Camponotus truncatus: Unterschied zwischen den Versionen
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A. Buschinger, 11.03.2006 | A. Buschinger, 11.03.2006 | ||
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Buschinger, A. (2002): Koloniegründung der Stöpselkopfameise Camponotus (Colobopsis) truncatus im Garten. Ameisenschutz aktuell 16, 6-9. | *Buschinger, A. (2002): Koloniegründung der Stöpselkopfameise Camponotus (Colobopsis) truncatus im Garten. Ameisenschutz aktuell 16, 6-9. | ||
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Version vom 21. Januar 2007, 13:26 Uhr
Camponotus (Colobopsis) truncatus (Formicinae) ist die einzige in Deutschland heimische Ameisenart mit einer Soldatenkaste. Die Soldaten sind größer als die Arbeiterinnen, und sie haben eine breite, stark sklerotisierte (verhärtete) Kopfvorderseite von rundlichem Umriss. Mit dieser Kopfvorderfläche können sie die ebenfalls rundlichen Nesteingänge wie mit einem Stöpsel verschließen (eine der deutschen Bezeichnungen der Art lautet entsprechend „Stöpselkopfameise“). Seitlich lugen die Antennenspitzen hervor, so dass eine Einlass begehrende Ameise mit der „Türschließermorphe“ Kontakt aufnehmen kann. Gehört der Ankömmling zum Nest, tritt der Soldat zurück und gibt den Weg frei.
Diese Ameisen sind reine Holzbewohner. Ihre Nester legen sie in Totholz auf Bäumen an, in abgestorbenen Ästen und Zweigen und auch in der Borke. Sie sind monogyn, aber polydom; ein Volk kann also mehrere Nester in einer Baumkrone umfassen. C. truncatus ist eigentlich eine Mittelmeerameise und kommt auch in Deutschland nur an wärmebegünstigten Standorten vor. Die warmen Klimabedingungen sind allerdings nur im Sommer erforderlich. Den Winter überstehen die Ameisen, nur von millimeterdünnen Holz- und Borkenwänden „geschützt“, in ihren Nestern. In kalten Winternächten sind sie jedenfalls Umgebungs- und Nesttemperaturen von minus 15 Grad Celsius und tiefer ausgesetzt, ohne Schaden zu nehmen!
Auch sehr starken tagesperiodischen Temperaturschwankungen ist sind die Ameisen sowohl im Sommer als auch im Winter in ihren Nestern ausgesetzt. Wie bei vielen Leptothorax- und Temnothorax-Arten ist das aber für ihr Wohlbefinden eher förderlich, so dass sie sich bei relativ konstanter „Zimmertemperatur“ kaum ordentlich halten lassen. (Da sie in D auf der Roten Liste stehen, sollte man ohnehin von einer Haltung „nur zum Vergnügen“ Abstand nehmen).
Bisher noch nicht ganz klar ist, weshalb auch die Königin den verbreiterten „Dickkopf“ der Soldaten hat. Man kann vermuten, dass sie selbst während der Zeit der selbständigen Koloniegründung (claustral) den Eingang zu ihrer Gründungskammer zeitweilig mit dem Kopf verschlossen hält.
„Phragmosis“ ist ein Fachausdruck für die Tatsache, dass bestimmte Tiere speziell gestaltet sind um, wie hier mit ihren Köpfen, Nesteingänge oder auch bestimmte Durchgänge im Nest (kommt bei Termiten vor) zu verschließen (griech. phragma = Wand). Eine tropische Ameisenart, Pheidole embolopyx (also eine Myrmicine aus der riesigen Gattung Pheidole) hat zu demselben Zweck ein als Verschlussplatte geformtes und verhärtetes Gaster-Ende (embolo- Verstopfung, vgl. Embolie; -pyx, vgl. Pygidium, Hinterende).
Die Bilder stammen aus meinem Garten. Im November 1999 fand ich eine Königin in einem Ästchen, das im Wald vom Sturm abgerissen und auf den Boden geworfen worden war. Die Königin wurde in ein Stück Bambusrohr gesteckt und in Kopfhöhe in eine kleine, stets auf „Bonsai“ geschnittene Eiche gehängt. Im Oktober 2001 ergab eine Kontrolle, dass sich bereits ein recht stattliches Völkchen in dem Bambusrohr entwickelt hatte. In den folgenden Jahren waren gelegentlich einzelne Arbeiterinnen beim Furagieren zu beobachten. Das letzte Bild zeigt zwei davon, die ich im Sommer 2005 mit ein paar winzigen Honigtröpfchen aus dem Nest gelockt hatte.
Bild 1: Colobopsis-Königin.
Bild 2: Colobopsis-Soldat
Bild 3: Das künstliche Nest aus Bambusröhrchen. Inzwischen wurde parallel zum ersten ein zweites Röhrchen angebracht um der wachsenden Kolonie Wohnraum zu bieten. Obohl ich für abgestorbene Äste am Baum gesorgt habe, fand noch kein Umzug in eine natürliche Nistgelegenheit statt.
Bild 4: Zwei Arbeiterinnen haben sich herausgewagt um den angebotenen Honig zu schlecken. An der langgestreckten Form der Gaster kann man die sie auch von anderen Ameisen, z.B. Lasius niger, gut unterscheiden. Die Konkurrenz schläft nie: Lasius niger belaufen den Baum und würden größere Honigtropfen sofort monopolisieren. Offenbar überlebt Colobopsis nur dank ihrer heimlichen, versteckten Lebensweise.
Das Völkchen lebt also seit 1999, jetzt schon über 6 Jahre, in den Bambusröhrchen. Naturnahe Haltung, und tief zufriedenstellend, auch wenn man wenig von den Kleinen zu sehen bekommt!
A. Buschinger, 11.03.2006
Literatur
- Buschinger, A. (2002): Koloniegründung der Stöpselkopfameise Camponotus (Colobopsis) truncatus im Garten. Ameisenschutz aktuell 16, 6-9.