Pheidole spadonia

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Pheidole spadonia ist eine weitere der zahlreichen Arten dieser Gattung.

An ihr wurde eine spezielle Arbeitsteilung in der Nahrungsverarbeitung zwischen Larven und Arbeiterinnen untersucht (s.u., Literatur).

Nicht immer sind die Beschaffung von Futter (Furagieren), seine Verteilung im Nest und die Verfütterung an die Larven eine Einbahnstraße. In der genannten Arbeit wird gezeigt, dass bei Pheidole spadonia die Arbeiterinnen Beute (im Versuch: Taufliegen) eintragen und zerstückeln. Die kleinen Partikel werden den auf dem Rücken im Nest liegenden Larven des 4. (=letzten) Stadiums auf den Bauch gelegt, auf eine „Futterkorb“ (food basket) genannte Fläche. Dort drehen und wenden die Larven das Futterstück stundenlang mit ihren Mandibeln, speicheln es mit Verdauungssekreten ein, schlucken jedoch nichts. Stattdessen lecken Arbeiterinnen die vorverdaute, verflüssigte Nahrung auf, schlucken sie in ihren Kropf und verteilen sie anschließend an bettelnde Larven und andere Arbeiterinnen via Regurgitation!

Das ist also eine höchst ungewöhnlich erscheinende Zusammenarbeit zwischen Larven und Arbeiterinnen, hier erstmals für Ameisen nachgewiesen. Die Arbeiterinnen übertragen die Eiweißverdauung auf Larven einer bestimmten Altersgruppe. Selbst sind sie wegen ihrer sehr engen Speiseröhre (Ösophagus), die ja die schmalen Gelenke der Stielchenglieder durchzieht, nicht in der Lage, größere Fleischbröckchen zum Kropf und weiter zum verdauenden Mitteldarm zu leiten. Soziale Arbeitsteilung also zwischen Larven und Arbeiterinnen!

Larven, die kleine Futterbröckchen vor dem Mund, auf dem genannten Futterkorb oder ähnlichen Strukturen, mittels ihrer Mandibeln bearbeiten, sind schon bei vielen Ameisen beobachtet worden. Bei Leptothorax acervorum konnten wir auch den Schluckvorgang im Binokular beobachten: Die Köpfe der Larven sind so durchsichtig, dass man winzige gefärbte Futterbröckchen hindurch in den Ösophagus wandern sieht. Die hier berichteten Vorgänge sind bei anderen Ameisen wahrscheinlich auch zu erwarten, aber keinesfalls bei allen Arten, nicht einmal innerhalb der Myrmicinae. Man sollte vorzeitige Verallgemeinerungen meiden.

Bei Wespen hat Maschwitz schon vor vielen Jahren gezeigt, dass Larven ein lebendes Vorratslager für Nahrung darstellen: Sie fressen und verdauen sehr viel Insektenfleisch, aber wenn die Adulten bei schlechtem Wetter nicht ausfliegen können, geben die Larven eine nahrhafte Flüssigkeit aus ihren Speicheldrüsen ab, die es den Pflegerinnen ermöglicht, mehrere Hungetage zu überstehen.

Für die Ameisenhaltung kann man ableiten, dass für Ameisen mit derartigen Ernährungsgewohnheiten (wahrscheinlich alle Pheidole-Arten! Welche anderen Gattungen?) das Verfüttern fester Proteinnahrung ziemlich wichtig sein dürfte. Ein homogenisiertes Gemisch von Zuckern und praktisch gelöstem Protein, wie es bei manchen künstlichen Diäten vorliegt, würde solchen Ameisen wahrscheinlich doch „auf den Magen schlagen“, ihre arbeitsteilige Verdauung durcheinander bringen.

Literatur: Larven als Verdauungshelfer bei Pheidole (28.12.05) CASSILL, D.L., BUTLER, J., VINSON, S.B., WHEELER, D.J. (2005): Cooperation during prey digestion between workers and larvae in the ant, Pheidole spadonia. - Insectes Sociaux 52: 339-343

A. Buschinger