Stress

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Stress

Immer wieder liest man in Ameisenforen von „Stress“, an dem Königinnen oder ganze Völker verstorben sind, oder der die Eiablage von Königinnen verhindert usw..

Was ist überhaupt Stress? Wie ist er definiert?

Es lohnt sich, mal danach zu googeln.

Stichworte: „Definition von Stress“; „Stress bei Tieren“; „Stress bei Pflanzen“.

Viele Antworten sind zu bekommen. Bei den ersten Stichworten wird hauptsächlich über Stress beim Menschen berichtet. Der sogar „lebensnotwendig“ sei. Bei den zweiten liest man über Stress-Erscheinungen und –Ursachen besonders bei Haustieren. Für den Botaniker ist Stress so ziemlich jede Belastung: Für Pflanzen unter „Wasserstress“ sagt der Normalbürger: „Meine Blumen verwelken“.

In dem ganz weiten Sinn also sind „Stress“ alle Bedingungen, die außerhalb der normalen Toleranzbreite eines bestimmten Faktors liegen. Einfacher ausgedrückt: Stress ist zu hohe oder auch zu niedrige Temperatur (eine gewisse Spanne wird toleriert, zwischen einer unteren und einer oberen Grenztemperatur kommt der Organismus zurecht; irgendwo dazwischen liegt auch ein Optimum); zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit; zu viel oder zu wenig Nahrung; zu hell oder zu dunkel; und so weiter.

Was bei niederen Tieren (und dazu gehören nun mal die Ameisen) bestimmt wegfällt, ist psychischer oder emotionaler Stress, der beim Menschen eine so dominierende Rolle spielt. Denn Ameisen können nicht reflektieren, sie können einfach nicht über die Zukunft nachdenken und sich etwa fragen „was wird jetzt aus mir, wenn mein Gefängniswärter nicht endlich Wasser bringt? Muss ich dann sterben?“ Sie können nicht trauern und sich nicht freuen. Sie können nur instinktiv reagieren und das Richtige tun. Das „Richtige“ ist das, was sich in Jahrmillionen der Evolution als brauchbar herausgestellt hat.

Ameisen und andere niedere Tiere empfinden allerdings, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Die natürliche Reaktion darauf ist, dass das Tier versucht, dem unguten Zustand auszuweichen und nach besseren Bedingungen zu suchen (so wie wir die Hand von einer heißen Herdplatte zurückziehen, ohne Nachdenken, und zunächst ohne „Stress“). Dazu gehört oft auch schon, dass Ameisen im Formikarium nicht beliebig weit in eine Richtung laufen können, wo sie ihr Instinkt hintreibt. „Unermüdlich“ werden die Ameisen umherlaufen, suchen, scheinbar „erfreulich hohe Aktivität“ zeigen, bis ihre Reserven erschöpft sind und sie einfach nicht mehr können. Dann hocken sie sich in eine Ecke, tun nichts mehr und sterben fast unvermeidlich.

Für den Halter heißt das, seine Fantasie walten zu lassen, und noch weit wichtiger: Sich um Information bemühen, was den „Stress“ bewirken könnte, was er eben falsch macht. Viel besser ist natürlich allemal, wenn er sich vorher informiert, was geschehen kann, was er womöglich falsch machen kann. Das ist nicht immer leicht, zumal wenn man Ameisen kauft, für die noch keine oder kaum Haltungserfahrungen vorliegen und für die von den Verkäufern womöglich falsch, irreführende Informationen geliefert werden (weil sie es eben auch nicht besser wissen können!).

„An Stress gestorben“ – das ist in fast allen Fällen eine bequeme Ausrede, die nichts erklärt und nur vertuscht, dass der Halter nicht weiß, welche Fehler er macht.

Nur „fast“ alle Fälle deshalb, weil es natürlich tatsächlich vorkommt, dass eine Ameisenkönigin parasitiert oder erkrankt ist, ohne dass man das von außen erkennen kann. Das sind aber Ausnahmen!

Man sollte mit dem Begriff „Stress“ also doch etwas vorsichtig umgehen!