Antquarium / Gelfarm: Unterschied zwischen den Versionen
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Gewöhnlich kann man solche Bakterien durch Verabreichung von '''Antibiotika''' eliminieren. Da das Gel in Gelfarmen durch zugefügte Antibiotika (welche? – Herstellergeheimnis!) vor baldiger Fäulnis bewahrt wird, und weil dieses Gel ja auch als Nahrung für die Ameisen dienen soll, ist bei Besetzung mit Camponotus eine Schädigung der Ameisen recht wahrscheinlich. | Gewöhnlich kann man solche Bakterien durch Verabreichung von '''Antibiotika''' eliminieren. Da das Gel in Gelfarmen durch zugefügte Antibiotika (welche? – Herstellergeheimnis!) vor baldiger Fäulnis bewahrt wird, und weil dieses Gel ja auch als Nahrung für die Ameisen dienen soll, ist bei Besetzung mit Camponotus eine Schädigung der Ameisen recht wahrscheinlich. | ||
Nur wenige Ameisengattungen wurden bisher auf bakterielle Endosymbionten untersucht, so dass auch bei Ameisen anderer Verwandtschaftsgruppen Schäden durch die zugesetzten Antibiotika nicht auszuschließen sind. - Ein weiteres Argument gegen die Besetzung von Gelfarmen mit Ameisen. | Nur wenige Ameisengattungen wurden bisher auf bakterielle Endosymbionten untersucht, so dass auch bei Ameisen anderer Verwandtschaftsgruppen Schäden durch die zugesetzten Antibiotika nicht auszuschließen sind. - Ein weiteres Argument gegen die Besetzung von Gelfarmen mit Ameisen. | ||
'''Ergänzung''' (05. 01. 2008): | |||
Hier wird über eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung zur Bedeutung der Endosymbionten im Darm von Rossameisen (Camponotus) berichtet: | |||
http://www.biologie.uni-wuerzburg.de/aktuelles/archiv1/single/artikel/zubrot-aus-1/ |
Version vom 5. Januar 2008, 10:51 Uhr
Als "Antquarium" oder "Gelfarm" wird ein Produkt im Handel angeboten, das aus einem transparenten Behälter besteht, der mit einem ebenfalls durchsichtigen Gel befüllt ist. Darin sollen Ameisen leben.
Aus der Werbung einer Firma, die solche Einrichtungen vertreibt:
2003 hat die NASA ein Space Shuttle Experiment durchgeführt, bei dem das Verhalten von Ameisen bei Schwerelosigkeit untersucht wurde. Dazu benötigte man eine Möglichkeit, eine Ameisenkolonie in den Weltraum zu befördern. Die Lösung bestand in einem speziellen Gel, in dem die Ameisen Tunnel graben können wie in einem Ameisenhaufen und von dem sie sich gleichzeitig ernähren können. Zusätzlich war das Gel durchsichtig, so dass man die Ameisen perfekt beobachten konnte.
Dieses Gel steht jetzt auch der Allgemeinheit zur Verfügung: Das Antquarium besteht aus einem Behälter aus Plexiglas, in dem sich besagtes Gel befindet. Tut man jetzt einige Ameisen aus der freien Natur in das Gel, fangen diese an, Gänge zu graben, wobei man sie perfekt beobachten kann. Die Ameisen überleben ca. 1-3 Monate, wenn sie sterben, werden sie aber von ihren Artgenossen aus den Gängen befördert, so dass man sie leicht entfernen kann. Während der ganzen Zeit muss man die Ameisen natürlich nicht füttern, sie ernähren sich wie gesagt von dem Gel.
Zum Lieferumfang gehört:
Plexiglas-Behälter mit Antquarium-Gel (ca. 17cm*14cm*3,5cm)
Kleiner Behälter zum Aufsammeln von Ameisen
Lupe
Stab, mit dem man tote Ameisen entfernen kann.
Solche Farmen werden zu Preisen um 25,- EURO plus Versandkosten vertrieben. In manchen Ländern gehört zum Lieferumfang auch ein Gutschein für die Zusendung einiger Ameisen, die von einer weiteren Firma geliefert werden. Üblicherweise werden größere Ameisen (Ernteameisen der Gattungen Messor, Pogonomyrmex etc.) geliefert, allerdings nur Arbeiterinnen ohne Königin und Brut. Beim Besetzen mit selbst gefangenen Ameisen sollte man berücksichtigen, dass längst nicht alle Arten in Frage kommen.
Kritik und Zusatzinformation
Es ist bisher niemandem gelungen, die Koloniegründung einer Ameisenkönigin oder eine Aufzucht von Brut in dem Gel zu erzielen. Wenn Ameisen ein Gefühlsleben hätten, könnte man sagen, dass sie "verzweifelt" aus dem unnatürlichen Behälter zu entkommen suchen und dabei eben auch darin graben. Letztlich besteht das zweifelhafte Vergnügen des Käufers darin, dass er/sie genüsslich der Ameisengruppe beim Kampf ums Überleben und schließlich beim Sterben zusehen kann. "Ameisenfreunden", die daran ihre Freude haben, kann das Antquarium empfohlen werden, allerdings ausschließlich solchen.
„Entwickelt“ wurde das Ameisengel für einen Schülerversuch, bei dem für ein paar Tage das Grabeverhalten von Ameisen-Arbeiterinnen unter Schwerelosigkeit mit dem „normalen“ Verhalten am Boden verglichen werden sollte. Man benötigte ein Substrat, in dem, anders als in Sand, die Gänge der Ameisen bei der enormen Beschleunigung nicht kollabierten. Die NASA war nur insofern beteiligt, als sie den Versuchsbehälter (mit Webcam usw.) auf einen Columbia-Flug mitnahm. Zur Erinnerung: Das Experiment endete damit, dass die "Columbia" mit dem Antquarium an Bord beim Landeanflug am 01. Feb. 2003 verglühte.
Geschäftstüchtige Hersteller propagieren das Produkt seitdem unter Ausnutzung des bekannten Namens der National Aeronautics and Space Administration. Es sind keinerlei Untersuchungen von Seiten der Hersteller oder Händler zur Eignung des Produkts für die längerfristige Haltung von Ameisen bekannt. Auch welche Arten ggf. in dem Gel gehalten werden können, wird nirgends angegeben. Das „Antquarium“ mit allen Abwandlungen ist ein Musterbeispiel dafür, wie unter Missbrauch eines prominenten Namens ein völlig wertloses Produkt verkauft wird, das ausschließlich dem finanziellen Gewinn von Hersteller und Händlern dient, zu Lasten des uninformierten Käufers und der bedauernswerten Ameisen.
In der Gattung Camponotus sind endosymbiontische Bakterien (Gattung Blochmannia) verbreitet, die für die Ernährung der Ameisen eine wichtige Rolle spielen. Gewöhnlich kann man solche Bakterien durch Verabreichung von Antibiotika eliminieren. Da das Gel in Gelfarmen durch zugefügte Antibiotika (welche? – Herstellergeheimnis!) vor baldiger Fäulnis bewahrt wird, und weil dieses Gel ja auch als Nahrung für die Ameisen dienen soll, ist bei Besetzung mit Camponotus eine Schädigung der Ameisen recht wahrscheinlich. Nur wenige Ameisengattungen wurden bisher auf bakterielle Endosymbionten untersucht, so dass auch bei Ameisen anderer Verwandtschaftsgruppen Schäden durch die zugesetzten Antibiotika nicht auszuschließen sind. - Ein weiteres Argument gegen die Besetzung von Gelfarmen mit Ameisen.
Ergänzung (05. 01. 2008): Hier wird über eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung zur Bedeutung der Endosymbionten im Darm von Rossameisen (Camponotus) berichtet:
http://www.biologie.uni-wuerzburg.de/aktuelles/archiv1/single/artikel/zubrot-aus-1/