Monogynie: Unterschied zwischen den Versionen

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(w�rtl. „Einweibigkeit“) bezeichnet die Anwesenheit eines einzigen begatteten und Eier legenden Weibchens in einem Volk. Zumeist wurde das Volk von diesem Weibchen gegr�ndet. Es ist dabei unwesentlich, ob das Weibchen ein vor der Paarung gefl�geltes Individuum ist, das nach der Paarung die Fl�gel abgeworfen hat, oder ob es sich um eine auch urspr�nglich fl�gellose Zwischenform zur Arbeiterin handelt (Intermorphe; gelegentlich auch als Interkaste bezeichnet).
'''Monogynie''' (Einweibigkeit) bezeichnet die Anwesenheit eines einzigen begatteten und Eier legenden Weibchens in einem Volk. Zumeist wurde das Volk von diesem Weibchen gegründet. Es ist dabei unwesentlich, ob das Weibchen ein vor der Paarung geflügeltes Individuum ist, das nach der Paarung die Flügel abgeworfen hat, oder ob es sich um eine auch ursprünglich flügellose Zwischenform zur Arbeiterin handelt (Intermorphe; gelegentlich auch als Interkaste bezeichnet).


In etwa der H�lfte der daraufhin untersuchten Ameisenarten hat jedes Volk nur eine K�nigin, ist also monogyn. Bei der anderen H�lfte der Arten enthalten die V�lker gelegentlich, meistens oder immer jeweils mehrere bis viele K�niginnen, sind also polygyn ("vielweibig"). Auch diese K�niginnen k�nnen entfl�gelt sein, oder sie haben als Intermorphe nie Fl�gel gehabt. Im Extremfall (einige Ponerinae) sehen Arbeiterinnen und (funktionelle) K�niginnen v�llig gleich aus, unterscheiden sich mithin nur in der Funktion.
In etwa der Hälfte der daraufhin untersuchten Ameisenarten hat jedes Volk nur eine Königin, ist also monogyn. Bei der anderen Hälfte der Arten enthalten die Völker gelegentlich, meistens, oder immer jeweils mehrere bis viele Königinnen, sind also polygyn ("vielweibig"). Auch diese Königinnen können entflügelt sein, oder sie haben als Intermorphe nie Flügel gehabt. Im Extremfall (einige Ponerinae) sehen Arbeiterinnen und (funktionelle) Königinnen völlig gleich aus, unterscheiden sich mithin nur in der Funktion.


Abgesichert wird die Monogynie gegen die Aufnahme junger,  eigener oder fremder begatteter Weibchen in unterschiedlichem Ma�. Bei streng, '''„obligatorisch“ monogynen''' Arten werden gerade begattete Weibchen unter keinen Umst�nden mehr in der Mutterkolonie geduldet, und sogar Schwestern k�mpfen sofort heftig gegeneinander, sowie sie begattet sind (Beispiel Harpagoxenus sublaevis). Auch z.B. Temnothorax unifasciatus duldet niemals mehr als eine fertile K�nigin im Nest. Und bei pleometrotischer Koloniegr�ndung durch mehrere Jungk�niginnen von Lasius niger brechen bald nach dem Auftreten der ersten Puppen, sp�testens aber nach Schl�pfen der ersten Arbeiterinnen, heftige K�mpfe unter den K�niginnen aus. Letztlich bleibt nur eine K�nigin am Leben.
Abgesichert wird die Monogynie gegen die Aufnahme junger,  eigener oder fremder begatteter Weibchen in unterschiedlichem Maße. Bei streng monogynen, '''obligatorisch monogynen''', Arten werden auch gerade erst begattete Weibchen unter keinen Umständen mehr in der Mutterkolonie geduldet, und sogar Schwestern kämpfen sofort heftig gegeneinander, sowie sie begattet sind (Beispiel Harpagoxenus sublaevis). Auch z.B. Temnothorax unifasciatus duldet niemals mehr als eine fertile Königin im Nest. Und bei pleometrotischer Koloniegründung durch mehrere Jungköniginnen von Lasius niger brechen bald nach dem Auftreten der ersten Puppen, spätestens aber nach Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen, heftige Kämpfe unter den Königinnen aus. Letztlich bleibt nur eine Königin am Leben, falls nicht die letzte auch noch an Verletzungen oder Erschöpfung eingeht (Ergebnis von Laborversuchen).


'''Funktionelle Monogynie''' ist eine seltenere Sonderform der Monogynie. Hier wird ein Teil der in Nestn�he begatteten jungen K�niginnen ins Mutternest aufgenommen. Sie werden dort so lange toleriert, bis sich ihre Ovarien entwickeln, d.h. dass die Tiere beginnen Eier zu legen. Dies kann �ber mehr als ein Jahr dauern. Dann allerdings kommt es zu einer Hierarchie, in der das st�rkste Tier als K�nigin verbleibt, w�hrend die unterlegenen abwandern. Vermutlich geschieht dies unter Mitnahme einiger Arbeiterinnen.
'''Funktionelle Monogynie''' ist eine seltenere Sonderform der Monogynie. Hier wird ein Teil der in Nestnähe begatteten jungen Königinnen ins Mutternest aufgenommen. Sie werden dort so lange toleriert, bis sich ihre Ovarien entwickeln, d.h. dass die Tiere beginnen "wollen" Eier zu legen. Dies kann mehr als ein Jahr dauern. Dann allerdings kommt es zu einer Hierarchie, in der das stärkste Tier als Königin verbleibt, während die unterlegenen abwandern. Vermutlich geschieht dies unter Mitnahme einiger Arbeiterinnen.


'''IMOH''', „intranidal mated offspring hibernation“ bedeutet, dass begattete Jungk�niginnen zun�chst im Mutternest verbleiben und dann im Fr�hjahr f�r die Gr�ndung eigener Kolonien zu Fu� abwandern. Beispiele sind mehrere im Nest kopulierende Myrmoxenus-Arten („degenerierte Sklavenhalter“) und eine selbst�ndige Temnothorax gredosi aus Spanien.
'''IMOH''', „Intranidal Mated Offspring Hibernation“ bedeutet, dass begattete Jungköniginnen regelmäßig zunächst im Mutternest verbleiben und dann im Frühjahr zur Gründung eigener Kolonien zu Fuß abwandern. Beispiele sind mehrere im Nest kopulierende Myrmoxenus-Arten („degenerierte Sklavenhalter“) und eine selbständige Temnothorax gredosi aus Spanien.


Schlie�lich bleiben h�ufig unbegattete Weibchen im Mutternest, wo sie auch die Fl�gel verlieren und manchmal Arbeiterin-Dienste �bernehmen. Dies ist besonders h�ufig bei Leptothorax acervorum und L. muscorum, aber auch bei Myrmica-Arten.  
Schließlich bleiben häufig unbegattete Weibchen im Mutternest, wo sie auch die Flügel verlieren und manchmal Arbeiterin-Dienste übernehmen. Dies ist besonders häufig bei Leptothorax acervorum und L. muscorum, aber auch bei Myrmica-Arten.  


In allen diesen F�llen ist die „Polygynie“ nur eine scheinbare, stets ist nur eine K�nigin reproduktiv. Keinesfalls kann man jede Kolonie als polygyn bezeichnen, in der mehrere entfl�gelte Weibchen zu sehen sind.
In allen diesen Fällen ist die „Polygynie“ nur eine scheinbare, stets ist nur eine Königin reproduktiv. Keinesfalls kann man jede Kolonie als polygyn bezeichnen, in der mehrere entflügelte Weibchen zu sehen sind.


Die wenigen genannten Beispiele zeigen, dass l�ngst nicht alle scheinbar oder anscheinend polygynen Arten darauf hin �berpr�ft sind, ob es sich wirklich um Polygynie handelt.
Die wenigen genannten Beispiele zeigen, dass längstst nicht alle scheinbar oder anscheinend polygynen Arten darauf hin überprüft sind, ob es sich wirklich um Polygynie handelt.
 
Eine bisher selten nachgewiesene Besonderheit ist die Abhängigkeit der Mono- oder Polygynie von der Königinnen-Morphe. Bei der europäischen Myrmecina graminicola und der australischen Monomorium cf. leae kommen in den Populationen nebeneinander Völker mit entflügelten und solche mit intermorphen Königinnen vor (Königinnen-Polymorphismus, bei M. graminicola genetisch gesteuert). Völker mit entflügelten Königinnen sind immer monogyn, solche mit intermorphen Königinnen haben häufig mehrere Königinnen, sind also fakultativ polygyn. (Buschinger, A., Schreiber, M., 2002: Queen polymorphism and queen-morph related facultative polygyny in the ant, Myrmecina graminicola (Hymenoptera, Formicidae). Insectes soc. 49, 344-353, sowie:  Buschinger, A., 2005: Experimental evidence for genetically mediated queen polymorphism in the ant species Myrmecina graminicola (Hymenoptera: Formicidae). Entomol Gener 27: 185-200).

Version vom 2. Oktober 2005, 10:19 Uhr

Monogynie (Einweibigkeit) bezeichnet die Anwesenheit eines einzigen begatteten und Eier legenden Weibchens in einem Volk. Zumeist wurde das Volk von diesem Weibchen gegründet. Es ist dabei unwesentlich, ob das Weibchen ein vor der Paarung geflügeltes Individuum ist, das nach der Paarung die Flügel abgeworfen hat, oder ob es sich um eine auch ursprünglich flügellose Zwischenform zur Arbeiterin handelt (Intermorphe; gelegentlich auch als Interkaste bezeichnet).

In etwa der Hälfte der daraufhin untersuchten Ameisenarten hat jedes Volk nur eine Königin, ist also monogyn. Bei der anderen Hälfte der Arten enthalten die Völker gelegentlich, meistens, oder immer jeweils mehrere bis viele Königinnen, sind also polygyn ("vielweibig"). Auch diese Königinnen können entflügelt sein, oder sie haben als Intermorphe nie Flügel gehabt. Im Extremfall (einige Ponerinae) sehen Arbeiterinnen und (funktionelle) Königinnen völlig gleich aus, unterscheiden sich mithin nur in der Funktion.

Abgesichert wird die Monogynie gegen die Aufnahme junger, eigener oder fremder begatteter Weibchen in unterschiedlichem Maße. Bei streng monogynen, obligatorisch monogynen, Arten werden auch gerade erst begattete Weibchen unter keinen Umständen mehr in der Mutterkolonie geduldet, und sogar Schwestern kämpfen sofort heftig gegeneinander, sowie sie begattet sind (Beispiel Harpagoxenus sublaevis). Auch z.B. Temnothorax unifasciatus duldet niemals mehr als eine fertile Königin im Nest. Und bei pleometrotischer Koloniegründung durch mehrere Jungköniginnen von Lasius niger brechen bald nach dem Auftreten der ersten Puppen, spätestens aber nach Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen, heftige Kämpfe unter den Königinnen aus. Letztlich bleibt nur eine Königin am Leben, falls nicht die letzte auch noch an Verletzungen oder Erschöpfung eingeht (Ergebnis von Laborversuchen).

Funktionelle Monogynie ist eine seltenere Sonderform der Monogynie. Hier wird ein Teil der in Nestnähe begatteten jungen Königinnen ins Mutternest aufgenommen. Sie werden dort so lange toleriert, bis sich ihre Ovarien entwickeln, d.h. dass die Tiere beginnen "wollen" Eier zu legen. Dies kann mehr als ein Jahr dauern. Dann allerdings kommt es zu einer Hierarchie, in der das stärkste Tier als Königin verbleibt, während die unterlegenen abwandern. Vermutlich geschieht dies unter Mitnahme einiger Arbeiterinnen.

IMOH, „Intranidal Mated Offspring Hibernation“ bedeutet, dass begattete Jungköniginnen regelmäßig zunächst im Mutternest verbleiben und dann im Frühjahr zur Gründung eigener Kolonien zu Fuß abwandern. Beispiele sind mehrere im Nest kopulierende Myrmoxenus-Arten („degenerierte Sklavenhalter“) und eine selbständige Temnothorax gredosi aus Spanien.

Schließlich bleiben häufig unbegattete Weibchen im Mutternest, wo sie auch die Flügel verlieren und manchmal Arbeiterin-Dienste übernehmen. Dies ist besonders häufig bei Leptothorax acervorum und L. muscorum, aber auch bei Myrmica-Arten.

In allen diesen Fällen ist die „Polygynie“ nur eine scheinbare, stets ist nur eine Königin reproduktiv. Keinesfalls kann man jede Kolonie als polygyn bezeichnen, in der mehrere entflügelte Weibchen zu sehen sind.

Die wenigen genannten Beispiele zeigen, dass längstst nicht alle scheinbar oder anscheinend polygynen Arten darauf hin überprüft sind, ob es sich wirklich um Polygynie handelt.

Eine bisher selten nachgewiesene Besonderheit ist die Abhängigkeit der Mono- oder Polygynie von der Königinnen-Morphe. Bei der europäischen Myrmecina graminicola und der australischen Monomorium cf. leae kommen in den Populationen nebeneinander Völker mit entflügelten und solche mit intermorphen Königinnen vor (Königinnen-Polymorphismus, bei M. graminicola genetisch gesteuert). Völker mit entflügelten Königinnen sind immer monogyn, solche mit intermorphen Königinnen haben häufig mehrere Königinnen, sind also fakultativ polygyn. (Buschinger, A., Schreiber, M., 2002: Queen polymorphism and queen-morph related facultative polygyny in the ant, Myrmecina graminicola (Hymenoptera, Formicidae). Insectes soc. 49, 344-353, sowie: Buschinger, A., 2005: Experimental evidence for genetically mediated queen polymorphism in the ant species Myrmecina graminicola (Hymenoptera: Formicidae). Entomol Gener 27: 185-200).