Polyrhachis lama
Polyrhachis lama Kohout 1994 (Formicinae) ist eine Ameisenart, die sozialparasitisch in Nestern einer noch unbestimmten Art der Gattung Diacamma (Ponerinae) lebt. Beschrieben wurde sie nach sechs Individuen, die von einer „Deutschen Tibet-Expedition 1938/39“ angeblich „in Tibet“ gesammelt worden waren, danach auch der Artname „lama“. Überraschenderweise wurde sie in Java (Indonesien) wieder gefunden und ausgiebig untersucht (Maschwitz et al. 2000).
Es gibt sehr wenige entflügelte Königinnen von P. lama. In den meisten Nestern der Wirtsart finden sich nur Arbeiterinnen, die dort P. lama-Brut aufziehen. Dabei nutzen sie die von der Wirtsart eingetragene Beute. Nach bisherigen Erkenntnissen ist es am wahrscheinlichsten, dass die Arbeiterinnen immer wieder Eier und/oder kleine Larven aus den „Mutternestern“ holen, in denen sich eine legende P. lama-Königin befindet, in benachbarte Nester der Wirtsart tragen und dort aufziehen.
Besonders bemerkenswert ist, dass hier ein Sozialparasit eine Wirtsart nutzt, die einer ganz anderen Unterfamilie angehört, eine Formicine, die eine Ponerine parasitiert. In den meisten Fällen von Sozialparasitismus und Sklaverei gehören die Wirte und Parasiten nicht nur derselben Unterfamilie an, sondern sind sogar engstens miteinander verwandt. Manche Sozialparasiten werden sogar in derselben Gattung wie ihre Wirte geführt, z.B. die Sklaven haltende Temnothorax duloticus und ihre Wirtsarten, T. ambiguus, T. curvispinosus und T. longispinosus. Bekannte Ausnahmen von dieser "Emery-Regel" sind die Gastameisen z.B. der Gattung Formicoxenus.
Ein Parallelfall zu Polyrhachis lama ist P. loweryi, die bei einer Rhytidoponera-Art (Ponerinae) lebt.
(A. Buschinger 12.03.06)
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