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Begründung: Aufräumen: Linkwüste beseitigen; breiter gefasste Einleitung (inkl. ökologischer Bedeutung von Milben); "der Verfasser" umformulieren --DmdM 15:16, 9. Nov. 2011 (CET) |
Die Milben (Acari) sind die größte Gruppe der Spinnentiere mit über 40.000 beschriebenen Arten. Größe zwischen 1 und 2 mm. In Deutschland leben ca. 180 Familien (! – aber nur eine Familie Formicidae!), mit ca. 3.000 schwer bestimmbaren Arten. Ihre Lebensweise ist entsprechend vielseitig: Räuberische Milben, Pflanzensauger (z.B. Spinnmilben, Gallmilben), Parasiten (z.B. Krätzmilbe), Blutsauger (z.B. Zecken, Larven von Trombiculidae), Vorratsschädlinge (Mehlmilbe), die Hausstaubmilbe ruft Allergien hervor; die eingeschleppte Varroa-Milbe vernichtet Bienenvölker, usw. usw.. Tyroglyphus casei wird in einer bestimmten Käsesorte gezüchtet und mit dem Käse lebend verspeist. (vgl. gängige Lehrbücher der Speziellen Zoologie)
Milben und Ameisen
Es ist eine sehr alte Erfahrung von Ameisen-Haltern, dass die meisten gefangen gehaltenen Ameisenvölker über kurz oder lang mit Milben besetzt sind. Häufig jedoch handelt es sich dabei um harmlose Milben, bspw. aus der Gruppe der astigmaten Milben, die die Ameisen lediglich als phoretische Transporteure benutzen. So zeigt die unten abgebildete Ameise der Gattung Messor auf ihrem Körper sogenannte Deutonymphen, das Verbreitungsstadium astigmater Milben, das mit einer Saugnapfplatte auf der Körperunterseite ausgestattet ist, mit deren Hilfe es sich an Insekten befestigen kann. Diese Deutonymphen weisen keine funktionsfähigen Mundwerkzeuge auf und können der Ameise daher keinen Schaden zufügen. Viele der Milben, die in Ameisennestern und auf Ameisenkörpern zu finden sind, lassen sich nicht bestimmen, weil es sich womöglich um neue Arten handelt, die erst beschrieben werden müssten. Milbenfachleute sind selten gut genug bezahlt, um sich dieser Arbeit widmen zu können, und zumeist sind sie auch auf nur ein paar ganz bestimmte Familien spezialisiert. Der Verfasser selbst hatte sich Milben mit Mehlwürmern aus dem Zoohandel eingeschleppt, viele Milbenarten jedoch sind spezialisierte Bewohner von Ameisennestern und gehören damit zum natürlichen Lebensraum der Ameisen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass manche Milbenarten aufgrund ihrer fungiziden Wirkung als Nützlinge in den Ameisennestern in Erscheinung treten, indem sie Schimmelpilzwachstum unterbinden. In den Formikarien hielten sich diese Milben von den Mehlwürmern (die von einer Spezialistin tatsächlich bis zur Art bestimmt werden konnten) hauptsächlich an den Futter-Resten auf, machten sich also scheinbar durch Abfallbeseitigung nützlich. Leider aber beseitigten sie darüber hinaus auch die Nacktpuppen von Myrmicinen, die sie regelrecht aushöhlten.
Aufgrund dieser eigenen Beobachtungen und der zahlreichen Berichte über dank Milbenbefalls fehlgeschlagene Haltungsversuche empfiehlt der Verfasser grundsätzlich, gekauftes Lebendfutter für Ameisen abzubrühen um Milben und deren winzige Eier abzutöten, was jedoch nur vor dem Einbringen "ameisennestfremder" Milben schützt. Manche Milbenarten werden von den geflügelten Jungköniginnen in ihr neues Nest getragen. Das bedeutet, dass gekaufte Ameisenkolonien bereits Milben enthalten können.
Im Ameisenfachhandel werden Milben als „Abfallbeseitiger“ in Formikarien angeboten. Vor dem Kauf sollte man sich vom Verkäufer schriftlich bestätigen lassen, um welche Milbenart(-en) es sich handelt, welcher Wissenschaftler die Milben bestimmt hat, und welche wissenschaftlichen Veröffentlichungen die Unschädlichkeit für Ameisen bewiesen haben. Es ist durchaus möglich, dass einzelne Ameisenarten von bestimmten Milben nicht geschädigt werden. So ernährt sich Myrmecina graminicola teilweise von Milben, so dass in ihren Versuchsnestern in einem Labor kein Milbenbefall auftrat. Eine indonesische Myrmecina-Art soll sogar symbiontisch mit einer Hornmilben-Art (Oribatidae) zusammen leben.
Bilder
Bild 1 zeigt eine von phoretischen Deutonymphen einer astigmaten Milbe (auf der Cuticula haftend, aber ganz sicher nicht saugend) bedeckte Major-Arbeiterin einer Messor-Art. Das Bild stammt von einer Einsendung mit der Frage, wie man so etwas bekämpfen könnte, wobei eine Bekämpfung möglicherweise gar nicht notwendig ist. Ich weiß nicht mehr, von wem das Bild stammt, wage es trotzdem, es hier in leicht veränderter Form einzustellen. (A. Buschinger)
Bild 2, eine von Milben (wie unter Bild 1) bedeckte Königin von Messor capitatus, wurde mit Zustimmung des Bildautors, TheSummiter, eingefügt. Im Antstore-Forum berichtete der Halter, dass er dieses Tier mit heißem Wasser umbringen musste.
Die folgenden von Roland Störmer aufgenommenen Fotos zeigen eine von Milben befallene Cataglyphis rosenhaueri Königin.
Bild 3: "Futtermilben" (Tyrophagus putrescentiae ?)
Das Bild stammt von Maciej Nielubowicz (Webseite: www.mack.neostrada.pl). Es zeigt zwei Milben aus einer Verwandtschaftsgruppe, die viele Vorratsschädlinge umfasst, Tiere, die von allerlei organischen Substanzen leben. Sie sind ungefähr ½ mm groß und weißlich bis blassgelb oder bräunlich. Nach den Bildern sehen sie für mich so aus, wie die Milben, die ich über viele Jahre in meinen Formikarien hatte, bis wir bemerkten, dass wir sie immer wieder mit Mehlwürmern gekauft und neu eingeschleppt hatten. Ich kann keinesfalls behaupten, dass es dieselbe Art ist, aber eine äußerlich sehr ähnlich aussehende.
In den Formikarien haben die Milben hauptsächlich an Futterresten gesaugt (Insektenteile und deren Überbleibsel). Leider haben sich die Milben auch an den Nacktpuppen meiner Ameisen gütlich getan, sie ausgehöhlt und ausgesaugt. An adulten Ameisen saßen sie nie. Eier und kleine Jungtiere konnten wir öfter unter der Nestkammer bzw. in kleinen Löchern im Gipsboden entdecken (übrigens Löcher, wie sie auch für Porenbeton typisch sind!!). Durch sorgfältiges Entfernen der Futterreste (gleich in Spüli-Wasser!), mechanisches Zerdrücken der Milben und der Eier unter dem Mikroskop und, besonders wichtig, durch Überbrühen der Mehlkäferpuppen und Schaben vor dem Einfrieren und Verfüttern haben wir mit der Zeit die Plage weitgehend unter Kontrolle bekommen.
Die seinerzeit in meinen Ameisenzuchten aufgetretenen Milben, damals in einer Zucht der Pharaoameise, hatte ich 1969 an eine Spezialistin in Hamburg zur Bestimmung gegeben. Das Ergebnis war: Modermilbe, Tyrophagus putrescentiae, ein weltweit verbreiteter Vorratschädling. Unter diesem Namen finden sich mit Google eine Fülle von Informationen, u.a. von der Biologischen Bundesanstalt:
Auch mit Google Bildersuche kann man sich einen Eindruck von den Tieren verschaffen. Ein wichtiges Merkmal sind etliche längere Haare am Hinterende, die auch auf dem Bild von MAck zu erkennen sind.
(A. Buschinger, 26.7.07)
Milbenbekämpfung
Die Bekämpfung von Milben an Ameisen oder im Formikarium ist prinzipiell schwierig. Viele Verfahren wurden bereits getestet; Erfolge sind eher selten.
Eine umfangreiche Zusammenstellung von Bekämpfungsmöglichkeiten ist hier zu finden:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6213
Die verschiedenen Techniken entsprechen im Wesentlichen den in zahlreichen Threads in Ameisenhalter-Foren bisher bereits gegebenen Empfehlungen und den damit gemachten Erfahrungen.
Der Verfasser gibt auch klar an, dass nicht jede Technik für jede Ameisenart, für jede Milbenart und für jede Formikariums-Konstruktion geeignet ist.
Hat man einen Milbenbefall, muss man also diese Zusammenstellung sehr sorgfältig durcharbeiten und sehen, ob für den eigenen Fall eine geeignete bzw. Erfolg versprechende Methode dabei ist.
(A. Buschinger 19.08.2007)
Update 23.08.2007:
Kleine Zwischenbilanz zu den letzten Tests (vom Verfasser des oben genannten Threads im Antstore-Forum):
Viel Geld und einige Ameisen habe ich für diese Tests aus dem Fenster geworfen ... Naja - ich hatte damit gerechnet, beklage mich also nicht. Ich möchte damit nur deutlich machen, dass all die Mittelchen, ob gegen Hausstaubmilben oder gegen Milben bei Terrarienbewohnern bei Ameisen entweder total versagen, nur geringe Wirkung zeigen, oder aufgrund ihrer Wirkungsweise im Bereich der Insekten schlicht und einfach nicht anwendbar sind, denn das was die Milben umbringt, bringt fast zwangsläufig auch Ameisen um. Und genau das ist das Problem der Milbenbekämpfung bei Ameisen.
Aus all den von mir gemachten Versuchen habe ich gelernt, dass nur die mechanische Reinigung, gepaart mit einem vernüftigen Mikroklima im Formicarium (s.o.), Erfolge zeigt. Alles andere ist ein Herumfummeln an den Symptomen ohne wirkliche Besserung der Lage.
Ergänzung 23.12.2007
Ein erneuter, massiver Milbenbefall bei teuren exotischen Ameisen, mit Bildern, ist hier dokumentiert: Aktuelle Ereignisse: Harpegnathos venator mit tödlichem Milbenbefall (23.12.2007)
Ergänzung 30.01.2008
Hier wurde eine einst "blühende" Kolonie von Pheidole pallidula durch Milben vernichtet, nachdem der Halter (nach seinen eigenen Worten "aus Trotz") das Überbrühen von Futtertieren aufgegeben hatte: http://www.ameisencafe.de/cafe/index.php?page=Thread&postID=33470
Ergänzung 26.05.2010
Hier wird über einen Milbenbefall bei Pheidologeton berichtet: http://www.antstore.net/viewtopic.php?f=146&t=13821
Ergänzung 27.05.2010
Ein Hinweis auf ein bisher nicht genanntes Milbenmittel findet sich hier: http://www.antstore.net/viewtopic.php?f=163&t=5775&sid=329313bff6f65f6307e9ef657c361477&start=15
Do Mai 27, 2010 3:45 pm Ich habe mir das Mittel Vita Biosa (Info kam hier aus dem Forum) genommen und sowohl gemischt mit Wasser als "Trinkwasser" genutzt, als auch zur Y-ton- Bewässerung genutzt. Damit sind die Milben nach ca. 2 Wochen ganz deutlich zurückgegangen und nach 4 Wochen waren sie verschwunden.
In dem Thread geht es um Milben bei Myrmecia pavida. Konzentrationen etc. werden nicht genannt. Bestätigung durch weitere Halter wäre hilfreich!
Ergänzung 19.01.2011
Mi 19. Jan. 2011: Hier geht es zu einem Thread über Milben, eine im Januar 2011 aktuelle Diskussion. http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=26&t=1087
Frage: Lohnt es sich überhaupt, hier im AWiki solche Themen zu behandeln?
Ergänzung 20.01.2011
Hier ist ein optimistischer Bericht über erfolgreiche Bekämpfung von Milben an australischen Myrmecia. Beobachtungszeitraum bisher: 2. Oktober 2010 bis 20. Jan. 2011.
http://www.australian-ants.info/Website/Willkommen/Eintrage/2010/10/2_Ameisen_und_Milben.html
http://www.australian-ants.info/Website/Willkommen/Eintrage/2010/10/18_Milben_Teil_2..html
Ergänzung 21.02.2011
In den beiden Kurzvideos werden so genannte "Futtermilben" gezeigt.
http://www.youtube.com/watch?v=J4Okjh9G9As („Futtermilben“ bei Pheidologeton)
http://www.youtube.com/watch?v=g6R1fxqGRZU (“Futtermilben”)
Leider befallen Milben, die sich genau ebenso verhalten und ebenso aussehen, auch Brutstadien, vor allem Puppen, in Ameisennestern.
Weblinks
- Bild einer Arbeiterin von Temnothorax sp., die von einer Roten Samtmilbe gefangen wurde
- http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Acari Auch wenn im Text einige unangenehme sprachliche Fehler(*) enthalten sind, kann diese Seite einen gewissen Überblick über die Vielfalt der „Milben“ vermitteln. Ob die auf Ameisen sitzenden Milben „nur“ phoretisch sind, oder ob einige Arten doch auch die Wirtstiere ansaugen, war bisher nicht zu ermitteln. (*) Gruppen, die Lebendgebärung unabhängig entwickelt haben statt Lebendgeburt, gebähren die Weibchen statt gebären, Weibchen werden „befruchtet“, usw.