Nematoden

Aus Ameisenwiki
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Fadenwürmer, Nematoden: Über die Nematoden der Ameisen ist wenig bekannt. Manche Arten scheinen sich als Larven aus dem Boden in die Ameisenlarven zu bohren, wo sie heranwachsen um dann als geschlechtsreife Würmer den Wirt wieder zu verlassen. Manche Ameisen werden dabei unförmig aufgetrieben. Bei Lasius können verzwergte, kurzflügelige Jungköniginnen entstehen. Manchmal ist der Befall auch weniger auffällig. Die Nematodengattung Mermis bzw. die Familie Mermithidae werden oft als Ameisenparasiten genannt. Fadenwürmer kommen in zahlreichen Ameisen-Gattungen vor, z.B. in Lasius, Myrmica, Aphaenogaster, Pheidole, Myrmecina. Wie weit diese Fadenwürmer wirtsspezifisch sind, ist unbekannt.

Bild 1 zeigt zwei Arbeiterinnen einer Aphaenogaster-Art aus dem Himalaya. Die obere Arbeiterin ist normal, aus der unteren, deren Gaster unmäßig aufgetrieben war, konnte der darunter abgebildete Nematode herausoperiert werden. Die Ameise ist 7.5 mm lang, der Nematode ca. 7 cm.

Mermis8 Aphaen.jpg


Bild 2: Ebenfalls aus dem Himalaya; Myrmica pachei Forel, 1906. Unten links und rechts je eine normale Arbeiterin, unten Mitte und oben links je eine scheinbar „vollgefressene“ Arbeiterin, oben rechts wurde die Gaster einer solchen „dicken“ Arbeiterin geöffnet. Da ist der Wurm drin, im wahrsten Sinn des Wortes!

Mermis9 Myrmica.jpg


Myrmeconema neotropicum ist ein Nematode, der 2008 entdeckt und beschrieben wurde (als "n. g. n. sp." = neue Gattung, neue Art). Der Fadenwurm lebt in Mittel- und Südamerika und parasitiert in Ameisen der Gattung Cephalotes. Infizierte Ameisen fallen durch eine intensive Rotfärbung der Gaster auf. Sie präsentieren sich außerhalb der Nester mit hoch gereckter Gaster. Es wird angenommen, dass solche Ameisen von Vögeln mit Beeren verwechselt und gefressen werden. Die in der Ameise enthaltenen Fadenwurm-Eier werden mit dem Vogelkot verteilt. Vogelkot ist für Ameisen attraktiv wegen seines Gehaltes an diversen Salzen. Man nimmt an, dass die Ameisen solchen Vogelkot an ihre Brut verfüttern, wodurch der Parasitenzyklus geschlossen wird.

Der Nematode "manipuliert" sozusagen seinen Wirt durch Einfluss auf Erscheinungsbild (Rotfärbung) und Verhalten (ruhiges Sich-Anbieten statt flinken Umherlaufens). Das entspricht länger bekannten Beispielen wie dem Kleinen Leberegel oder den Vogelbandwurm-Finnen (Cysticercoide). Letztere verursachen eine intensive Gelbfärbung bei befallenen Leptothorax- und Temnothorax-Arbeiterinnen, die auch beim Öffnen des Nestes (etwa durch eine Specht) nicht fliehen, sondern sich "ruhig" fressen lassen.

Literatur:

GEORGE POINAR, STEPHEN P. YANOVIAK 2008: Myrmeconema neotropicum n. g., n. sp., a new tetradonematid nematode parasitising South American populations of Cephalotes atratus (Hymenoptera: Formicidae), with the discovery of an apparent parasite-induced host morph. Systematic Parasitology 69, 145-153