Nestumzug

Aus Ameisenwiki
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Bezeichnet den Wechsel des Neststandortes bei sonst stationären Arten.

Bei Wanderameisen wird der stete Wechsel der Neststandorte als nomadische Phase bezeichnet und kann periodisch oder dauerhaft auftreten.

Umzüge in der Natur

Der Umzug ganzer Ameisenvölker ist eine häufige Erscheinung. Heeresameisen wechseln zeitweilig täglich den Neststandort (das Biwak). Formica sanguinea soll im Herbst in ein „Winternest“ umziehen, und im Frühjahr zurück in das „Sommernest“. Bei Waldameisen (Formica rufa, Formica polyctena und andere) sind im Sommer oft Nestumzüge über Wochen hinweg zu beobachten: Eine breite „Straße“ verbindet das alte Nest mit einem neuen Standort, manchmal nur wenige Meter entfernt, aber auch über 20 und mehr Meter Entfernung. Kennzeichen solcher Umzüge ist es, dass Arbeiterinnen andere Arbeiterinnen tragen (s. Rekrutierung), Brut, manchmal auch Königinnen. Gelegentlich herrscht im Volk Uneinigkeit darüber, ob der neue Standort wirklich besser ist als der alte. Dann erfolgen Transporte in beiden Richtungen bis ein Standort bevorzugt wird.

Wohl alle Arten wechseln den Nistplatz, wenn dort eine oder mehrere der Grundbedingungen nicht mehr gegeben sind. Solche kurzfristigen Umzüge - manchmal nur von Teilen der Nestbevölkerung - gehören bei vielen Ameisenarten zum Tagesgeschäft; so kann beispielsweise die Brut tagsüber in Zweignester mit günstigeren Bedingungen geschafft oder auch innerhalb eines Nestes mehrfach verlagert werden.

Umzüge in der Haltung

Umzug erzwingen/beschleunigen

Weder die junge Königin allein, noch das nach Schlüpfen der Pygmäen vorhandene kleine Volk haben Tendenzen zum Nestumzug! Ein solcher ist in der Natur allenfalls eine Notreaktion. Eine Gründerkönigin mit den ersten Arbeiterinnen, oder gar die Königin allein, zwingen zu wollen, dass sie in ein Ytongnest etc. umziehen, ist falsch, weil es völlig unnatürlich ist! Hat sie "falsch gewählt" bei der Anlage der Gründungskammer, so wird sie zumeist im Winter sterben. In der aufgezwungenen, nicht selbst ausgewählten, Gründungskammer "Reagenzglas" geschieht das ja leider oft genug. Dann stellt sich das Umzugsproblem jedenfalls nicht mehr.

Die Nesttreue der claustralen Gynen und kleinen Völkchen geht teilweise soweit, das die Tiere lieber in ihrem Nest verdursten oder an Hitze eingehen, als einen Umzug zu riskieren... denn ein Umzug bedeutet in der Natur, sich Fressfeinden oder Angriffen durch andere Kolonien auszusetzen.

Die nun oft gegebenen Empfehlungen wie Nest austrocknen lassen, beleuchten, erwärmen usw bedeuten für eine Gründerin oder auch kleine Kolonie einen enormen Stress... umziehen werden sie deswegen aber nicht, eher gehen sie elendig ein. Lediglich bei größeren Kolonien kann ein umsichtiges "Ungemütlichmachen" des alten Nestes einen Anreiz zum Umzug geben... hier sollten aber alle Veränderungen vorsichtig vorgenommen werden: Flutlicht ist ebenso zu vermeiden wie Affenhitze und über längere Zeit absolute Trockenheit. Und wie immer bei Ameisen: eine Kolonie wird selten sofort und in diesem Moment reagieren, die Tiere brauchen ihre Zeit, um einen Umzug "ins Auge zu fassen".

Umzug aus dem Gründungsnest (RG)

Wie kann ich meine Gyne oder neue Kolonie in ein richtiges Nest umziehen lassen?
Bei diesem in den Foren oft diskutierten Thema frage ich mich: Warum setzen die Halter ihre gefangenen Gynen erst für 6 Wochen in ein Reagenzglas, um sie dann mühsam wieder in ein anderes Nest zu dirigieren. Aber zumindest bei gekauften Gynen/Kolonien wird sich die Frage nach einem Umzug immer wieder zu Recht stellen, werden die Tiere doch fast ausschließlich in RGs geliefert.

In der Natur baut das junge Volk in der Regel das Nest von der Gründungskammer ausgehend weiter. Tunnel werden gegraben, zuerst in die Tiefe, so dass man zur Überwinterung in Bereiche mit etwas günstigerer Temperatur und besonders mit geeigneter Bodenfeuchtigkeit gelangen kann, dann aber auch in die Breite (z.B. unter einem Stein).
Aus diesem Verhalten heraus lässt sich jetzt selbst bei den nesttreuen Lasius niger (notfalls) eine Gyne oder besser bereits eine kleine Kolonie zu einem Umzug verleiten... wenn sie nämlich das "Gefühl" hat, innerhalb eines geschlossenen Nestes lediglich die Kammer zu wechseln. Das RG muss ohne Verbindungsschlauch direkt an das neue Nest (frisches RG, Farm, Ytong etc) angeschlossen und komplett verdunkelt werden. Es wird also ein zusammenhängendes, großes Nest simuliert. Die Chancen auf einen Umzug innerhalb der nächsten Tage stehen gut, jedoch gibt es nie eine Garantie!

Hier sollen noch einige konkrete Hinweise gegeben werden, wie man Ameisenkolonien umsiedelt bzw. von einem Formikarium in ein anderes umziehen lässt.

Grundsätzlich wird das Umsiedeln um so schwieriger, je größer das Ameisenvolk und das Formikarium ist, und je reichhaltiger es mit Sand, Kies, Steinen, Pflanzen und Dekorationen ausgestattet ist.

Zunächst eine Anleitung zum Umsetzen von kleinen Kolonien, die im Reagenzglas überwintern. Ein Umzug kann sinnvoll werden, wenn die Watte im RG schimmelt und der Wasservorrat braun und faulig wird. Es spricht nichts dagegen, Ameisen in der Winterruhe umzusiedeln, wenn sie schön inaktiv sind. Es kann ihnen nicht schaden.

1.) Neues Reagenzglas mit Wasser und Watte vorbereiten, auf Dichtheit des Wattestopfens prüfen! (Siehe Artikel:Reagenzglas)

2.) Altes und neues Reagenzglas mit den Öffnungen aufeinander halten, senkrecht stellen, altes RG nach oben.

3.) Durch seitliches Klopfen an das alte RG die Königin, Arbeiterinnen, Brut in das neue RG fallen lassen. Anklopfen z.B. mit einem Bleistift, jeweils gegenüber den Stellen, wo sich Tiere festhalten oder Larven festkleben, kann das Loslassen befördern.

4.) Wenn sich die Tiere im neuen RG beruhigt haben, kann man eventuell noch im alten RG verbliebene Larven mittels Pinsel ablösen und in das neue RG verbringen.

5.) Nach etwa 1/2 bis 1 Tag in etwas wärmerer Umgebung, so dass sich die Tiere und ihre Brut wieder arrangieren können, das RG wieder in die Überwinterungstemperatur legen.

Das Verfahren geht bei allen Arten, die eine richtige Winterruhe machen.

Ein Beitrag zum Thema "Ameisen umschütten" aus dem Ameisenforum:

Aus: http://www.ameisenforum.de/286189-post10.html

"Du kannst die Ameisen gleich ins Formicarium einsetzten, du darfst sie aber auf KEINEN Fall hineinschütteln, da das der Kolonie schwer schaden könnte."

Solche oder ähnliche weise Anweisungen werden in Ameisenforen nicht selten gegeben.

Was soll eigentlich dabei der Kolonie "schwer schaden"? Wenn man das RG über die Arena (mit Nest, Farm etc.) hält, den Wattestopfen abzieht und den Inhalt bei leichtem Klopfen auf das obere Ende des RG herausschüttelt, fallen Arbeiterinnen und Brut einfach runter, auch der Königin schadet so ein kleiner Plumps absolut nichts. Natürlich sollten das Wasser, und der Wattepfropf davor, im RG bleiben. Falls Eier und kleine Larven im RG haften, kann man sie mit einem feinen Pinsel herausholen und in der Arena abstreifen.

Die Ameisen werden schleunigst nach einem Ort suchen, wo sie sich und ihre Brut verstecken können. Wenn ein Ytong vorhanden ist, wird der ziemlich sicher das Ziel sein. Ist die Arena groß genug, kann man das RG später dazu legen: Sollte das Nest (der Ytong, die Farm) absolut ungeeignet sein, ziehen die Tierchen vielleicht wieder ins RG und belehren den Halter, dass seine sonstige Einrichtung untauglich ist (zu trocken oder was auch immer).

Die gängigen Ameisen halten eine solche Behandlung problemlos aus. Wenn sie z.B. mittels Exhaustor aufgesaugt werden, werden sie ganz gewaltig durcheinander gewirbelt. Trotzdem habe ich dabei noch nie Verluste erlebt. Sowie "Ruhe" eingekehrt ist, sammeln und sortieren die Ameisen ihre Brut, und sei es unter einem Stückchen Papier, das Deckung verspricht. Später, wenn die suchenden Ameisen eine geeignete Unterkunft gefunden haben, ziehen sie geordnet in diese um.

Ameisenhaltung ist schwierig genug. Man muss sie nicht unnötig noch schwieriger machen mit solchen Anweisungen, die irgendwer sich mal aus den Fingern gesaugt und dann aus dem Ärmel geschüttelt hat, und die nun von Anderen als Mantra wieder und wieder nachgebetet werden.