bandage and cleared a swarm of ants from the swollen eye Monday morning, died on Tuesday. The nurses on duty at the Sambhunath Pandit Hospital on Monday feigned ignorance about the incident and the acting superintendent, A. Adhikary, said that it "was not uncommon for ants to bite a highly diabetic patient". Later in the day, the government announced that a five-member panel of senior hospital officials would probe the incident. The hospital authorities had allegedly asked the family of the 55-year-old woman to move her out. The death of the woman has triggered tension in the hospital premises.


Ein Bernstein-Ötzi (11.11.05)

Unter den folgenden links sind Bilder und eine interessante Diskussion zu finden. Es geht um eine in Baltischem Bernstein eingeschlossene Ameise, vielleicht eine Cataglyphis, bei der Teile der inneren Organe ganz klar zu sehen sind. Click and enjoy!

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=233

http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1188.topic

Nach einigen mails an Spezialisten in USA und Russland hat Gennady Dlussky die Ameise als Formica flori identifiziert.

A. Buschinger


Angebot von "begatteten Termitenköniginnen" (09.11.05)

Der englische Ameisenladen [buyants.co.uk] ist wieder online. Bietet weiterhin bei uns geschützte Waldameisen an, sowie Termitenköniginnen für je £45,- "These are mated queens of a mound-building, west African termite species". - Ist der selbst so dumm, dass er die Fortpflanzungsbiologie der Termiten nicht kennt? Oder ist er so unverschämt, dass er seine Kunden für blöd hält und einfach ausplündern will? - Termiten-Geschlechtstiere finden sich zunächst paarweise zusammen, bauen sich eine Gründungskammer, und erst danach kommt es zu einer Verpaarung von König und Königin, die im späteren Leben der Kolonie immer mal wiederholt wird.


Interessante links (05.11.05)

http://antbase.de/interview.html Interview von Donat Agosti durch Martin Pfeiffer

http://www.myrmecos.net/ants/nothomyrmecia.html Neue Bilder der „Dinosaurier-Ameise“ Nothomyrmecia macrops


Literatur-Hinweis: Rossameisen (Camponotus) aus den USA und Kanada (04.11.05)

CARPENTER ANTS OF THE UNITED STATES AND CANADA Laurel D. Hansen; John H. Klotz, 2005, 224 pages, 19 tables, 24 maps, 94 halftones, 52 line drawings; 24 color illustrations in 4-page insert. Cornell University Press 512 East State Street, Ithaca, NY 14850 ISBN: 0-8014-4262-1. $35.00s cloth

The carpenter ant is one of the most common and destructive pests affecting homes and businesses. However, in natural areas, these ants also play an important role in forest ecology: they break down dead wood and are the principal food source of the pileated woodpecker.

In the first book devoted entirely to carpenter ants, Laurel D. Hansen and John H. Klotz cover the ants’ life history and foraging behavior, then turn to their economic importance. The authors provide a comprehensive overview of carpenter ant ecology, morphology, taxonomy, and distribution as well as a detailed chapter on control and management that will appeal especially to urban pest control programs and pest management officials. Carpenter Ants of the United States and Canada is illustrated with distribution maps, 94 halftones, 52 line drawings, and 24 color plates on a four-page insert.


Kurzfassungen von Beiträgen einer Konferenz in Kuala Lumpur (Nov./Dez. 2005)

http://www.geocities.com/anet_diwpa/2005/abstracts.html

Einige Beiträge erscheinen mir sehr interessant.

Hier kann man erfahren, was ANeT ist:

http://www.geocities.com/anet_diwpa/index.html

Under a program of DIVERSITAS , a small team in DIWPA (DIVERSITAS in Western Pacific and Asia) has tried to establish a network for social insect reference collections. The action plan initially proposed by the late Professor Tamiji Inoue of Kyoto University. Among the researchers of social insects, myrmecologists were the first to start realizing cooperation of people and institutions interested in this program

Es geht also um eine internationale Kooperation zur systematischen Bearbeitung der Ameisen im Bereich Asien und Westpazifik. Die oben angekündigte Konferenz in Kuala Lumpur ist eine der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltungen, als "workshop and seminar" angekündigt.

INVITATION TO ANeT:

ANeT is an international network for ant research (myrmecology) in Asia, and aspires to promote this field of science in Asia through research and development, establishment of complete local ant collections, and the efficient communication and networking necessary for conversation (das muss wohl "conservation" heißen"-A.B.) of ants in particular and Asian biodiversity in general.

Members of ANeT can exchange knowledge and information on ants, and ant specimens for their reference collections. At the workshop and seminar held every other year, studies on many aspects of Asian ants are reported and research programmes are discussed on an international basis. After the workshop and seminar you will enjoy an excursion to collect and observe ants; the field trip may include practice of selected protocols for ant faunal assessment and identification of collected ants.

More than 30 people from more than ten countries have been enjoying cooperation through the activities promoted by this unique network. Anyone interested in Asian ants can join us right now.

Origin and Development of ANeT:

A proposal for extablishing reference collections of social insects in eastern Asia was made at a DIWPA Workshoop held in Singapore (1-3 December 1995). This led to the preparation of a network for social insect researchers, being supported by the Japanese government. Ants became a primary target group for it (1996 - 98).

The First Workshop on Asian myrmecology was held at Kasetsart University; ANeT was formally established (30th October - 1 November 1999, Bangkok Thailand). The Second ANeT Workshop and Seminar was held at the Institute for Tropical Biology and Conservation, Universiti Malaysia Sabah; the formal organization of ANeT was established (2 - 3 November 2000, Kota Kinabalu Sabah Malaysia). The Third ANeT Workshop and Seminar was held at the Institute of Ecology and Biologica Resources, Vietnam; goals of activities were set up (3 - 4 November 2001, Hanoi, Vietnam).

Meanwhile the 'Ant Museum' was opened at the Forestry Faculty, Kasetsart University; this was alongside the establishment of a domestic network, ANeT Thai (31 May - 1 June 2001).

ANeT Organization and Activities

Office : The Institute for Tropical Biology and Conservation, Universiti Malaysia Sabah, Kota Kinabalu Malaysia (ITBC, UMS).

Committee : Country-based, comprising for the moment 8 personels from 7 countries. President : Prof. Datin Dr. Maryati Mohamed (ITBC, UMS). Secretary and Treasurer : Staff of ITBC. Resource Person : R. Kohout (Australia). Editorial Board : Prof. Seiki Yamane (Japan) & Dr. John R. Fellowes (Hong Kong/UK)

Membership : Individual-based, open to all the countries in the world. Annual fee : USD 5.00. Free for students.

Workshop and Seminar : Will be held every two years, together with a field trip

Publications : Newsletter, proceedings, identification guide and others

Local organization : Each country can develop a domestic network like "ANeT Thai"

If you are interested in joining ANeT, why don't you fill up the membership form by clicking the link below :-


REGISTRATION FORM (siehe oben angegebene URL)

A. Buschinger


Aufgelöst: Die IUCN – SSC Social Insect Specialist Group!

In der Zeitschrift „Die Waldameise“ hatte ich einmal über die „Ant Spezialist Group“ berichtet (Buschinger 1989*). Innerhalb der IUCN (Internationale Kommision für die Erhaltung der Natur) gab und gibt es die SSC (Species Survial Commission, Kommission zur Erhaltung der Arten; derzeit 7.000 Mitglieder!). Diese wiederum enthält zahlreiche Spezialisten-Gruppen, die zuständig sind für bestimmte Artengruppen, seien es Kakteen, Orchideen, Farne, Wale, Elefanten oder kleine Carnivoren.

Für wirbellose Tiere existierten einst eine ganze Anzahl von Spezialisten-Gruppen, darunter auch die (1994 aus der Ameisen-Gruppe hervorgegangene) „Soziale-Insekten-Spezialisten-Gruppe. Ich war seit Gründung Mitglied der Ameisen-Spezialisten-Gruppe. Unter anderem haben wir Vorschläge für die Aufnahme von Arten und Artengruppen in die Internationale Rote Liste erarbeitet. Agosti et al. (2000**) haben ein viel beachtetes Buch herausgebracht über Standardmethoden zur Messung und Überwachung der Biodiversität von Ameisen.

Nun erreichte mich eine e-mail des derzeitigen Vorsitzenden der SISG, Dr. Donat Agosti aus Bern. Danach wurde von der SSC die Social Insects Spezialist Group unerwartet und ohne vorherige Rücksprache schlicht gestrichen! Anscheinend sind sogar die meisten Gruppen im Bereich der wirbellosen Tiere abgeschafft worden; dort finden sich nunmehr nur noch die Gruppe für Mollusken und die für Odonata (Libellen). Die derzeitigen Spezialisten-Gruppen sind hier aufgelistet: http://www.iucn.org/themes/ssc/sgs/sgs.htm

Immerhin befasst man sich mit sozialen Insekten noch im Bereich der Invasive Species Specialist Group (ISSG), da einige soziale Insekten (darunter 5 Ameisenarten) zu den 100 schlimmsten invasiven Arten weltweit gerechnet werden. Da steht aber nicht der Schutz VON Ameisen, sondern VOR Ameisen im Vordergrund. http://www.issg.org/

Was die Gründe für die Abschaffung unserer Gruppe sind, ist mir nicht klar. Wie Agosti schreibt, liegt die Zukunft der Sozialen Insekten innerhalb der IUCN in den Sternen. Aber wir werden weiterarbeiten, wobei alle Wissens-Fortschritte weiterhin online frei zugänglich sein sollen, z.B. über das Portal http://antbase.org/

A. Buschinger

  • ) Buschinger, A. (1989) : IUCN-SSC Ant Specialist Group. Die Waldameise 2, 84, 1989.
    • ) Agosti, D., Majer, J.D., Alonso, L.E., Schultz, T.R. (2000): Ants. Standard Methods for Measuring and Monitoring Biodiversity. Smithsonian Institution Press, Washington and London, 280 S.

Eier in der Unterhose

Pressemitteilung 15.10.05

SYDNEY. Weil er 23 Eier in seiner Unterhose außer Landes schmuggeln wollte, ist ein Australier zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Mehrere Eier stammten von geschützten Kakadu-Arten, wie der Zoll am Freitag mitteilte. Der Mann war 2004 in Sydney kurz vor dem Abflug nach Zürich festgenommen worden. Auf das Schmuggeln von Tieren und Pflanzen stehen in Australien bis zu zehn Jahre Haft. –

Dass australische Tiere bei uns so teuer sind, ist ja angesichts derartiger Risiken durchaus zu verstehen. Eigentlich können sie gar nicht teuer genug sein.

Grummelt Echidna (dem in der Unterhose zu schmuggeln zum Glück etwas ungemütlich sein dürfte)


Neue Seite Ants of Borneo mit Glossar der morphologischen Fachtermini (11.10.05)

Für alle, die Englisch können: Es gibt eine neue, japanische Seite (in perfektem Englisch), über die Ameisen von Borneo, z.B. mit eindrucksvollen Artenlisten: http://homepage.mac.com/aenictus/AntsofBorneo.htm

Wichtig auf der Seite erscheint mir auch ein Glossar der morpologisch-anatomischen Begriffe bei Ameisen: http://homepage.mac.com/aenictus/g1.html


Nun auch ein Wikimedia (07.10.05)

http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Schw%C3%A4rmende_Ameisen.jpg

Gott und die Welt in Bildern, auch ein paar Ameisen dabei, und alles zum freien Gebrauch! Ansehen lohnt sich allemal. Mitmachen? - Lieber hier im Ameisenwiki was beitragen!

A. Buschinger

Anmerkung von Witzman: Wikimedia ist ja nur der Server, auf den die Wikipedia-User ihre Bilder, Sounds Filme usw ablegen....


Forschung, Bildung und Ameisen-Verbrauch (05.10.05)

Wissenschaftler werden immer wieder angegriffen, weil sie für ihre Forschung Tiere schädigen oder töten müssen. Anlässlich der TV-Wiederholung des Filmes „Ameisen – heimliche Weltmacht“ mit Prof. Dr. Bert Hölldobler am 04.10.05 im WDR kam diese Diskussion wieder in einigen Ameisen-Foren hoch.

Es sollte zur Allgemeinbildung gehören, dass man sich über die zahlenmäßigen Relationen ein paar Gedanken machen kann.

Der Griff ins Waldameisennest war in diesem Fall sicher nur als „Blickfang“ gedacht. Ein so kleiner Eingriff tötet kaum eine Ameise, und die Beschädigung der Kuppel ist von den Tieren in weniger als einer Stunde ausgeglichen. Über den Winter von Wildschweinen total platt gemachte Nester werden im Frühjahr innerhalb weniger Tage wieder zu schön gewölbten Hügeln (D. Otto 2005: „Die Roten Waldameisen“). Dies darf natürlich nicht als Freibrief für eigene „Experimente“ dieser Art missverstanden werden. Oft wiederholte Störungen, Stochern im Nest, das nahe Herantreten usw. bewirken auf Dauer eine wirkliche Schädigung der Ameisen, die nicht selten zum verlustreichen Wegziehen der Völker führt. – Der Film zeigt Millionen Menschen, wie es in einem solchen Bau aussieht. Die müssen das schon mal nicht mehr selbst „erforschen“. Weit bedeutsamer sind Kolonieverluste durch die normale Waldwirtschaft: Kahlschlag, so dass die überlebenden Waldameisen mangels Honigtau verhungern; Vernichtung ganzer Nester durch darüber walzende Vollernter oder durch unvorsichtiges Holzrücken über die Nester hinweg (trotz intensiver Aufklärungsarbeit durch die DASW).

Das Ausgießen eines Blattschneider-Nestes (6 Millionen Tote, oh je!): Blattschneider gehören in den Tropen der Neuen Welt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen der Landwirtschaft. Eine ungeheuer große Zahl von Völkern wird jährlich durch Pestizidbehandlung vernichtet. Das eine oder andere für Forschungs- und Demonstrationszwecke „geopferte“ Volk fällt dabei wahrlich nicht ins Gewicht.

Vergleicht man die Situation mit Lasius niger in Deutschland (die nur vergleichsweise selten schädlich oder lästig wird), so werden alljährlich gigantische Anzahlen von Koloniegründungen auf Agrarflächen bei der normalen Feldbearbeitung (Pflügen, Eggen, Walzen, mit Traktor befahren usw.) vernichtet. Offene Bodenflächen sind für frisch begattete Königinnen nun mal verführerisch als Orte für die Gründung ihrer Kolonien. Für Versuchszwecke, z.B. zur Entwicklung von Bekämpfungsmitteln, wird dagegen eine verschwindend winzige Anzahl von Völkern verbraucht.

Und Bekämpfungsmittel, mit denen wiederum zahllose Völker getötet werden, sind überall im Einsatz. Selbst Ameisenhändler bestreiten einen Teil ihres Lebensunterhalts mit dem Verkauf solcher Mittel, ebenso wie Schädlingsbekämpfer. Wobei dank Unkenntnis von Anbietern, Käufern und Anwendern oft auch harmlose Ameisen und andere Insekten den Bekämpfungsaktionen zum Opfer fallen.

Ein kleiner Ausblick auf andere Organismen: Das Sezieren von Fröschen im Biologiestudium wird gebrandmarkt. Frösche aus Deutschland dürfen schon seit Jahrzehnten nicht mehr seziert werden. Seit einigen Jahren sind auch Importe von Fröschen aus der Türkei, aus Indien usw. für diesen Zweck verboten. ABER: Es dürfen weiterhin Froschschenkel (und auch Weinbergschnecken, für die dasselbe gilt) für kulinarische Zwecke importiert und bei uns verzehrt werden. Seht Euch in Feinkostgeschäften um.

„Tierschützer“ prangern den Verbrauch von Mäusen und Ratten in medizinischen Versuchslaboren an. Nachgezüchtete, für die Natur bedeutungslose Tiere. Ein Vielfaches der (sicher unerfreulich hohen) Zahlen wird vernichtet wiederum bei der normalen Feldbearbeitung (Feldmäuse, aber auch seltenere und streng geschützte Spitzmäuse etc.). Und bei der routinemäßigen Bekämpfung von Mäusen in Lebensmittel-Speichern, von Wanderratten auch bei der aus Hygienegründen notwendigen Bekämpfung im Kanalisationssystem aller Städte.

Hunde und Katzen (Zahlen sind zu ergooglen) werden (zum Glück!) kastriert, damit aber ihrer natürlichen Bestimmung, der Fortpflanzung, beraubt: Sie werden zu unserem Vergnügen „verbraucht“; das sollte man sich als Tierfreund schon mal vergegenwärtigen, wobei ich es keinem Tierhalter zum Vorwurf machen möchte!

Viele Millionen frei laufender Katzen reißen Kleinvögel, Feld-, Wald-, Spitzmäuse usw., die alle geschützt oder „besonders geschützt“ sind (siehe Bundesartenschutzverordnung). Als Bürger darf ich mir bei Androhung hoher Strafen keinen frei lebenden Vogel oder etwa eine Waldmaus aneignen (aus der Natur entnehmen). Wohl aber darf ich meine Katze ins Gelände lassen, wo sie jährlich u.U. mehrere hundert geschützte Kleinsäuger und Vögel erlegen kann.

Ich denke, diese sehr kleine Auswahl von Daten und Fakten sollte man sich durch den Kopf gehen lassen, bevor man über die Tötung einer vergleichsweise winzigen Zahl von Tieren für wissenschaftliche Forschung ein Wehgeschrei erhebt.

Aufgespießt von Echidna (der zum Glück noch straflos Ameisen und Termiten essen darf).

Frösche: In Darmstadt haben wir in den letzten Jahren aus USA importierte, konservierte Frösche bezogen und seziert. (A.B.)


Überwinterung im Kühlschrank, ein Tipp: (03.10.05)

Im Kühlschrank (Gemüsefach) überwinternde Ameisen müssen wöchentlich kontrolliert werden! Beobachtung: In einem flachen (3 cm hoch), mehrkammerigen Kunststoffbehälter mit Gipsboden bildet sich rasch sehr viel Kondenswasser unter dem Deckel, während der Gips und das darauf liegende, flache Nest austrocknen. Die Ameisen (Tetramorium) begannen bereits, Brut in eine noch feuchtere Kammer umzuräumen (bei ca. 10 C).

Wahrscheinliche Ursache: Kaltluft kommt im Kühlschrank von oben, so dass der Deckel ein wenig kälter als der Boden des Formikars ist. In meinen Kühl-Brutschränken im Institut war ein Ventilator installiert, der für eine gleichmäßige Temperatur im gesamten Raum sorgte. Da trat dieses Problem in Formikarien desselben Typs nicht auf.

Wie sich andere Formikarien, Farmen, Ytongsteine etc., unter diesen Bedingungen verhalten, weiß ich nicht. Hier hilft nur Beobachten und regelmäßige Kontrolle.

Wenn es draußen kälter wird, werden meine Ameisen in der Garage bei 3-5 C untergebracht, wo wegen der ebenfalls dort überwinternden Kakteen usw. ein Frostwächter installiert ist.

A. Buschinger


Literaturhinweis: Nicht kaufen! (01.10.05)

Bei der Durchsicht der kürzlich erschienenen Neuauflage von Dieter Otto „Die Roten Waldameisen“ bemerkte ich, dass es in derselben Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“, Westarp Wissenschaften Verlags-GmbH, ein weiteres scheinbar neues Buch über Ameisen gibt: „Ameisen“, von Prof. Dr. Otto Scheerpeltz, 2003 (sic!). Ich bestellte das Werk. Was ich erhielt, grenzt schlicht gesagt an Betrug: Zweite, unveränderte Neuauflage; Nachdruck der 1. Auflage von 1951, sage und schreibe 32 Seiten, 17 ziemlich nichts sagende Fotos in einer Qualität wie von einem schlechten Trockenkopierer. Inhaltlich kaum über einen Schüleraufsatz hinausgehend war es schon zu seiner Zeit, 1951, eine sehr schwache Leistung. Auf der letzten, der 37., Seite die abschließende Erkenntnis über Ameisen: „Sie sind Wesen, die ganz primitive Eigenschaften besitzen, …“ – Das trifft uneingeschränkt eher auf dieses Büchlein zu, das man besser einstampfen sollte als es noch heute anzubieten, zumal für stolze € 17,45!

A. Buschinger


Literaturhinweis: Band 7 der Myrmecologischen Nachrichten ist erschienen! (29.9.05)

Neben der gedruckten Version (€ 20 bzw. € 10 fuer Mitglieder der OEGEF, Oesterreichische Gesellschaft fuer Entomofaunistik), gibt es eine nicht druckbare Online-Version, die unter http://www.oegef.at/myrmekologische.html einzusehen ist.

Bestellungen der gedruckten Version bitte per E-mail an herbert.zettel@nhm-wien.ac.at; die Zahlungsmodalitaeten sind einsehbar unter http://www.oegef.at/Preise.pdf.

Das Inhaltsverzeichnis ist im Forum der DASW unter „Literaturhinweise“ gepostet: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/index.php

A. Buschinger


Literaturhinweis (gerade erschienen) (28.09.05)

Dieter Otto: Die Roten Waldameisen, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Die Neue Brehm-Bücherei; Westarp Wissenschaften-Verlags-GmbH, Hohenwarsleben. 192 S., 39 s-w und 38 farbige Fotos, € 27,45. ISBN 3 89432 718 9.

Das vollständig überarbeitete und aktualisierte Buch befasst sich im wesentlichen mit den Waldameisenarten Formica polyctena und F. rufa, zeigt aber anhand dieser Formen auch viele allgemein für Waldameisen und andere Ameisengattungen zutreffende morphologische, physiologische, ethologische und ökologische Fakten auf. Auch die klassischen Techniken zur künstlichen Vermehrung und zum Schutz der Waldameisen sind behandelt, deren Sinn kritisch hinterfragt und durch neuere Gesichtspunkte ersetzt wird. Der farbige Bestimmungsschlüssel für Waldameisen von D. Bretz und P. Douwes ist ebenso enthalten wie ein umfangreiches Literaturverzeichnis und Register.

Eine ausführliche Besprechung wird in der Zeitschrift der DASW „Ameisenschutz aktuell“ erscheinen. Bereits jetzt kann ich aber sagen: Für ältere und jüngere Ameisenfreunde und solche, die es werden wollen, ein sehr geeignetes Buch zur Einführung und bestimmt ein wertvolles Geschenk für den Gabentisch!

A. Buschinger


Neue Ameisenart aus Holland (23.09.2005)

Noch immer lassen sich in Mitteleuropa bisher unbekannte neue Arten entdecken: P. Boer & J. Noordijk 2005: Myrmica schenckioides nov. sp., a new socially parasitic ant species (Hym., Formicidae). Entomologische Berichten 65, 120-123

Die Art soll bei Myrmica schencki parasitieren, der sie äußerlich am meisten ähnelt. Allerdings wurde nur ein einziges geflügeltes Weibchen gefunden, das in eine Bodenfalle geraten war. Es weist einige sonst bei parasitischen Myrmica-Arten vorkommende Merkmale auf, weshalb die Autoren auf eine sozialparasitische Lebensweise schließen. Hoffen wir, dass es bald gelingt, weitere Tiere zu entdecken, und zwar möglichst innerhalb von Wirtsart-nestern, so dass ihre Biologie erforscht werden kann.

A. Buschinger


Neues vom Handel mit exotischen Ameisen (21.09.2005)

„Im Deutschen Forum: Fotoforum des weltweit ersten und größten Ameisenladens wurde am 19.09.05 gepostet, dass der Geschäftsführer des antstore Boppard von einer Australienreise mehrere schöne, neue Ameisenarten mitgebracht habe (noch einsehbar am 02.10.05).“

Am 20. September 05 lautet das Angebot an exotischen Ameisen des antstore Boppard:

Kolonie: Atta sextens (extra große Kolonie) 699,00EUR (Südamerika)

X Kolonie: Calomyrmex purpureus smaragdinus 280,00EUR

X Kolonie: Meranoplus bicolor 109,00EUR

Kolonie: Pheidologeton diversus 129,00EUR (Indonesien, vermutlich Java)

Kolonie: Pheidologeton diversus (2 Königinnen) 169,00EUR (Indonesien, vermutlich Java)

X Kolonie: Polyrhachis ammon 250,00EUR

Kolonie: Polyrhachis dives (Weberameisen) 290,00EUR 180,00EUR (Java)

X Königin: Myrmecia nigrocincta 420,00EUR

X Königin: Myrmecia spec. 420,00EUR

Königin: Paraponera clavata 498,80EUR (Mittel- oder Südamerika)

X Königin: Rhytidoponera metallica 129,00EUR

angezeigte Produkte: 1 bis 11 (von 11 insgesamt) Seiten: 1

Anmerkungen:

1.) Die mit X gekennzeichneten Angebote sind ganz frisch aus Queensland/ Australien importiert. Bei älteren Angeboten habe ich die (vermutliche) Herkunft ergänzt.

2.) „Calomyrmex purpureus smaragdinus“ ist nach den Abbildungen im Forum bzw. im Angebot falsch bestimmt: Es ist keinesfalls die Gattung Calomyrmex, entsprechend auch nicht die genannte Art oder gar Unterart. Folglich ist auch die „Beschreibung“ mit Haltungshinweisen kaum zutreffend.

3.) Für keine der neu eingeführten Arten dürften Haltungserfahrungen vorliegen. Frisch aus dem Freiland entnommen und sofort verkauft. Das Risiko trägt der Käufer.

4.) Keine der Arten wurde also z.B. auf Parasiten untersucht, was der antstore zumindest früher immer beteuert hatte (Endoparasiten sind an lebenden Tieren von außen nur selten zu erkennen).

5.) Sämtliche Warnungen führender Ameisenforscher (E.O. Wilson, B. Hölldobler, J. Heinze, B. Seifert, B. & F. Schlick-Steiner, A. Buschinger u.a.) vor der Einschleppung exotischer Ameisen und ihrer möglichen Parasitenfracht werden von den Händlern missachtet.

6.) Ob für den Export der Tiere aus Australien entsprechende Genehmigungen vorliegen, ist nicht zu ermitteln. Selbst für wissenschaftliche Zwecke sind solche Genehmigungen extrem schwer zu bekommen. Hatte Herr Kalytta allerdings eine solche Genehmigung, fragt man sich, weshalb er bei der so großen Nachfrage in Deutschland nicht wesentlich mehr Arten und Kolonien mitgebracht hat.

A. Buschinger


CrickBox

Vorsicht!

"CrickBox - Dose zum Bestäuben von Futterinsekten 1,90 € Beschreibung: CrickBox ermöglicht eine einfache und schnelle Behaftung von Futterinsekten mit Futterpulver z.B. Vitamine, Calcium usw. Gewünschte Menge an Futterinsekten in die Schütteldose füllen, Futterpulver zugeben, Deckel verschließen und schütteln. Die Futterinsekten werden gleichmäßig eingestäubt."

In seinem Forum zitiert der Anbieter diesen Text und fügt an:: Kann aber auch zum Betäuben verwendet werden, dazu bräuchte man aber noch Essig-Äther.

Essigester = Essigäther = Essigsäureäthylester ist eine stark riechende Flüssigkeit (z.B. UHU-Alleskleber riecht danach). Zugleich ist es ein Lösungsmittel u.a. für Kunststoffe. Es wird gerne zum Abtöten von Insekten für Sammlungszwecke benutzt. „Betäuben“ kann man Insekten damit nur kurzfristig, wobei sie Schäden davontragen, auch wenn sie sich nach kürzerer, noch nicht tödlicher Einwirkung scheinbar wieder erholen. VORSICHT: Löst Kunststoff-Behälter an, macht sie trübe, oder verklebt z.B. Dose und Deckel, oder auch die zu betäubenden Insekten.

ECHIDNA warnt fauchend.

Aus einem Datenblatt der Uni Würzburg:

Essigsäureethylester [141-78-6] C4H8O2; (Ethylacetat; Essigester; Essigether). Farblose, charakteristisch riechende Flüssigkeit.

Gefahren für Mensch und Umwelt Leichtentzündlich. Die Dämpfe sind viel schwerer als Luft und bilden mit Luft explosionsfähige Gemische. Mit Oxidationsmittel heftige Reaktion, ggf. Entzündung möglich.

Ethylacetat besitzt in niedrigen Dampfkonzentrationen einen angenehm fruchtargtigen Geruch, in mittleren Konzentrationen schleimhautreizende, in höheren Dosen narkotische Wirkung. Dasselbe tritt nach Verschlucken ein, wobei geringe Dosen krampflö ;send und auf die Atmung vertiefend wirken. Die Symptome nach Inhalation sind: Kratzen im Hals, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen , Kopfschmerzen. Bei höheren Konzentrationen, je nach aufgenommener Menge, subnarkotische bis narkotische Symptome, evtl. . Atemlähmung. Lungenödeme sind möglich. Durch entfettende Wirkung sind Hautekzeme möglich. Schwach wassergefährdender Stoff (WGK 1).

Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln Von Zündquellen fernhalten. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Schutzhandschuhe nur als kurzzeitiger Spritzschutz.

Verhalten im Gefahrfall (Unfalltelefon: 112) Mit saugfähigem, inertem Material z. Rench Rapid oder Chemozorb aufnehmen. Rückstände mit viel Wasser und Netzmittel wegspülen. Wasser, Kohlendioxid, Trockenlöschmittel, Schaum.

Erste Hilfe Nach Augenkontakt: Bei Kontakt gründlich mit Wasser (mind. 10 Min.) spülen. Augenarzt konsultieren. Nach Einatmen: Frischluft. Nach Verschlucken: Sofort und wiederholt reichlich Wasser trinken. Erbrechen vermeiden (Aspirationsgefahr!). Arzt aufsuchen. Nach Kleidungskontakt: Benetzte Kleidung sofort ausziehen.

Sachgerechte Entsorgung Als Sondermüll (halogenfreie Lösungsmittel) entsorgen.

Bei Problemen, Anfragen oder Kommentaren schicken Sie bitte eine Nachricht an michael.tuerk@rzsan.uni-wuerzburg.de oder stadler@chemie.uni-wuerzburg.de