Honigtau

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Honigtau ist ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt verschiedener Schnabelkerfe (Hemiptera), vor allem der Blattläuse (Aphidina), Schildläuse (Coccina), Blattflöhe (Psyllina), Mottenschildläuse (Aleyrodina) sowie verschiedener Zikaden (Auchenorrhyncha). Diese Insekten ernähren sich vom Saft aus den Siebröhren verschiedener Pflanzen, die von außen mit einem dünnen Stechrüssel angebohrt werden. Durch den hohen Druck in den Röhren nehmen die Tiere viel Flüssigkeit auf und geben diese in Form von Honigtau wieder ab.


Honigtau-Thelaxes.jpg

Eichen, Gattung Quercus, sind bevorzugte Wirte für Pflanzensauger vieler Arten.

Hier siedelt die Eichenmaskenlaus, Thelaxes dryophila, an der Basis junger Blätter einer Stieleiche, Quercus robur. Die kleine Kolonie besteht aus bräunlichen „Müttern“, umgeben von ihrem parthenogenetisch erzeugten Nachwuchs.

Die glänzenden Kügelchen sind Honigtautropfen. Besucht werden diese Blattläuse im Garten des Bildautors von Lasius niger, Camponotus truncatus und Temnothorax affinis. Hier, an einem heißen Frühsommertag Anfang Mai 2011, ist die Produktion von Honigtau so hoch, dass die Ameisen mit dem Absammeln nicht nachkommen.


Unter Blättern der Rotbuche (Fagus sylvatica) siedelt die Wollige Buchenzierlaus, Phyllaphis fagi, kaum sichtbar unter dichter, weißer Wachswolle. Sie „neutralisiert“ ihren Honigtau in den feinen Wachsfäden, die sie auf der Körperoberfläche abscheidet, so dass die Tiere selbst nicht in ihrem klebrigen Kot ertrinken. Phyllaphis fagi wird von Ameisen nur wenig besucht, da sie allenfalls aus der Wolle heraus perlenden Honigtau aufnehmen können. http://www.faunistik.net/DETINVERT/STERNORHYNCHA/APHIDINA/DREPANOSIPHIDAE/PHYLLAPHIS/phyllaphis.fagi.html

Phyllaphis-fagi-Kolonie.jpg

Bild 1: Eine Kolonie der Wolligen Buchenzierlaus unter einem Buchenblatt. Einige Honigtautröpfchen perlen aus der Wachswolle hervor.

Phyllaphis-fagi Ausschnitt.jpg

Bild 2: Ausschnitt aus Bild 1 nach teilweisem Abstreifen der Wachswolle. Einige der hellgrünen Buchenzierläuse sind teilweise freigelegt.


An Weißdorn, Crataegus spp., findet sich Cacopsylla melanoneura, der Braunadrige Weißdornfloh. Dabei handelt es sich um Blattflöhe (Überfamilie Psylloidea; die Adulten können hüpfen) und um die Familie Psyllidae. Sie saugen insbesondere an den jungen Triebspitzen. Auch diese Blattflöhe zählen zu den Honigtauerzeugern, die jedoch den Honigtau nicht abspritzen oder ausgesprochen für Ameisen bereithalten: Sie „verpacken“ ihre Exkremente in Schläuche aus Wachs, die um das Hinterende herum ausgeschieden werden. Trotzdem werden die Kolonien dieser Blattflöhe von Bienen beflogen und auch von Ameisen besucht, die frei gewordene Honigtautröpfchen auflecken.

Bild-1-Psyll-web.jpg

Bild 1: Triebspitze mit Wachsschläuchen. Die Schläuche werden bis etwa 1 cm lang und fallen dann meist ab.

Bild-2-Psyll-web.jpg

Bild 2: Das gelbliche Etwas in der Bildmitte ist eine jungen Larve mit noch rundlichem, blasenförmigem Wachsschlauch; links oben schimmert Millimeterpapier durch, als Größenvergleich.

Bild-3-Psyll-web.jpg

Bild 3: Ältere Larven haben oft einen langen Schlauch voll Honigtau hinter sich. Im Bild ist es eine Nymphe; ihre Flügelscheiden sind bereits erkennbar.

Verwertung

Honigtau sammelnde Ameise

Die unzureichende Verwertung der Inhaltsstoffe durch die Kerfe macht deren Ausscheidungen attraktiv für verschiedene Insekten, die sich zum Großteil von dem süßen Saft ernähren oder ihn als Beikost verwenden. Bekannt ist das Erbetteln von Honigtau durch Ameisen, die sich Blattläuse wie Milchkühe halten und diese vor Fraßräubern schützen. Diese wechselseitige Beziehung wird als Trophobiose bezeichnet.

Die meisten anderen Insekten lecken den Honigtau von Blättern oder Nadeln ab, so etwa viele Zweiflügler (Diptera), wo der Honigtau einen dicken und klebrigen Film bilden kann (auch auf Fahrzeugen unter stark besiedelten Bäumen erkennbar). Auch Honigbienen sammeln gelegentlich Honigtau statt Nektar. Dieser stellt dann die Grundlage für verschiedene Honigsorten dar, die als Blatt-, Tannen- oder Waldhonige bezeichnet werden. Die Farbe und das Aroma dieser Honige variieren je nach Herkunft sehr stark, vor allem bei den von Tannen und Fichten stammenden Waldhonigen.

Inhaltsstoffe

Im frischen Zustand ist Honigtau klar. Er ist reich an Zuckern, vor allem an Frucht-, Trauben- und normalem Zucker (Saccharose), daneben kommen auch Maltose, Fructomaltose und Melezitose sowie weitere Oligosaccharide in kleineren Mengen vor. Weiterhin enthält der Honigtau Fermente, Aminosäuren und organische Säuren, Vitamine und Adenosinphosphate.

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