Sich-Totstellen

Aus Ameisenwiki
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Ameisen stellen sich tot

Manche Ameisenarten greifen an, wenn sie sich oder das Nest bedroht sehen (Waldameisen, die dann sofort in „Schussposition“ gehen, wenn ein potentieller Feind sich dem Nest nähert); andere flüchten, und einige Arten „stellen sich tot“, verharren bewegungslos. Das macht Sinn, weil viele Fressfeinde (Vögel, Insekten) durch Bewegung besonders auf ein Opfer aufmerksam werden. Wenige Arten krümmen sich bei diesem „Totstellen“ ventral ein, so dass sie sich der Kugelform nähern. Besonders schön ist das bei der einheimischen Myrmecina graminicola zu sehen, die sich allerdings meist erst bei leichter Berührung so verhält. Der Effekt des Einrollens besteht darin, dass die Ameise dann bei der geringsten weiteren Berührung wegrollt, wie ein Erdkrümel, und vielleicht in eine Spalte im Boden oder sonst in einen geschützten Winkel fällt.

Missverstanden wird gelegentlich die eingerollte Haltung von Ameisen, besonders von Königinnen, während der Winterruhe. So war in einem Forum zu lesen:

also, ich hatte meine Camponotus herculeanus-Königin (mit 6 dicken Larven) so ungefähr 3 Wochen im Kühlschrank (bei ca. 5°C). Da wollte ich mal nach ihr schauen, da liegt so gekrümmt sie da, mit eingeknickten Beinen, als wär sie tot. Sie hat sich nicht mehr bewegt, da hab ich sie rausgeholt und dann ist sie sozusagen "wieder auferstanden".

Das war die ganz normale Ruhehaltung im Winter!

Sinn dieser Haltung, mit geringst möglicher Oberfläche, ist nicht etwa Schutz vor Wärmeverlust (wie das bei winterschlafenden Säugetieren der Fall ist), sondern Schutz vor Austrocknung: Auch diese erfolgt umso schneller, je mehr von der Körperoberfläche der umgebenden Luft ausgesetzt wird (Beine, Fühler!). Insbesondere bei Frost, den viele Ameisenarten in der Winterruhe überstehen müssen, kommt es zu Wasserverlust, weil sich die Feuchtigkeit z.B. an Nestwänden etc. als Reif niederschlägt. Aus demselben Grund „kuscheln“ sich die Ameisen samt Brut in der Überwinterung möglichst eng zusammen. Es geht um den Erhalt der Feuchtigkeit, nicht um Kälteschutz. Wissenschaftlich wurde erwiesen, dass in Gruppen zusammen gelagerte Ameisen (und auch andere Insekten) Frost länger überstehen als wenn sie einzeln denselben Bedingungen ausgesetzt sind. Einzelne Gründerköniginnen sind deshalb besonders gefährdet.

(A. Buschinger, 03.12.06)

Die Königin sitzt mehrere Meter tief im Boden

Für die häufigen einheimischen Lasius-Arten, besonders für Lasius niger, werden in den Foren immer wieder derartige Angaben gemacht. Sie sollen davor warnen, sich eine Kolonie auszugraben. Das komplette oder auch nur weitgehende Ausgraben einer Lasius-Kolonie ist tatsächlich nicht empfehlenswert, wenn man hofft, ein für die Haltung im Formikarium geeignetes Volk samt intakter Königin zu erbeuten: In den meisten Fällen entkommt die Königin irgendwo hin in die randlichen Bereiche des Nestes, sehr oft aber zerschneidet oder zerquetscht man sie auch mit den Ausgrabe-Werkzeugen. Unwahr ist, dass die Königin mehrere Meter tief sitzt. An warmen Tagen und zu bestimmten Jahreszeiten ist sie sogar sehr nahe der Oberfläche, wo es warm ist! Die Tiefe der Nester beträgt in der Regel ½ bis 1 Meter, und tiefer kann die Königin auch nicht gehen. Das ist anders bei vielen tropischen Arten mit sehr großen Kolonien, etwa Blattschneiderameisen, oder bei Arten aus Wüstengebieten, wo eben erst in beträchtlicher Tiefe genügend Feuchtigkeit und tragbare Temperaturen zu finden sind.