Ernährung von Larven

Aus Ameisenwiki
Version vom 22. Dezember 2006, 17:19 Uhr von 84.167.252.54 (Diskussion)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Alfred BUSCHINGER & Margitta SCHAEFER 2006: Larval nourishment in Leptothorax acervorum (FABRICIUS, 1793) (Hymenoptera: Formicidae), with description of a larval mensarium as a trophophoretic structure for the handling of food particles. Myrmecologische Nachrichten 9, 35-41.

In dieser Arbeit haben wir genauer untersucht, wie Larven von L. acervorum gefüttert werden.

Sie erhalten getrennt kleine Fleischpartikel (hier von Mehlkäferpuppen) sowie Honigwasser. Zum Festhalten der Fleischbröckchen ist bei den Larven auf der Bauchseite eine spezielle Struktur entwickelt, die wir als „Mensarium“ (von lat. mensa = Tisch) benannt haben. Sie ersterckt sich in Form querovaler, runzeliger „Kissen“ über die 4 Segmente, aus denen bei den Imagines die Thoraxsegmente II und III (Meso- und Metathorax) werden, sowie über die beiden ersten Abdominalsegmente (später = Epinotum und Petiolus).

In einer Übersichtstabelle werden die bisher bekannten Strukturen verglichen, die bei Ameisenlarven die Nahrungsaufnahme unterstützen (trophophoretische = Nahrung haltende Strukturen). In verschiedenen Verwandtschaftsgruppen gibt es Einrichtungen wie eine „food platter“ (abgeflachter Bereich auf der Ventralseite des Abdomens, Ponerinae), einen „Food basket“ (Nahrungskorb, haarlose, von langen Haaren umstandene Fläche mit kurzen, spitzen Dörnchen auf der Ventralseite vorn, Solenopsis), ein „Praesaepium“ (flache Einsenkung der vorderen Abdominalsegmente, wobei das 2. Abdominalsegment einen queren Wulst bildet, der sich nach vorne über das 1. Segment wölbt, Camponotus), den Trophothylax (tiefe, nach vorn offene Tasche im Abdominalsegment 1, Pseudomyrmecinae), und das hier erstmals beschriebene Mensarium.

Das Mensarium dürfte bei allen Angehörigen der Gattung Leptothorax sowie bei deren Sozialparasiten (Harpagoxenus) vorkommen. Ob diese Struktur auch bei anderen Ameisengattungen vorkommt, ist unbekannt. Ebenso ist die Verbreitung der anderen genannten Strukturen innerhalb der Ameisen nicht untersucht, und von den meisten Verwandtschaftsgruppen ist nicht bekannt, ob die Larven irgendwelche derartige Strukturen besitzen.

Bei großen Larven ist das Mensarium mittels Binokular bereits unter relativ geringer Vergrößerung erkennbar. Allerdings krümmen sich Kopf und Vorderende oft so weit in Richtung Mensarium, dass es weitgehend überdeckt wird.

Bild 1 web.jpg


Datei:Bild 2 webjpg


Bild 3 web.jpg


Bild 4 web.jpg