Gelbe Spinnerameise

Aus Ameisenwiki
Version vom 14. Juli 2013, 13:47 Uhr von DmdM (Diskussion | Beiträge) (ergänzt durch Material von Anoplolepis gracilipes, obsolete Links entfernt, Quellenangabe)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel steht unter der Lizenz CC-BY-SA und basiert auf der deutschen Wikipedia, eine Liste der Autoren ist dort verfügbar.


Anoplolepis gracilipes
(Verrückte Ameise)
Gyne mit ArbeiterinnenGyne mit Arbeiterinnen
Systematik
Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Anoplolepis
Art: Anoplolepis gracilipes
Weitere Informationen
Verbreitung: Vermutl. Afrika, mittlerweile stark verbreitet und invasiv
Königinnen: Polygyn
Wissenschaftlicher Name
Anoplolepis gracilipes

(Smith, 1857)


Anoplolepis gracilipes (Trivialnamen: Verrückte Ameise, Gelbe Spinnerameise) zählt zu den invasivsten Ameisen der Welt. Die für hektische und ruckartige Bewegung bekannte Art hat beispielsweise mittlerweile etwa ein Fünftel des Regenwaldes der Weihnachtsinsel unter ihre Kontrolle gebracht. Dort wird das Ökosystem des Inselwaldes durch A. gracilipes stark gefährdet. Die Reviere erstrecken sich bis hoch in die Bäume, wo den Ameisen auch brütende Seevögel und Fledermäuse als Nahrung dienen. Die stark polygynen Kolonien halten keine Winterruhe, die durchschnittliche Entwicklungszeit vom Ei zum Imago beträgt 54-75 Tage. Die gelblichen Arbeiterinnen sind im Schnitt 4–5 mm groß und äußerst aggressiv. Sie verteidigen sich mit Ameisensäure, weswegen seit Ende 2002 mit Hilfe massiver Gifteinsätze in dem Naturschutzgebiet der Weihnachtsinsel gegen die invasive Art vorgegangen wird. Es ist anzunehmen, dass Anoplolepis gracilipes ursprünglich aus Afrika kommt, die heutige Verbreitung lässt sich allerdings nur vermuten.

Invasionsbiologie

Die Gelbe Spinnerameise (Anoplolepis gracilipes, Yellow Crazy Ant) wurde unbeabsichtigt im Norden Australiens (erstmals 1978 im Regenwald des Atherton Tableland), auf der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean und anderen tropischen Lebensräumen weltweit eingeführt. Dort richtet die Art als Neozoon beträchtlichen Schaden in bestehenden Ökosystemen an, indem sie die einheimische Biodiversität reduziert und eine Bedrohung für ansässige gefährdete Arten darstellt. Aus diesem Grund wird die Ameise in der Global Invasive Species Database zu den hundert schädlichsten invasiven Neobiota weltweit gezählt.[1]

Auswirkungen als Neozoon auf der Weihnachtsinsel

Besonders auf der Weihnachtsinsel stellen die Ameisen eine Bedrohung für die heimische Flora und Fauna dar. Hier haben sie ihr Verhalten dahingehend geändert, dass sie keine Einzelkolonien mehr mit einzelnen Königinnen, sondern sogenannte Superkolonien mit mehreren kooperierenden Königinnen bilden. Die Tiere sind sehr aggressiv und mit Hilfe der Ameisensäure auch in der Lage, größere Tiere zu überwältigen. Sie greifen entsprechend kleine Reptilien ebenso an wie Palmendiebe (Birgus latro) und Weihnachtsinsel-Krabben (Gecarcoidea natalis). Letztere verlassen kurz vor Beginn der Regenzeit massenweise ihre Erdlöcher und treten die jährliche Wanderung zum Paarungsplatz im Meer an. Auf ihrem Weg zur Küste müssen sie das Revier der "Verrückten Ameise" durchqueren. Innerhalb von sieben Jahren von 1995 bis 2002 wurden so etwa fünfzehn Millionen Krabben von A. gracilipes vernichtet. Derartige Spektakel sind es, die der Art auch den Namen Killerameise gegeben haben.

Durch das Fehlen dieser Tiere können Sämlinge gedeihen, die von ihnen normalerweise unter Kontrolle gehalten werden, wodurch sich die Flora der Wälder zugunsten dieser Pflanzen verschiebt.

Ein weiteres Phänomen, das bei dieser Ameisenart zu beobachten ist, ist die eigene Züchtung von Schildläusen, die ihrerseits den Ameisen durch Produktion des sogenannten Honigtaus Nährstoffe liefern, und die im Gegenzug von den Ameisen in neue Pflanzenbestände transportiert werden. Durch dieses symbiotische Verhältnis tritt ein Ungleichgewicht im Ökosystem auf, vor allem, wenn der abgesonderte Honigtau nicht von den Ameisen abgeerntet wird, sondern auf die darunterliegenden Pflanzenteile fällt und sich dort als eine klebrige, lichtundurchlässige Masse absetzt. Diese Masse verhindert die Fotosynthese der betroffenen Pflanze und verursacht somit weitere Waldschäden, insbesondere auf der Weihnachtsinsel.

Auch der Weißbauch-Fregattvogel (Fregata andrewsi) sowie der Graufußtölpel (Papasula abbottii) sind durch diese Art bedroht. Wissenschaftler befürchten, dass sich die Bestände um etwa 80 Prozent reduzieren werden, da die Ameisen die Jungtiere dieser Vögel töten.

Lange Zeit gab es keine effektiven Gegenmittel gegen die Ameisen. Auch durch hochdosierte Insektizide konnten keine nennenswerten Erfolge erzielt werden. Bei einem 2009 durchgeführten Versuch mit niedrig dosierten Fipronil-Ködern konnte allerdings die Populationsdichte einer Superkolonie um 99 % reduziert werden. Die australische Regierung hat 4 Millionen Australischer Dollar zur Erforschung weiterer Abwehrmaßnahmen bereitgestellt, die Studien werden unter anderem an der La Trobe University und der Monash University durchgeführt.[2]

Als Neozoon auf Sulawesi

Findet die Sulawesi-Kröte (Ingerophrynus celebensis) bei der Nahrungssuche Anoplolepis gracilipes, ernährt sie sich hauptsächlich von ihr. Dies ist bemerkenswert, weil die Ameise Ende der 1970er Jahre als Neozoon nach Sulawesi gelangte. Durch ihr Fraßverhalten nehmen die Kröten positiven Einfluss auf die Population der einheimischen Ameisenarten und damit indirekt eventuell auch auf die Kontrolle von Krankheiten unter den Kakaopflanzen.[3]

Namensgebung

Der englische Name Crazy Ants leitet sich von der Fortbewegung der Tiere ab. Diese bewegen sich sehr rasch vorwärts und schlagen dabei ständig neue Richtungen ein – vor allem, wenn sie gestört werden.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ http://www.issg.org/database/species/search.asp?st=100ss&fr=1&str=&lang=EN ; 100 of the World's Worst Invasive Alien Species, Global Invasive Species Database 2011-02-11
  2. ^ Webseite des Christmas Island National Abschnitt "Yellow crazy ants " (abgerufen am 30. März 2011)
  3. ^ Bernd Ebeling, Pressestelle der Georg-August-Universität Göttingen: Überraschende Entdeckung: Kröten könnten Kakaoernte in Indonesien sichern, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 16. September 2010, abgerufen am 20. September 2010