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Als '''polygyn''' werden Kolonien bezeichnet, welche mehr als eine Königin enthalten. Hierbei muss zwischen primärer (gemeinsame Gründung mehrerer Jungköniginnen) und sekundärer Polygynie (Adoption von Jungköniginnen) unterschieden werden. Sekundär polygyne Ameisenstaaten leben theoretisch unendlich, da gestorbene Königinnen mithilfe der Adoption ersetzt werden. Polygynie ist z.B. bei Formica-Arten verbreitet, deren Nester bis | Als '''polygyn''' werden Kolonien bezeichnet, welche mehr als eine Königin enthalten. Hierbei muss zwischen primärer (gemeinsame Gründung mehrerer Jungköniginnen) und sekundärer Polygynie (Adoption von Jungköniginnen) unterschieden werden. Sekundär polygyne Ameisenstaaten leben theoretisch unendlich, da gestorbene Königinnen mithilfe der Adoption ersetzt werden. Polygynie ist z. B. bei ''[[Formica]]''-Arten verbreitet, deren Nester bis zu 5.000 Königinnen enthalten können. | ||
Kommen Polygynie und Monogynie bei derselben Art nebeneinander vor, spricht man von '''"fakultativer Polygynie"'''. Kriterium für fakultative Polygynie ist, dass monogyne Völker ebenso wie polygyne derselben Art in der Lage sind, weibliche Geschlechtstiere aufzuziehen. Das Gegenstück wäre eine '''"obligatorische Polygynie"''', bei der monogyne Völker z.B. einfach zu klein bleiben, um genügend Futter herbeizuschaffen, oder, etwa bei [[Formica polyctena]], eine für die Geschlechtstieraufzucht genügend hohe Nestwärme aufrecht zu erhalten. | Kommen Polygynie und Monogynie bei derselben Art nebeneinander vor, spricht man von '''"fakultativer Polygynie"'''. Kriterium für fakultative Polygynie ist, dass monogyne Völker ebenso wie polygyne derselben Art in der Lage sind, weibliche Geschlechtstiere aufzuziehen. Das Gegenstück wäre eine '''"obligatorische Polygynie"''', bei der monogyne Völker z. B. einfach zu klein bleiben, um genügend Futter herbeizuschaffen, oder, etwa bei ''[[Formica polyctena]]'', eine für die Geschlechtstieraufzucht genügend hohe Nestwärme aufrecht zu erhalten. | ||
Polygyne Arten sind häufigig auch polydom, besiedeln also mehrere bis viele Nester, die in Verbindung stehen und Nahrung, Brut, Arbeiterinnen, ja sogar Königinnen austauschen. [[Formica yessensis]] auf Hokkaido bildete so an einem Küstenabschnitt einen Kolonieverband, eine Superkolonie | Polygyne Arten sind häufigig auch polydom, besiedeln also mehrere bis viele Nester, die in Verbindung stehen und Nahrung, Brut, Arbeiterinnen, ja sogar Königinnen austauschen. ''[[Formica yessensis]]'' auf Hokkaido bildete so an einem Küstenabschnitt einen Kolonieverband, eine Superkolonie mit ca. 45.000 Nestern auf 2.7 qkm, in dem geschätzte 300 Millionen Arbeiterinnen und 1 Million Königinnen zusammenlebten. Diese Superkolonie soll in jüngerer Zeit allerdings dem Bau eines Hotelkomplexes zum Opfer gefallen sein. Manche hoch polygynen Arten wie die Pharaoameise (''[[Monomorium pharaonis]]'') sind unikolonial, d. h. zwischen den Völkern auch weit entfernter Populationen bestehen keinerlei territoriale Grenzen, und Angehörige fremder Nester werden jederzeit akzeptiert. Dies gilt in eingeschränktem Maße auch für ''[[Linepithema humile]]'', die "Argentinische Ameise". Solche unikolonialen Arten stellen übrigens die gefährlichsten [[Schadameisen]] (pest-ants). |
Version vom 13. Januar 2009, 15:51 Uhr
Als polygyn werden Kolonien bezeichnet, welche mehr als eine Königin enthalten. Hierbei muss zwischen primärer (gemeinsame Gründung mehrerer Jungköniginnen) und sekundärer Polygynie (Adoption von Jungköniginnen) unterschieden werden. Sekundär polygyne Ameisenstaaten leben theoretisch unendlich, da gestorbene Königinnen mithilfe der Adoption ersetzt werden. Polygynie ist z. B. bei Formica-Arten verbreitet, deren Nester bis zu 5.000 Königinnen enthalten können.
Kommen Polygynie und Monogynie bei derselben Art nebeneinander vor, spricht man von "fakultativer Polygynie". Kriterium für fakultative Polygynie ist, dass monogyne Völker ebenso wie polygyne derselben Art in der Lage sind, weibliche Geschlechtstiere aufzuziehen. Das Gegenstück wäre eine "obligatorische Polygynie", bei der monogyne Völker z. B. einfach zu klein bleiben, um genügend Futter herbeizuschaffen, oder, etwa bei Formica polyctena, eine für die Geschlechtstieraufzucht genügend hohe Nestwärme aufrecht zu erhalten.
Polygyne Arten sind häufigig auch polydom, besiedeln also mehrere bis viele Nester, die in Verbindung stehen und Nahrung, Brut, Arbeiterinnen, ja sogar Königinnen austauschen. Formica yessensis auf Hokkaido bildete so an einem Küstenabschnitt einen Kolonieverband, eine Superkolonie mit ca. 45.000 Nestern auf 2.7 qkm, in dem geschätzte 300 Millionen Arbeiterinnen und 1 Million Königinnen zusammenlebten. Diese Superkolonie soll in jüngerer Zeit allerdings dem Bau eines Hotelkomplexes zum Opfer gefallen sein. Manche hoch polygynen Arten wie die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) sind unikolonial, d. h. zwischen den Völkern auch weit entfernter Populationen bestehen keinerlei territoriale Grenzen, und Angehörige fremder Nester werden jederzeit akzeptiert. Dies gilt in eingeschränktem Maße auch für Linepithema humile, die "Argentinische Ameise". Solche unikolonialen Arten stellen übrigens die gefährlichsten Schadameisen (pest-ants).