Myrmica rubra als „Pest Ant“ in Nordamerika

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Hier ist ein Link zu dem Blog von Alex Wild über „World of Ants“ und den Handel mit (zum Teil) sehr schädlichen Ameisenarten:

http://myrmecos.net/2011/11/19/world-of-ants-store-sells-extreme-pest-insects/

Ein Kommentar dazu stammt von Prof. Rob Higgins, November 21, 2011 at 7:21 pm:

In British Columbia I’ve recently identified several new beach-heads of Myrmica rubra. As we have nothing this annoying in the province it is creating quite a disturbance for homeowners unable to use their backyards (or allow small children and pets free in the yard). It is coming in on landscaping plants and hitting some expensive neighbourhoods. I’ve already had one property owner asking me what at $3.5 million (Can) home is worth with fire ants (he referred to his home as having ‘lawn herpes’).

If anyone discovered that an infestation was initiated by someone actually buying these ants, this would quickly end up in court.

When I went to their website, Myrmica rubra, was flashing up as a recommended species. Insane!

(“Kürzlich habe ich in British Columbia einige neue Brückenköpfe von Myrmica rubra identifiziert. Da wir in dieser Provinz nichts derart Ärgerliches haben, ist sie ziemlich störend für Hauseigentümer, die nun ihre Gärten nicht mehr nutzen können (oder kleine Kinder und ihre Heimtiere frei dort laufen lassen können). Sie kommt mit Pflanzen für die Landschaftsgestaltung, und es betrifft einige sehr teure Wohngebiete. (…). Wenn jemand herausfinden würde, dass der Befall von einem Käufer dieser Ameisen verursacht worden wäre, würde er schnell vor Gericht landen).

Als ich auf deren Webseite ging (World of Ants – A.B.) erschien Myrmica rubra als „empfohlene Art“. Wahnsinn!")

Die Webseite von Prof. Rob Higgins aus British Columbia (Kanada)[1] enthält einen Link zu seinen Arbeiten über Myrmica rubra, die „Europäische Feuerameise“, die in Nordamerika seit einigen Jahren als invasive Art und als ernstes Problem gesehen wird: [2]

Interessant sind seine Angaben über Ansiedlung und Ausbreitung von Myrmica rubra in Nordamerika:

Sie wurde um 1900 in die Umgebung von Boston eingeschleppt. Über einige Jahrzehnte hat sie sich nicht übermäßig ausgebreitet, obwohl über sie bereits 1915 aus Quebec berichtet wird.

Vielleicht vor 30-40 Jahren begann sie, ihr Verbreitungsgebiet signifikant auszuweiten und wurde im Süden von Ontario nachgewiesen. In den letzten 15 Jahren hat sie sich in die Maritimes ausgebreitet (Die Canadian Maritimes sind eine Region im Osten Kanadas. Sie umfasst die Provinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island). Nun (Winter 2010/2011) ist M. rubra auch im Westen, in British Columbia, aufgetaucht.

Kommentar von A. Buschinger

Myrmica rubra ist eine in Eurasien weit verbreitete Art, die bei uns selten Probleme macht. Allenfalls wenn sie mal beim Picknick in die Unterwäsche krabbelt und in Bedrängnis zusticht… (Siehe auch: Ameisenstiche, aber da war ich selber schuld: [[3]]

Was ist die Ursache für die Aufregung in Nordamerika? Was lässt sich aus den Berichten ableiten?

1. Es mag sein, dass die Betroffenen emotional empfindlicher auf so einen Neuankömmling reagieren als Europäer, denen die Art lange bekannt ist. M. rubra ist importiert, rötlich, sticht und lebt in den Rasenflächen, von denen üblichen amerikanischen Einfamilienhäuser umgeben sind: Das alles stimmt mit der RIFA (Red Imported Fire Ant) überein, so dass deren Ruf auf die "Europäische Feuerameise" übertragen werden könnte. Nur dass diese längst nicht so schlimm sticht.

2. Die Ameisen haben ein „Flaschenhals“-Ereignis durchlaufen: Aus den riesigen Populationen Eurasiens wurden nur wenige reproduktive Individuen nach Nordamerika gebracht, somit nur ein sehr kleiner Teil aus dem Genpool der Art. Es könnte sich zufällig um eine besonders aggressive Form mit starker Giftwirkung gehandelt haben.

3. Die Ameisen wurden während der 70 bis 80 Jahre (!), von ca. 1900 bis 1970 – 1980, dauernden langsamen Populationsentwicklung in Auseinandersetzung mit lokal heimischen Myrmica-Arten und anderen Gegenspielern in Richtung auf aggressiveres Verhalten selektioniert. In kleinen Gründer-Gruppen verläuft die Evolution viel rascher als in riesigen Populationen.

4. Es bestätigt sich die Erkenntnis, dass neu eingeschleppte Arten oft eine sehr lange Zeit der Anpassung (sehr viele Generationen!) benötigen, bis sie im neuen Lebensraum auffällig und invasiv werden.

5. Die Frage taucht auf, welche der zahlreichen in Nordamerika heimischen Myrmica-Arten durch M. rubra zurück gedrängt werden, deren Stelle im Ökosystem nun Myrmica rubra einnimmt.

Ich halte das für eine wichtige Informationsquelle im Zusammenhang mit Diskussionen um die Verschleppung von Arten über die Grenzen von Kontinenten hinweg.

A. Buschinger 17:48, 24. Nov. 2011 (CET)