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Der User warnt, den Ameisen irgendetwas zu verfüttern, das Aspartam enthalten könnte, | |||
wozu neben vielen aufbereiteten Lebensmitteln insbesondere Vitamine gehören. | |||
Er berichtet von eigenen Versuchen mit Lasius niger, mit letalem Ergebnis. | |||
Bekanntlich werden von Ameisenshops etliche Ameisenfutter-Präparate mit „Vitaminen“ | |||
verkauft. Es ist bereits störend, dass Angaben darüber fehlen, welche Vitamine | |||
zugesetzt wurden, ebenso über die Mengen, Mengenverhältnisse usw.. | |||
Weiterhin gibt es keine Informationen dazu, ob die Anbieter die vitaminisierten | |||
Futterzubereitungen an den zahlreichen zum Verkauf stehenden Ameisenarten ausgetestet | |||
haben. Insbesondere bei „ganz neu“ angebotenen Ameisenarten bestand sicher keine | |||
Gelegenheit, solche Futterzubereitungen zu testen. | |||
ich denke, diese Warnung sollte man ernst nehmen! | |||
(A. Buschinger) | |||
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Version vom 23. März 2009, 08:19 Uhr
Archiv der Aktuellen Ereignisse:
Das Allerletzte: Miserable, aber gültige Beschreibungen „neuer“ Ameisenarten! (10.12.2007)
Dem amerikanischen Ameisenforum http://p211.ezboard.com/bantfarm entnahm ich die folgenden Informationen, die eine Warnung an alle Wissenschaftler enthalten: http://p211.ezboard.com/Threat-to-ant-taxonomy/fantfarmtheantfarmsmessageboard.showMessage?topicID=5767.topic
Da publiziert ein in Holland lebender indischer „Wissenschaftler“, Dr. Dewanand Makhan, serienweise „neue“ Arten von Springspinnen, Mollusken, Käfern, und neuerdings von Ameisen. Bei Käferforschern hat er bereits einen schlechten Ruf wegen der unzureichenden Beschreibung von Arten, die nicht wieder erkennbar sind, weil auch die Typen nicht in den angegebenen Museen zu finden sind oder sich im Besitz des Autors befinden.
Nun hat er sich auch über Ameisen hergemacht. Drei Arbeiten, alle über Arten aus Surinam (Südamerika) sind hier verlinkt:
http://www.calodema.com/freefiles/makhan/discothyrea.pdf
Discothyrea soesilae (benannt nach der Frau des Autors, Soesila Makhan)
http://www.calodema.com/freefiles/makhan/pheidole.pdf
Pheidole soesilae (ebenfalls nach Frau S. Makhan benannt)
http://www.calodema.com/freefiles/makhan/pyramica.pdf
Sechs “neue” Pyramica-Arten.
Insbesondere in dieser Arbeit ist klar zu erkennen, dass der Autor sich keine Mühe gemacht hat, seine eigenen Kenntnisse auf aktuellen Stand zu bringen.
So hat er die wichtigste Literatur zur Gattung Pyramica bzw. zur Tribus Dacetini von B. Bolton nicht zitiert. Von den laut A. Wild vermutlich an die 100 Pyramica-Arten in Surinam erwähnt er nicht eine einzige. Ein „Bestimmungsschlüssel“ enthält lediglich sechs Arten, eben die in der Arbeit als „neu“ beschriebenen!
Trotz der miserablen Abbildungsqualität ist erkennbar, dass zumindest P. rishwani und P. wani keine Pyramica sind, sondern der Gattung Strumigenys (nach der Auffassung von Bolton) angehören.
Ein „Holotypus Arbeiterin“ (Abb. 9) ist klar erkennbar eine Gyne; Abb. 10 zeigt angeblich den Kopf desselben Tieres, also des „Holotypus“, ist aber sehr wahrscheinlich ein anderes Individuum (Holotypus einer Art kann stets nur ein einziges Individuum der Art sein).
In der Arbeit Makhan, D. (2007): Six new Pyramica species from Suriname (Hymenoptera: Formicidae), Calodema suppl. Paper no. 24 (2007) wurden die folgenden “neuen” Arten beschrieben. In gewisser Hinsicht aufschlussreich ist die Etymologie, die Ableitung der Namen von den Vornamen der Familienmitglieder!
P. amrishi: Nach Sohn Amrish Makhan
P. aschnae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan
P. aschnakiranae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan
P. kiranae: Nach Tochter Aschnakiran Makhan
P. rishwanis: Nach Sohn Rishwan Makhan
P. wani: Nach Sohn Rishwan Makhan
Immerhin steht System dahinter: In einer weiteren Arbeit von D. Makhan, einer Beschreibung zweier neuer Kurzflügelkäfer (Staphylinidae), werden ebenfalls die Söhne Amrish bzw. Rishwan „verewigt“:
http://www.calodema.com/freefiles/makhan/cubanotyphus.pdf
Wie der Autor in dem oben verlinkten Bericht aus dem amerikanischen Ameisenforum richtig bemerkt: Die Tätigkeit solcher Menschen ist ein großes Ärgernis für die Taxonomen, die das Durcheinander wieder bereinigen müssen!
Die österreichische Koleopterologische Rundschau hat bereits 2006 eine Warnung vor D. Makhan veröffentlicht: http://www.nhm-wien.ac.at/nhm/2Zoo/coleoptera/publications/kr2006/0624.pdf
Hier sind weitere üble Machenschaften dieses Herrn dargelegt.
In einem von 120 Wissenschaftlern aus aller Welt unterzeichneten Schreiben an die Universität Utrecht, wo D. Makhan beschäftigt war, wurde gefordert, dem Treiben dieses Mannes Einhalt zu gebieten. Er wurde schließlich suspendiert. Jetzt veröffentlicht er seine Beiträge unter seiner Privatadresse.
Harte Kritik ist allerdings auch angesagt gegenüber dem Herausgeber der Zeitschrift „Calodema“, Herrn Dr. T.J. Hawkeswood aus Richmond, New South Wales, Australien, der Arbeiten wie die von D. Makhan in seinem Blatt veröffentlicht! Seine Webseite: http://www.calodema.com
Es ist wahrhaft an der Zeit, dass die Internationale Nomenklaturkommission nur noch Artbeschreibungen in begutachteten Zeitschriften für gültig erklärt um Auswüchse wie die oben beschriebenen zu verhindern.
(A. Buschinger, 10.12.07)
Ergänzung: Jetzt haben Bolton et al. (2008) die sechs Pyramica-Arten von Makhan mit längst beschriebenen Arten der Gattung, bzw. auch Arten anderer Gattungen, synonymisiert. Die Arbeit kann hier komplett herunter geladen werden:
http://www.mapress.com/zootaxa/2008/f/zt01732p064.pdf
Bedauerlich ist nur, dass die Synonyme künftig als Ballast in jeder neuen Revision der jeweiligen Gattung bzw. in lokalen Artenlisten mitgeschleppt und somit immer wieder zitiert werden müssen.
(A. Buschinger, 02. April 2008)
Internationale Tagung zum Ameisenschutz in Zittau, 15.-16.09.2007 (26.11.2007)
Nach einem ersten Erfahrungsaustausch zwischen Ameisenschützern aus Deutschland, Tschechien und Polen 2002 in Dresden, fand in Zittau vom 15.-16.09.2007 die 2. grenzüberschreitende Fachtagung zum Ameisenschutz statt. An der von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und der Ameisenschutzwarte Landesverband Sachsen e. V. organisierten Veranstaltung nahmen 92 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet, der Tschechischen Republik und Polen teil.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist hier zum download bereit gestellt: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=551
(A. Buschinger, 26.11.07)
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (08.11.2007)
Beschlossen vom Bundeskabinett am 07.11.07
http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/40337.php „Bundeskabinett beschließt Strategie zur biologischen Vielfalt“
(Hier liest man über hoch gesteckte Ziele: Zum Beispiel soll sich im Naturschutz bis zum Jahr 2010 der Anteil der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten verringern und sich bis 2020 die Gefährdungssituation des größten Teils der "Rote Liste-Arten" um eine Stufe verbessern…..)
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/biolog_vielfalt_strategie_nov07.pdf (256 Seiten!)
S. 13: „Es gibt ca. 10.000 Billionen Ameisen, die zu 9.500 Ameisenarten gehören und insgesamt etwa gleich viel wiegen wie alle Menschen der Welt (ca. 6 Milliarden) zusammen“
(Hier ist das BMU nicht up to date: Es sind > 12.000 Ameisen-Arten beschrieben! Und Homo sapiens bringt es zurzeit bereits auf ca. 6,5 Milliarden Individuen)
S. 24/25: „Die Gründe für die Gefährdung von Arten in Deutschland sind hinreichend untersucht.“ (Aufgelistet sind neben vielen anderen Ursachen auch: „Invasive gebietsfremde Arten“)
S. 101: „Biologische Sicherheit und Vermeidung von Faunen- und Florenverfälschung“
Maßnahmen zur Umsetzung…
S. 102, EU und Bund: „Erarbeitung einer nationalen Strategie zum Schutz vor invasiven Arten“
Usw.; es lohnt sich, in dem PDF etwas herum zu blättern!
Hoffentlich wird nicht nur der Inhalt von Seite 2 des Strategiepapiers umgesetzt, hoffentlich bleibt es nicht nur heiße Luft.....!
(A. Buschinger 08.11.2007)
Band 10 der Myrmecological News ist erschienen (22. Sept. 2007)
Der Name der Zeitschrift wurde jetzt von „Myrmecologische Nachrichten“ in die englische Form gebracht, da die Zeitschrift zunehmend internationalen Charakter entwickelt. Alle Beiträge sind auf Englisch, enthalten jedoch deutsche Zusammenfassungen.
Die Inhalte von Bd. 10 sind hier einzusehen: http://www.oegef.at/content_MN10.html Die einzelnen Beiträge kann man sich auch als pdf herunter laden.
Artikel über Anergates-Männchen, die Verbreitung von Coptoformica in Eurasien, Perspektivisches Sehen bei Myrmica, Farbensehen bei Myrmica sabuleti und viele andere machen einen Blick in das Heft sicher lohnend.
Enthalten sind auch die Abstracts der Beiträge aus einem Workshop in Szeged, 17.-19. Mai 2007.
Für die Ameisenhaltung vielleicht interessant: S. 123 berichten Tartally et al. über Erstnachweise eines auf Myrmica parasitierenden Pilzes in Ungarn und Rumänien, eine Art der Gattung Rickia aus der Gruppe der Laboulbeniales.
A. Buschinger
Ameisenhaltung in Zahlen (20. Sept. 2007)
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=528
Hier ist eine ganz interessante Auflistung der von Ameisenhaltern betreuten Ameisenarten:
http://www.antstore.net/user_ants.php
Die Liste ist nicht vollständig. Offenbar umfasst sie auch zahlreiche "Namen" von Haltern (nicknames), die längst die Haltung aufgegeben haben.
Wie lange die angegebenen Kolonien überlebt haben bzw. ob sie noch bestehen, ist ebenfalls unklar. Nicht ausgewiesen ist, wenn ein Halter mehrere Kolonien derselben Art besitzt/besaß; damit erhöht sich die Zahl der gehaltenen Kolonien um einen unbekannten Wert.
Immerhin vermittelt die Liste einen Eindruck davon, welchen Umfang die Haltung einheimischer und exotischer Ameisen in Deutschland erreicht hat. Wegen offensichtlich fehlender User-Namen sind es mehr Halter als in der Liste ausgewiesen. Zudem scheinen nur Halter erfasst zu sein, die im Antstore-Forum posten oder gepostet haben.
Eine kurze Auswertung der Liste ergibt folgende bemerkenswerte Zahlen (Es ist nur eine kleine Auswahl der Arten aufgeführt):
In Deutschland „besonders geschützte“ Arten:
6 Formica rufa
6 Formica exsecta
In Deutschland heimische Arten:
37 Camponotus herculeanus
80 Camponotus ligniperda
44 Formica fusca
58 Lasius flavus
410 Lasius niger
137 Myrmica rubra
11 Messor structor
Südeuropäische Exoten:
46 Pheidole pallidula (Hausameise!)
80 Messor barbarus
Exoten aus Übersee:
7 Oecophylla smaragdina (Südostasien)
41 Polyrhachis dives (Südostasien)
9 Acromyrmex octospinosus (Südamerika, Blattschneiderameisen)
11 Atta sexdens (Südamerika, Blattschneiderameisen)
Nicht in der Originalliste enthalten sind z. B. Camponotus gigas (Südostasien) oder Paraponera clavata (Mittel- und Südamerika), die von einem Halter in einem Forum angegeben werden, ebenso viele andere, die wohl nicht über Antstore verkauft oder auch (im Urlaub) selbst gesammelt wurden.
A. Buschinger
Das Bundesumweltministerium zum Thema Einschleppung gebietsfremder Arten: (27. Aug. 2007)
http://www.naturallianz.de/zahl-der-woche.html
„Biologische Invasionen durch menschliche Aktivitäten gelten weltweit als zweitwichtigste Ursache für den Verlust biologischer Vielfalt. Das Gefährdungspotenzial wächst mit der fortschreitenden Globalisierung der Märkte und zunehmendem weltweiten Handel sowie Fernreiseverkehr. Deshalb verpflichten sich in der Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt von 1992 die Vertragsstaaten, zu denen auch Deutschland gehört: die Einbringung von gebietsfremden Arten zu verhindern, sie zu kontrollieren oder zu beseitigen sowie eine nationale Strategie und Aktionspläne zu entwickeln und umzusetzen.“
„Dabei geht es nicht nur darum, bereits weit verbreitete Invasions-Arten zu bekämpfen. Besonders wichtig ist auch die Vorsorge und Früherkennung, um gefährliche Neuankömmlinge schon in die Schranken zu weisen, bevor sie überhaupt Schaden anrichten können.“
Das sind Worte aus dem Bundesumweltministerium (BMU).
Dennoch, und trotz massiver Warnungen durch Wissenschaftler, dürfen Exoten (darunter Ameisen!) von profitorientierten Händlern und egozentrischen Haltern weiterhin ohne Einschränkungen importiert werden.
Wann endlich, Herr Minister, folgen die Taten???
(Prof. Dr. A. Buschinger)
Neue sehenswerte Bilder und Videos (26.08.2007)
http://www.canopyants.com/glide_intro.html
Videos von „gleitenden“ Ameisen der Gattung Cephalotes im Vergleich zu „normalen“ Ameisen. Mittels Verbreiterungen der Cuticula an Kopf und Körper können sie „segeln“ und in Richtung auf einen Baumstamm mit ihrem Nest manövrieren, so dass sie nicht ganz zu Boden fallen und mühsam wieder hoch krabbeln müssen.
http://www.myrmecos.net/new.html
Neue Bilder von Ameisen, hier die „Kleine Feuerameise“ Wasmannia auropunctata. Das ist eine der zahlreichen invasiven Ameisen in den Tropen. Schädlinge in manchen Kulturen, aber sie dezimieren z.B. auch die frisch geschlüpften Jungtiere der gefährdeten Galapagos-Riesenschildkröten. Ein Kommentar im amerikanischen Forum: Diese Ameisen sind der TEUFEL.
Berliner Ameisenversandhaus stellt Forschung ein (25.08.2007)
Über mehrere Jahre stand auf der Webseite des Berliner Antstore (Ameisenversand und -handel) ein Hinweis auf umfangreiche Forschungstätigkeit seiner Abteilung „Antstore Research“ bzw. „Antstore Forschung“.
Seit etwa 15. August 2007 ist diese Information gelöscht. Dem Vernehmen nach erfolgte die Schließung immerhin sozialverträglich; es wurde kein Personal entlassen.
Für Nutzer, die nun vergeblich nach dieser Institution Ausschau halten, wird im folgenden der im Oktober 2004 von der Antstore-Webseite abkopierte Text wiedergegeben. (Der Name des Leiters der Forschungsabteilung und dessen e-mail-Adresse werden hier aus Gründen des Personenschutzes unkenntlich gemacht).
ANTSTORE Forschung
Leiter: Dr. xxx xxx
Adresse: xxx
Email: xxx(at)antstore.de
Seit diesem Jahr ist es soweit! Antstore betreibt eigene Forschungen an Ameisen. Der Diplom-Biologe Dr. xxx xxx leitet das Labor, das in der nächsten Zeit weiter ausgerüstet wird und welches zur Zeit im Wesentlichen der Erforschung des Verhaltens von Ameisen genutzt wird.
Zur Zeit sind knapp 12000 Ameisenarten auf der Erde bekannt. Die wenigsten davon sind auch nur ansatzweise erforscht. Ernährung und Soziobiologie sind bei den meisten Arten unbekannt.
Dies gilt im Besonderen für exotische Arten. In tropischen Regionen werden jährlich viele neue Arten entdeckt. Vor allem durch die Vernichtung geeigneter Ameisenhabitate (besonders erwähnenswert ist die Abholzung tropischer Regenwälder) sterben aber auch sowohl bekannte als auch unbekannte Arten aus. Aus diesem und anderen Gründen unterstützt Antstore auch aktiv Maßnahmen zum Erhalt der Regenwälder. Schließlich können auf einem einzigen Baum in Südameika mehr Ameisenarten leben als in ganz Deutschland zusammen. Daneben macht dies auch deutlich, dass die Zeit, die zur Erforschung dieser faszinierenden Tiere bleibt, nur kurz bemessen ist.
Daher werden Arten, die durch Antstore aus tropischen Regionen eingeführt werden auch hinsichtlich ihrer Verhaltensbiologie erforscht. Mittelfristig ist auch eine Ausweitung dieser Forschungen angedacht, da Ameisen auch ein Eldorado der Pharmaindustrie darstellen. Schließlich produziert jede Art ihr eigenes Metathorakaldrüsensekret, welches häufig antibiotische oder fungizide Eigenschaften aufweist. Diese Substanzen können in Zukunft wertvolle Arzneimittel darstellen. Da jedoch die wenigsten Ameisenarten gezüchtet werden können ist eine ausreichende Untersuchung sehr aufwendig und teuer. Aus diesem Grunde versucht Antstore-Forschung Zuchtbedingungen für verschiedene Arten zu Etablieren und zu Optimieren. Dr. xxx xxx möchte diese Forschungen jedoch noch ausweiten. Als Molekularbiologe und Immunologe mit jahrelangen Erfahrungen in universitären und industriellen Forschungslaboratorien interessieren ihn auch diesbezügliche Fragestellungen sehr. So ist es für die Grundlagenforschung sehr interessant zu klären, durch welche Genprodukte Königinnen ein für Insekten exorbitantes Alter von bis zu 30 Jahren und mehr erreichen können, wohingegen Arbeiterinnen, die grundsätzlich mit den gleichen Genen ausgestattet sind, eine bedeutend kürzere Lebensspanne haben. Die dafür verantwortlichen Gene können für die Altersforschung auch beim Menschen eine hohe Bedeutung haben.
Forschung wird aber durch Antstore nach wie vor betrieben; wenn man diesem link vertraut: http://web2.cylex.de/firma-home/antstore---martin-sebesta-2573848.html(gesehen 24.08.07).
- Anmerkung von T. : wurde wohl falsch verstanden. Soll wohl mehr heissen, dass der Laden auch Sachen für Forschung&Wissenschaft anbietet. Genauso wie für Schulen ... oder meint hier jemand Antstore würde eine Schule betreiben nur weil dort Schule als Stichwort auftaucht?
In den Jahren der Tätigkeit der Forschungsabteilung hat man allerdings nie etwas über irgendwelche Forschungsergebnisse lesen können. In den Ameisenforen hat anscheinend bis vor kurzem auch nie jemand nachgefragt.
Schwarmintelligenz (18.Aug. 2007)
"Ameisen sind nicht clever, Ameisenkolonien schon"…
Hier ist ein online-Artikel zu dem viel diskutierten Schlagwort der „Schwarmintelligenz“
http://www.nationalgeographic.de/php/magazin/topstories/2007/08/topstory1.htm
Weitere WARNUNG: Aspartam (Süßstoff) giftig für Ameisen? (15.August 2007)
Aus dem Antstore-Forum: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6170
Ein britischer User diskutiert eine mögliche Ursache für ansonsten unerklärliche Massensterben verschiedener Ameisen in der Haltung.
Nach seinen Ausführungen (im englischen Wikipedia und auf anderen Webseiten überprüft) sei es nicht unwahrscheinlich, dass der Süßstoff Aspartam für manche dieser Ameisensterben verantwortlich ist.
Aspartam (E 955) ist ein außerordentlich weit verbreiteter Zuckerersatz in Tausenden von Lebensmitteln und Getränken sowie in vielen Vitaminpillen.
Korrektur: Nach Angaben eines Users handelt es sich bei der Warnung vor Aspartam um eine "urban legend"; die Warnung sei somit hinfällig.
Hier der Originalabsatz:
Der User warnt, den Ameisen irgendetwas zu verfüttern, das Aspartam enthalten könnte, wozu neben vielen aufbereiteten Lebensmitteln insbesondere Vitamine gehören. Er berichtet von eigenen Versuchen mit Lasius niger, mit letalem Ergebnis. Bekanntlich werden von Ameisenshops etliche Ameisenfutter-Präparate mit „Vitaminen“ verkauft. Es ist bereits störend, dass Angaben darüber fehlen, welche Vitamine zugesetzt wurden, ebenso über die Mengen, Mengenverhältnisse usw.. Weiterhin gibt es keine Informationen dazu, ob die Anbieter die vitaminisierten Futterzubereitungen an den zahlreichen zum Verkauf stehenden Ameisenarten ausgetestet haben. Insbesondere bei „ganz neu“ angebotenen Ameisenarten bestand sicher keine Gelegenheit, solche Futterzubereitungen zu testen. ich denke, diese Warnung sollte man ernst nehmen! (A. Buschinger)
WARNUNG! Aphaenogaster senilis wahrscheinlich mit tödlicher Pilzerkrankung infiziert (14. 08. 2007)
14. August 2007: Ein User aus Manchester (UK) postet im Antstore-Forum, dass seine Aphaenogaster senilis, gekauft im Juni, erkrankt seien (http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=6173 ).
Das beigefügte Bild ist nicht sehr gut, aber in Kenntnis des Aussehens von Ameisen, die von dem epizootischen Pilz Aegeritella superficialis befallen sind, leiden die A. senilis m.E. mit 98 % Sicherheit an diesem Pilz (dieselbe Gattung, ob dieselbe Art?).
Der Pilz ist infektiös, befällt auch andere Arten (z.B. Waldameisen) und ist für die Ameisen tödlich! Wie die Übertragung erfolgt, ist nicht bekannt. Anzunehmen sind Sporen, die bei Kontakt sowie mit der Luft transportiert werden.
Der Autor gibt nicht an, wo er die A. senilis gekauft hat. Aus England ist der Pilz bisher nicht bekannt, wohl aber aus Spanien, von wo in Europa verkaufte A. senilis stammen.
Es soll noch immer Ameisenhändler und –Halter geben, die eine mögliche Verfrachtung von Ameisen-Erkrankungen in andere Länder durch den Ameisenhandel abstreiten.
siehe auch: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Aegeritella
(A. Buschinger)
Werkzeuggebrauch bei Ameisen. National Geographic August 2007 (30.07.2007)
Im „National Geographic“ für August 2007 ist wieder einmal ein Beitrag über Ameisen, von Mark Moffett, mit gewohnt superben Ameisenbildern.
Für mich besonders überraschend ist eine kleine Geschichte über eine „Werkzeug-gebrauchende“ Ameise, eine winzige Regenwald-Ameise aus Costa Rica, Stenamma alas. Wie die bekannten Falltürspinnen hat sie ein Erdklümpchen neben dem Nesteingang, das sie bei Gefahr über den etwas erhöht gebauten Eingang legt. Damit wird der Zugang z.B. für Heeresameisen „unsichtbar“. Unsere einheimische Stenamma debile tut so etwas nicht, aber hier gibt es ja auch keine Eciton.
Mehrere weitere „Kostbarkeiten“ aus der Welt der Ameisen sind behandelt und abgebildet, so Thaumatomyrmex und die „Fallschirmspringer“ Cephalotes atratus.
Wahrscheinlich ist der Beitrag auch im Augustheft der deutschen Ausgabe von National Geographic enthalten. (A. Buschinger, 30.07.07)
Mitmachen!! Initiative Taxonomie - Stiftungsprofessuren für Deutschland (05.07.2007)
An alle:
Zurzeit läuft eine "Initiative Taxonomie - Stiftungsprofessuren für Deutschland“, die nachhaltig die Determinierbarkeit von Organismen sichern will. Dabei geht es darum, auf die zunehmende "Erosion des Wissens" in den Universitäten aufmerksam zu machen: Es werden kaum noch Taxonomen ausgebildet, der wissenschaftliche Nachwuchs für Erforschung und Erhaltung der biologischen Vielfalt fehlt.
Von der Bundesregierung wird gefordert, Taxonomie als nationale Aufgabe zu begreifen und die Finanzierung von mehreren Lehrstühlen für Taxonomie zu sichern. Mit Ihrer Unterschrift und Weiterleitung dieses Aufrufes können Sie der Initiative Nachdruck verleihen.
Ich halte die Initiative für außerordentlich wichtig. Überall fehlt es an Fachleuten, die in der Lage sind, v.a. Tiere sicher zu bestimmen. Die wenigen noch verbleibenden Taxonomen sind teilweise hoffnungslos überlastet. Ihre Unterschrift ist auch deshalb schon wichtig, weil vom Bundesumweltministerium bereits Ablehnung signalisiert wurde (siehe „Feedback“ – Antwort BMU).
Einzelheiten und die Unterschriftenliste sind unter diesem Link zu finden: http://www.taxonomie-initiative.de/
Beste Grüße, A. Buschinger
Gerade erschienen: Zur Phylogenie der Sklavenhalter-Gattung Chalepoxenus aus dem Mittelmeergebiet (30.06.2007)
J. Beibl , A. Buschinger, S. Foitzik and J. Heinze (2007): Phylogeny and phylogeography of the Mediterranean species of the parasitic ant genus Chalepoxenus and its Temnothorax hosts. Insectes Sociaux 54, 189-199
Abstract. We analysed the phylogenetic and phylogeographic relationships of four Mediterranean species of the rare slave-making ant genus Chalepoxenus and eleven of its about 20 Temnothorax host species by sequencing the mitochondrial Cytochrome Oxidase I and II genes. Neighbour-Joining, Maximum Parsimony and Bayesian analyses based on 1320 bp indicate that the genus Chalepoxenus constitutes a monophylum. In all three analyses, C. kutteri from Southwest Europe and the workerless, “degenerate slavemaker” C. brunneus from North Africa form a monophyletic group. C. muellerianus and C. tauricus, distributed in Southern Europe and Ukraine, respectively, form a monophylum in the Neighbour-Joining and the Maximum Parsimony analysis. In our limited set of only 11 of several hundred Temnothorax species, T. flavicornis forms the sister group of Chalepoxenus. Our study further indicates paraphyly of the genus Temnothorax with respect to Chalepoxenus. Moreover, the results suggest that speciation in this slave-making genus is possibly caused by the formation of host races as different Chalepoxenus species use different hosts, and some samples seem to cluster by host species rather than by geographical distance.
(A. Buschinger)
EU verbietet Importe exotischer Ziervögel (27.06.2007)
Noch 2005 wurden geschätzte 1.500.000 exotische Wildvögel als Ziervögel nach Europa importiert. In diesem Monat macht Europa die Grenzen für Vogelwildfänge auf Dauer dicht.
Grund ist das Risiko der Einschleppung von Vogelgrippe, die inzwischen weltweit an verschiedenen Orten immer wieder aufflackert.
Es muss also erst wirklich etwas Gravierendes geschehen, bis die EU-Behörden endlich reagieren. Die Gefahren der Einschleppung von Krankheitserregern und Parasiten durch Vögel sind lange bekannt gewesen.
Opponenten haben geltend gemacht, dass dieses Verbot den Schwarzhandel fördern würde. Ein nur zu bekanntes Argument, das aber widerlegt werden kann.
Ob bei Wirbellosen einschließlich der Ameisen in absehbarer Zeit auch ein solches Ereignis eintritt, das die Behörden zum Handeln bewegt?
Merkwürdig empfinde ich, dass unsere Zeitungen, Radio- und TV-Sender nichts darüber vermeldet haben (jedenfalls habe ich nichts dazu gesehen oder gelesen). Die Nachricht entnehme ich dem National Geographic für July 2007 „Wildlife: Europe Bird Ban“.
(A. Buschinger)
Vortrag von Dr. Bernhard Seifert Samstag, 15.09.2007 in Zittau
Die Vertreterversammlung 2007 der DASW findet in Verbindung mit einer Internationalen Tagung zum Ameisenschutz in Deutschland, Tschechien und Polen vom 14. bis 16. Sept. 2007 in Zittau statt. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=462
Die diesjährige Internationale Tagung zum Ameisenschutz in Deutschland, Tschechien und Polen schließt sich an die Bundesvertreterversammlung der Deutschen Ameisenschutzwarte an. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=463
Für Ameisenfreunde vielleicht besonders interessant: Samstag, 15.09.2007 14.00 Uhr Vortrag von Dr. Bernhard Seifert (Staatl. Museum für Naturkunde Görlitz): „Ergebnisse der neuesten Ameisensystematik und deren Auswirkungen auf unsere Realitätsbetrachtung“
A. Buschinger (09. Juni 2007)
Ameisenbekämpfung aktuell
Zurzeit häufen sich die Anfragen betr. schädlicher Ameisen im Haus und deren Bekämpfung, sowohl im Forum der DASW:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=467
als auch bei einzelnen Mitgliedern der Ameisenschutzwarte.
(A. Buschinger, 31. Mai 2007)
Bernhard Seifert: „Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas“ ist erschienen!
Das lange erwartete Buch, Nachfolger des beliebten „Ameisen beobachten – bestimmen“ von 1996, ist in der lutra-Verlags- und Vertriebsgesellschaft erschienen. ISBN 978-3-936412-03-1. Preis € 39,-
Das Werk ist umfangreicher geworden und inhaltlich komplett überarbeitet. Insbesondere wurden die Beschreibungen von Biologie und Ökologie der Ameisenarten erheblich ergänzt und erweitert. Waren in dem Band von 1996 eher magere 34 Literaturhinweise zu finden, so wird der wirklich an Ameisen Interessierte nun auf 449(!) Zitate verwiesen.
Eine ganze Reihe von Arten, zum Teil aus dem südlichen Mitteleuropa, wurden neu aufgenommen, so Ponera testacea, Hypoponera schauinslandi, Proceratium melinum, Liometopum microcephalum, Prenolepis nitens, Cataglyphis aenescens und C. nodus (nur kurz behandelt, Bilder von C. nodus), Formica (Serviformica) fuscocinerea und Formica (Coptoformica) foreli. Temnothorax saxonicus, 1996 als Unterart von T. sordidulus erwähnt, wurde zur Art aufgewertet. Lasius neglectus, in der 1. Ausgabe nur im Schlüssel zu finden, wurde nun ausführlich dargestellt: 1996 war diese hoch invasive Art noch nicht in Deutschland!
Taxonomische Änderungen seit 1996 wurden berücksichtigt, auch die Bestimmungsschlüssel entsprechend umgearbeitet. Der Messor structor aus den deutschen Vorkommen wurde eine zweite Art, vorläufig „Messor cf. structor sp. B“ aus Österreich und dem Balkan beigesellt, was die Probleme der Systematik dieser Gruppe beleuchtet. Bei Tetramorium werden die Arten caespitum, impurum und moravicum behandelt. Aus der Gattung gibt es allerdings in Mitteleuropa mindestens 11 Arten, von denen bisher nur 6 einen taxonomischen Namen tragen. Entsprechend werden im Schlüssel die Arten A, B, C, D und E ausgewiesen.
Die Bilder sind von derselben Qualität wie in Seifert 1996. Der Allgemeine Teil ist praktisch ein kurzes Lehrbuch der Myrmekologie, was die mitteleuropäische Ameisenfauna betrifft.
Mit den Bestimmungsschlüsseln werden Hobby-Myrmekologen und auch angehende Wissenschaftler ihre Schwierigkeiten haben, so wie das bereits mit dem Buch von 1996 der Fall war. Ohne sehr gute Optik geht fast nichts. „Das Bestimmen ist nicht leichter geworden“, wie Seifert selbst bemerkt. Das ist nicht seine Schuld, sondern liegt in der Schwierigkeit der Ameisensystematik allgemein begründet. Ich wünschte, es gäbe ähnlich sorgfältig erstellte Bücher über die Ameisen anderer Teile der Welt!
Das Buch mit seinen zahlreichen neuen Befunden und taxonomischen Änderungen wird viel Arbeit nach sich ziehen, wenn Händler und Betreiber von Foren ihre Informationen zu den einzelnen Arten tatsächlich auf den aktuellen Stand bringen möchten.
Aber es ist ein Meisterwerk!
Ich möchte aus einem Geleitwort des Nobelpreisträgers Karl v. Frisch zum Jacobs/ Renner: Taschenlexikon zur Biologie der Insekten (1. Aufl. 1974) zitieren: „Wie glücklich wäre ich gewesen, wenn es in meiner Studienzeit ein solches Buch gegeben hätte!“ - Das gilt uneingeschränkt auch für "den Seifert" von 2007!
(A. Buschinger, 16. Mai 2007)
„Nach den Bienen sterben die Ameisen“
So betitelt die Süddeutsche Zeitung einen Artikel, in dem es um die Entdeckung eines Virus geht, das die Feuerameisen in den USA befällt.
http://www.sueddeutsche.de/,ra10m3/wissen/artikel/148/113035/
Ein Killervirus breitet sich unter den Roten Feuerameisen in den USA aus. Doch der Tod dieser Insekten lässt amerikanische Bauern aufatmen. Usw…
Im englischen Original ist der Artikel hier einzusehen:
http://www.cnn.com/2007/TECH/science/05/07/fire.ants.virus.ap/index.html
Hier finden sich einige bemerkenswerte Angaben zum Thema „Invasive Arten“ und Feuerameisen:
- Die Feuerameisen verursachen jährlich in den USA einen Schaden von 6 Milliarden Dollar (einschließlich allein 1.2 Milliarden in Texas).
- Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich inzwischen auf die Staaten Alabama, Arkansas, California, Florida, Georgia, Louisiana, Mississippi, New Mexico, North Carolina, Oklahoma, South Carolina, Tennessee sowie Texas und Puerto Rico. Mit Tendenz zur Ausbreitung nach Norden.
- Eine durchschnittliche Kolonie umfasst 100.000 bis 500.000 Arbeiterinnen.
- Bevorzugte Habitate sind offene Grasflächen wie Weideland, Parks, Rasenflächen, Wiesen und Ackerbauflächen.
- Feuerameisen können nützlich sein: Sie ernähren sich hauptsächlich von schädlichen Insekten und anderen Arthropoden, wodurch sie im Ackerbau den Bedarf an Insektiziden verringern. In städtischen Gebieten ernähren sie sich von Flohlarven, Schabeneiern, Zecken und anderen Schädlingen.
- Aber in der Bilanz sind sie eine ökologische Katastrophe. Ihr Schaden überwiegt bei weitem den Nutzen.
- In dem Artikel wird spekuliert, dass man das Virus für eine Kontrolle der Feuerameisen einsetzen könnte.
Im amerikanischen Forum ist eine kurze Diskussion dazu:
http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1739.topic
Aus den Kommentaren:
- Die Frage ist, ob das Virus auch für andere Arten gefährlich sein könnte, z.B. auch harmlose einheimische Ameisen (wozu auch einige Solenopsis-Arten gehören – A.B.).
- „20 Prozent der Feuerameisen-Kolonien sind von dem Virus infiziert, viele scheinen daran zu sterben. Frage: Sind vielleicht die übrigen 80 % von Natur aus resistent gegen das Virus?“
- Ein Wissenschaftler hat ausgerechnet, dass man für die Ausrottung der Feuerameisen so viel eines Pestizids benötigte und ausbringen müsste, dass die Kosten dafür dem Zwanzigfachen des jährlichen Verteidigungshaushalts der USA entsprächen.
Gegen Taliban und „Schurkenstaaten“ zu kämpfen ist also erheblich billiger als die Ausrottung dieser einen invasiven Ameisenart! (Und die USA haben weitere invasive Ameisenarten, z.B. die Argentinische Ameise).
Wer die RISIKEN der Einschleppung nicht-heimischer Ameisen ernsthaft verstehen will, sollte diese Zahlen kennen. (A. Buschinger, 10. Mai 2007)
Der König der Ameisen - Bert Hölldobler (10. Mai 2007)
Noch aus dem Dezember 2006, aber vielleicht doch nicht ganz uninteressant:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/293/95198/
Bienensterben - Ameisensterben? (04. Mai 2007)
Aus den USA wird über ein massives Bienensterben berichtet.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,479746,00.html
Bitte den Artikel lesen und sich dann folgende Fragen stellen:
Ein eingeschleppter Parasit oder Krankheitserreger, ob Milbe, Fadenwurm, Pilz, Bakterium oder Virus, würde bei uns einheimische Ameisen befallen und ¼ oder ½ der Bestände EINER Art oder gar mehrerer Arten vernichten (z.B. Aphaenogaster subterranea, Tetramorium cf caespitum, Lasius niger, Camponotus ligniperda, Temnothorax nylanderi, um nur ein paar zu nennen):
1.) Würde jemand diesen Rückgang bemerken?
2.) Falls ja: Würden öffentliche oder private Mittel bereit gestellt um die Ursache aufzuklären?
3.) Falls ja: Kennt Ihr Institute/ Myrmekologen, die derartige Forschung durchführen könnten? Gibt es genügend Myrmekologen um diese Forschung flächendeckend in Deutschland durchzuführen?
4.) Falls ja: Würde nach Mitteln zur Bekämpfung des Erregers geforscht? Von wem?
5.) Falls ja: Würden Gelder zur flächendeckenden Bekämpfung des Erregers bereitgestellt?
6.) Falls ja: Wieviele Personen wären notwendig und fähig, die Bekämpfung des Erregers durchzuführen und auch den Erfolg zu kontrollieren?
Zur Information: Die Honigbiene ist ein soziales Insekt von großer wirtschaftlicher Bedeutung fast weltweit. Es ist eine einzige Art (mit mehreren Rassen).
Fast alle Bienenvölker werden von Imkern betreut, so dass Störungen sehr schnell entdeckt werden.
Entsprechend gibt es weltweit hunderte von Bienenforschungsinstituten mit jeweils Dutzenden von Mitarbeitern, die Ursachenforschung betreiben, und es gibt öffentliche Gelder für diese Forschung.
Sie alle haben bisher kein Mittel z.B. gegen die nunmehr fast weltweit verschleppte Varroamilbe gefunden. Sie alle tappen nun auch nach mehreren Monaten der Forschung über die Ursachen des neuen Bienensterbens noch im Dunkeln.
Mein Schluss: Im Falle der Einschleppung eines solchen Erregers bei Ameisen wären unsere Ameisen ganz arm dran!
Dies ist als Hinweis auf die Dimensionen der Verantwortung gedacht, die man übernimmt, wenn man exotische Ameisen importiert, verkauft/kauft und häufig unzureichend gegen Ausbruch gesichert bei sich hält.
Zurzeit mehren sich Fälle von scheinbar geheimnisvollem Siechtum und Todesfällen bei einheimischen und exotischen Ameisen in Heimhaltung. Ich werde mit Anfragen bombardiert und um Untersuchung der Ursachen gebeten. Ist der Ernstfall bereits eingetreten?
Wenn man die Dimensionen solcher Untersuchungen bei der Honigbiene zum Vergleich nimmt, dürfte jedem klar werden, dass ich allein, ohne Labor, derartige Forschung nicht betreiben kann!
Die richtigen Schlüsse aus dieser Situation zu ziehen, bleibt dem Gewissen und Verstand jedes einzelnen Beteiligten überlassen.
(A. Buschinger 04.05.2007)
Eine invasive Camponotus-Art (26.03.2007)
http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm3.showMessage?topicID=2664.topic
Hier wird im amerikanischen Forum über Camponotus planatus berichtet. Die Art ist in Mittelamerika heimisch. Sie wurde an einige Orte in den südlichen USA verschleppt, wo sie sich in städtischen Regionen jetzt zur Plage („pest“) entwickelt. Sieht nach den Bildern in dem thread eigentlich sehr hübsch aus und erinnert (mich) eher an eine Formica-Art.
Was man daraus schließen muss: Auch Camponotus-Arten, die zurzeit (oft unbestimmt!) von den Ameisenhändlern in beträchtlicher Artenzahl aus Südeuropa, sowie aus Südamerika, Australien und Japan importiert werden, können invasiv werden! Vorsicht ist also auch bei dieser Gattung dringendst geboten; am besten nicht kaufen!
(A. Buschinger, 26.03.2007)
Eine neue wissenschaftliche Webseite über die Ameisen Spaniens (22.03.2007)
In Spanisch, einige Bestimmungsschlüssel in Englisch. Man kann für jede in Spanien jemals angetroffene Art eine Verbreitungskarte generieren sowie die zugehörige Literatur und unpublizierte Funddaten aufrufen. Wunderbar!!!
Eine neue Ameisendiät (05.03.2007)
Hinweis: Die unten angegebenen Zusammensetzung der Diät (Tabelle) enthält nach Auskunft eines der Autoren ein Druckfehler! Nicht "20 mg" Sucrose (Saccharose) wurden zugesetzt, sondern 20 % (w/v) (Gewichtsprozent)!
Hinweis des anderen Autoren auf einen zweiten Druckfehler: Ebenso wurde nicht "1 mg" Agar zugesetzt, sondern 1g Agar. (J. Straka, 21.3.2007)
Die Ausgabe 1/2007 der Zeitschrift Insectes Sociaux ist soeben erschienen. Darin findet sich ein Artikel über eine neu entwickelte, völlig synthetische („holidische“) Diät für Ameisen:
Straka, J. & Feldhaar, H. 2007: Development of a chemically defined diet for ants. Insectes Sociaux 54, 100-104
Getestet wurde die Diät mit Camponotus floridanus. 14 Arbeiterinnengruppen definierter Größe (150 kleine Arbeiterinnen, 30 Larven des ersten Stadiums, 20 Eier von der jeweiligen Königin) wurden von großen Laborkolonien abgezweigt. Weitere Eier und Junglarven wurden alle drei Wochen zugesetzt um Eiablage der Arbeiterinnen zu verhindern. Über 13 Wochen wurde die Anzahl der produzierten Puppen registriert.
Verglichen wurde diese Diät mit einer Ernährung mit der Bhatkar-diet, die ja Hühnerei als nicht voll definierten Bestandteil enthält. Weiterhin wurden die Völker mit Bhatkar-diet zusätzlich immer mit frisch abgetötete Schaben und Honigwasser versorgt. Unter diesen Bedingungen war kein Unterschied in der Produktivität zwischen den beiden Versuchsgruppen (je 7 Zweignester) festzustellen: Die neue holidische Diät ist also ebenso geeignet wie Bhatkar plus Insekten plus Honigwasser.
Bisher wurde NICHT getestet, wie sich Änderungen in der Zusammensetzung der neuen Diät auswirken, etwa verringerte oder erhöhte Gabe der einzelnen Bestandteile. Die Versuche gingen auch nur über ein gutes Vierteljahr. In randlich erwähnten Versuchen wurde beobachtet, dass auch die Eiablage von Königinnen bei ausschließlicher Fütterung mit der synthetischen Diät über 4 Monate nicht nachließ. Weitere Ameisenarten wurden bisher nicht in die Experimente einbezogen.
Dennoch ist dies die erste Untersuchung über die Tauglichkeit einer völlig künstlich zusammengestellten Diät, wobei sich die Autoren wenigstens Gedanken darüber gemacht und Gründe erörtert haben, weshalb sie Zusatzstoffe wie Vitamine, Wachstumsfaktoren usw. verwendet haben, und weshalb in den angegebenen Mengen.
Man darf gespannt sein, ob Untersuchungen mit anderen Zusammensetzungen der Diät und mit anderen Ameisenarten vorgenommen werden.
Für die Ameisenhaltung dürfte die naturnahe Fütterung mit Insekten und Honig ganz sicher auf lange Zeit noch am sinnvollsten sein. Irgendwelche nach Gutdünken zugesetzte Vitamine z.B. nutzen bisher nur dem Verkäufer.
(A. Buschinger, 5.3.2007)
Hier ist die Zusammensetzung der neuen Ameisen-Diät:
Taxonomische Revision der Gattung Linepithema
http://repositories.cdlib.org/ucpress/ucpe/vol_126/
Unter dieser URL lann man die (englische) Zusammenfassung der im Januar 2007 erschienenen Revision von A. Wild aufrufen. Diese Doktorarbeit wurde in einem "open access journal" veröffentlicht, also einer Zeitschrift, deren Inhalte frei zugänglich sind, die man nicht teuer abonnieren muss. In der Zusammenfassung ist der link angegeben, unter dem man sich die ganze Arbeit (162 Seiten) herunterladen kann. Die Gattung umfasst demnach 19 Arten (einschließlich der pest-ant Linepithema humile). Es gibt Bestimmungsschlüssel für Arbeiterinnen und sogar Männchen (!).
(A. Buschinger, 05.3.2007)
Interview mit Edward O. Wilson
http://www.videosift.com/video/EOWilson-portrait-of-the-brilliant-Harvard-naturalist
One of my heroes, Dr. Wilson, discusses his work with ants, his new book 'The Creation' (directed towards involving the religious with environmental conservation), and how he can't remember the U.S. national anthem. No stranger to controversy, Wilson also discusses socio-biology as his favorite achievement. Interview by the wonderful Seed Magazine (byline;'science is culture'). 8min long.
Sehenswert!
(A. Buschinger, 27.2.07)
Todesstrafe für Ameisenhändler
Ein chinesischer Ameisenhändler wurde zur Todesstrafe verurteilt.
Der Mann hatte in betrügerischer Absicht Investoren zur Beteiligung an einer groß angelegten Ameisenzucht veranlasst und umgerechnet 387 Milionen Dollar eingenommen. "Schwarze Ameisen" werden in China als Zusätze für Wein, Tees und Heilmittel verwendet. Gewinnversprechen von 60% hatten zehntausende von "Anlegern" in die Falle gelockt.
Füttern von Ameisen während der Überwinterung
Aus aktuellem Anlass - ich konnte mich im DASW-Forum nicht einloggen; jetzt geht es wieder, aber während ich etwas schrieb, kam die Meldung "Error 403" - setze ich jetzt die Antwort auf eine dort gestellte Frage hier herein:
Hallo Herr Hoffmann,
Den Beitrag des Forenusers mit der wundersamen Vermehrung seiner "eingewinterten" Kolonie kenne ich. Leider macht er keine genaueren Angaben, und nach den vorliegenden Daten lässt sich dazu überhaupt nichts sagen.
Füttern in der Überwinterung: Ein wenig Honigwasser sollte nicht schaden. Die Geschichte mit der Entleerung des Darmes wird gerne gründlich missverstanden. Das spielt ja nur dann eine Rolle, wenn die Ameisen Frost von mehreren Grad unter Null ausgesetzt sind!
In der Natur bei uns, in echten Wintern, können das minus 15 oder gar mal minus 20 Grad werden. Diese Temperaturen herrschen dann z.B. in einer Lasius brunneus-Königin, die oben im Baum unter 2 mm Borke ihre Kolonie gründet, oder in einem Völkchen von Temnothorax affinis in einem dürren Zweig, ebenfalls hoch im Baum.
Honiglösung dürfte erst bei etwa minus 3-5 Grad gefrieren, und erst dann würde das für die Ameisen gefährlich. Manche Arten haben auch eine ölig-fettige Füllung im Kropf (z.B. Solenopsis fugax). Die gefriert auch nicht.
Bei der üblichen Überwinterung in Kühlschrank, Keller, Garage usw. bleiben die Temperaturen deutlich über Null. Besser wären so minus 3-5 Grad in der Nacht, im Wechsel mit 0-5 Grad plus bei Tag, aber die Halter haben ja alle eine unbegründet panische Angst davor, dass ihre Völker erfrieren könnten.
A. Buschinger (18.1.2007)
Neobiota-Wanderausstellung (5.1.2007)
http://www.osnabrueck.de/neobiota/
Hier gibt es viele Informationen zu einer Wanderausstellung über Neobiota, also Neozooen und Neophyten, also m.o.w. neu eingeführte und eingeschleppte Tiere und Pflanzen. Über Ameisen ist wohl nichts dabei, aber man kann ja von anderen Lebensformen auch auf die möglichen Folgen des Einwanderns/ der Einführung fremdländischer Ameisen Schlüsse ziehen.
Zurzeit (bis 21.1.07) ist die Ausstellung in München, vom 18.3. bis 10.6.07 in Coburg, Juli 07 bis Oktober 07 in Reutlingen, Nov. 07 bis Mai 08 in Rudolstadt, es folgen Bielefeld, Görlitz und Chemnitz (bis April 09).
Wer nicht weit fahren möchte, kann sich also in der Primärtugend der Ameisenhalter, in Geduld, üben :) (A. Buschinger
Myrmekologische Nachrichten 2006, Band 9, ist erschienen (4.1.2007)
Online einsehbar: http://www.oegef.at/
Das Heft enthält einen Beitrag zur Ernährung von Larven (am Beispiel von Leptothorax acervorum), S. 35-41. Ich habe hier schon darüber referiert:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ern%C3%A4hrung_von_Larven Danach sollte man endgültig die diversen Protein-Jellys, Bhatkar diet usw. mit Skepsis betrachten.
Weiterhin enthält das Heft einen Bericht von S. Cremer et al (S. 13-19) über das aggressive Verhalten der invasiven Ameisenart Lasius neglectus gegenüber den in Spanien heimischen Arten Lasius grandis, L. emarginatus und L. cinereus. In allen Versuchen dominierten die L. neglectus. – Ein weiterer Grund, Einschleppung fremdländischer Ameisen zu vermeiden (L. neglectus ist allerdings in D schon „angekommen“).
Über eine langfristige Ausdehnung einer Superkolonie von Lasius neglectus berichtet A. Tartally (S. 21-25).
B. Markó et al legen eine Liste der Ameisen von Rumänien vor (S. 65-76).
Focus - Bericht über Tierhandel (21.12.06)
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/natur/tierhandel_nid_41409.html
Ansehen und Kommentare schreiben!!
Aus aktuellem Anlass: KEINE Ameisen zu Weihnachten verschenken! 18.12.06
Siehe hier: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ameisen_als_Geschenk
„Weihnachtsangebote“ bei den Ameisenhändlern, Komplettsets und „schlafende“ Ameisen auf dem Gabentisch von Anfängern. Es mag ja alles lieb gemeint sein. Vernünftig ist es nicht!
Ganz allgemein sind lebende Tiere als Geschenk problematisch, am schlimmsten als Überraschungsgeschenk, wenn der glückliche Empfänger unvorbereitet ist oder sich womöglich ein ganz anderes Tier gewünscht hat.
Schon jetzt, wenige Tage vor dem Fest, kommen in Ameisenforen die Anfragen: Jemand schenkt mir zu Weihnachten eine Kolonie Lasius niger. Was muss ich beachten? Was zuerst tun? Ist es überhaupt gut, jetzt im Winter mit der Ameisenhaltung anzufangen? Die klare Antwort auf die letzte Frage ist:
NEIN!
Einheimische Arten wie Lasius niger sind jetzt in der Winterruhe. Ein Geschenk, das man erst mal für 3-4 Monate in den Kühlschrank versenken muss, wird wenig Freude bereiten.
Exotische Arten sind ohnehin für den Anfänger absolut ungeeignet. Wenn sie dann wegen ungeeigneter Bedingungen schnell sterben, ist die Freude auch nur von kurzer Dauer gewesen.
Der VORSCHLAG: Schiebt doch das Geschenk auf bis nach der Winterruhe, etwa zu Ostern!
Gänzlich unklug ist das Verschenken von Gelfarmen, Antquarium, Antworks usw.: Sie sind ohnehin untauglich und für den wahren Tierfreund und Ameisenliebhaber ein Gräuel.
Im Winter verschenkt, kommt das Problem hinzu, dass gar keine Ameisen erhältlich sind, die man zum Sterben in dem Apparat versenken kann. Bis zum Frühjahr ist das Gel wahrscheinlich schon vertrocknet oder vergammelt.
DASW-Arbeitskreis „Haltung von Ameisen“ geplant (04.12.2006)
Die Deutsche Ameisenschutzwarte hat auf ihrer Jahresversammlung im September 2006 beschlossen, einen „Arbeitskreis Haltung von Ameisen“ einzurichten.
Einzelheiten sind hier zu finden:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=389
Millionenbetrug mit Ameisenzucht
http://www.news.com.au/story/0,23599,20827439-13762,00.html
Investoren ausgetrickst mit “Schwarzen Ameisen”Von Korrespondenten in Peking November 27, 2006 10:07am Artikel von Reuters
Eine Firma im nördlichen China kassierte 485 Millionen Australische Dollar (ca. 290 Mio EUR) von leichtgläubigen Anlegern mit dem Versprechen hoher Profite aus einem Ameisenzucht-Projekt, so die Nachrichtenagentur Xinhua.
Die Donghua Ecological Breeding Company in der Provinz Liaoning versprach 35 bis 60 Prozent Gewinn auf Investitionen in das betrügerische Projekt.
Die staatliche Agentur Xinhua zitiert das Sicherheitsministerium, das den Fall als Beispiel dafür anführte, wie Betrüger immer fantasievoller werden.
Der Bericht erklärte nicht, weshalb Bürger in die Ameisenzucht investieren sollten. Aber in der südlichen Region von Guangxi werden „Schwarze Ameisen“ in Beuteln verkauft, die man in Tee taucht, oder mit Alkohol getränkt zu sich nimmt, als natürliches Heilmittel für Erkrankungen wie z.B. Arthritis.
Heute - 25.10.06 - in ARTE um 19:00 Uhr Film zur Invasionsbiologie
Heute - 25.10.06 - kommt in ARTE um 19:00 Uhr der dritte Teil einer Reportage über "Die Rache der Schöpfung". In diesem dritten Teil geht es um den "Angriff der Parasiten" - um eingeschleppte Viren und Insekten !!! Die Teile 1 und 2 (23. und 24. 10 06) waren bereits sehenswert; die gezeigten Szenen über die an Honigbienen bei uns und in den USA verursachten Schäden durch eingeschleppte, exotische Parasiten stimmen sehr nachdenklich mit Blick auf die Verteilung ausländischer Ameisen (samt ihrer Parasitenfracht!) in Deutschland und Europa.
Anders als bei Bienen, wo wirtschaftliche Interessen dahinterstehen, wird wohl kaum jemand bemerken, wenn einige einheimische Ameisenarten dank einer eingeschleppten Erkrankung verschwinden, und schon gar niemand wird eine Bekämpfung eines solchen Ameisen-Schädlings finanzieren!
Eine deutsche TV-Produktion von 2005, wohl als Wiederholung.
mfG, A. Buschinger
Band 8 der Myrmecologischen Nachrichten ist erschienen und online! (19.10.06)
Band 8 ist ein Gedenkband zu Ehren von Stefan Schoedl.
53 Wissenschaftler aus 17 Laendern auf fuenf Kontinenten verfassten insgesamt 35 Beitraege zur Morphologie, Phylogenie, Systematik, Taxonomie und Zoogeographie der Ameisen.
Unter vielem anderen ist ein Beitrag von B. Seifert über die Taxonomie von Temnothorax saxonicus und T. sordidulus enthalten sowie die Beschreibung zweier neuer Temnothorax-Arten aus der Türkei. R.W. Taylor schreibt über Ameisen der Gattung Meranoplus aus den Regenwäldern des nordöstlichen Australien, mit Beschreibung von drei neuen Arten. Auch A. N. Andersen befasst sich mit der Systematik der Gattung Meranoplus in Australien.
Mit einer von F.M. Steiner, B. Schlick-Steiner und K. Moder entwickelten Technik lassen sich jetzt die Arten des Tetramorium caespitum/impurum-Komplexes bestimmen.
Neben der gedruckten Version (€ 20 bzw. € 10 fuer Mitglieder der OEGEF, Oesterreichische Gesellschaft fuer Entomofaunistik), gibt es eine nicht druckbare Online-Version, die unter http://www.oegef.at/myrmekologische.html einzusehen ist.
Bestellungen der gedruckten Version bitte per E-mail an herbert.zettel@nhm-wien.ac.at; die Zahlungsmodalitaeten sind einsehbar unter http://www.oegef.at/Preise.pdf.
Der naechste regulaere Band, Band 9, soll Ende 2006 veroeffentlicht werden.
Gruesse aus Suedaustralien (11.10.06)
Nachdem ich Probleme habe, mich von hier aus beim DASW-Forum und andernorts einzuloggen, will ich hier ein paar Gruesse loswerden. Kann ja spaeter geloescht werden. - Hier gibt es nicht viele Internetcafes, und meistens sind wir auch in irgendwelchen Nationalparks unterwegs, Wandern, Blumengucken, Myrmecia fotografieren, Delfine fuettern, mit Walen schwimmen, usw. - Es ist herrlich! Heute der erste Regentag, daher habe ich auch Zeit, ins Net zu gehen. Viele Gruesse an alle, und bis bald, A. Buschinger
Edit 21.11.06:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=4582
Hier und in vorhergehenden threads sind ein paar Bildberichte über unsere Erfahrungen im südlichen Westaustralien zu finden.
(A. Buschinger)
Neue Hoffnung im Kampf gegen invasive Ameisen? (19.09.2006)
Aus der Universität von Kalifornien in Irvine kommt ein Bericht über laufende Versuche, die eingeschleppte "Argentinische Ameise" (Linepithema humile) mit Hilfe synthetischer Duftstoffe zu bekämpfen. Die Duftstoffe sollen bewirken, dass Tiere, die damit in Berührung gekommen sind, von ihren Artgenossen angegriffen und getötet werden. Das Verfahren ist allerdings noch weit von einer praktischen Anwendung entfernt. Ein ausführlicher Bericht findet sich hier:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=369
(A. Buschinger, 19.9.06)
Nochmals: TV-Bericht über die in Köln ausgebrochenen Blattschneiderameisen
http://www.stern.de/tv/?nv=redir
Mittwoch 06.09.2006 | 22:15 Uhr
"Was krabbelt denn da?" Wie böse fremde Tiere über Deutschland herfallen
DDP Blattschneiderameisen: Nachbars Garten überfallen
Hobbygärtner Karl Ditz hat ein Problem: In seinem liebevoll gepflegten Grün haben sich tropische Blattschneiderameisen ausgebreitet. Erst litten die Wildrosen, dann die Fuchsien, schließlich war auch der Hibiskus in der Gartenanlage kahlgefressen. Die Plage hat der Nachbar eingeschleppt.
"Es waren schwarze Karawanen", beschreibt der pensionierte Gärtnermeister das Elend. Die tropische Blattschneiderameise ist nur ein Beispiel für Insekten und Kleintiere, die üblicherweise in der freien Natur Europas gar nicht vorkommen - und sich trotzdem hierzulande ausbreiten. stern TV hat sich auf die Lauer nach Vogelspinnen, Ameisen, Nandus, Ochsenfröschen und Marderhunden gelegt. "Was krabbelt denn da? Wie böse fremde Tiere über Deutschland herfallen."
- Es soll diesmal ein ausführlicherer Bericht sein. (A. Buschinger, 05.09.2006)
Strumigenys sp., weitere eingeschleppte Ameisenart? (03. 09. 2006)
Im Das_Ameisenforum.de berichtet „Boro“ am Samstag, 02. Sept. 2006 über eine in seinem Garten in Klagenfurt schwärmende Strumigenys sp.. Nach den beigefügten Bildern ist die Gattung einwandfrei zu identifizieren, nicht jedoch die Art. http://www.das-ameisenforum.de/thread.php?threadid=7852
Eine durch den Ameisenhandel dort eingeschleppte Art?
Ausführlich wird hier berichtet:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=365
und hier:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=4318
ERGÄNZUNG und Korrektur: Wahrscheinlich handelt es sich um Pyramica argiolus (früher: Epitritus argiolus), eine in Mittel- und Südeuropa bereits länger bekannte Art, die einmal auch schon in Deutschland gefunden worden war. Siehe angegebene links!
(A. Buschinger, 03.09.2006)
XV Internationaler Kongress der IUSSI in Washington, Zusammenfassungen (28.08.2006)
http://iussi.confex.com/iussi/2006/techprogram/MEETING.HTM
Hier sind die Zusammenfassungen der Vorträge und Poster auf dem 15. Internationalen Kongress der Int. Union zum Studium der Sozialen Insekten in Washington zu finden. Es steckt eine überwältigende Fülle an neuen Informationen auch über Ameisen darin. Der Vorteil dieser Abstracts ist, dass die Autoren selbst sagen, was sie meinen. Das ist anders als in den Wissenschaftsmagazinen (Spiegel u.a.), wo das hervorgehoben wird (und oft nur das), was die Journalisten verstehen und für erwähnenswert halten.
Ein paar Beispiele:
1.) Myrmecochory with Temnothorax crassispinus. Gerriet Fokuhl, Jürgen Heinze, and Peter Poschlod. Biologie, Universität Regensburg, Regensburg, 93051, Germany.
Die Verfasser berichten, dass die in D sehr häufige Art Temnothorax crassispinus Samen über 1.5 Meter weit verbreitet, dass die Elaiosomen der Samen an die Larven verfüttert werden, dass bei Fütterung mit Honig und Schaben zusätzlich gegebene Elaiosomen die Produktion und auch das Trockengewicht weiblicher Geschlechtstiere steigern. Das Gewicht der Männchen dagegen nahm ab.
2.) Social parasite sympatry and the geographic mosaic of coevolution Joan Herbers and Christine Johnson. Evolution, Ecology, and Organismal Biology, Ohio State University, 318 W. 12th Avenue, Columbus, OH 43210
Die Autorinnen schlagen einen Wechsel in der Terminologie vor, weg von “Dulosis” und “Sklavenhaltung”, wegen negativer Auswirkungen auf manche Zuhörerschaft (Sie sind Amerikanerinnen!). Es wird vorgeschlagen, anstatt „Sklavenhalter“ den Begriff „Piraten“ zu verwenden, und zur Beschreibung des Verhaltens soll statt "dulotisch" die Bezeichnung „leistic“ dienen (deutsch „leistisch“?) – Man muss sehen, ob sich das international durchsetzt.
Weiterhin haben sie Auswirkungen der beiden „leistischen“ Arten Protomognathus americanus und Temnothorax duloticus auf eine der Sklavenarten, Temnothorax curvispinosus, bei gemeinsamem Auftreten untersucht. Das Ergebnis wird nur angedeutet: Piratenameisen können bei gemeinsamem Auftreten (in Sympatrie) das geografische Muster der Evolution in „unerwarteter Weise“ beeinflussen. Zitiert ist eine bereits erschienene Veröffentlichung: Johnson, C. A. and Herbers, J. M.. 2006. Ecology 87:382-394.
3.) Evolutionary dynamics of altruists vs. social parasites in the parthenogenetic ant, Pristomyrmex punctatus Kazuki Tsuji1, Tomonori Sasaki1, Hideaki Mori2, Shigeto Dobata3, and Eisuke Hasegawa4. (1) Department of Environmental Sciences and Technology, Faculty of Agriculture, University of the Ryukyus, Nishihara, Okinawa, 903-0213, Japan, (2) Department of Ecology and Evolutionary Biology, Graduate School of Life, University of Tohoku, Sendai, Japan, (3) Department of Systems Sciences, University of Tokyo, Konama 3-8-1, Meguro, Tokyo, 153-8902, Japan, (4) Department of Ecology and Systematics, Graduate School of Agriculture, Hokkaido University, Sapporo, Japan
Hier soll darauf hingewiesen werden, dass Pristomyrmex pungens inzwischen umbenannt wurde, in Pristomyrmex punctatus (die “stechende” P. wurde zur „punktierten“ P.) P. pungens gibt es also nicht mehr!
Die Kolonien bestehen nach diesem Abstract aus zwei Typen von Tieren in Arbeitergestalt, die sich alle thelytok-parthenogenetisch fortpflanzen (weiblichen Nachwuchs erzeugen, ohne begattet zu sein): Kleine Arbeiterinnen, die „altruistisch“ sind, reproduzieren UND arbeiten, und eine seltenere, „sozialparasitische“ Linie, deren Mitglieder größer sind, kaum arbeiten oder furagieren, und sich hauptsächlich fortpflanzen. Theoretisch müssten die „parasitischen“ Arbeiterinnen sich stärker vermehren und so das Aussterben der Kolonie bewirken. In einem Computermodell wird errechnet, dass nur die geringe Ausbreitungskapazität der „egoistischen Täuscher“ deren Überhandnehmen verhindert. Solche Täuscher entstehen aber immer wieder an verschiedenen Orten in den Populationen normal arbeitender Tiere.
4.) Worldwide spread of exotic ants James K. Wetterer, Biology, Florida Atlantic University, Jupiter, FL 33458
Der Autor berichtet über Ursprung, derzeitige Verbreitung und Ausbreitungspotential von über 40 Pestant-Arten. Darunter sind Paratrechina longicornis, Pheidole megacephala, Solenopsis geminate, Linepithema humile, Solenopsis invicta, Technomyrmex albipes, Wasmannia auropunctata, Anoplolepis gracilipes. Einige invasive Arten scheinen gerade am Beginn ihrer Ausbreitungsphase zu sein, beispielsweise Pheidole moerens.
Viel Auswahl also an fragwürdigen „Urlaubsmitbringseln“ :-(
Ich werde weitere Ergänzungen folgen lassen, muss in manchen Fällen aber erst die kompletten Veröffentlichungen sehen.
(A. Buschinger 28.08.06)
5.) "Myrmica microrubra" soll nach zwei Postern auf dem Kongress nun doch genetisch von M. rubra isoliert sein und eine "in Entstehung begriffene Art" darstellen. Siehe dazu in "Systematik" bei "Myrmica microrubra":
(29.08.2006)
Neues Märchen über Waldameisen: Buch von U. Schreiber "Die Flucht der Ameisen" (20.08.2006)
http://www.daserste.de/wwiewissen/thema_dyn~id,vatc7dqfuw0b715g~cm.asp
Sendung vom 20.08.2006
Die Flucht der Ameisen
Ameisen richten ihre Bauten stets nach Brüchen in der Erdkruste, so genannten "Störungslinien" aus. Diese spektakuläre Entdeckung machte der deutsche Geoforscher Prof. Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen. Er will die Bauten der Waldameisen als Indikatoren für geologische Aktivitäten wie Vulkanismus nutzen. Was ist dran an Schreibers Ideen? W wie Wissen geht der Sache auf den Grund.
Der Geologe Ulrich Schreiber ist einem Phänomen auf der Spur. Ein Phänomen, das auch für ihn als gestandenen Wissenschaftler fast unglaublich scheint: Waldameisen haben möglicherweise einen Riecher für Orte, an denen sich Erdbeben bilden können. Was zunächst wie Spinnerei klingt, glaubt Ulrich Schreiber in der Natur nachweisen zu können. In der Verlängerung eines Quarzfelsens führt er uns durch das Dickicht zu einem Beleg seiner ungewöhnlichen Theorie, eine Ameisenhaufen.
Ameisen als Geologen
"Die Teufelsley - ein typischer Quarzfelsen befindet sich jetzt 200 Meter in nördlicher Richtung von hier. Wir können das mit dem Kompass sehr genau einpeilen und die Verlängerung der Teufelsley, ist eine Störungszone, die höchstwahrscheinlich gasführend ist und die Ameisen nutzen diese Störungszone", erklärt Schreiber. Unter "Störungszonen" verstehen die Wissenschaftler unterirdische Risse in der Erdkruste, die sich bei einem Erdbeben gegeneinander verschieben können.
In Form von Felsformationen wie der Teufelsley in der Eifel treten sie ans Tageslicht. Aus der Vogelperspektive wird dieses Riss-System durch die Bauten der Ameisen deutlich. Waldameisen scheinen ihre Bauten in einer Linie entlang solcher Störungszonen zu errichten, wie eine Karte von Ulrich Schreiber aus Nordrheinwestfalen zeigt. Jedes rote A steht für ein Ameisennest. Und tatsächlich liegen alle Nester entlang einer solchen geologischen Störung.
Auch im Südschwarzwald wird die Beziehung deutlich: Die grün markierten Nester orientieren sich an den blau eingezeichneten geologischen Linien. Links und rechts davon ist kein Nest zu finden. Ulrich Schreiber ist sich sicher, dass seine Beobachtungen kein Zufall sind. Doch warum siedeln die Winzlinge entlang der Risse in der Erdoberfläche? Und - wie können sie diese überhaupt wahrnehmen?
Gase aus dem Erdreich
Einen Hinweis liefert die Teufelsley. Sie ist durch eine tiefe Spalte geteilt, wie alle Störungslinien. Und diese geologische Besonderheit hat eine ganz typische Eigenschaft. Durch die Spalten steigen Gase aus tieferen Erdschichten auf. Nutzen die Ameisen womöglich diese Gase, um ihre Bauten an den Spalten zu orientieren? Dazu müssten sie in der Lage sein, die Gase wahrzunehmen.
Die Forscher wollen das überprüfen. Über einem bekannten Riss in der Erde nimmt das Geologen-Team Gasproben. Im Labor soll später überprüft werden, ob die Ameisen auf das Gas reagieren. Wenn das Experiment gelingt, wäre das ein weiterer Beleg dafür, dass Ameisen erdbebengefährdete Zonen erkennen können. Und für die Geologen noch interessanter: Ameisenhaufen könnten vielleicht sogar bisher unbekannte Gasvorkommen anzeigen.
"Wir können erst mal nur das Helium messen", sagt Schreiber, "das Helium ist für uns ein Anzeiger, für die Störung. Wir wissen nicht, was die Ameisen letztendlich auf der Störung machen. Es kann sein, dass sie andere Gase nutzen, oder sonst irgendeinen anderen Vorteil haben."
Geruchs- Experiment
Gemeinsam mit dem Biologen Stefan Hetz von der Humboldt-Universität Berlin wollen die Geologen Waldameisen mit den Gasproben aus dem Freiland konfrontieren. Ein paar hundert "Probanden" haben sie dazu in die Hauptstadt mitgebracht. Und auch die Luft aus der geologischen Störung ist im Gepäck. Für den Versuch müssen ein paar Ameisen ihr nadeliges Zuhause gegen eine Kammer aus Plexiglas austauschen. Am Computer soll sichtbar werden, was im Inneren der Kammer passiert. Denn die wird in einen hermetisch abgeschlossen Raum gestellt.
Nur ein kleiner Schlauch verbindet die Tiere mit der Außenwelt. Durch ihn wird die Gasprobe zu den Ameisen geleitet. Ein paar Minuten vergehen, dann zeigt sich ein erstes Ergebnis. Die Aktivität der Ameisen sinkt kurz nach der Zufuhr des Gases. Das Gas ist weder betäubend noch giftig für sie. Warum werden sie also für einen kurzen Moment ruhiger? Ist das vielleicht eine positive Reaktion auf das Gas? Können die Ameisen tatsächlich die Störungslinien riechen?
Mehr als bloße Vermutung
"Es ist durchaus möglich, dass Ameisen mit ihren Antennen gasförmige Stoffe in der Luft aufnehmen können und zwar in einer unendlich kleinen Verdünnung. Und das ist durchaus möglich, dass die nach diesen Störungslinien suchen", sagt Biologe Hetz.
Wir fassen zusammen: Karten mit eindeutigen Belegen! Gase, die aus dem Erdreich kommen und: Insekten mit erstaunlichen Fähigkeiten. Warum die Ameisen Ihre Nester entlang von Rissen in der Erdkruste bauen, bleibt vorerst ein Rätsel. Aber womöglich hält die Natur hier noch weitere Überraschungen für die Forscher bereit. (Autor: AxelWagner)
Links: Die Flucht der Ameisen Hier stellt Ulrich Schreiber sein Buch vor, das die Forschungen an den Zusammenhängen zwischen Ameisennestern und der Geologie zu einem spannenden Roman verknüpft.
--- So der Text zur Sendung im o.a. link ---
KRITIK:
Als Ameisenforscher mit sehr langer Erfahrung halte ich diese Darstellung zunächst einmal für völlig unbewiesene, ja reißerische Spekulation. Waldameisen siedeln KEINESFALLS nur entlang von Störungslinien im Gestein. Unzählige Nester finden sich auf tiefgründigen Moorböden, oder in den Wäldern in der Oberrheinebene auf bis zu 3.000 m mächtigen Sedimenten. Wo sind da die Klüfte?
Im Odenwald kenne ich tatsächlich auffallende Reihen von Ameisenhügeln, die offensichtlich auf lang gestreckten Klüften des ansonsten recht kompakten Gesteins angeordnet sind. Der Boden ist über dem anstehenden Fels relativ dünn. Meine Erklärung (die Herr Schreiber auch von mir erfahren hat): Nur in den Klüften können die Ameisen hinreichend tief bauen, nur darin können sie in Zeiten anhaltender Trockenheit noch genügend Feuchtigkeit vorfinden! Ein Waldameisenvolk muss ja ganzjährig und über viele Jahre hinweg ununterbrochen geeignete Lebensbedingungen haben. Erst wenn solche ganz natürlichen und alltäglichen Faktoren wie die Erreichbarkeit von Wasser bzw. Bodenfeuchtigkeit ausgeschlossen sind, kann ein Wissenschaftler über andere, bisher nicht erfasste Faktoren spekulieren.
Gase aus Erdspalten, Erdbebengefahr, Ameisen, die darauf mit Flucht reagieren, das ist eine Mixtur von Reizthemen, die hier wohl hauptsächlich den Absatz des im Artikel genannten Buches von Herrn Prof. Dr. Ulrich Schreiber ankurbeln sollen.
Das hat mit Wissenschaft nur den Namen gemein; bis zum Vorliegen wirklicher Beweise und bis zur überzeugenden Widerlegung der genannten Gegenargumente halte ich dieses Buch und die „wissenschafliche“ Verbrämung dazu schlicht für Science Fiction. Es gehört in dieselbe Kategorie wie die uralte und immer wieder aufgewärmte Behauptung, dass Waldameisen (warum eigentlich nur diese?) ihre Nester „immer“ auf „Reizzonen“, "Feldern" oder dergleichen anlegen, die physikalisch nicht messbar sind, jedoch von auserwählten Wünschelrutengängern „zuverlässig“ bestimmt werden können. Auch dafür wurde nie ein Beweis erbracht, schon gar nicht von den Wünschelrutengängern selbst.
(Prof. Dr. Alfred Buschinger)
NACHTRAG 22.8.06:
Bei www.Amazon.de kann man über das Buch Näheres erfahren:
Die Flucht der Ameisen von Ulrich C. Schreiber (31. März 2006) EUR 24,90 (Shayol Verlag: "Der Verlag für Science Fiction und Fantasy" - Eigenwerbung!)
Überschrift einer der Rezensionen: „Gelungener "Science-Thriller"!“
Die Besprechungen werten das Buch durchaus als lesenswert, unterhaltsam, spannend. Schließlich sind die Ameisen nur ein Aufhänger, sollen frühzeitig einen bevorstehenden Vulkanausbruch in der Eifel ankündigen. Ein Lavastrom staut den Rhein, so dass Mainz und Frankfurt überflutet werden, und so weiter.
Aus einer weiteren Rezension: „Dieses Buch sollte für jeden als Anregung dienen, darüber nachzudenken, welche Bedeutung die Wissenschaft, speziell die Geologie, für unser tägliches Leben hat und haben könnte. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen in unserem Land sich diese Vision zu Herzen nehmen und ihre Konsequenzen (Katastrophenschutzpläne etc.) daraus ziehen werden.“ -
Ich habe das Buch nicht gelesen, werde es auch nicht kaufen, aber vielleicht bekomme ich ein Gratisexemplar für eine Rezension ;-).
Störend empfinde ich eben hauptsächlich, dass die Waldameisen, ohnehin mit zahlreichen unsinnigen Märchen belastet, wieder einmal für so etwas herhalten müssen, und dass der Anschein erweckt wird, es stehe solide wissenschaftliche Erkenntnis hinter den Ausführungen in dem eingangs geposteten Bericht über die Fernsehsendung. Das "riecht" doch sehr nach promotion für den Roman! Mit seriöser Wissenschaft hat das nichts mehr zu tun.
Im Vorfeld war ich mehrfach mit der Thematik konfrontiert worden, habe meine Einschätzung der Beobachtungen von Waldameisennestern über den „Klüften“ dargelegt. Wurde aber nicht berücksichtigt: Eine nicht ganz so triviale Erklärung verkauft sich halt besser!
Erläuterungen nach Kommentaren in einem anderen Forum:
Klüfte sind Risse in ansonstem festem Fels, von winzig bis mehrere hundert Meter groß. Sie entstehen z.B. durch Temperaturwechsel; eindringendes Wasser gefriert und treibt die Bruchstücke auseinander, Wurzeln dringen ein und erweitern die Klüfte noch mehr, es sammelt sich Boden darin an. Das kann mehrere bis viele Meter tief werden. Dort hält sich Bodenfeuchtigkeit, die von den Waldameisen genutzt werden kann, auch ohne dass sie „hunderte Meter tief“ graben müssten.
Richtig ist, dass solche Klüfte auch z.B. bei Erdbeben entstehen und dass darin auch Gase aus größerer Tiefe aufsteigen können. Die Eifel ist ein junges Vulkangebiet, in dem auch vielerorts noch vulkanische Gase austreten. Beispiel Laacher See, ein Maar, also ein wassergefüllter vulkanischer Explosionstrichter. Wenn man darum herum wandert, sieht man überall Gasblasen aufsteigen. Baden ist verboten, weil es sich hauptsächlich um Kohlendioxid handelt: Das sammelt sich aufgrund seiner hohen Dichte über dem Wasserspiegel; ein Schwimmer kann ersticken. Schon mancher Döskopp hat trotz Warnschildern seinen Hund da schwimmen lassen und anschließend in die Tierkörper-Verwertung gebracht.
Aber Kohlendioxid ist auch ein Betäubungsmittel für Insekten, für Ameisen. Ich hoffe, die Wissenschaftler haben vor ihrem Gas-Versuch das CO2 herausgefiltert!? Messen konnten sie angeblich nur das Helium, das für Ameisen tatsächlich ungiftig ist.
Auf eine weitere Frage: Noch nicht einmal für die nächsten Verwandten der Waldameisen, die Arten der Untergattungen Serviformica oder Coptoformica, ist eine solche Ausrichtung je beschrieben worden. Dabei sind deren Nester noch leicht zu erkennen. – Es ist und bleibt Spekulation.
Und auch für Waldameisen (Untergattung Formica) gilt, dass die Anordnung von Nestern in Reihen, außer entlang von künstlich geraden Waldrändern, eine sehr seltene Ausnahme darstellt. Die weit überwiegende Zahl der Nester ist statistisch gestreut bzw., bei Kolonieverbänden (Polydomie), geklumpt. Verfügbarkeit geeigneter Neststubben, Besonnungsverhältnisse, Bodentiefe, Verfügbarkeit von Wasser, regelmäßige Versorgung mit Honigtau von geeigneten verlausten Bäumen, …, das sind genügend Faktoren, die auf die Verteilung der Nester im Freiland Einfluss haben. Und über deren relative Bedeutung es noch genug Forschungsbedarf gibt.
MfG, A. Buschinger
Nachtrag 05.09.2006: Eine Diskussion mit Herrn Schreiber hat sich im Forum der DASW entwickelt: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=366
Vom 27.-29.September 2006 findet in Wien die „4. Europäischen Tagung der Arbeitsgruppe NEOBIOTA zu Biologischen Invasionen“ statt
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/naturschutz/neobiota/programme.pdf
Hier ist die Einladung auf Deutsch: http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/naturschutz/nat_veranstaltungen/neobiota/
Kongresssprache ist Englisch. Sogar in die deutschsprachige Einladung hat sich Denglisch gemischt: "Stake-holder" ist am besten mit "Interessenten" übersetzt (vorrangig Personen mit kommerziellen Interessen) und meint damit auch die Importeure und Halter exotischer Organismen.
Es ist jedenfalls ein Ort, wo Befürworter des Ameisenimports ihre Argumente einem internationalen Publikum von Fachleuten präsentieren können. Nach meinen Erfahrungen auf solchen internationalen Kongressen in einem deutschsprachigen Land wird man auch deutschsprachige Diskussionsbeiträge akzeptieren. Zudem sind viele deutschsprachige Wissenschaftler vertreten, die man auch außerhalb der Vortragssitzungen, in den Pausen usw., persönlich ansprechen kann.
Die Vorträge werden nach der Tagung online zugänglich gemacht. Auch in Englisch, aber da kann man ja ein paar wichtige und für die Stake-holder relevante Beiträge übersetzen. (A. Buschinger, 14.08.2006)
Blattschneiderameisen fressen Gärten kahl; Bericht aus Köln (02.08.2006)
Per e-mail wurde ich folgendermaßen informiert: In Köln sind offensichtlich einem dubiosem Internethändler die Ameisenkolonien ausser Kontrolle geraten. Hier die Pressemeldung dazu vom 02.08.06:
http://www.ksta.de/html/artikel/1154434412791.shtml
Ich wäre über ihren fachlichen Beistand sehr froh, mfg xxx
Kahlfraß durch tropische Ameisen VON ALEXANDRA KLAUS, 02.08.06, 07:13h
Ergänzung 07.08.06: Am 05.08 erschien ein zweiter Bericht dazu im Kölner Stadtanzeiger: http://www.ksta.de/html/artikel/1154434423050.shtml
Die tropischen Insekten hat der Gärtner selbst identifiziert und die Befürchtungen bestätigt.
Köln - Die Wildrosen waren als Erste dran. Fein säuberlich waren die Blätter vom äußeren Rand her abgesäbelt. Karl Ditz musste nicht warten, bis auch die Fuchsien und der Hibiskus in seinem Garten kahlgefressen waren, um die für den Schaden verantwortlichen Übeltäter zu entdecken: Schon bald sah der pensionierte Landschaftsgärtnermeister regelrechte Straßen ungewöhnlich großer, kräftiger Ameisen durch seine Grünanlage ziehen. „Es waren schwarze Karawanen, die vormittags und in den Abendstunden das abgefressene Grün und Blütenreste wegtransportierten“, erinnert sich Ditz an die Anfänge der Plage zur Osterzeit.
Zunächst versuchte Ditz, die Insekten mit herkömmlichen Mitteln zu bekämpfen. Erfolglos: „Die torkelten zwar zunächst ein wenig, liefen dann aber unbeeindruckt weiter.“ Seine Tochter Sabine Ditz, als Biologielaborantin ebenfalls an dem ungewöhnlichen Fund interessiert, ergänzt: „Die Ameisen sind sehr raffiniert: Wann immer wir Bekämpfungsmittel auslegten, suchten sie sich neue Wege.“ Der Kölner und seine Tochter begannen daraufhin, Nachforschungen anzustellen, recherchierten im Internet und brachten schließlich ein Gefäß mit den Ameisen zum Kölner Zoo. Die Experten dort waren erstaunt und bestätigten, dass es sich um Blattschneiderameisen handeln müsse, die zwar im Kölner Zoo ebenfalls gehalten werden, aber in Europa in freier Natur nicht vorkommen.
Ditz kann sich die Herkunft erklären: Ein Nachbar, dessen Haus direkt an seines angrenzt, sei schon mehrfach dadurch aufgefallen, dass er tropische Tiere halte. Zum Nachbargrundstück führten auch die Ameisenstraßen. „Im Internet werden diese Ameisen hoch gehandelt“, hat seine Tochter recherchiert. Als sich jüngst auch Anwohner umliegender Grundstücke über die Ameisen beschwerten, verständigte Ditz den Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn.
„Wir haben sofort zwei Mitarbeiter nach Holweide geschickt, damit sie sich den Garten ansehen, und sie waren sehr bestürzt über den enormen Schaden“, bestätigt Dr. Reiner Schrage, Fachbereichsleiter Pflanzengesundheitsdienst, auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Einige Exemplare seien bereits in seinem Amt bestimmt und als Blattschneiderameise „Atta cephalotes“ identifiziert worden, die in Südamerika vorkommt. Obwohl Experten der Kammer zu „99,9 Prozent“ sicher sind, sollen Fachleute des Bonner Museums Koenig den Fund nun nochmals bestimmen.
„Wir sind alarmiert, denn diese Ameisen haben in unseren Gefilden überhaupt nichts zu suchen“, sagt Schrage. Die kräftig gebaute Insektenart - Soldaten können bis zu 23 Millimeter groß werden, Königinnen bis zu 35 Millimeter - könne sich explosionsartig vermehren und riesige Kolonien von mehreren Millionen Exemplaren bilden. Der Schaden durch abgefressene Pflanzen, aber auch die Ausbreitung einer nichtheimischen Art werde von Fachleuten sehr kritisch beurteilt. Weil nicht ausgeschlossen sei, dass die Ameisen in Wohnräumen überwintern, sei inzwischen das Kölner Amt für Umwelt und Verbraucherschutz informiert worden.
Die Bekämpfung ist laut Schrage „außerordentlich schwierig“. Es müssten aber bald Maßnahmen ergriffen werden, die alle betroffenen Gärten einbeziehen - auch das Grundstück, von dem vermutet wird, dass sich dort das Nest befindet. „Wir gehen davon aus, dass die Ameisen von dem Nachbargrundstück kommen, wo sie gezüchtet worden sind“, bestätigt Schrage die Vermutung Ditz'. Schließlich führten die Ameisenstraßen dorthin. Gestützt wird diese Annahme durch die Aussage der amtlichen Tierärztin des Veterinäramtes Köln, Dr. Claudia Behlert: Sie bestätigt, dass sie bereits zweimal vor Ort war, weil der Nachbar Reptilien hielt und sie nachprüfen wollte, ob er auch damit handelte. Hinweise auf Handel habe sie nicht gefunden, aber es sei durchaus denkbar, dass die Ameisen von dort kämen.
Jedenfalls sei nahezu ausgeschlossen, dass die Insekten „zufällig“ aus Südamerika eingeschleppt worden seien. „Da hat jemand gezüchtet, und wir gehen davon aus, dass die Ameisen nicht artgerecht gehalten wurden und dem Züchter »abgehauen« sind.“ In biologischer Hinsicht seien die Ameisen sehr interessant, weshalb sie tatsächlich „Sammlerwert“ hätten. So fressen sie beispielsweise die abgeschnittenen Blätter nicht etwa, sondern häufen diese unter der Erde zu einer Art Komposthaufen. Auf diesem Haufen wächst ein Pilz, von dem sich die Ameisen ernähren. „Aber die Züchter und Sammler unterschätzen völlig, was sie für einen Schaden anrichten können“, sagt Schrage.
(Es ist ein Zusammenhang zu vermuten mit den Berichten eines in Köln ansässigen Flughundehalters, dem eine Acromyrmex-Kolonie ausgekommen war). (A. Buschinger, 02.08.06)
Künstliche Entflügelung löst Eiablage bei Lasius niger aus (29.07.06)
Nach meiner Erinnerung gibt es sehr alte Versuche, durch künstliches Entfernen der Flügel Ameisenköniginnen zur Koloniegründung zu veranlassen. Nun wurde das Experiment mit Lasius niger unter modernen Gesichtspunkten durchgeführt:
S. Jemielity, J. Gräff and L. Keller (2006): How to fool a virgin: Artificial dealation triggers oviposition in virgin Lasius niger queens. Insectes Sociaux 53, 323-325. (Wie man eine Jungfrau austrickst: Künstliche Entflügelung löst bei unbegatteten Lasius niger-Königinnen die Eiablage aus).
Abstract. Once inseminated, ant queens rapidly shed their wings and start to lay eggs. Here we test whether there is a causal link between dealation and oviposition in the ant Lasius niger. We show that artificially dealated virgin queens start to lay eggs shortly after wing removal, whereas winged virgin queens hardly ever lay eggs. Dealate virgins do, however, produce fewer eggs than mated queens. These findings indicate that dealation does induce egg-laying, and that other factors, such as mating and/or insemination, further stimulate oviposition under natural conditions.
Man hat also noch geflügelte junge Gynen aus den Nestern entnommen und ihnen mittels „weicher“ Pinzetten (vermutlich Federstahlpinzetten) die Flügel entfernt. Solche Weibchen legten bald danach einige Eier (im Mittel 2.6 Eier in den ersten vier Tagen). Parallel gehaltene, nicht Flügel-amputierte Weibchen legten kaum jemals Eier und behielten die Flügel, aber normal begattete und entflügelte Weibchen legten sehr viel mehr Eier (im Mittel 9.8 Eier in den ersten vier Tagen). Die Autoren schließen daraus, dass die Entflügelung die Eiablage induziert, dass aber unter natürlichen Bedingungen andere Faktoren wie Begattung und Spermaübertragung die Eiablage weiter anregen.
Diese Beobachtungen sind sicher nicht ohne weiteres auf beliebige andere Arten zu übertragen und zu verallgemeinern! Immerhin zeigen sie für Lasius niger, dass Flügelverlust eine Voraussetzung für die Eiablage ist, dass das Fehlen der Flügel aber nicht unbedingt beweiskräftig für eine stattgefundene Begattung ist. Wenn die Flügel künstlich entfernt wurden oder bei ungeeigneter Behandlung der Jungweibchen verloren gingen, ist dennoch eine Eiablage möglich, die dann fälschlich auch als gelungene Koloniegründung interpretiert werden kann. (A. Buschinger)
„Brandaktuell“: Warnung vor Hitzestress im Formikarium (21.07.2006)
Aus Anlass der gegenwärtigen Hitzewelle sei darauf hingewiesen, dass Ameisen im Freiland die Möglichkeit nutzen, sich in feuchte und kühle Tiefen des Bodens zurück zu ziehen. Im Formikarium geht das nicht, und in den Wohnungen kann es noch heißer werden als draußen!
Ich empfehle dringend, mit einem Thermometer die tatsächlichen Temperaturen im Nestbereich der Ameisen zu messen, und ggf. die Formikarien zu kühlen oder in einen kühleren Raum zu bringen!
Das gilt nicht nur für einheimische, sondern auch für exotische Ameisen z.B. aus Spanien. Bereits in ½ bis 1 m Tiefe herrscht im Boden die Jahresmitteltemperatur.
Diese ist für viele Orte im In- und Ausland hier zu finden: http://www.klimadiagramme.de/all_eu.html (Z.B. Berlin: 9.2 Grad C; Frankfurt: 10.1; Freiburg: 11.1; Madrid: 14.3; an der spanischen Küste, Alicante: 17.9; Malaga: 18.0). Ob Lasius oder Serviformica, Camponotus, Myrmica oder Messor, sie alle haben die Möglichkeit, sich je nach Herkunftsort im Boden bis in Bereiche mit dieser Temperatur zu bewegen.
Wird das bei der Formikarienhaltung verhindert, so bedeutet es einen enormen Hitzestress für die Tiere, der tödlich sein kann! (A. Buschinger)
Acromyrmex versicolor: Bilder vom Hochzeitsflug! (09.07.2006)
http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1408.topic
Auch wer nur Denglisch kann wird dieses neue Bilderserie aus Arizona mit Genuss ansehen. Ein MUSS!
Cataglyphis-Ameisen zählen ihre Schritte (06.07.2006)
Einer neuen Arbeit in der "Science" zufolge messen Wüstenameisen zurück gelegte Strecken durch eine Art Schrittzähler. Über die erstaunlichen Fähigkeiten dieser Ameisen wird hier im Ameisenwiki direkt im Teil "Systematik" unter dem Namen der für die Experimente verwendeten Art ausführlich berichtet: Cataglyphis fortis.
Literaturhinweis, neu erschienen: Florian M. Steiner, Birgit C. Schlick-Steiner, Heino Konrad, Timothy A. Linksvayer, Swee-Peck Quek, Erhard Christian, Christian Stauffer & Alfred Buschinger: Evolutionary history of queen polymorphic Myrmecina ants (Insecta, Hymenoptera, Formicidae) (04.07.2006)
„Phylogenie und Evolutionsgeschichte königinnen-polymorpher Ameisen der Gattung Myrmecina“. European Journal of Entomology 103: 619-626, 2006 (04.07.2006)
Zusammenfassung: Untersucht wurden stammesgeschichtliche Beziehungen zwischen einigen Myrmecina-Arten unter Einsatz molekulargenetischer Methoden (mitochondriales Cytochrom-Oxidase-I-Gen). Intermorphe Königinnen sind bekannt von Myrmecina graminicola (Europa), M. nipponica (Japan), M. americana (Nordamerika, in dieser Arbeit erstmals beschrieben) und Myrmecina sp. A (Java). Die Existenz intermorpher Königinnen stellt sich als altes (ancestrales) Merkmal der Gattung dar. Anhand der „Molekularen Uhr“ lässt sich abschätzen, dass der Königinnen-Polymorphismus in der Gattung spätestens im Miozän entstand. Aus der ermittelten zeitlichen Abfolge der Artaufspaltungen lässt sich schließen, dass eine Stammform sich zunächst in die arktischen und die Formen der orientalischen Region gespalten hat (Java), dann erfolgte eine Aufspaltung der arktischen in die nearktische (americana) und die paläarktische Gruppe, und schließlich hat sich die paläarktische Form in eine westpaläarktische (graminicola) und eine ostpaläarktische (nipponica) Art aufgespalten.
Zwar sind gegen 30 Myrmecina-Arten beschrieben, wir konnten hier jedoch nur die genannten Arten benutzen, da von den übrigen nicht bekannt ist, ob sie intermorphe Königinnen haben. Von einigen Arten sind nur wenige Exemplaren bekannt, und generell sind Myrmecina-Kolonien schwer zu finden.
Wer Interesse an der Originalarbeit hat (englisch!), kann von mir eine pdf – Version bekommen. (A. Buschinger, 4.7.06).
Hohe Sterblichkeit von Atta-Königinnen in der Koloniegründung durch Krankheitserreger (20.06.06)
Am 15. Juni 2006 erschienen eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature über „Sperm storage induces an immunity cost in ants“ (Die Sperma-Aufbewahrung verursacht bei Ameisen eine Belastung des Immunsystems“).
Ein meines Erachtens nicht sehr zutreffender Bericht über den Hauptinhalt findet sich hier:
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/266421
Es geht um Atta colombica, deren Immunreaktionen während der Koloniegründungsphase getestet wurden. Beim Lesen des Originalartikels fiel mir folgende Bemerkung auf:
„Während der Koloniegründungsphase liegt die Sterblichkeitsrate typischerweise bei über 95%, wobei Krankheitserreger („pathogens“) für 74% verantwortlich sind.“ Das bezieht sich jetzt nur auf begattete Jungköniginnen, die sich bereits eingegraben haben, innerhalb der ersten neun Tage. Die Verluste an Jungköniginnen durch Fressfeinde während des Hochzeitsfluges sind also nicht eingerechnet.
Ich denke, für die Halter von Blattschneiderameisen ist das eine nicht unwichtige Hintergrundinformation, die sicher manches Scheitern von Koloniegründungen erklärt. Auch bei anderen klaustral gründenden Arten muss man mit hohen Ausfällen durch Pathogene rechnen, es ist nur noch nicht so genau untersucht. (A. Buschinger)
Insectes Sociaux: Band 53, Heft 2 ist erschienen (14.06.06)
Das Inhaltsverzeichnis und die Abstracts der Beiträge werden in Kürze unter dem folgenden Link aufzurufen sein: [1]
Auf ein paar interessante Artikel möchte ich hier bereits aufmerksam machen:
(S. 136-140) Dijkstra, M.B., and Boomsma, J.J.: Are workers of Atta leafcutter ants capable of reproduction? – Sind Arbeiterinnen von Blattschneiderameisen der Gattung Atta fortpflanzungsfähig?
Versuche mit A. cephalotes, A. sexdens und A. colombica zeigten, dass Arbeiterinnen in weiselrichtigen Kolonien regelmäßig Nähreier legen. In 8 von 11 Versuchsvölkern entstand über 3-6 Monate nach Entfernung der Königin keinerlei Brut, während drei Nester zwischen 1 und 4 Männchen-Larven und –Puppen als Arbeiterinnen-Nachwuchs erzeugten. Die Männchen waren jedoch winzig (3,5 bis 9 mm gegenüber 16 mm bei Söhnen von Königinnen).
(S. 141-148) Sanada-Morimura, S., Satoh, T., and Obara, Y.: Territorial behavior and temperature preference for nesting sites in a pavement ant Tetramorium tsushimae. – Territorialverhalten und Temperaturpräferenz der Rasenameise Tetramorium tsushimae bei der Wahl des Nistplatzes.
In Japan bevorzugt diese polygyne (und in USA invasive!) Art Temperaturen um 27,5 bis 30 0C für die Aufzucht ihrer Geschlechtstiere. Völker mit großen Territorien produzieren die meisten Geschlechtstiere. Bevorzugt wurden Geschlechtstiere in der Kontaktzone zwischen den Territorien zweier Völker aufgezogen. Vermutlich konkurrieren die Völker in diesen Grenzbereichen um die günstigsten Temperaturbedingungen.
(S. 161-167) Zee, J., and Holway, D.: Nest raiding by the invasive Argentine ant on colonies of the harvester ant, Pogonomyrmex subnitidus. – Plünderung von Nestern der Ernteameise Pogonomyrmex subnitidus durch die invasive Argentinische Ameise.
Invasive Ameisen verdrängen üblicherweise die einheimischen Arten besonders durch Nahrungskonkurrenz. Hier wird gezeigt, dass Linepithema humile auch direkt „Raubzüge“ auf die heimische Ernteameise durchführt (in Südkalifornien).
(S. 168-171) Le Breton, J., Takaku, G., and Tsuji, K.: Brood parasitism by mites (Uropodidae) in an invasive population of the pest-ant Pheidole megacephala. – Brutparasitismus durch Milben in einer invasiven Population der Pest-Ant Pheidole megacephala.
Auf der Insel Okinawa (Süd-Japan) werden die Puppen der invasiven Ameise Pheidole megacephala von Milben der Familie Uropodidae parasitiert (Art unbestimmt). 92 % von 75 untersuchten Völkern waren befallen. Durch das Saugen von Hämolymphe verursachen die Milben erhebliche morphologische Änderungen und den Tod der Ameisenpuppen. Laut den Verfasern ist das der erste Nachweis einer derart starken Parasitierung bei einer invasiven Ameisenart. (Ich vermute, dass hier die Milben eine andere Herkunft haben als die Ameisen. – A. Buschinger)
(S. 177-182) Molet, M., and Peeters, C.: Evolution of wingless reproductives in ants: weakly specialized ergatoid queen instead of gamergates in Platythyrea conradti. – Evolution flügelloser reproduktiver Individuen bei Ameisen: Wenig spezialisierte ergatoide Königinnen anstelle von Gamergaten bei Platythyrea conradti.
P. conradti ist die einzige Art der Gattung mit ergatoiden (= immer flügellosen) Königinnen. Die Kolonien enthalten jedoch, anders als bei anderen Arten der Gattung, keine Gamergaten. Aggressives Verhalten zwischen Königin und Arbeiterinnen sorgen für eine Hierarchie. Eine einzelne fertile Königin steht an der Spitze, während auch hochrangige Arbeiterinnen allenfalls nach dem Tod der Königin Eier legen. Geflügelte Königinnen fehlen bei dieser Art, die jedoch keine Gamergaten entwickelt hat. Stattdessen wurden die Königinnen zu ergatoiden Königinnen. (Wenn das etwas schwer verständlich ist: Mir geht es auch so! Vgl. Kastendefinitionen hier im Wiki – A. Buschinger)
(S. 194-203) Blüthgen, N., Mezger, D., and Linsenmair, K.E.: Ant-hemipteran trophobioses in a Bornean rainforest – diversity, specificity and monopolization. – Trophobiosen zwischen Ameisen und Hemipteren in einem Regenwald auf Borneo – Artenreichtum, Spezifität und Monopolisierung.
Trophobiosen (Ernährungsbeziehungen von Ameisen mit pflanzensaugenden Honigtaulieferanten) spielen eine wichtige Rolle für alle drei Partner, Pflanze, Pflanzensauger und Ameise. Es wurden 218 Beispiele solcher Trophobiosen untersucht, an denen 58 Ameisenarten, 62 Hemipteren (Blattläuse i.w.S., Zikaden und Wanzen) und über 31 Pflanzenarten beteiligt sind. – Die eindrucksvollen Zahlen zeigen, dass Interessenten besser die ganze Arbeit lesen; eine Zusammenfassung müsste zu lückenhaft werden.
(S. 241-248) Sempo, G., Depickère, S., and Detrain, C.: How brood influences caste aggregation patterns in the dimorphic ant species Pheidole pallidula – Wie die Anwesenheit von Brut die räumlichen Verteilungsmuster der Kasten bei der dimorphen Ameise Pheidole pallidula beeinflusst.
„Dimorph“, also zweigestaltig, ist eine gute Bezeichnung um Arten mit echter Soldatenkaste von solchen mit „Polymorphismus“ abzugrenzen, von denen die meisten dann einen Größenpolymorphismus mit fließenden Übergängen aufweisen. Dies vorab. Die Verfasser untersuchten, wie sich Arbeiterinnen und Soldaten (in der Arbeit als „minors“ und „majors“ bezeichnet!) in einer einförmigen Arena verteilen, wenn Brut vorhanden ist oder fehlt. Entsprechend der Neigung der kleinen Tiere, sich mit Brutpflege zu befassen, verteilen sie sich eher gleichmäßig in der Arena ohne Brut, klumpen sich aber bei der Brut, wenn solche vorhanden ist. Die Majors dagegen sammelten sich auch ohne die Gegenwart von Brut im mittleren Bereich der Arena an. Für sie ist also weniger die Brut als die gegenseitige Nähe der Faktor, der das Aggregationsverhalten auslöst. (A. Buschinger, 14.06.06)
Jungfräulich gezeugte Herrscherinnen (29.05.06)
Wissenschaft-online (http://www.wissenschaft-online.de/page/p_sdi_ausgabe) enthält immer wieder einmal recht interessante Beiträge über Ameisen (am besten: Suchfunktion „Ameisen“ benutzen).
Ein älterer Artikel (http://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/587786) vom März 2002 berichtet, wie in den USA durch das Vordringen der „Argentinischen Ameise“ (Linepithema humile) und die damit verbundene Verdrängung vieler ansässiger Ameisenarten indirekt auch Reptilien geschädigt werden: Die Kronen-Krötenechse (Phrynosoma coronatum), die sich überwiegend von Ameisen ernährt, zeigt in Bereichen mit Linepithema einen starken Rückgang. Ursache soll der geringe Nährwert dieser Ameisen sein, die zudem kleiner als die sonst übliche Beute sind. Ein Beispiel mehr dafür, wie eingeschleppte Organismen ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen können.
Aus 2004 stammt der hier einkopierte Artikel, der sich mit Sonderformen der Fortpflanzung bei Ameisen befasst, mit Arrhenotokie und Thelytokie.
Jungfräulich gezeugte Herrscherinnen
Ameisen wählen zwischen verschiedenen Fortpflanzungsstrategien
Im Ameisenstaat hat allein die Regentin das Monopol der Fortpflanzung inne: Legt sie unbefruchtete Eier, entwickeln sich Männchen, während aus befruchteten die Arbeiterinnen schlüpfen. Um ihresgleichen hervorzubringen, beschreitet sie aber offenbar einen Sonderweg.
Auf ihrem Hochzeitsflug sammelt die jungfräuliche Ameisenkönigin Spermien von einem oder mehreren Männchen und bewahrt diese in einer kleinen Drüse auf, die sich in den Eileiter öffnet. Fortan übt sie eine perfekte Kontrolle über das Geschlecht ihrer Nachkommen aus: Um Töchter zu zeugen, zapft sie ihr Samendepot an und legt befruchtete diploide Eier. Ob aus diesen sterile Arbeiterinnen oder fruchtbare Königinnen entstehen, hängt allein von der Ernährung der jungen Larven ab. Für Söhne sorgt die Herrscherin, indem sie den Spermienfluss in den Eileiter unterbindet und unbefruchtete haploide Eier produziert - ein Vorgang, der als Arrhenotokie bezeichnet wird (arrhenotokos, griech.: männliche Junge gebärend).
Fortpflanzung von Cataglyphis cursor
Weit weniger bekannt ist hingegen eine andere Form der Jungfernzeugung: die Thelytokie (thelytokia, griech.: Gebären weiblicher Kinder). Sie erlaubt, diploide Töchter hervorzubringen, ohne auf väterliches Erbgut angewiesen zu sein, indem zwei haploide Eizellkerne nach der zweiten meiotischen Teilung miteinander verschmelzen. Eindeutig nachgewiesen wurde diese Fortpflanzungsstrategie bei den Arbeiterinnen einer Honigbienenart und fünf verschiedenen Ameisenspezies. Somit können die Kolonieangehörigen selber weiblichen und männlichen Nachwuchs produzieren - auch ohne sich zu paaren.
Eine überraschende Entdeckung machten nun Morgan Pearcy von der Freien Universität Brüssel und seine Kollegen, als sie die europäische Ameisenart Cataglyphis cursor näher studierten. Die Kolonien dieser häufigen Bewohner trockener Wälder bestehen gewöhnlich aus einer einzigen Königin und bis zu 3000 Arbeiterinnen. Doch nur wenige Staaten bringen eine kleine Anzahl neuer Herrscherinnen hervor. Denn die Regentinnen paaren sich in der Nähe des elterlichen Nestes, bevor sie die alte Kolonie mit erwachsenen Mitgliedern verlassen und in 3,2 bis 11,3 Meter Entfernung eine neue gründen. Ist ein Staat verwaist, vermögen die weiblichen Angehörigen sowohl Arbeiterinnen als auch Königinnen zu produzieren, belegten frühere Studien.
Im Süden Frankreichs sammelten die Forscher 38 große Ameisenkolonien ein und untersuchten bei 532 Arbeiterinnen jeweils vier höchst vielgestaltige Genorte ihres Erbmaterials. Wie die Experimente offenbarten, beherbergten drei Staaten Nachwuchs von mindestens zwei Monarchinnen. Die übrigen 35 Kolonien enthielten hingegen nur eine einzige, sich fortpflanzende Königin. Und diese hatte den Großteil der Kinderschar jeweils auf sexuellem Wege gezeugt: Insgesamt 476 von 489 Arbeiterinnen - dies entspricht 97,3 Prozent - wiesen Allele auf, die nicht von der Mutter, sondern von einem ihrer Partner stammten. Einige oder gar alle der restlichen 13 Arbeiterinnen sind wahrscheinlich durch ungeschlechtliche Vermehrung entstanden, vermuten die Wissenschaftler.
Zehn der 35 Kolonien mit einem Oberhaupt brachten zudem 56 neue Königinnen hervor. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Nestinsassen hatten sich 54 dieser zukünftigen Herrscherinnen jedoch nicht durch sexuelle Fortpflanzung entwickelt, denn die Allele der untersuchten Genorte ließen sich alle der Mutter zuschreiben. Folglich müssen sie infolge einer Jungfernzeugung entstanden sein. Offensichtlich vermögen die Regentinnen drei Fortpflanzungsstrategien einzusetzen: Männchen produzieren sie durch Arrhenotokie, die Schar der Arbeiterinnen auf geschlechtlichem Wege und für Königinnennachwuchs nutzen sie die Thelytokie.
Doch warum schalten die Herrscherinnen zwischen den einzelnen Mechanismen hin und her? Wahrscheinlich - so spekulieren die Forscher - profitiert die Kolonie davon, wenn die Arbeiterinnen sexuell entstehen, denn diese Reproduktionsform erhöht generell die genetische Vielfalt und die gesamte Fitness. Eine nützliche Voraussetzung, sind doch die gewöhnlichen Staatsangehörigen in hohem Maße verschiedenen physikalischen Umgebungen, aber auch biologischen wie sich schnell anpassenden Parasiten ausgesetzt.
Die ungeschlechtliche Vermehrung scheint indes eine bessere Option zu sein, um neue Herrscherinnen hervorzubringen. Schließlich verbleiben diese generell in der geschützten Umgebung des Nestes, genetische Vielfalt ist für ihr Überleben somit weniger wichtig. Ihnen kann die Mutter folglich ihre Gene vererben, ohne sie mit fremdem Erbgut zu vermischen. Kurzum: Die C.-cursor-Königinnen genießen den Vorteil von Sexualität, wo er am meisten gebraucht wird, und den Nutzen von Thelytokie, wo er am erschwinglichsten ist. Ob auch andere Ameisenarten diese ausgeklügelte Strategie verfolgen, bleibt vorerst noch rätselhaft.
Ulrike Knoll, Freie Wissenschaftsjournalistin
Quelle: Science 306: 1780-1783 (2004)
(Anmerkung: Zu kritisieren ist lediglich, dass es sich bei der thelytoken „Honigbienenart“ nur um eine Unterart von Apis mellifera handelt, und dass man in den meisten „trockenen Wäldern“ vergeblich nach der „häufigen europäischen Art Cataglyphis cursor“ suchen wird: Sie ist auf Südeuropa einschließlich Südfrankreich beschränkt. – A.B.)
Apocrita stellt Verkauf von Exoten ein (25.5.06)
Hallo,
ich möchte hiermit an dieser Stelle bekannt geben das wir von Apocrita.de Ameisenversand uns dazu entschlossen haben keine Exoten mehr zu verkaufen. Der Verkauf wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Hiermit möchten wir unseren Beitrag zur Erhalung der einheimischen Flora und Fauna leisten, und den Gefahren von invasorischen Exoten vorbeugen die momentan in der Haltung an Überhand gewinnen zu scheinen.
Uns ist vollkommen bewusst das wir mit diesem Verkaufsstopp auf eine der lukrativsten Einnahmequellen verzichten, tun dies aber zum Wohle unserer Umwelt gerne. Wir leben schließlich nicht von dem Shop und versuchen nur eine preislich interessante Quelle für verschiedene Materialien und Ameisen zu sein.
Ich denke ihr könnt unsere Entscheidung verstehen und unterstützt uns auch weiterhin.
Vielen Dank
Sebastian Lübcke
Apocrita.de Ameisenversand
Zur Systematik europäischer Tetramorium-Arten (9.5.06)
In der Zeitschrift „Molecular Phylogenetics and Evolution xxx (2006) xxx–xxx“ (noch ohne exakte bibliografische Daten, da online-Vorab) ist eine Arbeit im Druck, die für die Benennung der europäischen Tetramorium-Arten Konsequenzen haben wird:
B. C. Schlick-Steiner, F. M. Steiner, Bernhard Seifert, M.Sanetra, E. Dyreson, C. Stauffer, E. Christian: A multidisciplinary approach reveals cryptic diversity in Western Palearctic Tetramorium ants (Hymenoptera: Formicidae)
(Multidisziplinärer Ansatz beweist kryptische Diversität bei west-paläarktischen Ameisen der Gattung Tetramorium)
Abstract : Diversity of ants of the Tetramorium caespitum/impurum complex was investigated in a multidisciplinary study. Focusing on morphologically hardly distinguishable Western Palearctic samples, we demonstrate the genetic and phenotypic diversity, demarcate phylogenetic entities, and discuss the clades in terms of biogeography. Sequences of 1113 bp of the mitochondrial COI gene revealed 13 lineages. COII data, worker morphometry and male genitalia morphology corroborated the COI results for seven lineages; the remaining six were disregarded because of small sample size. A comparison with published data on cuticular hydrocarbons showed correspondence.
The seven entities show different distribution patterns, though some ranges overlap in Central Europe. Since no major discrepancy between the results of the different disciplines became apparent, we conclude that the seven entities within the T. caespitum/impurum complex represent seven species. Geographical evidence allows the identification of T. caespitum and T. impurum, and we therefore designate neotypes and redescribe the two species in terms of morphology and mtDNA. As the revision of about 50 taxon names would go beyond the scope of this study, we refer to the remaining five species under code names. We discuss our findings in terms of plesiomorphy and convergent evolution by visualizing the mtDNA phylogeny in morphological space.
Ich erspare mir, diese Zusammenfassung zu übersetzen: Die ganze Arbeit ist ohnehin nur für Wissenschaftler zu verstehen. Was für den Laien (und Ameisenhalter) herauskam: Es gibt in Westeuropa (und damit in Deutschland) innerhalb dessen, was bisher unter T. caespitum und T. impurum „gehandelt“ wurde, deutlich mehr Arten als die beiden bisher gebrauchten Namen vermuten ließen.
Die Unterscheidung der nunmehr sieben zum T. caespitum / T. impurum-Komplex gehörenden Arten ist praktisch nur biochemisch-molekulargenetisch möglich, nur zum Teil auch anhand männlicher Genitalanhänge. Selbst die zwei Arten T. caespitum und T. impurum, für die neue Typen (neotypes) festgelegt werden mussten, wurden nun nicht nur morphologisch, sondern auch unter Einbeziehung von Merkmalen ihrer mitochondrialen DNS wiederbeschrieben. Die übrigen fünf bisher unerkannten Arten (alle bisher als T. caespitum oder T. impurum eingeordnet) wurden nicht formal mit Artnahmen versehen, sondern mit vorläufigen Code-Bezeichnungen.
Für die Praxis von Ameisenhaltung und Ameisenhandel hat dies die Folge, dass man die nach morphologischen Merkmalen als T. caespitum oder T. impurum bestimmten Völker korrekt nur noch als „Tetramorium sp. (T. caespitum / T. impurum-Komplex)“ bezeichnen kann (niemand wird in der Lage sein, für ein zum Verkauf bestimmtes Volk oder gar eine einzelne Königin die mitochondriale DNS zu analysieren; und es müsste jedes einzelne Volk charakterisiert werden!). Die sieben in der Arbeit unterschiedenen Arten wurden zunächst mit den Code-Bezeichnungen A bis G belegt, wobei G dann als T. impurum und F als T. caespitum identifiziert werden konnten.
Die Ameisensystematik wird nicht leichter! (A. Buschinger, 09.05.2006)
Maikäferplage in Südhessen (06. Mai 2006)
Der Bericht hat zwar nicht unmittelbar mit Ameisen zu tun, ist aber vielleicht doch so eindrucksvoll, dass sich ein Blick darauf lohnt:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?p=666#666
(A. Buschinger)
Mit Ameisenverkauf ein hohes Einkommen erzielen…. (02.05.06)
…kann man in den USA.
Wie bereits berichtet wurde (http://www.ameisenwiki.de/index.php/Archiv_%C3%A4lterer_Ereignisse, Januar 06) feiert die „Uncle Milton Ant Farm“ in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.
Inzwischen findet das Ereignis seinen Niederschlag auch in der Provinzpresse. Ein mir zugesandtes Exemplar des „The Plain Dealer“ vom 24. 04. 06 enthält ein Interview mit Vertretern von Uncle Milton Industries. Einige Fragen und Antworten sind aufschlussreich.
So wird berichtet, dass Uncle Milton Industries in den 50 Jahren etwa eine Milliarde (1,000,000.000 ) (am.: one billion) Ameisen an ihre Kundschaft versandt hat.
Außer bei schlechten Wetterbedingungen werden die bestellten Ameisen zwei Wochen nach Auftragseingang versandt. Man soll darauf achten, dass die Sendung nicht einen ganzen Tag lang im Briefkasten (in USA meist offen an der Straße) gekocht wird oder erfriert.
Wie man die Ameisen aus dem Versandröhrchen in die Antfarm bekommt? - 15 Minuten im Kühlschrank werden sie so verlangsamen, dass man sie in das Habitat schütten kann. „Legt sie nicht in den Gefrierschrank, sonst werden sie sich nie wieder bewegen“.
Was sind das für Ameisen? – Ernteameisen der Gattung Pogonomyrmex. Es sind alles sterile Arbeiterinnen. Es ist ungesetzlich, Ameisenköniginnen zu versenden. Sie leben in riesigen Kolonien in den südwestlichen Wüsten der USA. Professionelle Ameisensammler werden eingestellt um die Ameisen zu sammeln. Einige verdienen 80.000 US$ pro Jahr.
Wie lange leben die Ameisen? – Im Freiland etwa ein Jahr. In einer gut gepflegten Farm können es bis zu drei Monate sein, weil bereits erwachsene Ameisen versandt werden. Es wird auch schwer für eine Ameise, wenn ihr Besitzer sie ins direkte Sonnenlicht stellt … oder wenn der kleine Bruder die Farm vom Regal schmeißt.
Was passiert, wenn die Ameisen entkommen oder wenn ich sie freilasse? – Die Antfarms sind ausbruchsicher. Kommen sie trotzdem frei, versuchen sie nach draußen zu gelangen. Sie werden sich nicht im Haus ansiedeln. Sie können sich nicht fortpflanzen und sie werden der Umwelt nicht schaden. (Anmerkung des Übersetzers: Von einer möglichen Parasitenfracht hat man dort auch noch nichts gehört!).
Der Rest geht dann um Fütterung. Für die 30, 60 oder 90 Ameisen, die man erhält, reicht ein Reißnagelkopf-großes Stückchen Apfel für eine Woche (!). Und so weiter…..
Bei Licht besehen werden die Ameisen also einfach zum Totpflegen verkauft, Käufer und deren Kinder können sich am langsamen Sterben der Tiere weiden. Wenn sie dann nicht genug davon gesehen haben, können sie eine Nachfüllpackung bestellen. Mir fällt nur das Wort „Tierverbrauch“ dazu ein, wo nicht deutlich Schlimmeres.
Es erinnert fatal an den Hype vor etlichen Jahren, als clevere Hühnerbrütereien zu Ostern flauschige Eintagsküken verkauften. Dank Dottervorrat überleben sie etwas über 24 Stunden ohne Futter. Am Ostersamstag gekauft, konnte man sich am Sonntag an den „lustig“ (in Wahrheit kläglich) piepsenden Federknäueln auf dem Frühstückstisch erfreuen. Mittags waren sie tot. Das geschah in Deutschland, nicht in USA! (A. Buschinger, 2.5.06)
Wissenschaftliche Veröffentlichungen pdfs (27.04.06)
Über 2.400 wissenschaftliche Veröffentlichungen verschiedener Ameisenforscher lassen sich von dieser Seite downloaden:
http://ravenel.si.edu/ent/wlb/list_all.cfm
Die “William L. Brown Memorial Digital Library” enthält digitalisierte Kopien anscheinend aller Sonderdrucke, die der verstorbene amerikanische Myrmekologe W.L. Brown jr. von anderen Myrmekologen zugesandt bekam. Vor dem digitalen Zeitalter hat sich jeder Forscher eine derartige Sammlung angelegt, und im Gegenzug Sonderdrucke von eigenen Veröffentlichungen an andere Forscher seiner Richtung versandt. Eine Fundgrube, die manchen Gang zur Bibliothek erspart!
Hinweis: Neue Bilder (26.4.06)
Von Alex Wild (myrmecos) gibt es tolle neue Bilder amerikanischer Ameisen: Camponotus ulcerosus, die einen vorn abgeplatteten Kopf wie unsere Camponotus truncatus hat, und die Paarung von Brachymyrmex. Erinnert an den alten Witz vom Zwerg, der die Riesendame im Zirkus heiratet („alles meins“). Anscheinend hat die Brachymyrmex-Königin ihren Supermann vom Hochzeitsflug mitgebracht und die Flügel abgeworfen, noch bevor der Kleine fertig war!
http://www.myrmecos.net/new.html
Hat sich erledigt, da nicht mehr existent.
Phylogenetisches Alter der Ameisen bei 140 – 168 Mio Jahren (10.04.06)
Science 7 April 2006: Vol. 312. no. 5770, pp. 101 - 104 DOI: 10.1126/science.1124891
Phylogeny of the Ants: Diversification in the Age of Angiosperms Corrie S. Moreau, Charles D. Bell, Roger Vila, S. Bruce Archibald, Naomi E. Pierce Abstract: We present a large-scale molecular phylogeny of the ants (Hymenoptera: Formicidae), based on 4.5 kilobases of sequence data from six gene regions extracted from 139 of the 288 described extant genera, representing 19 of the 20 subfamilies. All but two subfamilies are recovered as monophyletic. Divergence time estimates calibrated by minimum age constraints from 43 fossils indicate that most of the subfamilies representing extant ants arose much earlier than previously proposed but only began to diversify during the Late Cretaceous to Early Eocene. This period also witnessed the rise of angiosperms and most herbivorous insects.
Im Spiegel online 09. April 2006 wurde daraus: EVOLUTION Frühe Blüten ließen Ameisenarten sprießen. Ameisen sind älter als bislang angenommen. Forscher haben einen genetischen Stammbaum der Tiere aufgestellt, mit Fossildaten verglichen - und dabei auch festgestellt, wann die Zahl der Ameisenarten explodierte. Schon vor 140 bis 168 Millionen Jahren gab es die ersten Ameisen auf der Erde - mindestens 40 Millionen Jahre früher als bislang vermutet worden war. Das fand Corrie Moreau von der Harvard University heraus, nachdem er einen genetischen Stammbaum mit Gensequenzen von knapp der Hälfte der heute existierenden Ameisenarten aus 19 von 20 Unterfamilien zusammengesetzt hatte. Dazu verfolgte der Forscher einige Abschnitte aus dem Genom der Tiere bis in die Frühzeit ihrer Entwicklung zurück. Die Frage nach dem Alter der Ameisen stand dabei gar nicht so sehr im Mittelpunkt: Moreau wollte rekonstruieren, wie die Evolution der Ameisen verlief. Ihre Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" vor, das die Ameisen auch auf sein aktuelles Titelbild hob.
Zunächst, so berichtet Moreau, sei der Stammbaum der Ameisen karg gewesen. Erst vor 100 Millionen Jahren fingen die Tiere an zu diversifizieren: Neue Arten entstanden, beinahe explosionsartig entwickelte sich die Vielfalt. Dies hätten die Tiere wohl der sie umgebenden Flora zu verdanken, folgern die Forscher.
Denn just zu dem Zeitpunkt, als sich neue Äste am Ameisenstammbaum zeigten, sprossen auch die ersten großen Blütenpflanzen und üppig wuchernden tropischen Wälder aus der Erde - und boten für pflanzenfressende Insekten eine biologische Nische nach der anderen: Für Ameisen als Jäger plötzlich ein reichhaltig gedeckter Tisch. "Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Ameisen sich diese ökologischen Möglichkeiten zunutze machen konnten", sagte Moreau. Stx
Kommentar: Dass die Ameisen beträchtlich älter sind, als man bisher annahm (140 bis 168 Millionen Jahre statt 100 Mio) ist glaubhaft dargelegt.
Im Spiegel-Bericht allerdings stört einiges: 1.) war es nicht allein Corrie Moreau, die diese Untersuchung gemacht hat, sondern weitere vier Wissenschaftler, darunter die renommierte Naomi Pierce. 2.) von knapp der Hälfte der heute existierenden Ameisenarten ist die Rede, das wären fast 6.000 Arten, eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Aber im Originaltext steht ja „139 von 288 beschriebenen Gattungen“, was doch einen gewaltigen Unterschied ausmacht. Von jeder Gattung eine Art, vielleicht mal zwei, das ist zu schaffen und es erscheint möglich, die Tiere heranzuschaffen. Also wieder einmal: Vorsicht vor journalistisch vorverdauten Informationen; manche Wissenschaftsreporter haben eine ausgesprochen schlechte Verdauung!
A. Buschinger (10.04.06)
Verzeichnis von Experten für invasive Arten (19.03.06)
Im Rahmen des EU-Projektes DAISIE http://www.europe-aliens.org wurde ein European Alien Species Expertise Registry aufgebaut, das jetzt zur Registrierung offen ist. Es sammelt die Expertise von Fachleuten für invasive Arten, die in Europa vorkommen oder in Zukunft vorkommen können. Anders als der Titel vermuten lässt, wollen wir Informationen über Experten von der ganzen Welt sammeln, denn die für Europa neuen Arten kommen ja aus der ganzen Welt.
Das Expertenregister enthält vielfältige Informationen über Experten, neben taxonomischen und geographischen Angaben vor allem Angaben über weiteres Fachwissen (beispielsweise Verbreitung, Schutz, Ökologie, ökonomische Aspekte, Genetik, Gesetzgebung und Verwaltung, Management, Kontrolle, Verbreitungswege, Transport, Physiologie und Sicherheitsaspekte).
Das Expertenregister ist erst seit kurzem verfügbar, wir hoffen aber, dass es in kurzer Zeit bereits einen relevanten Teil des verfügbaren Expertenwissens vermitteln kann. Dieses Register kann dann nicht nur für Auskünfte verwendet werden, sondern auch zur Analyse, beispielsweise in welchem Bereich es wie viele Experten gibt oder wo offensichtliche Lücken sind. Langfristig kann solch ein Register daher auch forschungspolitisch wichtig sein. Das Register ist frei verfügbar und wird auch von politischen Entscheidungsträgern genutzt werden.
Bitte nehmen Sie sich einen Moment Zeit und registrieren Sie sich unter http://daisie.ckff.si Das Register ist selbsterklärend und es wird nur ca. 5 Minuten beanspruchen. Bitte geben Sie diese Information auch an Kollegen weiter, für die es relevant sein könnte.
Herzlichen Dank und mit freundlichem Gruss Wolfgang Nentwig
Prof. Dr. Wolfgang Nentwig, Zoological Institute, University of Bern
Baltzerstr. 6, CH 3012 Bern (Switzerland, old Europe)Tel. +0041-31-631-4520 (direct), -4511(secretary), -4888(fax)
http://www.zoology.unibe.ch/nentwig/
http://www.zoology.unibe.ch/ecol/
_________
Ich habe mich umgehend registriert.
A. Buschinger
Schwimmende Meeres-Ameisen (12.03.06)
http://www.abc.net.au/news/newsitems/200603/s1589516.htm
“News online” präsentiert mit Datum 12.03.2006 aufgeregt eine großartige Neuigkeit (die ganz so großartig aber doch nicht ist): Wissenschaftler entdecken schwimmende Ameisen! Zugeschrieben wird diese „Entdeckung“ einem Team an der James Cook Universität in Townsville, Queensland, Nordost-Australien. Angeblich haben sie einen neuen Typ von Ameisen entdeckt, die einzige Ameisenart, die unter Wasser leben, schwimmen und navigieren kann. „Das Team … erfährt internationale Anerkennung für seine Entdeckung von Polyrhachis sokolova“.
Nun wurde diese Art bereits 1910 von A. Forel beschrieben und benannt, obwohl dieser von der Lebensweise bestimmt noch nicht viel wusste. Man hat ihm seinerzeit Ameisen aus aller Welt zugeschickt, die er dann beschrieb. Insgesamt sollen es gegen 3.000 gewesen sein.
Die Biologie von P. sokolova wurde tatsächlich erst in den 90er Jahren entdeckt und auch beschrieben. Schon damals war von der „ersten marinen (= im Meer lebenden) Ameise der Welt" die Rede. Tatsächlich baut sie ihre Nester im Schlick der Mangrovenzone, in Bereichen, die täglich bei Flut überschwemmt werden. Rechtzeitig vor Einsetzen der Flut ziehen sich die Ameisen in Lufttaschen im Nest zurück und verschließen die Eingänge mit Erdbröckchen. Bei Ebbe furagieren sie auf der Schlammoberfläche und besuchen Honigtauspender in den Mangrovenbüschen.
M.G. Nielsen (1997): Nesting biology of the mangrove mud-nesting ant Polyrhachis sokolova Forel (Hymenoptera, Formicidae) in northern Australia, Insectes Sociaux 44, 15-21,
schreibt im abstract ausdrücklich: “The ants showed a clear swimming or "walking on the surface" behaviour when they returned to the nest just before the entrance collapsed and during ebb”; sie schwimmen also, oder laufen an der Oberfläche.
Auch wenn es also nicht ganz brandneu ist: Erstaunlich ist die Lebensweise dieser Ameise allemal.
Nebenbei: Mit Blick auf eine Debatte über deutsche bzw. Trivialnamen in einem der Ameisenforen sei erwähnt, dass für die Gattung Polyrhachis in Australien die Bezeichnung „Spiny ants“, also „Dornameisen“ vorgeschlagen wurde. Das passt noch recht gut, obwohl es viele dornige Ameisen auch in anderen Gattungen gibt. P. sokolova gehört jedoch zu einer Untergattung Chariomyrma. Für diese hat man den Namen „Savanna spiny ants“ erfunden. Savannen-Dornameisen, die im Schlick der Mangrove leben und im Meer baden? Wer hätte das gedacht!
(A. Buschinger
Pheidologeton diversus: Koloniestruktur (07. 03. 2006)
Unter diesem Titel läuft im Antstore-Forum eine interessante Diskussion: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3427
Auslöser waren diverse Erfahrungen von Haltern, die sich wissenschaftlich nicht so recht interpretieren lassen. Leider ist der Lieferant der verkauften Kolonien zur Zeit verreist, so dass eine Aufklärung der Angelegenheit noch etwas auf sich warten lässt. Pheidologeton-Halter, die den thread noch nicht gesehen haben, sollten dort mal vorbeischauen und möglichst ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen. (A. Buschinger)
Passera, L. et Aron, S., 2005: Les fourmis ... ist erschienen! (A. Buschinger, 03.03.2006)
Mehr als 15 Jahre sind vergangen seit Erscheinen der letzten umfassenden Darstellung der Ameisen durch Hölldobler und Wilson (1990). In diesen 15 Forschungsjahren, einer sehr langen Zeit in der Wissenschaft, hat sich sehr viel getan. Jetzt ist ein fast ebenso umfassendes und voluminöses Werk erschienen, das auch die neuen Entwicklungen in der Myrmekologie berücksichtigt: Passera, L. et Aron, S., 2005: Les fourmis: comportement, organisation sociale et évolution. Les presses scientifiques du CNRC, Ottawa, Canada. (Die Ameisen: Verhalten, Soziale Organisation und Evolution).
Wer Französisch versteht, liest es mit Gewinn, oder kann auch zu bestimmten Themen die neuesten Erkenntnisse darin nachblättern. Es ist zu hoffen, dass möglichst bald eine englische Übersetzung vorgelegt wird.
Luc Passera aus Toulouse ist einer der großen französischen Myrmekologen des 20. Jahrhunderts, die inzwischen leider alle im Ruhestand oder gar bereits von uns gegangen sind. Um die 45 Jahre hat er über Ameisen geforscht. Zurzeit ist das Buch noch nicht über Amazon erhältlich. Man muss es bei CNRC Canada bestellen. Es soll US $ 80,- kosten, plus möglicherweise Porto.
Der Preis ist bei einem Buch dieses Umfangs und dieser Qualität moderat. Im französischen Ameisenforum wird es bereits von zahlreichen Usern begeistert begrüßt, und das mit Recht, wie ich nach erstem Durchblättern und Lesen einiger Abschnitte bestätigen kann.
A. Buschinger
Die Ameisenfarm als Urne (24.02.06)
Makabre Scherze
Im amerikanischen Ameisenforum gibt es einen Beitrag über ein Bestattungsunternehmen („Final Curtain“, „Letzter Vorhang“), das allerlei alternative Beisetzungsformen anpreist, besonders für die Rückstände der Verstorbenen nach der Einäscherung.
Darunter war der Vorschlag einer „Mary Dresser“, nach deren Wunsch ihre Asche mit dem Boden in einer großen Ameisenfarm vermischt werden sollte. Das Bild dazu zeigt eine „Uncle Milton’s Ant Farm“, eine auch bei uns angebotene Variante von Formikarien. Wer also seine Ameisen wirklich liebt und mit ihnen bis über den Tod hinaus verbunden bleiben möchte …. Zum Trost: Das ganze Angebot von „Final Curtain“ war ein sog. hoax, ein Scherz.
http://p211.ezboard.com/fantfarmtheantfarmsmessageboard.showMessage?topicID=5201.topic und http://www.museumofhoaxes.com/finalcurtain.html
A. Buschinger
PS: Kein Scherz dagegen ist ein Bericht in H. Stitz (1939): Ameisen oder Formicidae, S. 269-270, zu den Nistgewohnheiten von Lasius fuliginosus: „Zimmer fand ein Nest in einem Grabgewölbe, in dem der Sarg nicht mehr vorhanden, sein Holz wohl zur Herstellung des Kartonnestes verwendet worden war, und ein anderes im Inneren eines Kindersarges, der bereits 20 Jahre in der Erde gelegen hatte, diesen ganz ausfüllend und daher von seiner Form“.
(Im Forum der DASW habe ich auch das Bild dazu gepostet: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=285
Literaturhinweis (23.02.06)
Das Heft 1, Band 53 (2006) von Insectes Sociaux ist erschienen. Inhaltsverzeichnis und die Zusammenfassungen der Veröffentlichungen sind unter der folgenden URL einsehbar:
Auf einen Übersichtsartikel möchte ich besonders aufmerksam machen:
J. Heinze, S. Cremer, N. Eckl, A. Schrempf: Stealthy invaders: the biology of Cardiocondyla tramp ants. (Etwa: “Heimliche Eindringlinge: Die Biologie von Tramp-Ameisen der Gattung Cardiocondyla”)
Es wird gezeigt, dass die kleinen, unauffälligen Arten dieser Gattung ähnliche Eigenschaften haben wie die bekannteren invasiven Arten, etwa die Argentinische Ameise (Linepithema humile) oder die Feuerameisen (Solenopsis invicta). Sie sind polygyn, haben Begattung im Nest, Kolonieaufspaltung, geringe genetische Variabilität, die Arbeiterinnen sind steril, und möglicherweise sind sie unikolonial. Cardiocondyla sind bereits durch menschliche Aktivitäten über die ganzen Tropen verbreitet worden. Da sie lokal hohe Populationsdichten erreichen, sollte ihr Einfluss auf lokale Faunen einheimischer Arthropoden mehr untersucht werden.
(In deutschsprachigen Ameisenforen wurde bereits über die Haltung von Cardiocondyla-Arten berichtet).
A. Buschinger (Edit 01.03.06: Das Inhaltsverzeichnis ist jetzt online)
„Runder Tisch“ zu Ameisenimport und -handel (26.01.06)
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3271
Bisher noch recht sachlich und inhaltsreich. Schaut mal 'rein!
A. Buschinger
Edit (29.01.06): Mangels Beteiligung der Exotenhändler und -importeure ist der Runde Tisch aus meiner Sicht beendet. Dieser Eintrag kann nach einigen Tagen gelöscht werden.
A. Buschinger
Noch ein Edit: (30.1.06)
Die Diskusion läuft weiter, obwohl am „Runden Tisch“ die Seite der Händler und Exoten-Verkäufer noch immer beschämend dünn besetzt ist (nur Herr Sebesta / Antstore hat sich einmal zu Wort gemeldet).
Parallel hat sich eine Diskussion im Forum Ameisenhaltung entwickelt.
Ein Tipp für Leser, die keine Flatrate haben:
Man kann sich die ganzen threads markieren und kopieren (rechte Maustaste), dann über Bearbeiten - Inhalte einfügen (!)- unformatierten Text in word einfügen. Das kann man in Ruhe auch wiederholt lesen, kann Wichtiges (farbig) hervorheben, Überflüssiges löschen, bequem eine Antwort formulieren, die man schließlich in den thread einfügt, usw..
Viel Spaß,
A. Buschinger
Uncle Milton Ant Farm 50 Jahre alt
http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm3.showMessage?topicID=2221.topic
Laut einem Beitrag im amerikanischen Forum hatte die Los Angeles Times im August 2002 berichtet, dass die von Milton Levine 1956 entwickelte Ameisenfarm seither (bis 2002) in 20 Millionen Exemplaren verkauft wurde. „Der Verkauf läuft noch immer hervorragend“. Diese Farm, die in den USA mit selbst gesammelten Ameisen bestückt wird, oder, meistens, mit gekauften Ameisen (nur Arbeiterinnen erlaubt), feiert also dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Grund zum Feiern? (siehe auch ergänzende Notiz zu PETA unter "Haltung").
Hinweis: Anergates atratulus (Arbeiterlose Parasitenameise) (15.1.06)
Hier gibt es einen derzeit noch aktiven thread zu dieser seltenen einheimischen Ameisenart, mit Bildern:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=259
Stichworte: Paarungsverhalten, Inzucht, Ovarien, Receptaculum seminis leer, gefüllt, Jahreszyklus, Haltungstechnik u.a.
Nach Abschluss der Beobachtungen/ Untersuchung wird ein kurzer Bericht auch für's Wiki erstellt.
A. Buschinger
Das Tandemlaufen neu entdeckt? (12.1.06)
Aus: ddp/wissenschaft.de 12.01.2006 - Natur
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/260827.html
Unterwegs mit dem Ameisen-Tandem
Biologen entdecken besondere Kommunikation zwischen zwei Ameisen auf Nahrungssuche
Wissenschaftler haben eine besondere Schüler-Lehrer-Beziehung bei Ameisen entdeckt: Zeigt eine Schmalbrust-Ameise der Art Temnothorax albipennis einer Artgenossin bei der Nahrungssuche den richtigen Weg, so passt sie ihre Laufgeschwindigkeit dem Tempo ihrer Nachfolgerin an. Doch auch die Geführte orientiert sich am Tempo ihrer Führerin. Die Kommunikation zwischen den Tieren haben die Biologen Nigel Franks und Tom Richardson von der Universität in Bristol nun näher untersucht.
Während des gemeinsamen Marsches klopft die hintere Ameise ihrer Navigatorin mit den Fühlern auf Bauch und Beine, um ihre Anwesenheit zu signalisieren. Für die Untersuchung dieses tierischen Tandems maßen Franks und Richardson die durchschnittliche Geschwindigkeit beim Zweierlauf und verglichen diese Resultate mit dem Tempo bei der individuellen Nahrungssuche. Sie entdeckten, dass die erfahrende Führerin mit ihrem Anhang viermal länger für die Futtersuche brauchte als allein. Die Ameisen-Schülerin hingegen profitierte von ihrem Unterricht, da sie den Weg mit Unterstützung ihrer Lehrerin deutlich schneller bewältigen konnte.
Außerdem fanden die Biologen heraus, dass beide Ameisen aufeinander eingehen. Entstand eine Lücke zwischen Lehrerin und Schülerin, so beschleunigte die Schülerin, um schnell wieder zur Führerin aufschließen zu können. Die Lehrerin hingegen verlangsamte ihr Tempo und wartete, bis sie wieder das Klopfen ihrer Verfolgerin spürte. Diese wechselseitige Kommunikation bezeichnen die Biologen als bidirektional.
Zwar bringen viele Tierarten ihren Nachkommen lebenswichtige Verhaltensweisen bei, bidirektionales Lernen hingegen war laut Franks und Richardson bislang jedoch nur beim Menschen bekannt. Es biete besonders in kleineren Tiergruppen Vorteile, wo Informationen ein wichtiges Gut seien. Die in vielen Regionen der Erde heimischen Temnothorax-Ameisen reichen ihre Tandem-Fähigkeit über Generationen weiter, indem ehemalige Schülerinnen sich später selbst als Lehrerinnen betätigen.
Nigel Franks und Tom Richardson (Universität Bristol): Nature, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/439153a
ddp/wissenschaft.de – Anna-Lena Gehrmann
Mein Kommentar:
Wieder einmal wird uraltes Wissen unter neuem Etikett verkauft. Zumindest macht der Bericht aus wissenschaft.de auf mich diesen Eindruck. Das Tandem-Laufen wurde bereits 1974 analysiert und beschrieben: Möglich, M., Maschwitz, U., Hölldobler, B. (1974), Science 186, 1046-1047. In dem berühmten Buch “The Ants” von Hoelldobler & Wilson 1990 ist es ausgiebig wiedergegeben. Die veröffentlichten Beobachtungen schließen das „Warten“ der führenden Ameise auf die Folgerin ein sowie die Kommunikation mittels Fühlerschlägen auf Gaster und Hinterbeine der Führerin.
Ich selbst habe über Tandemlaufen bei der Sklaven haltenden Ameise Harpagoxenus sublaevis publiziert: Buschinger, A., Winter, U. (1977): Rekrutierung von Nestgenossen mittels Tandemlaufen bei Sklavenraubzügen der dulotischen Ameise Harpagoxenus sublaevis (NYL.). Insectes Sociaux 24, 183-190, (siehe auch “The Ants” p. 460). Hier wird die Tandemrekrutierung während der Sklavenraubzüge eingesetzt um Nestgenossinnen den Weg zum Zielnest zu weisen.
Man wird das Original in der „Nature“ einsehen müssen um herauszufinden, was in der Arbeit an wirklich Neuem enthalten ist. Nigel Franks ist ein renommierter Ameisenforscher, den ich persönlich kenne, und der bestimmt nicht nur die uralten Fakten neu aufgewärmt hat. "Temnothorax-Ameisen reichen ihre Tandem-Fähigkeit über Generationen weiter, indem ehemalige Schülerinnen sich später selbst als Lehrerinnen betätigen" - Das kann nur Quatsch sein. Das Tandemlaufen ist ein angeborenes Verhalten. Längst wissen wir, dass unerfahrene JÜNGERE Arbeiterinnen zunächst rekrutiert werden. Später, älter und erfahrener geworden, gehen sie dazu über, ihrerseits jüngere Nestgenossinnen zu führen. Bei Harpagoxenus haben wir das sogar mit individuell markierten Tieren experimentell bewiesen!
A. Buschinger
Edit 12.01.06, 18:20:
Inzwischen habe ich die Originalarbeit, und auch eine Erläuterung vom Verfasser Nigel Franks dazu:
“What Tom Richardson and I did was a highly quantitative re-analysis of tandem-running and we realized that it met all of the criteria of teaching as laid out in the animal behaviour literature. That's 99% of the whole story ...”
Also „nur“ eine nochmalige (sicher aufwändige!) Untersuchung des Tandemlaufens, wobei Wert auf exakte Messungen gelegt wurde. Dabei stellten die Verfasser fest, dass das Verhalten alle Kriterien des “Lehrens” oder “Unterrichtens” entsprechend der Literatur über das Verhalten von Tieren (Ethologie) aufweist. Auch Nigel ist alles andere als erfreut über das, was die Medien aus solchen Erkenntnissen machen.
Die Originalarbeit zitiert korrekt das Buch von Hölldobler & Wilson 1990 sowie die Arbeit von Möglich et al. 1974.
A. Buschinger
Edit 17.1.06, Zusatzinformation:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/01/15/AR2006011500588.html
In diesem Artikel der Washington Post kommen einige kritische Stimmen zu Wort. Man bestreitet, dass es sich bei dem so genannten „Unterrichten“ der Ameisen um ein auch nur irgendwie vergleichbares Verhalten zum menschlichen Lehren handelt. – Der ursprüngliche Artikel in „Nature“ hat ja behauptet, dass es sich bei den Beobachtungen an Temnothorax um das erste Beispiel für „Unterrichten“ im Tierreich handele.
Literaturhinweis: Blattschneiderameisen: Zusammenleben von vier Partnern (07.01.2006)
Siehe auch edit am Ende dieses Beitrags!
Ein Artikel (# 1) im „Spiegel“ vom 7. Januar 2006 beschreibt recht eindrucksvoll das Zusammenleben von vier Organismen im Attini-Nestt: I) Ameisen – II) deren Futterpilz – III) dessen parasitischer Pilz (Gatt. Escovopsis) – IV) Bakterien (Actinomyceten) an der Cuticula der Ameisen, die Antibiotika gegen den parasitischen Pilz erzeugen.
Für Halter von Blattschneiderameisen ist es sicher interessant zu wissen, welch komplizierten Organismenkomplex sie sich mit einer Blattschneider-Kolonie einhandeln.
Unter (# 2) ist die Zusammenfassung des Artikels in „Science“ vom 6. Jan. 2006 zu finden, der dem Spiegel-Artikel zugrunde liegt. Hier wird beschrieben, dass die Actinomyceten bei pilzzüchtenden Ameisen vorkommen, aber nicht bei verwandten, nicht pilzzüchtenden Ameisen, und dass diese Bakterien in speziellen Gruben in der Cuticula gedeihen. Drüsenzellen unter den Gruben scheinen die Actinimyceten zu ernähren.
(# 3) habe ich noch angefügt um zu zeigen, dass die Kenntnis dieser komplizierten Zusammenhänge nicht ganz neu ist: Bereits 1999 wurden die symbiontischen Actinomyceten in der „Nature“ beschrieben. Erstautor in beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist C.R. Currie.
A. Buschinger
(# 1) Der Spiegel 07. Januar 2006 http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,393882,00.html
PESTIZID AM LEIB: Ameisen tragen Antibiotika-Rüstungen
Einige Ameisen haben auf ihrem Chitinpanzer Höhlungen, in denen Bakterien leben. Die stellen ein wirksames Antibiotikum zur Schädlingsabwehr her. Mit der biochemischen Keule schützen die Insekten ihre landwirtschaftlichen Anbauflächen. Einige Ameisengattungen betätigen sich als Pilzzüchter, um sich von ihrer Zucht zu ernähren. Doch nicht nur den kleinen Tieren selbst, sondern auch einem parasitären Mikropilz namens Escovopsis dienen diese Zuchtpilze als Nahrungsmittel. Diese Bedrohung ihrer Anbauflächen bekämpfen die Ameisen mit den Bakterien in ihrer Außenhaut, dem so genannten Exoskelett. Die Mikroorganismen produzieren Antibiotika, die den Parasiten wirksam schädigen, berichten Forscher um Cameron Currie von der University of Wisconsin in Madison im Fachmagazin "Science" (Bd. 311, S. 81).
AMEISEN: PILZBEKÄMPFER IN DER RÜSTUNG (Im Original: 3 Bilder)
Um die Symbiose von Insekt und Bakterium genauer zu untersuchen, betrachteten die Forscher verschiedene Ameisengattungen unter dem Elektronenmikroskop. Ausgangspunkt der Studie war die Cyphomyrmex-Ameise, an der große, blütenförmige Bakterienansammlungen zwischen Kopf und dem ersten Beinpaar besonders auffällig sind - die Tiere tragen gewissermaßen Krägen aus Mikroorganismen.
Nachdem die Biologen den Bakterienhaufen entfernt hatten, zeigten sich halbmondförmige Vertiefungen im Exoskelett, in denen die hilfreichen Bakterien heranwachsen. Außerdem entdeckten die Forscher Drüsenzellen unterhalb der Einschlüsse, von denen die Bakterien ihre Nahrung beziehen.
Alle pilzanbauenden Ameisengattungen beherbergen Bakterien in Einschlüssen, fanden die Wissenschaftler heraus. Bei den engeren Verwandten ohne gärtnerische Ambitionen hingegen konnten sie keine der charakteristischen Merkmale finden. Dieser Unterschied deute darauf hin, dass sich die pilzzüchtenden Ameisen, die Parasiten und die Bakterien gleichzeitig entwickelt haben, glauben die Forscher.
Ungeklärt sei jedoch die Frage, warum der Schädling nicht resistent gegen das Antibiotikum geworden ist. Schließlich bieten die Antibiotika den Ameisen schon seit Millionen von Jahren einen effektiven Schutz gegen den Escovopsis-Parasiten.
(# 2) Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 - 83 DOI: 10.1126/science.1119744
Coevolved Crypts and Exocrine Glands Support Mutualistic Bacteria in Fungus-Growing Ants
CAMERON R. CURRIE, MICHAEL POULSEN, JOHN MENDENHALL, JACOBUS J. BOOMSMA, JOHAN BILLEN.
Abstract. Attine ants engage in a quadripartite symbiosis with fungi they cultivate for food, specialized garden parasites, and parasite-inhibiting bacteria. Molecular phylogenetic evidence supports an ancient host-pathogen association between the ant-cultivar mutualism and the garden parasite. Here we show that ants rear the antibiotic-producing bacteria in elaborate cuticular crypts, supported by unique exocrine glands, and that these structures have been highly modified across the ants' evolutionary history. This specialized structural evolution, together with the absence of these bacteria and modifications in other ant genera that do not grow fungus, indicate that the bacteria have an ancient and coevolved association with the ants, their fungal cultivar, and the garden parasite.
(# 3) Nature 398, 701 - 704 (1999)
Fungus-growing ants use antibiotic-producing bacteria to control garden parasites
CAMERON R. CURRIE, JAMES A. SCOTT, RICHARD C. SUMMERBELL & DAVID MALLOCH
Abstract: The well-studied, ancient and highly evolved mutualism between fungus-growing ants and their fungi has become a model system in the study of symbiosis1-5. Although it is thought at present to involve only two symbionts, associated with each other in near isolation from other organisms1-5, the fungal gardens of attine ants are in fact host to a specialized and virulent parasitic fungus of the genus Escovopsis (Ascomycotina)6. Because the ants and their fungi are mutually dependent, the maintenance of stable fungal monocultures in the presence of weeds or parasites is critical to the survival of both organisms. Here we describe a new, third mutualist in this symbiosis, a filamentous bacterium (actinomycete) of the genus Streptomyces that produces antibiotics specifically targeted to suppress the growth of the specialized garden-parasite Escovopsis. This third mutualist is associated with all species of fungus-growing ants studied, is carried upon regions of the ants' cuticle that are genus specific, is transmitted vertically (from parent to offspring colonies), and has the capacity to promote the growth of the fungal mutualist, indicating that the association of Streptomyces with attine ants is both highly evolved and of ancient origin.
Edit (11.1.06):
Es ist dringend zu empfehlen, dass man sich den Beitrag in Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 - 83 z.B. in einer Universitätsbibliothek ansieht (auch städtische Büchereien beziehen oft die "Science"): Wunderbare Bilder der Bakterienkulturen auf bzw. unter den Ameisen, sowie Raster-EM-Aufnahmen der Gruben, in denen die Streptomyceten gezüchtet werden usw.!
A. Buschinger
Literatur-Hinweis: Myrmica rubra invasiv in Maine, USA (05.01.06)
Groden, E; Drummond, FA; Garnas, J; Franceour, A (2005): Distribution of an invasive ant, Myrmica rubra (Hymenoptera : Formicidae), in Maine. JOURNAL OF ECONOMIC ENTOMOLOGY, 98 (6): 1774-1784
Abstract: Introduced populations of the north temperate ant species, Myrmica rubra (L.), have become pestiferous in various locations in the northeastern United States, particularly in coastal communities in Maine. Native populations of this ant are widely distributed throughout northern Europe and western Asia; however, nest densities in its native range do not usually reach the high levels observed for many introduced populations. This aggressive ant readily stings, and because of its high densities, homeowners continually encounter nests at a frequency that interferes with use of their properties. Surveys were conducted in Maine from 2001 through 2004 to determine the statewide extent of current infestations. Nests in established populations in coastal Maine were sampled from April through September to assess seasonal changes in the density and composition of colonies. Similarities and differences between introduced populations of M. rubra in Maine and published reports of this species in Europe are discussed. Museum records of this species in North America were also researched and are presented.
(Verbreitung einer invasiven Ameise, Myrmica rubra (Hymenoptera : Formicidae), in Maine)
Schon länger wurde diskutiert, dass die bei uns weit verbreitete Rote Knotenameise Myrmica rubra vor einigen Jahren nach Nordamerika eingeschleppt wurde. Nach dieser neuen Arbeit soll sie im US-Bundesstaat Maine höhere Siedlungsdichten erreichen als in Europa. Sie wird v.a. bei der Gartenarbeit durch ihre Stiche belastend. Ich habe die Arbeit angefordert und werde ggf. Einzelheiten nachtragen, die in diesem abstract nicht enthalten sind.
Wichtig erscheint mir, dass dieses Beispiel wieder einmal zeigt, wie eine in ihrem Heimatland recht unauffällige, ganz „normale“ Ameisenart nach Freisetzung in einem anderen Gebiet sich rasch zu einer „Pest“, einer Plage entwickeln kann. Für mich ein weiteres handfestes Argument gegen den freien Import und Verkauf ausländischer Ameisen in Deutschland: „Man steckt nicht drin“; keiner der Händler oder gar ihrer Kunden kann vorhersehen, ob eine der eingeführten Arten gutartig bleibt, oder sich zu einem kaum noch zu bekämpfenden Schädling entwickelt!
A. Buschinger
ANT-Breeding.DE: Nicht willkommen. (03.01.2006)
“Christian Ludwig = Spammer!”
Unter diesem Titel im amerikanischen Antfarm’s Message Board finden sich Informationen zu einem weiteren deutschen Ameisenhändler. Er versucht über e-mails an Mitglieder des amerikanischen Forums amerikanische Ameisen zu erwerben, die er hier in D verkaufen möchte.
“I thought you might be able to provide some interesting species? So please contact me via e-mail or MSN under Ludwig-at-ant-breeding.de if you are interested and able to offer or trade ants.”
Dank des bestehenden, sehr vernünftigen Handelsverbots für lebende Ameisenkolonien in den USA stößt der aufstrebende Händler dort auf die gebührende, massive Ablehnung.
Noch ist die Webseite „ANT-Breeding.DE“ leer, „im Aufbau“. Ein weiterer Ameisenhöker, zusätzlich zu den bei uns bereits aktiven, die ausländische Ameisen aller Art hier verteilen, ist so überflüssig wie ein Furunkel am Gesäß (für zarte Gemüter: Entschuldigung für meine direkte Art!). Besonders gefährlich könnte er dadurch werden, dass viele nordamerikanische Ameisen in Deutschland natürlich beste Überlebensbedingungen hätten, wenn sie freikommen (und das geschieht nach Angaben in den Foren ja andauernd).
Mein größter Wunsch für 2006: Dass unsere Behörden sich endlich aufraffen, diesem für unsere Natur so gefährlichen Unfug einen Riegel vorzuschieben!
Mit den besten Wünschen für das Neue Jahr an alle echten Ameisenfreunde,
A. Buschinger
Ergänzung (04.01.2006)
Zwei Stimmen aus dem amerikanischen Forum, die zu denken geben:
- Dr Ant: “I just sent the message to the spam police.”
- Antdude: “Good idea. I will send to his ISP's Abuse Department as well!”
Woran ich auch noch nicht gedacht hatte: Juristisch gesehen fordert da ein Ausländer (aus Deutschland) US-Bürger zum Verstoß gegen ein US-Gesetz auf ….
Das ändert sich auch nicht durch einen neuen post, in dem er versichert, dass er ja nur Ameisen für den eigenen Gebrauch haben und keinen weiteren "AntStore" aufmachen möchte:
“Think I have to excuse myself for contacting some of the members. I just wanted get some new contacts as I'm always trying to get some new species FOR MY OWN and don't for make a whole sale out of it!!! Mr. Buschinger is overacting like he did in the past. My homepage is not getting a another AntStore... it's just a personel site about my hobby. So please all of you got an e-mail from me: I'm sorry that I took this way to get in contact with other ant keepers. Thanks Christian“
Dafür sind seine im amerikanischen Forum geposteten mails allerdings reichlich missverständlich.
A. Buschinger
Literaturhinweis: Larven als Verdauungshelfer bei Pheidole (28.12.05)
CASSILL, D.L., BUTLER, J., VINSON, S.B., WHEELER, D.J. (2005): Cooperation during prey digestion between workers and larvae in the ant, Pheidole spadonia. - Insectes Sociaux 52: 339-343
Nicht immer sind die Beschaffung von Futter (Furagieren), seine Verteilung im Nest und die Verfütterung an die Larven eine Einbahnstraße. In der genannten Arbeit wird gezeigt, dass bei Pheidole spadonia die Arbeiterinnen Beute (im Versuch: Taufliegen) eintragen und zerstückeln. Die kleinen Partikel werden den auf dem Rücken im Nest liegenden Larven des 4. (=letzten) Stadiums auf den Bauch gelegt, auf eine „Futterkorb“ (food basket) genannte Fläche. Dort drehen und wenden die Larven das Futterstück stundenlang mit ihren Mandibeln, speicheln es mit Verdauungssekreten ein, schlucken jedoch nichts. Stattdessen lecken Arbeiterinnen die vorverdaute, verflüssigte Nahrung auf, schlucken sie in ihren Kropf und verteilen sie anschließend an bettelnde Larven und andere Arbeiterinnen via Regurgitation!
Das ist also eine höchst ungewöhnlich erscheinende Zusammenarbeit zwischen Larven und Arbeiterinnen, hier erstmals für Ameisen nachgewiesen. Die Arbeiterinnen übertragen die Eiweißverdauung auf Larven einer bestimmten Altersgruppe. Selbst sind sie wegen ihrer sehr engen Speiseröhre (Ösophagus), die ja die schmalen Gelenke der Stielchenglieder durchzieht, nicht in der Lage, größere Fleischbröckchen zum Kropf und weiter zum verdauenden Mitteldarm zu leiten. Soziale Arbeitsteilung also zwischen Larven und Arbeiterinnen!
Larven, die kleine Futterbröckchen vor dem Mund, auf dem genannten Futterkorb oder ähnlichen Strukturen, mittels ihrer Mandibeln bearbeiten, sind schon bei vielen Ameisen beobachtet worden. Bei Leptothorax acervorum konnten wir auch den Schluckvorgang im Binokular beobachten: Die Köpfe sind so durchsichtig, dass man winzige gefärbte Futterbröckchen hindurch in den Ösophagus wandern sieht. Die hier berichteten Vorgänge sind bei anderen Ameisen sicher auch zu erwarten, aber keinesfalls bei allen Arten, nicht einmal innerhalb der Myrmicinae.
Bei Wespen hat Maschwitz schon vor vielen Jahren gezeigt, dass Larven ein lebendes Vorratslager für Nahrung darstellen: Sie fressen und verdauen sehr viel Insektenfleisch, aber wenn die Adulten bei schlechtem Wetter nicht ausfliegen können, geben die Larven eine nahrhafte Flüssigkeit aus ihren Speicheldrüsen ab, die es den Pflegerinnen ermöglicht, mehrere Hungetage zu überstehen.
Für die Ameisenhaltung kann man ableiten, dass für Ameisen mit derartigen Ernährungsgewohnheiten (wahrscheinlich alle Pheidole-Arten! Welche anderen Gattungen?) das Verfüttern fester Proteinnahrung ziemlich wichtig sein dürfte. Ein homogenisiertes Gemisch von Zuckern und praktisch gelöstem Protein, wie es bei manchen künstlichen Diäten vorliegt, würde solchen Ameisen wahrscheinlich doch „auf den Magen schlagen“, ihre arbeitsteilige Verdauung durcheinander bringen.
A. Buschinger
Literaturhinweis: Kein Sozialparasit, und auch keine eigenständige Art mehr: Myrmica microrubra. (19.12.05)
Seit der Benennung durch Seifert (1993) wurden die kleinen Geschlechtstiere (zuvor als Microgynen und Micraner bezeichnet) in Nestern von Myrmica rubra als eigenständige, sozialparasitische Art, Myrmica microrubra, betrachtet. Nun ist es mit einem enormen Aufwand an Mitarbeitern (s.u. Autorenliste) und Techniken gelungen, zu zeigen, dass es sich doch „nur“ um Angehörige der vermeintlichen Wirtsart Myrmica rubra handelt. Die Ursache für das Auftauchen solcher „Zwerg-rubra“ ist damit noch immer nicht geklärt. Aber jedenfalls kann man sie nicht als Beweis für die Entstehung eines „intraspezifischen“ Parasiten bzw. für sympatrische Speziation gebrauchen, wie das noch vor zwei Jahren versucht wurde: Savolainen, R. & Vepsäläinen, K. 2003: Sympatric speciation through intraspecific social parasitism. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 100: 7169–7174.
Mir war das Verhalten der so genannten Parasitenart schon immer suspekt, es passte so gar nicht mit dem zusammen, was ich von "richtigen" Sozialparasiten kannte (Buschinger, A. 1997: Ist Myrmica microrubra eine sozialparasitische Ameise? in: Soziale Insekten, IUSSI-Tagung Graz 1997, p. 25, K. Crailsheim & A. Stabentheiner (Hrsg.)), aber das Gegenteil zu beweisen, war schon echt harte Forschungsarbeit, bei der Fachleute mit ganz unterschiedlichen Kenntnissen und methodischen Ausrüstungen kooperieren mussten.
Hier kann man die Kurzfassung online aufrufen (und sich auch sonst in der Zeitschrift „Journal of Evolutionary Biology“ etwas umsehen):
http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1111/j.1420-9101.2005.01053.x
Titel und Autorenliste kopiere ich hier mal herein:
No sympatric speciation here: multiple data sources show that the ant Myrmica microrubra is not a separate species but an alternate reproductive morph of Myrmica rubra
F. M. STEINER, B. C. SCHLICK-STEINER, H. KONRAD, K. MODER, E. CHRISTIAN, B. SEIFERT, R. H. CROZIER, C. STAUFFER & A. BUSCHINGER
Den Abstract und ein paar zusätzliche Anmerkungen kann man auch hier einsehen:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=254
A. Buschinger ---
Literaturhinweis: Lebenszyklus von Messor structor (18.12.05)
Unser Beitrag zur Biologie einer der mitteleuropäischen Populationen von “Messor structor” ist gerade in der Zeitschrift „Insectes Sociaux“, Bd. 52, S. 360-365, erschienen. Hier die Zusammenfassung.
Die vollständige Arbeit ist für Abonnenten der Zeitschrift online einzusehen. Nicht-Abonnenten können den Zugang für US-$ 30,- erwerben.
Der Jahreszyklus sollte für Messor-Halter interessant sein.
A. Buschinger
Life history traits of a European Messor harvester ant
B. C. Schlick-Steiner1, 2, F. M. Steiner1, 2, C. Stauffer1 and A. Buschinger3
(1) Institute of Forest Entomology, Forest Pathology and Forest Protection, Department of Forest and Soil Sciences, University of Natural Resources & Applied Life Sciences, Hasenauerstraße 38, 1190 Vienna, Austria
(2) Institute of Zoology, Department of Integrative Biology, BOKU, University of Natural Resources & Applied Life Sciences, Hasenauerstraße 38, 1190 Vienna, Austria
(3) Rossbergring 18, 64354 Reinheim, Germany
Abstract. We present life history traits of a Central European harvester ant, Messor cf. structor, determined by gyne and male dissections, behavioural assays, standardised brood photography and laboratory rearing of brood. Messor cf. structor is polygynous and builds up unicolonial populations. Sexuals develop from hibernated larvae in a univoltine cycle and become adult from late summer to late autumn. Neither intra- nor extranidal mating was observed in autumn, even though gynes and males were mature. In spring, after hibernation, intranidal mating without swarming flight took place, even though the flight muscles of alate sexuals were still fully developed.
Keywords: Messor - queen number - colony delimitation - development of sexuals - mating and dispersal strategy
Zur Qualität von Wikipedia (15.12.05)
http://www.nature.com/news/2005/051212/full/438900a.html
Die Zeitschrift “Nature” hat das Wikipedia mit der Encyclopaedia Britannica verglichen. 42 Einträge zu identischen Themen jeweils im Wiki und in der E. Britannica wurden von Fachleuten beurteilt, wobei sie nicht wussten, welche Version aus welcher der beiden Quellen kam.
Das Ergebnis: Wikipedia ist nicht so wesentlich schlechter als die weltberühmte Enzyklopädie wie man aufgrund seiner Entstehung erwarten möchte.
Im Durchschnitt wiesen die Wiki-Einträge 4, die E. Britannica-Einträge 3 Ungenauigkeiten auf. „Nur“ 8 schwere Fehler insgesamt wurden gefunden, davon je 4 in beiden Quellen.
Als Ergebnis der Studie wird aufgerufen, dass Wissenschaftler das Wikipedia vorsichtig-kritisch lesen, vor allem aber es mit Begeisterung verbessern sollten!
Mehr Begeisterung und Einsatz für das Ameisen-Wiki hier wären ebenfalls wünschenswert. Der Stoff ist vergleichsweise übersichtlich, Einträge können hier notfalls rasch editiert und korrigiert werden, während fragwürdige Einträge im „großen“ Wiki oft Monate lang stehen bleiben.
Auf also, Myrmekologen und solche, die es werden möchten, beteiligt Euch! Überlasst nicht die online-Wissensvermittlung denen, die mit ihren Informationen eher geschäftliche Interessen verfolgen!
A. Buschinger
PS: Es lohnt sich, den online frei zugänglichen Artikel in der "Nature", URL s. o., genauer zu lesen!
Neue Ameisenfotos (6.12.05)
Heute (6.12.05) nur ein Hinweis auf umwerfende neue Fotos von Alex Wild. Ameisen, aber auch tolle Bilder von Bienenameisen (Mutillidae).
Ein Genuss!
http://www.myrmecos.net/new.html
Invasive Arten (03.12.05)
G. Heller, Ameisenfachmann, hat eine interessante Fragen zum Thema „invasive Arten“ aufgeworfen:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=249
"Was sind eigentlich invasive Arten?"
Nach entsprechender Diskussion könnte/ sollte vielleicht eine Kurzfassung hier ins Wiki aufgenommen werden.
Kosten der Bekämpfung eingeschleppter Ameisen in natürlichen Ökosystemen (28.11.05)
Immer wieder stößt man auf m.o.w. unsichere Angaben, meist nur Schätzungen, über die Kosten der Bekämpfung unerwünschter Hausameisen, oder der Fire ants usw.. Hier gibt es ein paar aktuelle Angaben:
“The Scientist” 19, Heft 22, S. 16, vom 21.11.05. http://www.the-scientist.com/2005/11/21/16/1
Der hier referierte Beitrag von Nick Atkinson behandelt die Probleme der Ausrottung unerwünschter Neozoen, eingeschleppter Arten, in Ländern, wo sie Schäden in natürlichen Ökosystemen anrichten. Neben dem Nutria (Sumpfbiber), dem Meerneunauge (Petromyzon marinus) und der Aga-Kröte (Bufo marinus) wird die „Little fire ant“ (Wasmannia auropunctata) behandelt.
Sie ist weltweit verbreitet, aber auf warme Klimate begrenzt. Besonders gefährlich in ökologisch bedeutsamen Inselgruppen wie dem Galapagos-Archipel.
Eingeschleppt mit Pflanzenmaterial, besonders Bäumen.
Auswirkungen: Das winzige, hochsoziale Insekt vernichtet lokale Insektenfaunen….Geschätzte Schäden für die Landwirtschaft jährlich hunderte Millionen Dollar alleine in den USA.
Bekämpfung erfolgt mittels Giften, Feuer und Rodung der Vegetation…. Ein Ausrottungsprogramm auf den Galapagos-Inseln kostete in fünf Jahren 8 Millionen Dollar. Mehrere Inseln konnten dabei von der Ameise befreit werden.
Das sollte interessant sein für risikofreudige Ameisenhalter, die glauben solche Beträge aufbringen zu können ;-)
A. Buschinger
Ameisen-Verbreitungsdaten von AntWeb in Google Earth integriert (28.11.05)
http://www.the-scientist.com/2005/11/21/24/1
“The Scientist” 19, Heft 22, S. 24, vom 21. Nov. 2005, enthält gleich zwei Ameisen-relevante Beiträge.
Der eine befasst sich mit http://www.AntWeb.org , einer reichhaltigen Datenbasis mit tollen Bildern (ist hier im Wiki bereits verlinkt).
Neu ist, dass diese Datenbasis nun auch in Google Earth integriert ist. http://earth.google.com (geht leider nur mit DSL-Anschluss).
Man kann eigene Fundorte für selbst gesammelte Arten eintragen, und man kann sich recht exakt die Fundorte für zahlreiche Arten ansehen, so weit sie bereits von Forschern korrekt eingetragen sind.
Brian Fisher, Betreiber des „AntWeb“, empfiehlt allerdings, dass Laien ihre Daten zunächst an sein Forschungsteam senden, anstatt sie direkt einzutragen – sicher eine sehr wichtige Empfehlung! (Im amerikanischen Forum wurde schon berichtet, dass manche „Fundorte“ für Ameisen an recht unwahrscheinlichen Orten, z.B. mitten im Meer zu liegen scheinen). Auch die Befürchtung wurde bereits geäußert, dass fanatische Ameisensammler oder Wiederverkäufer das Instrumentarium nutzen könnten um Fundorte seltener und bedrohter Arten zu plündern. – Keine Medaille ohne Kehrseite!
A. Buschinger
Eingeschleppte ausländische Ameisenarten: Wie viele siedeln sich erfolgreich an? (23.11.05)
Es wäre äußerst wichtig, dass professionelle Ameisen-Importeure, Händler, sowie Halter, die sich so gerne aus dem Urlaub „was mitbringen“, sich die im folgenden beschriebene wissenschaftliche Untersuchung genau durch den Kopf gehen lassen!
Eine brandneue Arbeit in der Zeitschrift PNAS (Bd. 102, November 2005, URL s. unten) befasst sich mit dieser Frage. Es ist beeindruckend: Nicht weniger als 12 (zwölf!) Prozent der zufällig, mit Handelsgütern, in die USA (Festlandsstaaten, ohne Hawaii) eingeschleppten Ameisenarten haben dort Fuß gefasst! Bei insgesamt 232 eingeschleppten Arten ist das die stattliche Zahl von 28. Es kann also keine Rede davon sein, dass solche exotischen Arten grundsätzlich kaum Überlebenschancen hätten!
Unter der zweiten URL (s. u.), online zugänglich, berichtet das „News Bureau“ der Univ. of Illinois genauer. Klar steigt die Anzahl der Ansiedlungs-„Erfolge“ mit der Häufigkeit der Einschleppung einer Art.
Aber der „Erfolg“ (aus der Sicht der Ameisen ….) hängt auch ab von den spezifischen biologischen Eigenschaften der einzelnen Art. Besonders im Boden nistende Arten und solche, die zwar auf/in Bäumen leben, aber nicht auf bestimmte Baumarten spezialisiert sind, eignen sich für die Ansiedlung im fremden Faunen- und Florengebiet. Man hofft, solche Kenntnisse und Erfahrungen nutzen zu können, um eine „neue Welle von Invasoren“ von der Ansiedlung abhalten zu können.
Untersuchungsmaterial waren Ameisen, die in den Jahren von 1927 bis 1985 vom US Department of Agriculture in Quarantäne-Stationen entdeckt und – zumeist unbestimmt - konserviert worden waren. Sie wurden in einem Museum gesammelt. Für jede Probe waren Herkunftsland und Ort der Ankunft in den USA registriert worden. Unter den insgesamt 394 Proben konnten 232 Arten aus 58 Gattungen und 12 Unterfamilien identifiziert werden. Für 156 Arten konnten Daten über die Nistgelegenheiten ermittelt werden. Die Hälfte davon waren arboreal (in Bäumen nistend). 14 % von diesen hatten sich in den USA angesiedelt. Unter dem Gesamtmaterial waren auch fünf Ameisenarten, die von der IUCN zu den 100 schlimmsten invasiven Organismen gerechnet werden.
Übrigens: Einer der Autoren, Philip S. Ward, ist mir als renommierter Ameisenforscher bekannt; für mich Garantie, dass der Artikel keinen Unsinn enthält.
A. Buschinger
http://www.pnas.org/cgi/content/abstract/102/47/17032 (Für Nicht-Abonnenten ist nur der abstract zugänglich)
http://www.news.uiuc.edu/news/05/1115ants.html (Volltext online)
EDIT und Ergänzung 24.11.05:
Inzwischen habe ich die komplette Arbeit von Suarez, Holway & Ward erhalten. Daraus sollen noch ein paar interessante Details ergänzt werden.
Ausgewertet wurden nur solche Einschleppungen, bei denen die Tiere aus ihrem jeweiligen natürlichen Verbreitungsgebiet kamen (ausgeschlossen wurden also Arten, die bereits in vielen Ländern angesiedelt waren und die mit Handelsgütern immer noch weiter verschleppt werden).
Ob eine bestimmte Art sich am Ort der Einschleppung angesiedelt hatte, wurde anhand von Museumssammlungen in der jeweiligen Region überprüft (Ich „erfinde“ hier mal ein erläuterndes Beispiel: In Florida wurde 1940 bei der Kontrolle von Handelsware eine in Argentinien heimische Pheidole-Art entdeckt und konserviert. Dies ist ein Indiz dafür, dass dieselbe Art wiederholt eingeschleppt worden sein dürfte, denn natürlich wird längst nicht jede Einschleppung entdeckt. Jetzt, 2005, findet sich die Art als Sammlungsmaterial in den Insektensammlungen von 3 oder 4 Museen in Florida und den benachbarten Staaten Georgia und Alabama. Das wäre ein klares Indiz dafür, dass diese Art sich angesiedelt und im neuen Lebensraum ausgebreitet hat).
Arten, die in der Sammlung von konfiszierten Ameisen aus Handelslieferungen vorhanden sind, nicht aber in Museumssammlungen der Umgebung des Ankunftsortes, dürften sich am neuen Ort nicht angesiedelt haben (man beachte: Es wurden nur Einschleppungen bis 1985 gewertet; die Ankömmlinge hätten also 20 Jahre Zeit gehabt, sich auszubreiten und „auffällig“ zu werden).
Damit lässt sich recht gut abschätzen, wie hoch der Anteil der unabsichtlich eingeführten Arten ist, der das Potenzial zur Ansiedlung hat.
Arten, die mehrfach in Handelsware entdeckt wurden, werden sicher auch häufiger eingeschleppt als solche, die nur einmal abgefangen worden waren. Das lässt eine Aussage darüber zu, ob die Häufigkeit der Einschleppung einer bestimmten Art entscheidend für ihren Ansiedlungserfolg ist. – Nach der Studie in PNAS ist dies jedoch nur teilweise der Fall; die Eigenschaften der jeweiligen Art, u.a. ihre ökologischen Ansprüche, sind eher von größerer Bedeutung.
Die Daten werden in der Arbeit auch nach Verwandtschaftsgruppen (Unterfamilien) und nach geografischer Herkunft (Neotropis, Paläarktis, Afrika, sowie orientalische Region und Australien) aufgeschlüsselt.
Unter den entdeckten eingeschleppten Arten fanden sich drei Arten von Ecitoninae, von denen sich (eigentlich erwartungsgemäß!) keine angesiedelt hat. Dagegen haben sich von 108 eingeschleppten Myrmicinae immerhin 16 angesiedelt. (Insgesamt gibt es in den USA 34 nicht-heimische Myrmicinae-Arten, die aber nicht alle in dem untersuchten Material aufgetaucht waren. – Dieses repräsentiert eben nur einen Bruchteil dessen, was mit Handelsware tatsächlich eingeschleppt wurde und wird).
Nach geografischer Herkunft aufgeschlüsselt, z.B. Afrika: 15 Arten in dem untersuchten Material entdeckt; davon 2 angesiedelt; insgesamt in den USA angesiedelte afrikanische Arten: 6.
Eine weitere Auswertung nach Gattungen vergleicht innerhalb der eingeschleppten Arten die Zahl der „erfolgreichen“ Ansiedler und derer, die sich nicht angesiedelt haben. So haben sich von 17 eingeschleppten Tetramorium-Arten 15 angesiedelt, nur 2 nicht; oder von 21 Monomorium-Arten 12 angesiedelt, 9 nicht; von 63 Camponotus-Arten 11 angesiedelt, 52 nicht. Von 20 Pheidole-Arten haben sich 2 angesiedelt, von 18 Temnothorax-Arten null.
Ich kann hier nicht alle Details referieren. Wer es noch genauer wissen möchte, muss auf die Originalarbeit zurückgreifen.
Klar ist auf jeden Fall, dass ein beträchtlicher Teil der zufällig eingeschleppten Arten sich im neuen Lebensraum breitmachen kann. Für die absichtliche Einfuhr und die Freisetzung (ob absichtlich oder nicht) ausländischer Ameisen bei uns in Deutschland bzw. in Europa dürften ganz ähnliche Risiken bestehen.
A. Buschinger
EDIT 25.11.05: Siehe "DISKUSSION"
Warnung vor großen schwarzen Ameisen! (16.11.05)
Im amerikanischen Forum wurde die unten einkopierte Nachricht aus der indischen Zeitung „Times of India“ verlinkt. Danach haben große schwarze Ameisen einer an Diabetes erkrankten Patientin in einer Klinik ein Auge ausgefressen. Das Auge war verbunden, und als der Sohn die Binden abnahm, musste er einen „Schwarm“ Ameisen beseitigen. Einen Tag später war die Patientin verstorben. Dem Dienst habenden Oberarzt zufolge sei es nicht ungewöhnlich, dass Ameisen Patienten mit schwerer Diabetes anknabbern.
Uff!
Woman dies after ants eat eye Times of India, India - 9 hours ago KOLKATA: Gouri Chakraborty, whose eye was nibbled at by ants at Sambhunath Pandit Hospital, died around 7.40 am on Tuesday.
Ant-nibbled diabetic patient dies in Kolkata
KOLKATA: A diabetic patient whose left eye was feasted upon by big black ants at a government hospital in Kolkata on Sunday, triggering a public outcry, has died. Hospital sources confirmed that Gouri Rani Chakraborty, whose left eye had a gaping hole on one side when her son Soumen lifted the bandage and cleared a swarm of ants from the swollen eye Monday morning, died on Tuesday. The nurses on duty at the Sambhunath Pandit Hospital on Monday feigned ignorance about the incident and the acting superintendent, A. Adhikary, said that it "was not uncommon for ants to bite a highly diabetic patient". Later in the day, the government announced that a five-member panel of senior hospital officials would probe the incident. The hospital authorities had allegedly asked the family of the 55-year-old woman to move her out. The death of the woman has triggered tension in the hospital premises.
Ein Bernstein-Ötzi (11.11.05)
Unter den folgenden links sind Bilder und eine interessante Diskussion zu finden. Es geht um eine in Baltischem Bernstein eingeschlossene Ameise, vielleicht eine Cataglyphis, bei der Teile der inneren Organe ganz klar zu sehen sind. Click and enjoy!
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=233
http://p211.ezboard.com/fantfarmfrm7.showMessage?topicID=1188.topic
Nach einigen mails an Spezialisten in USA und Russland hat Gennady Dlussky die Ameise als Formica flori identifiziert.
A. Buschinger
Angebot von "begatteten Termitenköniginnen" (09.11.05)
Der englische Ameisenladen [buyants.co.uk] ist wieder online. Bietet weiterhin bei uns geschützte Waldameisen an, sowie Termitenköniginnen für je £45,- "These are mated queens of a mound-building, west African termite species". - Ist der selbst so dumm, dass er die Fortpflanzungsbiologie der Termiten nicht kennt? Oder ist er so unverschämt, dass er seine Kunden für blöd hält und einfach ausplündern will? - Termiten-Geschlechtstiere finden sich zunächst paarweise zusammen, bauen sich eine Gründungskammer, und erst danach kommt es zu einer Verpaarung von König und Königin, die im späteren Leben der Kolonie immer mal wiederholt wird.
Interessante links (05.11.05)
http://antbase.de/interview.html Interview von Donat Agosti durch Martin Pfeiffer
http://www.myrmecos.net/ants/nothomyrmecia.html Neue Bilder der „Dinosaurier-Ameise“ Nothomyrmecia macrops
Literatur-Hinweis: Rossameisen (Camponotus) aus den USA und Kanada (04.11.05)
CARPENTER ANTS OF THE UNITED STATES AND CANADA Laurel D. Hansen; John H. Klotz, 2005, 224 pages, 19 tables, 24 maps, 94 halftones, 52 line drawings; 24 color illustrations in 4-page insert. Cornell University Press 512 East State Street, Ithaca, NY 14850 ISBN: 0-8014-4262-1. $35.00s cloth
The carpenter ant is one of the most common and destructive pests affecting homes and businesses. However, in natural areas, these ants also play an important role in forest ecology: they break down dead wood and are the principal food source of the pileated woodpecker.
In the first book devoted entirely to carpenter ants, Laurel D. Hansen and John H. Klotz cover the ants’ life history and foraging behavior, then turn to their economic importance. The authors provide a comprehensive overview of carpenter ant ecology, morphology, taxonomy, and distribution as well as a detailed chapter on control and management that will appeal especially to urban pest control programs and pest management officials. Carpenter Ants of the United States and Canada is illustrated with distribution maps, 94 halftones, 52 line drawings, and 24 color plates on a four-page insert.
Kurzfassungen von Beiträgen einer Konferenz in Kuala Lumpur (Nov./Dez. 2005)
http://www.geocities.com/anet_diwpa/2005/abstracts.html
Einige Beiträge erscheinen mir sehr interessant.
Hier kann man erfahren, was ANeT ist:
http://www.geocities.com/anet_diwpa/index.html
Under a program of DIVERSITAS , a small team in DIWPA (DIVERSITAS in Western Pacific and Asia) has tried to establish a network for social insect reference collections. The action plan initially proposed by the late Professor Tamiji Inoue of Kyoto University. Among the researchers of social insects, myrmecologists were the first to start realizing cooperation of people and institutions interested in this program
Es geht also um eine internationale Kooperation zur systematischen Bearbeitung der Ameisen im Bereich Asien und Westpazifik. Die oben angekündigte Konferenz in Kuala Lumpur ist eine der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltungen, als "workshop and seminar" angekündigt.
INVITATION TO ANeT:
ANeT is an international network for ant research (myrmecology) in Asia, and aspires to promote this field of science in Asia through research and development, establishment of complete local ant collections, and the efficient communication and networking necessary for conversation (das muss wohl "conservation" heißen"-A.B.) of ants in particular and Asian biodiversity in general.
Members of ANeT can exchange knowledge and information on ants, and ant specimens for their reference collections. At the workshop and seminar held every other year, studies on many aspects of Asian ants are reported and research programmes are discussed on an international basis. After the workshop and seminar you will enjoy an excursion to collect and observe ants; the field trip may include practice of selected protocols for ant faunal assessment and identification of collected ants.
More than 30 people from more than ten countries have been enjoying cooperation through the activities promoted by this unique network. Anyone interested in Asian ants can join us right now.
Origin and Development of ANeT:
A proposal for extablishing reference collections of social insects in eastern Asia was made at a DIWPA Workshoop held in Singapore (1-3 December 1995). This led to the preparation of a network for social insect researchers, being supported by the Japanese government. Ants became a primary target group for it (1996 - 98).
The First Workshop on Asian myrmecology was held at Kasetsart University; ANeT was formally established (30th October - 1 November 1999, Bangkok Thailand). The Second ANeT Workshop and Seminar was held at the Institute for Tropical Biology and Conservation, Universiti Malaysia Sabah; the formal organization of ANeT was established (2 - 3 November 2000, Kota Kinabalu Sabah Malaysia). The Third ANeT Workshop and Seminar was held at the Institute of Ecology and Biologica Resources, Vietnam; goals of activities were set up (3 - 4 November 2001, Hanoi, Vietnam).
Meanwhile the 'Ant Museum' was opened at the Forestry Faculty, Kasetsart University; this was alongside the establishment of a domestic network, ANeT Thai (31 May - 1 June 2001).
ANeT Organization and Activities
Office : The Institute for Tropical Biology and Conservation, Universiti Malaysia Sabah, Kota Kinabalu Malaysia (ITBC, UMS).
Committee : Country-based, comprising for the moment 8 personels from 7 countries. President : Prof. Datin Dr. Maryati Mohamed (ITBC, UMS). Secretary and Treasurer : Staff of ITBC. Resource Person : R. Kohout (Australia). Editorial Board : Prof. Seiki Yamane (Japan) & Dr. John R. Fellowes (Hong Kong/UK)
Membership : Individual-based, open to all the countries in the world. Annual fee : USD 5.00. Free for students.
Workshop and Seminar : Will be held every two years, together with a field trip
Publications : Newsletter, proceedings, identification guide and others
Local organization : Each country can develop a domestic network like "ANeT Thai"
If you are interested in joining ANeT, why don't you fill up the membership form by clicking the link below :-
REGISTRATION FORM (siehe oben angegebene URL)
A. Buschinger
Aufgelöst: Die IUCN – SSC Social Insect Specialist Group!
In der Zeitschrift „Die Waldameise“ hatte ich einmal über die „Ant Spezialist Group“ berichtet (Buschinger 1989*). Innerhalb der IUCN (Internationale Kommision für die Erhaltung der Natur) gab und gibt es die SSC (Species Survial Commission, Kommission zur Erhaltung der Arten; derzeit 7.000 Mitglieder!). Diese wiederum enthält zahlreiche Spezialisten-Gruppen, die zuständig sind für bestimmte Artengruppen, seien es Kakteen, Orchideen, Farne, Wale, Elefanten oder kleine Carnivoren.
Für wirbellose Tiere existierten einst eine ganze Anzahl von Spezialisten-Gruppen, darunter auch die (1994 aus der Ameisen-Gruppe hervorgegangene) „Soziale-Insekten-Spezialisten-Gruppe. Ich war seit Gründung Mitglied der Ameisen-Spezialisten-Gruppe. Unter anderem haben wir Vorschläge für die Aufnahme von Arten und Artengruppen in die Internationale Rote Liste erarbeitet. Agosti et al. (2000**) haben ein viel beachtetes Buch herausgebracht über Standardmethoden zur Messung und Überwachung der Biodiversität von Ameisen.
Nun erreichte mich eine e-mail des derzeitigen Vorsitzenden der SISG, Dr. Donat Agosti aus Bern. Danach wurde von der SSC die Social Insects Spezialist Group unerwartet und ohne vorherige Rücksprache schlicht gestrichen! Anscheinend sind sogar die meisten Gruppen im Bereich der wirbellosen Tiere abgeschafft worden; dort finden sich nunmehr nur noch die Gruppe für Mollusken und die für Odonata (Libellen). Die derzeitigen Spezialisten-Gruppen sind hier aufgelistet: http://www.iucn.org/themes/ssc/sgs/sgs.htm
Immerhin befasst man sich mit sozialen Insekten noch im Bereich der Invasive Species Specialist Group (ISSG), da einige soziale Insekten (darunter 5 Ameisenarten) zu den 100 schlimmsten invasiven Arten weltweit gerechnet werden. Da steht aber nicht der Schutz VON Ameisen, sondern VOR Ameisen im Vordergrund. http://www.issg.org/
Was die Gründe für die Abschaffung unserer Gruppe sind, ist mir nicht klar. Wie Agosti schreibt, liegt die Zukunft der Sozialen Insekten innerhalb der IUCN in den Sternen. Aber wir werden weiterarbeiten, wobei alle Wissens-Fortschritte weiterhin online frei zugänglich sein sollen, z.B. über das Portal http://antbase.org/
A. Buschinger
- ) Buschinger, A. (1989) : IUCN-SSC Ant Specialist Group. Die Waldameise 2, 84, 1989.
- ) Agosti, D., Majer, J.D., Alonso, L.E., Schultz, T.R. (2000): Ants. Standard Methods for Measuring and Monitoring Biodiversity. Smithsonian Institution Press, Washington and London, 280 S.
Eier in der Unterhose
Pressemitteilung 15.10.05
SYDNEY. Weil er 23 Eier in seiner Unterhose außer Landes schmuggeln wollte, ist ein Australier zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Mehrere Eier stammten von geschützten Kakadu-Arten, wie der Zoll am Freitag mitteilte. Der Mann war 2004 in Sydney kurz vor dem Abflug nach Zürich festgenommen worden. Auf das Schmuggeln von Tieren und Pflanzen stehen in Australien bis zu zehn Jahre Haft. –
Dass australische Tiere bei uns so teuer sind, ist ja angesichts derartiger Risiken durchaus zu verstehen. Eigentlich können sie gar nicht teuer genug sein.
Grummelt Echidna (dem in der Unterhose zu schmuggeln zum Glück etwas ungemütlich sein dürfte)
Neue Seite Ants of Borneo mit Glossar der morphologischen Fachtermini (11.10.05)
Für alle, die Englisch können: Es gibt eine neue, japanische Seite (in perfektem Englisch), über die Ameisen von Borneo, z.B. mit eindrucksvollen Artenlisten: http://homepage.mac.com/aenictus/AntsofBorneo.htm
Wichtig auf der Seite erscheint mir auch ein Glossar der morpologisch-anatomischen Begriffe bei Ameisen: http://homepage.mac.com/aenictus/g1.html
Nun auch ein Wikimedia (07.10.05)
http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Schw%C3%A4rmende_Ameisen.jpg
Gott und die Welt in Bildern, auch ein paar Ameisen dabei, und alles zum freien Gebrauch! Ansehen lohnt sich allemal. Mitmachen? - Lieber hier im Ameisenwiki was beitragen!
A. Buschinger
Anmerkung von Witzman: Wikimedia ist ja nur der Server, auf den die Wikipedia-User ihre Bilder, Sounds Filme usw ablegen....
Forschung, Bildung und Ameisen-Verbrauch (05.10.05)
Wissenschaftler werden immer wieder angegriffen, weil sie für ihre Forschung Tiere schädigen oder töten müssen. Anlässlich der TV-Wiederholung des Filmes „Ameisen – heimliche Weltmacht“ mit Prof. Dr. Bert Hölldobler am 04.10.05 im WDR kam diese Diskussion wieder in einigen Ameisen-Foren hoch.
Es sollte zur Allgemeinbildung gehören, dass man sich über die zahlenmäßigen Relationen ein paar Gedanken machen kann.
Der Griff ins Waldameisennest war in diesem Fall sicher nur als „Blickfang“ gedacht. Ein so kleiner Eingriff tötet kaum eine Ameise, und die Beschädigung der Kuppel ist von den Tieren in weniger als einer Stunde ausgeglichen. Über den Winter von Wildschweinen total platt gemachte Nester werden im Frühjahr innerhalb weniger Tage wieder zu schön gewölbten Hügeln (D. Otto 2005: „Die Roten Waldameisen“). Dies darf natürlich nicht als Freibrief für eigene „Experimente“ dieser Art missverstanden werden. Oft wiederholte Störungen, Stochern im Nest, das nahe Herantreten usw. bewirken auf Dauer eine wirkliche Schädigung der Ameisen, die nicht selten zum verlustreichen Wegziehen der Völker führt. – Der Film zeigt Millionen Menschen, wie es in einem solchen Bau aussieht. Die müssen das schon mal nicht mehr selbst „erforschen“. Weit bedeutsamer sind Kolonieverluste durch die normale Waldwirtschaft: Kahlschlag, so dass die überlebenden Waldameisen mangels Honigtau verhungern; Vernichtung ganzer Nester durch darüber walzende Vollernter oder durch unvorsichtiges Holzrücken über die Nester hinweg (trotz intensiver Aufklärungsarbeit durch die DASW).
Das Ausgießen eines Blattschneider-Nestes (6 Millionen Tote, oh je!): Blattschneider gehören in den Tropen der Neuen Welt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen der Landwirtschaft. Eine ungeheuer große Zahl von Völkern wird jährlich durch Pestizidbehandlung vernichtet. Das eine oder andere für Forschungs- und Demonstrationszwecke „geopferte“ Volk fällt dabei wahrlich nicht ins Gewicht.
Vergleicht man die Situation mit Lasius niger in Deutschland (die nur vergleichsweise selten schädlich oder lästig wird), so werden alljährlich gigantische Anzahlen von Koloniegründungen auf Agrarflächen bei der normalen Feldbearbeitung (Pflügen, Eggen, Walzen, mit Traktor befahren usw.) vernichtet. Offene Bodenflächen sind für frisch begattete Königinnen nun mal verführerisch als Orte für die Gründung ihrer Kolonien. Für Versuchszwecke, z.B. zur Entwicklung von Bekämpfungsmitteln, wird dagegen eine verschwindend winzige Anzahl von Völkern verbraucht.
Und Bekämpfungsmittel, mit denen wiederum zahllose Völker getötet werden, sind überall im Einsatz. Selbst Ameisenhändler bestreiten einen Teil ihres Lebensunterhalts mit dem Verkauf solcher Mittel, ebenso wie Schädlingsbekämpfer. Wobei dank Unkenntnis von Anbietern, Käufern und Anwendern oft auch harmlose Ameisen und andere Insekten den Bekämpfungsaktionen zum Opfer fallen.
Ein kleiner Ausblick auf andere Organismen: Das Sezieren von Fröschen im Biologiestudium wird gebrandmarkt. Frösche aus Deutschland dürfen schon seit Jahrzehnten nicht mehr seziert werden. Seit einigen Jahren sind auch Importe von Fröschen aus der Türkei, aus Indien usw. für diesen Zweck verboten. ABER: Es dürfen weiterhin Froschschenkel (und auch Weinbergschnecken, für die dasselbe gilt) für kulinarische Zwecke importiert und bei uns verzehrt werden. Seht Euch in Feinkostgeschäften um.
„Tierschützer“ prangern den Verbrauch von Mäusen und Ratten in medizinischen Versuchslaboren an. Nachgezüchtete, für die Natur bedeutungslose Tiere. Ein Vielfaches der (sicher unerfreulich hohen) Zahlen wird vernichtet wiederum bei der normalen Feldbearbeitung (Feldmäuse, aber auch seltenere und streng geschützte Spitzmäuse etc.). Und bei der routinemäßigen Bekämpfung von Mäusen in Lebensmittel-Speichern, von Wanderratten auch bei der aus Hygienegründen notwendigen Bekämpfung im Kanalisationssystem aller Städte.
Hunde und Katzen (Zahlen sind zu ergooglen) werden (zum Glück!) kastriert, damit aber ihrer natürlichen Bestimmung, der Fortpflanzung, beraubt: Sie werden zu unserem Vergnügen „verbraucht“; das sollte man sich als Tierfreund schon mal vergegenwärtigen, wobei ich es keinem Tierhalter zum Vorwurf machen möchte!
Viele Millionen frei laufender Katzen reißen Kleinvögel, Feld-, Wald-, Spitzmäuse usw., die alle geschützt oder „besonders geschützt“ sind (siehe Bundesartenschutzverordnung). Als Bürger darf ich mir bei Androhung hoher Strafen keinen frei lebenden Vogel oder etwa eine Waldmaus aneignen (aus der Natur entnehmen). Wohl aber darf ich meine Katze ins Gelände lassen, wo sie jährlich u.U. mehrere hundert geschützte Kleinsäuger und Vögel erlegen kann.
Ich denke, diese sehr kleine Auswahl von Daten und Fakten sollte man sich durch den Kopf gehen lassen, bevor man über die Tötung einer vergleichsweise winzigen Zahl von Tieren für wissenschaftliche Forschung ein Wehgeschrei erhebt.
Aufgespießt von Echidna (der zum Glück noch straflos Ameisen und Termiten essen darf).
Frösche: In Darmstadt haben wir in den letzten Jahren aus USA importierte, konservierte Frösche bezogen und seziert. (A.B.)
Überwinterung im Kühlschrank, ein Tipp: (03.10.05)
Im Kühlschrank (Gemüsefach) überwinternde Ameisen müssen wöchentlich kontrolliert werden! Beobachtung: In einem flachen (3 cm hoch), mehrkammerigen Kunststoffbehälter mit Gipsboden bildet sich rasch sehr viel Kondenswasser unter dem Deckel, während der Gips und das darauf liegende, flache Nest austrocknen. Die Ameisen (Tetramorium) begannen bereits, Brut in eine noch feuchtere Kammer umzuräumen (bei ca. 10 C).
Wahrscheinliche Ursache: Kaltluft kommt im Kühlschrank von oben, so dass der Deckel ein wenig kälter als der Boden des Formikars ist. In meinen Kühl-Brutschränken im Institut war ein Ventilator installiert, der für eine gleichmäßige Temperatur im gesamten Raum sorgte. Da trat dieses Problem in Formikarien desselben Typs nicht auf.
Wie sich andere Formikarien, Farmen, Ytongsteine etc., unter diesen Bedingungen verhalten, weiß ich nicht. Hier hilft nur Beobachten und regelmäßige Kontrolle.
Wenn es draußen kälter wird, werden meine Ameisen in der Garage bei 3-5 C untergebracht, wo wegen der ebenfalls dort überwinternden Kakteen usw. ein Frostwächter installiert ist.
A. Buschinger
Literaturhinweis: Nicht kaufen! (01.10.05)
Bei der Durchsicht der kürzlich erschienenen Neuauflage von Dieter Otto „Die Roten Waldameisen“ bemerkte ich, dass es in derselben Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“, Westarp Wissenschaften Verlags-GmbH, ein weiteres scheinbar neues Buch über Ameisen gibt: „Ameisen“, von Prof. Dr. Otto Scheerpeltz, 2003 (sic!). Ich bestellte das Werk. Was ich erhielt, grenzt schlicht gesagt an Betrug: Zweite, unveränderte Neuauflage; Nachdruck der 1. Auflage von 1951, sage und schreibe 32 Seiten, 17 ziemlich nichts sagende Fotos in einer Qualität wie von einem schlechten Trockenkopierer. Inhaltlich kaum über einen Schüleraufsatz hinausgehend war es schon zu seiner Zeit, 1951, eine sehr schwache Leistung. Auf der letzten, der 37., Seite die abschließende Erkenntnis über Ameisen: „Sie sind Wesen, die ganz primitive Eigenschaften besitzen, …“ – Das trifft uneingeschränkt eher auf dieses Büchlein zu, das man besser einstampfen sollte als es noch heute anzubieten, zumal für stolze € 17,45!
A. Buschinger
Literaturhinweis: Band 7 der Myrmecologischen Nachrichten ist erschienen! (29.9.05)
Neben der gedruckten Version (€ 20 bzw. € 10 fuer Mitglieder der OEGEF, Oesterreichische Gesellschaft fuer Entomofaunistik), gibt es eine nicht druckbare Online-Version, die unter http://www.oegef.at/myrmekologische.html einzusehen ist.
Bestellungen der gedruckten Version bitte per E-mail an herbert.zettel@nhm-wien.ac.at; die Zahlungsmodalitaeten sind einsehbar unter http://www.oegef.at/Preise.pdf.
Das Inhaltsverzeichnis ist im Forum der DASW unter „Literaturhinweise“ gepostet: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/index.php
A. Buschinger
Literaturhinweis (gerade erschienen) (28.09.05)
Dieter Otto: Die Roten Waldameisen, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Die Neue Brehm-Bücherei; Westarp Wissenschaften-Verlags-GmbH, Hohenwarsleben. 192 S., 39 s-w und 38 farbige Fotos, € 27,45. ISBN 3 89432 718 9.
Das vollständig überarbeitete und aktualisierte Buch befasst sich im wesentlichen mit den Waldameisenarten Formica polyctena und F. rufa, zeigt aber anhand dieser Formen auch viele allgemein für Waldameisen und andere Ameisengattungen zutreffende morphologische, physiologische, ethologische und ökologische Fakten auf. Auch die klassischen Techniken zur künstlichen Vermehrung und zum Schutz der Waldameisen sind behandelt, deren Sinn kritisch hinterfragt und durch neuere Gesichtspunkte ersetzt wird. Der farbige Bestimmungsschlüssel für Waldameisen von D. Bretz und P. Douwes ist ebenso enthalten wie ein umfangreiches Literaturverzeichnis und Register.
Eine ausführliche Besprechung wird in der Zeitschrift der DASW „Ameisenschutz aktuell“ erscheinen. Bereits jetzt kann ich aber sagen: Für ältere und jüngere Ameisenfreunde und solche, die es werden wollen, ein sehr geeignetes Buch zur Einführung und bestimmt ein wertvolles Geschenk für den Gabentisch!
A. Buschinger
Neue Ameisenart aus Holland (23.09.2005)
Noch immer lassen sich in Mitteleuropa bisher unbekannte neue Arten entdecken: P. Boer & J. Noordijk 2005: Myrmica schenckioides nov. sp., a new socially parasitic ant species (Hym., Formicidae). Entomologische Berichten 65, 120-123
Die Art soll bei Myrmica schencki parasitieren, der sie äußerlich am meisten ähnelt. Allerdings wurde nur ein einziges geflügeltes Weibchen gefunden, das in eine Bodenfalle geraten war. Es weist einige sonst bei parasitischen Myrmica-Arten vorkommende Merkmale auf, weshalb die Autoren auf eine sozialparasitische Lebensweise schließen. Hoffen wir, dass es bald gelingt, weitere Tiere zu entdecken, und zwar möglichst innerhalb von Wirtsart-nestern, so dass ihre Biologie erforscht werden kann.
A. Buschinger
Neues vom Handel mit exotischen Ameisen (21.09.2005)
„Im Deutschen Forum: Fotoforum des weltweit ersten und größten Ameisenladens wurde am 19.09.05 gepostet, dass der Geschäftsführer des antstore Boppard von einer Australienreise mehrere schöne, neue Ameisenarten mitgebracht habe (noch einsehbar am 02.10.05).“
Am 20. September 05 lautet das Angebot an exotischen Ameisen des antstore Boppard:
Kolonie: Atta sextens (extra große Kolonie) 699,00EUR (Südamerika)
X Kolonie: Calomyrmex purpureus smaragdinus 280,00EUR
X Kolonie: Meranoplus bicolor 109,00EUR
Kolonie: Pheidologeton diversus 129,00EUR (Indonesien, vermutlich Java)
Kolonie: Pheidologeton diversus (2 Königinnen) 169,00EUR (Indonesien, vermutlich Java)
X Kolonie: Polyrhachis ammon 250,00EUR
Kolonie: Polyrhachis dives (Weberameisen) 290,00EUR 180,00EUR (Java)
X Königin: Myrmecia nigrocincta 420,00EUR
X Königin: Myrmecia spec. 420,00EUR
Königin: Paraponera clavata 498,80EUR (Mittel- oder Südamerika)
X Königin: Rhytidoponera metallica 129,00EUR
angezeigte Produkte: 1 bis 11 (von 11 insgesamt) Seiten: 1
Anmerkungen:
1.) Die mit X gekennzeichneten Angebote sind ganz frisch aus Queensland/ Australien importiert. Bei älteren Angeboten habe ich die (vermutliche) Herkunft ergänzt.
2.) „Calomyrmex purpureus smaragdinus“ ist nach den Abbildungen im Forum bzw. im Angebot falsch bestimmt: Es ist keinesfalls die Gattung Calomyrmex, entsprechend auch nicht die genannte Art oder gar Unterart. Folglich ist auch die „Beschreibung“ mit Haltungshinweisen kaum zutreffend.
3.) Für keine der neu eingeführten Arten dürften Haltungserfahrungen vorliegen. Frisch aus dem Freiland entnommen und sofort verkauft. Das Risiko trägt der Käufer.
4.) Keine der Arten wurde also z.B. auf Parasiten untersucht, was der antstore zumindest früher immer beteuert hatte (Endoparasiten sind an lebenden Tieren von außen nur selten zu erkennen).
5.) Sämtliche Warnungen führender Ameisenforscher (E.O. Wilson, B. Hölldobler, J. Heinze, B. Seifert, B. & F. Schlick-Steiner, A. Buschinger u.a.) vor der Einschleppung exotischer Ameisen und ihrer möglichen Parasitenfracht werden von den Händlern missachtet.
6.) Ob für den Export der Tiere aus Australien entsprechende Genehmigungen vorliegen, ist nicht zu ermitteln. Selbst für wissenschaftliche Zwecke sind solche Genehmigungen extrem schwer zu bekommen. Hatte Herr Kalytta allerdings eine solche Genehmigung, fragt man sich, weshalb er bei der so großen Nachfrage in Deutschland nicht wesentlich mehr Arten und Kolonien mitgebracht hat.
A. Buschinger
CrickBox
Vorsicht!
"CrickBox - Dose zum Bestäuben von Futterinsekten 1,90 € Beschreibung: CrickBox ermöglicht eine einfache und schnelle Behaftung von Futterinsekten mit Futterpulver z.B. Vitamine, Calcium usw. Gewünschte Menge an Futterinsekten in die Schütteldose füllen, Futterpulver zugeben, Deckel verschließen und schütteln. Die Futterinsekten werden gleichmäßig eingestäubt."
In seinem Forum zitiert der Anbieter diesen Text und fügt an:: Kann aber auch zum Betäuben verwendet werden, dazu bräuchte man aber noch Essig-Äther.
Essigester = Essigäther = Essigsäureäthylester ist eine stark riechende Flüssigkeit (z.B. UHU-Alleskleber riecht danach). Zugleich ist es ein Lösungsmittel u.a. für Kunststoffe. Es wird gerne zum Abtöten von Insekten für Sammlungszwecke benutzt. „Betäuben“ kann man Insekten damit nur kurzfristig, wobei sie Schäden davontragen, auch wenn sie sich nach kürzerer, noch nicht tödlicher Einwirkung scheinbar wieder erholen. VORSICHT: Löst Kunststoff-Behälter an, macht sie trübe, oder verklebt z.B. Dose und Deckel, oder auch die zu betäubenden Insekten.
ECHIDNA warnt fauchend.
Aus einem Datenblatt der Uni Würzburg:
Essigsäureethylester [141-78-6] C4H8O2; (Ethylacetat; Essigester; Essigether). Farblose, charakteristisch riechende Flüssigkeit.
Gefahren für Mensch und Umwelt Leichtentzündlich. Die Dämpfe sind viel schwerer als Luft und bilden mit Luft explosionsfähige Gemische. Mit Oxidationsmittel heftige Reaktion, ggf. Entzündung möglich.
Ethylacetat besitzt in niedrigen Dampfkonzentrationen einen angenehm fruchtargtigen Geruch, in mittleren Konzentrationen schleimhautreizende, in höheren Dosen narkotische Wirkung. Dasselbe tritt nach Verschlucken ein, wobei geringe Dosen krampflö ;send und auf die Atmung vertiefend wirken. Die Symptome nach Inhalation sind: Kratzen im Hals, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen , Kopfschmerzen. Bei höheren Konzentrationen, je nach aufgenommener Menge, subnarkotische bis narkotische Symptome, evtl. . Atemlähmung. Lungenödeme sind möglich. Durch entfettende Wirkung sind Hautekzeme möglich. Schwach wassergefährdender Stoff (WGK 1).
Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln Von Zündquellen fernhalten. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Schutzhandschuhe nur als kurzzeitiger Spritzschutz.
Verhalten im Gefahrfall (Unfalltelefon: 112) Mit saugfähigem, inertem Material z. Rench Rapid oder Chemozorb aufnehmen. Rückstände mit viel Wasser und Netzmittel wegspülen. Wasser, Kohlendioxid, Trockenlöschmittel, Schaum.
Erste Hilfe Nach Augenkontakt: Bei Kontakt gründlich mit Wasser (mind. 10 Min.) spülen. Augenarzt konsultieren. Nach Einatmen: Frischluft. Nach Verschlucken: Sofort und wiederholt reichlich Wasser trinken. Erbrechen vermeiden (Aspirationsgefahr!). Arzt aufsuchen. Nach Kleidungskontakt: Benetzte Kleidung sofort ausziehen.
Sachgerechte Entsorgung Als Sondermüll (halogenfreie Lösungsmittel) entsorgen.
Bei Problemen, Anfragen oder Kommentaren schicken Sie bitte eine Nachricht an michael.tuerk@rzsan.uni-wuerzburg.de oder stadler@chemie.uni-wuerzburg.de