Lebenserwartung von Ameisen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. April 2011, 18:55 Uhr

Das Alter von Ameisenkolonien wie auch von einzelnen Ameisen ist wegen deren zum Großteil sehr verborgener und geschützter Lebensweise schwierig zu ermitteln; man wird sich daher überwiegend an Erfahrungen aus in Gefangenschaft gehaltenen Kolonien orientieren müssen, auch wenn die Lebensdauer im Freiland aufgrund der vielen einwirkenden Faktoren wesentlich geringer ausfallen kann.

Eine Königin der Schwarzen Wegameise wurde über fast 29 Jahre gehalten; dies ist der aktuelle Altersrekord unter den sozialen Insekten.[1]

Lebensdauer von Arbeiterinnen

Je nach Art treten hier erhebliche Schwankungen auf; während die Arbeiterinnen der Pharaoameise durchschnittlich nur etwa drei Monate leben, werden größere Tiere mehrere Jahre alt. Auch innerhalb einer Kolonie erreichen Tiere je nach Größe (siehe Polymorphismus) ein sehr unterschiedliches Alter.

Lebensdauer von Männchen

Männliche Ameisen werden nur zur Fortpflanzung aufgezogen, sie haben innerhalb der Kolonie keine weitere Funktion. Eine Ausnahme stellt hier z. B. Camponotus herculeanus dar, bei denen die männlichen Tiere bis zum Abflug aktiv an der Trophobiose teilnehmen.

Männchen sind daher zumeist sehr kurzlebig und sterben wenige Stunden oder Tage nach dem Schwarmflug. Männchen von Arten, die sich über "female calling" finden, können experimentell über mehrere Monate am Leben gehalten werden, während dies bei Arten, die synchronisiert in Massen schwärmen, nicht möglich ist. [2]

Lebensdauer von Königinnen

Von der Königin hängt im Wesentlichen der Fortbestand einer Kolonie ab, da diese ohne Nachschub von Arbeiterinnen unweigerlich zu Grunde geht oder leicht von einer anderen Art übernommen werden kann (s. Sozialparasitismus). Je nach Art kann bei polygynen Arten die Anzahl der Königinnen nach der Gründung laufend ergänzt werden, so dass solche Ameisenstaaten (Beispiel: Formica polyctena) theoretisch eine unendliche Lebensdauer haben könnten; daher können Königinnen von polygynen Arten eine verringerte Lebensdauer aufweisen. [3] Ein erhöhter Königinnen-Umsatz (engl. queen turnover) mit relativ kurzer reproduktiver Phase wurde bei den Arten Myrmica sulcinodis und Leptothorax acervorum nachgewiesen. [4] [5]

Beispiele

Arbeiterinnen

Männchen

Königinnen

Einzelnachweise

  1. ^ a b Kutter, H. & R. Stumper (1969): Hermann Appel, ein leidgeadelter Entomologe (1892-1966). Proc. Sixth Int. Congr. IUSSI (Bern), 275-279.
  2. ^ a b c d e Shik J. Z. & M. Kaspari (2009): Lifespan in male ants linked to mating syndrome; Insectes Sociaux, Volume 56, Number 2, 131-134, doi: 10.1007/s00040-009-0003-7
  3. ^ a b Buschinger, A. (2004): Lang lebe die Königin! Ameisenschutz aktuell 18, 83-88
  4. ^ Pedersen J.S. & Boomsma J.J. 2004: Effect of habitat saturation on the number and turnover of queens in the polygynous ant Myrmica sulcinodis. Evolution 58, 1064-1072
  5. ^ Bourke AFG, Green HAA, Bruford MW 1997: Parentage, reproductive skew and queen turnover in a multiple–queen ant analysed with microsatellites; Proc. R. Soc. Lond. B 264: 277-283; doi 10.1098/rspb.1997.0039
  6. ^ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Hölldobler B. & E. O. Wilson (1990): The Ants; Springer Verlag/Harvard University Press
  7. ^ a b Bierwirth, Georg 2003: Die Arten der Roten Waldameisen (Formica) in einem südostbayerischen Untersuchungsgebiet; Mitt. Zool. Ges. Braunau, Bd. 8, Nr. 3:345-352
  8. ^ a b Porter, S.D. & C.D. Jorgensen (1988): Longevity of harvester ant colonies in southern Idaho; J. Range Manage, 41:104-107
  9. ^ Merav Vonshak & Alex Shlagman (2009): A Camponotus fellah queen sets a record for Israeli ant longevity; Israel Journal of Entomology
  10. ^ a b c Caryl P. and Edna Haskins, “Note on Extraordinary Longevity in a Queen of the Formicine Ant Genus Camponotus,” Psyche, vol. 99, no. 1, pp. 31-33, 1992. doi:10.1155/1992/53614
  11. ^ Bernhard Seifert: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007

Literatur

  • Hölldobler B. & E. O. Wilson (1990): The Ants, Kapitel "Colony Life Cycle"; Springer Verlag/Harvard University Press