Ökologische Bedeutung

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Begründung: "Erzähl"perspektive, neue Zahlen + Erkenntnisse --DmdM (Diskussion) 19:46, 11. Mai 2013 (CEST)


Der Mensch ist bedeutender als die Ameisen.

Wirklich?

Was würde ein unabhängiger Außerirdischer dazu sagen? Sicher hat der Mensch Bedeutendes geleistet, doch in erster Linie ist seine Leistung in der Bedeutung für ihn selbst begründet (Rollläden, Zahnbürsten, Computer und Autos, ... all das mag bedeutend sein. Aber eben bedeutend für den Menschen.)

Fakt ist: Die Bedeutung des Menschen für Natur und Umwelt ist eher eine negative: Viele Pflanzen und Tiere sind aufgrund des Menschen ausgestorben.

Fakt ist: Die Bedeutung der Ameisen für Natur und Umwelt ist um ein Vielfaches höher als die der Menschen.

Fakt ist: Würden die Menschen aussterben, würde sich die Natur größtenteils wieder erholen. Viele Schäden blieben, aber nach relativ kurzen 1 Millionen Jahren wäre die Erde eine ähnliche wie heute.

Fakt ist: Würden hingegen die Ameisen schlagartig aussterben, würden die meisten Ökosysteme zu Lande kollabieren. Die Erde wäre nicht wiederzuerkennen.

Edward O. Wilson, der Begründer der Soziobiologie und einer der bedeutendsten Ameisenforscher, betont diese Tatsache immer wieder, verbunden mit dem Appell für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und für Respekt vor diesen kleinen Wesen, die um so viel länger diese Erde bewohnen als wir Menschen.

Ein wichtiger Review grundlegender Literatur: [[1]]

Ameisen als Naturschützer

Ameisen sind wahre Naturschützer. Ohne sie würden heutige grüne Landstriche oft karg aussehen. Da sie den Boden mit den vielen Gangsystemen auflockern, ermöglichen sie den Pflanzen dadurch ein einfacheres Wurzelwerk aufzubauen. Genau das machen auch Würmer, sie fördern dadurch auch die Humusbildung. In den Tropen kann man sehr gut sehen, wie nützlich Ameisen für die Natur sind. Bevor Pflanzen eine Brachlandschaft besiedeln, siedeln sich die Ameisen dort ein und schichten mehrere Bodenbeläge um. Wenn hingegen Ameisen fehlen würden, fiele es den Pflanzen reichlich schwer, auf solchen Orten sesshaft zu werden. Der Boden würde mit jedem Regenguss ein wenig abgetragen.

Ein weiterer positiver Aspekt ist der Samenaustausch. Formica rufa (Waldameise) trägt die Samen von rund 150 Pflanzenarten durch die Natur. Des Weiteren ist in ameisenreichen Gebieten eine vermehrte Produktion von Honig durch Bienen festzustellen, da in diesen Gebieten mehr Honigtau zur Verfügung steht.

Aas und anderer Abfall werden von Ameisen abgetragen, dadurch wird geholfen, den Wald "sauber zu halten". Ameisen selbst sind Schädlingsvernichter, aber gleichzeitig auch Nahrung für verschiedene andere Insektenarten. Die Lebensgemeinschaften der verschiedensten Biotope ist durch die Ameisen artenreicher und das biologische Gleichgewicht stabiler geworden als ohne.

So kann man sagen, dass der Schutz der Ameisen ein wichtiger Teil in den Wäldern dieser Erde sein sollte. Da ist es vollkommen falsch und nicht zu verstehen, wenn Menschen z. B. die Hügel der Waldameisen mutwillig zerstören!

Wirtschaftliche Bedeutung sozialer Insekten

Allen voran ist die Honigbiene zu nennen, eines der ältesten Haustiere der Menschheit. Sie wurde in China und in Ägypten seit über 4.000 Jahren genutzt. Neben dem Seidenspinner ist sie die einzige domestizierte Insektenart! Die Honigbiene kann allerdings trotzdem jederzeit noch wild leben. Neben Apis mellifera, die mit etlichen Unterarten inzwischen weltweit gehalten wird, ist die besonders in Indien gehaltene Apis cerana zu erwähnen.

Einige (ziemlich alte!) Zahlen aus den USA: Dort sollen ca. 4.7 Millionen Völker gehalten werden. Die Honigernte/Jahr beläuft sich auf ca. 100 Millionen Kg im Wert ca. 500 Mio $. Die Welthonigproduktion wird auf ca. 400 Mio kg geschätzt. In USA gibt es Wanderimker, die z.T. mit tausenden von Völkern auf Trucks zwischen Texas und dem südlichen Kanada pendeln, dabei im Frühjahr dem Vorrücken der Obstblüte nach Norden folgen. Der Wert des Nutzens im Obstbau durch die Bestäubungsleistungen der Bienen wird auf über 10 Milliarden $ geschätzt; hinzu kommt der nicht bezifferbare Nutzen für die natürliche Vegetation.

Einige Sonderkulturen in Gewächshäusern gedeihen besser, wenn Hummelvölker darin verbreitet werden. So wurden Tomaten in Holland lange Zeit von Hand, mittels "Vibrator" bestäubt. Neuerdings gibt es erfolgreiche Methoden um Hummeln für diesen Zweck zu züchten. 1993 wurden in Finnland 80.000 Völker pro Jahr erzeugt, plus weitere 80.000 für den Export nach England, Frankreich, Italien, auch nach Deutschland. Der stattliche Preis eines Volkes von einer Königin und 12 Arbeiterinnen wurde mit bis zu 400 € angegeben; Angebote finden sich im Internet!

http://www.stb-control.de/hummeln/hummelpreis.htm Hier soll ein kleines Volk für Hobbygärtner € 100 kosten.

Ganz interessant der folgende Text auf der o.a. Webseite:

Hummeln für Gewächshäuser

Don Griffiths und Ewert Jan Robberts beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Einsatz von Hummeln für die Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern. Tomatenzüchter sind bereit, einen hohen Preis für Hummelvölker zu bezahlen, da Hummeln die Blüten der Tomatenstauden effektiver bestäuben als Honigbienen oder zitternde "elektrische Bienen". Die Hummeln schwingen - im Gegensatz zu den Bienen - ihre Flügel mit einer hohen Frequenz, so dass der Pollen von den Tomatenblüten abfällt und übertragen werden kann. Das Ergebnis ist eine wirkungsvolle Bestäubung.

Die gewerbliche Zucht von Hummelvölkern ist allerdings sehr aufwendig. Dies liegt zum einen an den Schwierigkeiten, Hummeln das ganze Jahr über durch Zucht für die Bestäubung bereitzustellen und damit die Tiere entgegen ihren natürlichen Lebensgewohnheiten zu halten. Zum anderen ist es wichtig, das ganze Jahr über eine gleich bleibende Qualität der Völker zu gewährleisten. Die ganzjährige Züchtung kann durch eine künstliche Überwinterung von begatteten Königinnen erreicht werden, indem man sie mit Kohlendioxid begast. Dieses Verfahren, unterstützt durch den Einsatz von jungen Honigbienen (Arbeiterinnen), regt die Königinnen zur Eiablage an. Auch Züchter anderer Treibhausgemüse (beispielsweise Auberginen, Paprika oder Erdbeeren) setzen Hummelvölker für die Bestäubung ihrer Pflanzen ein. Für den Einsatz im freien Feld wird von diesen Völkern bisher noch kaum Gebrauch gemacht.

Leider wurden auch nicht-einheimische Hummelarten ausgebracht, so dass es lokal zu Verdrängung einheimischer Arten, oder sogar zu Verkreuzung mit solchen kam.

Nach den Bienen sind dann die Ameisen, besonders die Roten Waldameisen, die wichtigsten sozialen Insekten, um deren "Management" man sich bemüht hat. - Über andere, vor allem tropische Ameisen, liegen sehr alte Berichte vor. So hat man in China Nester von Weberameisen (Oecophylla) in Orangenbäume gehängt, um dort die Schadinsekten kurz zu halten. Waldameisen (Formica s. str.) haben eine große Bedeutung dadurch, dass sie viele Schadinsekten im Forst, Kiefernspanner, -eule, -spinner, Fichtenblattwespe, Nonne, Eichenwickler u. a. erbeuten. Sie scheinen damit in drohende Massenvermehrungen einzugreifen. Die Mengen erbeuteter Insekten sind sehr groß: Ein durchschnittliches WA-Volk erbeutet jährlich ca. 6 Mio. Insekten mit einem Gesamtvolumen von 28 Liter.

Ein zusätzlicher positiver Effekt besteht darin, dass Waldameisen auf Waldbäumen Blatt- und Rindenläuse kultivieren, die den Waldbäumen wenig schaden, deren Honigtau aber auch vielen anderen Nützlingen sowie besonders den Honigbienen zugute kommt. "Schwarzwälder Tannenhonig" besteht so fast ausschließlich aus Honigtau. Wo Waldameisen leben, da ist alljährlich +/- gleich viel Honigertrag zu erwarten. In ameisenfreien Wäldern schwankt der Ertrag sehr stark. Besonders wegen der regulierenden Wirkung der Waldameisen auf Schadinsekten versuchte man schon im 19. Jahrhundert, verstärkt seit den 30er Jahren des letzten Jh., Waldameisen künstlich zu vermehren und zum biologischen Forstschutz einzusetzen. Heute gibt es Vereine, besonders die Deutsche Ameisenschutzwarte, mit Landesverbänden in z. Zt. 10 Bundesländern, die sich um Schutz und Hege der Waldameisen kümmern. Allerdings hat sich gezeigt, dass der frühere Optimismus hinsichtlich "Vermehrung" und künstlicher Ansiedlung nicht ganz gerechtfertigt war, dass auch die Nestschutzhauben aus Maschendraht (z.B. gegen Spechte) oft eher schadeten als nützten.

Heute ist der Schutz von vorhandenen Kolonien vorrangig, man erstrebt naturnahe Waldbewirtschaftung um das gesamte Ökosystem zu stabilisieren. Ansonsten sind die Ameisenschützer v.a. damit beschäftigt, jährlich hunderte von Völkern umzusiedeln, die von Straßen- und Eisenbahnbau oder von der Ausweitung von Siedlungen bedroht sind.

Ameisen und Termiten als Luftverschmutzer?

Vom Autor unterzeichnet, siehe AmeisenWiki:Unterzeichnete Beiträge.


Aus: „Die Waldameise“ (Mitteilungsblatt der Deutschen Ameisenschutzwarte) 3, 1990, S. 12

Alfred Buschinger: Ameisen und Termiten als Luftverschmutzer?

Methan und andere flüchtige organische Substanzen werden als Ursache für die globale Aufheizung der Erdatmosphäre, den Treibhauseffekt, verantwortlich gemacht. Auch Ameisensäure (HCOOH) gehört zu den weltweit in der Luft, in Aerosolen und im Niederschlag nachweisbaren Chemikalien, sowohl in urbanen Regionen als auch weit ab von menschlicher Besiedlung T. E Graedel aus New Jersey und der bekannte Ökologe Thomas Eisner von der Cornell-Universität in Ithaca, New York. haben kürzlich eine Arbeit publiziert, in der Ameisen als eine der Quellen für den Ameisensäureeintrag in die Atmosphäre diskutiert werden (Graedel & Elsner 1988). Andere Quellen sind Autoabgase, Verbrennung von Biomasse (Waldbrände) und Müll sowie chemische Umsetzungen in der Atmosphäre, wobei besonders aus Formaldehyd Ameisensäure entsteht. Die Kalkulation der beiden Autoren Ist beeindruckend, wenngleich die eingesetzten Zahlenwerte eingestandenermaßen zum Teil recht unsicher sind.

Nach Wilson (1975) existieren derzeit etwa 1 x 1015 (eine Billiarde) Ameisenindividuen auf der Erde, nach einer anderen Schätzung könnten es auch 100 Billiarden sein, also nimmt man einen für die Größenordnung mittleren Wert von 10 Billiarden an. Das Gewicht einer Ameise geht mit 10 Milligramm in die Rechnung ein; auch dieser Wert ist grob geschätzt, denn zwischen den Zwergen und den Riesen unter den Ameisen bestehen gewaltige Unterschiede (eine F. polyctena-Arbeiterin hat ein Gewicht von etwa 8-10 mg). Man kommt auf ein Gesamtgewicht von 5 x 10 hoch 16 mg oder 50 Millionen Tonnen (Zum Vergleich: 5 Milliarden Menschen durchschnittlich 50 kg ergibt 250 Millionen Tonnen).

Unter den 12 Unterfamilien der Ameisen erzeugen nur die Formicinen (Schuppenameisen) Ameisensäure als Wehrsekret Ihr Anteil an der Weltameisenfauna wird auf 30 ± 10% geschätzt. Nur ein Teil, etwa 10% ihres Körpergewichts, besteht aus Giftdrüseninhalt, in dem eine Ameisensäurekonzentration von 20 % angenommen wird, so daß 2 % des Formicinen-Frischgewichts in Form von Ameisensäure vorliegen, insgesamt also etwa 300.000 Tonnen.

Wichtig ist für die Berechnung der Freisetzung von HCOOH auch deren Umsatz. Die Autoren gehen davon aus, dass eine Ameise während einer angenommenen Lebensdauer von 2 Monaten nur 0.1 mal die Giftblase entleert (aktive Emission, also Verspritzen des Sekrets). Der nach ihrem Tode freiwerdende Rest wird zum Teil vom Boden oder Nestmaterial absorbiert und neutralisiert. Etwa 20 % davon wird möglicherweise an die Atmosphäre abgegeben.

Wie gesagt. dies alles sind grobe Schätzwerte. Waldameisen-Abeiterinnen können durchaus mehrere Jahre alt werden und sicher ihren Giftdrüseninhalt wiederholt abgeben und neu synthetisieren. Andere Formicinen-Arten mögen eine geringere Lebenserwartung haben.

Unter Annahme aller dieser Werte errechnet sich eine jährliche Freisetzung von 600.000 Tonnen Ameisensäure aus Ameisen in die Atmosphäre.

Weitere Kalkulationen in der Arbeit von Graedel & Eisner bringen diese gewaltig erscheinende Zahl in Relation zu den aus anderen Quellen stammenden Ameisensäuremengen Danach entstehen aus chemischen Umsetzungen in der Atmosphäre jährlich 30 Millionen Tonnen HCOOH. Auf Auspuffgase sollen (mir nicht ganz glaubwürdig erscheinend) nur 2000 Tonnen entfallen, ebenso viel (oder wenig) auf die Verbrennung von Biomasse und Müll Die Ameisen wären danach für knapp 2 % des Ameisensäureeintrags verantwortlich, dies erscheint nicht viel. Die Freisetzung aus Ameisen erfolgt jedoch hauptsächlich in den Tropen und den gemäßigten Mittelbreiten. die zusammen nur 13 % der Erdoberfläche einnehmen. Daraus ergibt sich für diese Regionen, und besonders für die tropischen Regenwaldgebiete mit hohem Anteil von Ameisen an der Biomasse, doch ein wesentlich höherer Prozentsatz an ameisenbürtiger HCOOH in der Atmosphäre.

Termiten sollen nach einer Arbeit von Zimmerman et al. (1982) weltweit jährlich 150 Millionen Tonnen Methan, 200 Millionen Tonnen Wasserstoffgas und 50 Milliarden (!) Tonnen Kohlendioxid abgeben, der letztere Wert entspricht mehr als dem Doppelten dessen, was durch die Verbrennung fossiler Energietrager (Kohle, Öl) erzeugt wird. Auch Termiten sind somit möglicherweise in der Lage, die Bilanz von Spurengasen in der Atmosphäre signifikant zu beeinflussen.

Größenordnungsmäßig treffen die hier referierten Zahlenwerte vermutlich einigermaßen zu, obwohl noch wesentlich genauere Bestimmungen nötig erscheinen. Ein nicht unerheblicher Tell der Luftschadstoffe wird also von Tieren, nicht zuletzt Ameisen und Termiten, erzeugt. Doch ist dies über viele Jahrmillionen so gewesen. Der inzwischen kritische Anstieg der Werte für Kohlendioxid, Methan und andere Gase dürfte kaum auf die natürlichen Emittenden zurückzuführen sein, hier gilt es wohl doch die Ursachen bei Homo sapiens zu suchen!

Literatur

GRAEDEL. T E AND T ELSNER (1988): Atmospheric formic acid from formicine ants: a preliminary assessment. Tellus 40 B. 335-339.

WILSON. E 0 (1975): Sociobiology, the new synthesis. Cambridge MA., Belknap Press, 421 p

ZIMMERMAN P, J.F. GREENBERG, S.0. WANDIGA and P.J. CRUTZEN (1982): Termites: a potentially large source of atmospheric methane, carbon dioxide, and molecular hydrogen. Science 218. 563-565


- Man beachte: Diesen Text habe ich 1990, vor 20 Jahren, verfasst! Inzwischen ist nicht nur die Weltbevölkerung von den angegebenen 5 Milliarden auf 6.7 Milliarden angewachsen....

Weiterhin hat man Haustiere, besonders Rinder, als eine ganz besonders wichtige Quelle für atmosphärisches Methan ausgemacht. (A. Buschinger, 27.02.06)