Lebenslauf eines Hornissenvolkes im Sommer 2011: Unterschied zwischen den Versionen

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(A. Buschinger, 15.11.2011)
(A. Buschinger, 15.11.2011)
[[Kategorie:Bericht]]
[[Kategorie:Naturbeobachtung]]

Aktuelle Version vom 12. Juni 2013, 22:06 Uhr

In meinem Wochenend-Grundstück im Odenwald sah ich im Juli 2011, dass der Eingang eines „Vogelnistkastens“ verbaut war, und dass Hornissen ein- und ausflogen. Im Laufe des Sommers habe ich mich immer wieder an deren Treiben erfreut und die Entwicklung des Nestes mit Fotos dokumentiert.

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Bild 1 vom 29. Juli 2011: Der Kasten hängt in einem großen, alten Mostapfelbaum. Die vorgebaute Nesthülle zeigt, dass er mit Brutwaben schon ziemlich voll sein dürfte.


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Bild 2 vom 29. Juli 2011: Am Eingang herrscht ordentliches Gedränge. (Die kleine Fliege rechts hat vermutlich Böses im Sinn!)


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Bild 3 vom 29. Juli 2011: Es ist schwül-warm, im Nest ist wohl dicke Luft: Eine Arbeiterin spielt flügelschwirrend den lebenden Ventilator.


Bemerkenswert sind ein paar Daten zu dem „Nistkasten“ und zu früheren Beobachtungen von Hornissen auf dem Gelände. Als wir 1990 das Grundstück kauften, war der Kasten schon da, wohl Jahre vorher vom früheren Besitzer angebracht. Er lässt sich nicht abnehmen oder öffnen, das Flugloch ist für die meisten unserer Vögel zu groß, auch das oben vorgenagelte Brettchen hat die Situation kaum verbessert. Hack- oder Nagespuren zeigen, dass sich Spechte oder Kleinsäuger (Siebenschläfer?) für das Ding interessiert haben. Ich hatte aber nie den Eindruck, dass irgendein Nest drin war.

In einem benachbarten Kirschbaum hatte ich vor Jahren eine eigens für Hornissen ausgebaute Weinkiste in etwa 4 Meter Höhe angebracht. Bezogen wurde sie von einer Außenstation eines Lasius niger-Volkes am Fuß des Baumes (Tausende von Puppen wurden dort gelagert!), aber nicht von Hornissen. Nach etwa 5 Jahren war der Kasten verrottet und wurde entsorgt.

Hornissen fliegen jedes Jahr in dem Gelände, und in einem Nachbarsgarten sah ich vor 2-3 Jahren auch schon mal das Einflugloch eines Nestes in einem hohlen Birnbaum, aber auf meinem Grundstück nisteten sie bisher nicht.

Nun konnte ich mich auf die Apfelernte im Oktober freuen, der Baum hängt übervoll. Dazu muss ich mittels Leiter in den Baum steigen, bis über den Nistkasten hinauf, und mehrfach kräftig schütteln. Hornissenvölker leben in der Regel bis Ende Oktober, manchmal in den November hinein. Ich werde mir einen Imkerhut mit Schleier ausleihen müssen…


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Bild 4 vom 23. August 2011: Die Hornissen im alten Vogelnistkasten haben ein paar weitere Taschen und Vordächer über und unter dem Eingang gebaut.


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Bild 5 vom 23. August 2011: Hinten unten an einer Ecke des Kastens haben die Tiere einen zweiten Eingang angelegt und ebenfalls mit ihrem Baumaterial „dekoriert“. – Vielleicht hilft das zur Verbesserung des Innenklimas? Schon bei den ersten Besuchen war ja immer eine Hornisse zu sehen, die flügelschwirrend als lebender Ventilator im Flugloch saß. Denen geht’s also anscheinend prächtig. Bloß: Wie bekomme ich meine Mostäpfel von dem Baum???


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Bild 6 vom 24. September 2011: Seit 23. August hat sich unter dem Nistkasten ein mächtiges Nestteil entwickelt, und zu meiner Freude konnte ich am 12. September die ersten Männchen und am 24. September auch die ersten Jungköniginnen auf dem Nest sichten! Die Männchen haben längere, dunklere und irgendwie "hängende" Fühler mit stark gekrümmten Spitzen. Die herrlichen Tiere machen wirklich Freude!


Inzwischen haben wir gute acht Zentner Äpfel aus dem Baum geerntet und zum Keltern gebracht, insgesamt 900 kg von allen Bäumen des Gartens zusammen, in drei Fuhren, zuletzt am 21. September.

Die Hornissen haben sich geweigert, mich zum Schütteln auf den Baum zu lassen: Kaum war die Leiter angelegt, wurden sie wohl durch die Erschütterungen alarmiert, und so etwa 100 bis 150 Tiere bildeten einen wirbelnden Schwarm um Nistkasten, Baum und Leiter herum. Sie haben sich aber immer wieder rasch beruhigt, so dass ich wenigstens die Leiter ungestraft wieder wegnehmen konnte!

Schließlich habe ich herunter hängende Äste von unten-außen her geschüttelt, und mit einer sehr langen Stange über das Nest weg die oberen Äste in Bewegung versetzt. Ein paar Mal plumpste ein Apfel mit lautem Krach auf das Blechdächlein des Nistkastens. Jedes Mal strömten die Hornissen heraus, und wir zogen uns ein paar Meter zurück. Sie flogen immer auch unten um den Stamm herum, ca. 2 m unter dem Nest. Vielleicht ist das ein uraltes, ererbtes Verhalten zur Abwehr von größeren Feinden (Bär?), die ja den Stamm von unten erklimmen würden?

Jedenfalls konnten wir wenige Minuten später wieder unbehelligt die Äpfel auflesen, auch unmittelbar am Stamm. Am 24. Sept. war das Nest noch ein wenig größer geworden, und es herrschte bei schönstem Sonnenschein voller Betrieb.


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Bild 7 vom 16. Oktober: Das Hornissenjahr geht dem Ende entgegen. Trotz Sonnenschein und ganz akzeptabler Temperatur ist kaum noch Betrieb. Die Nesthülle verfällt bereits; im Inneren krabbelten noch einzelne Tiere herum.


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Bild 8 vom 5. November: Das Nest ist nur noch eine Ruine!

Noch hatte es keinen Frost gegeben, aber die Nächte waren bereits empfindlich kühl. Am 12. November war der Bau bis auf geringe Reste verschwunden. Aber es besteht Hoffnung, dass viele junge Königinnen geschwärmt sind und überwintern werden, dass sich auch im nächsten Jahr wieder Hornissen auf dem Grundstück ansiedeln werden!

(A. Buschinger, 15.11.2011)